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Synästhesie: Wie sie Intelligenz und Kreativität beflügelt

Wer die Fähigkeit zur Synästhesie besitzt, verfügt über eine besondere Wahrnehmung. Welchen Ton gibt die Farbe blau von sich? Wie schmeckt ein bestimmtes Wort? Solche scheinbar sinnlosen Fragen können Synästheten beantworten. Diese Menschen können mehrere Sinnesmodalitäten miteinander verknüpfen. Wie sich das Phänomen äußert, worin seine Ursachen liegen und was es mit Intelligenz zu tun hat…



Synästhesie: Wie sie Intelligenz und Kreativität beflügelt

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Was ist Synästhesie?

Riechen, schmecken, hören, sehen, fühlen – die klassischen fünf Sinne hat fast jeder. Üblicherweise funktionieren die getrennt voneinander. Das heißt, wenn Sie eine blaue Blume sehen, verbinden Sie die Farbe nicht automatisch mit einem Ton oder Geschmack. Genau das passiert aber bei Synästhesie. Bei etwa vier Prozent der Menschheit erzeugt eine Sinneswahrnehmung immer auch eine weitere. Der Begriff Synästhesie stammt aus dem Griechischen und leitet sich von syn (= zusammen) und aisthesis (= Empfindung) ab. Synästheten nehmen zwei Sinneseindrücke gleichzeitig wahr.

Und dieses neurologische Phänomen lässt sich sogar nachweisen: Der Magnetresonanztomograph lässt deutlich die jeweils aktivierten Gehirnregionen farblich hervortreten und zeigt beispielsweise gleichzeitig ein aktiviertes Hör- und Geschmackszentrum an. Der doppelte Sinneseindruck lässt sich durch einen bestimmten Reiz hervorrufen. Daneben existieren diverse Trigger, wie Gedanken oder Vorstellungen, die das Phänomen bewirken.

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Woher kommt das Phänomen?

Die Forschung ist sich uneins, welche Ursachen Synästhesie hat. Vieles spricht dafür, dass es eine Mischung aus verschiedenen Ursachen gibt. So scheinen Vererbung, Erfahrung und Zufall eine Rolle zu spielen. Für ersteres spricht, dass in manchen Familien mehrere Synästheten auftreten. Dass Erfahrung definitiv ein Grund dafür ist, lässt sich in solchen Fällen erklären, in denen die Synästhesie durch erlerntes Wissen wie etwa Buchstaben oder Monatstage ausgelöst wird.

Eine weitere Hypothese besagt, dass bei Synästheten ein besonders starker Austausch (sogenannte Hyperkonnektivität) zwischen Hirnregionen stattfindet, die üblicherweise nicht miteinander verbunden sind. Möglich sei dies bei dicht nebeneinanderliegenden Arealen, die durch Nervenfasern verflochten seien. Dafür spricht, dass Synästhesien zwischen Arealen, die weiter entfernt liegen, deutlich seltener zu beobachten sind. Die Hirnregion, die für Farbwahrnehmung zuständig ist, liegt neben jener, die Buchstaben und Zahlen erkennt. Für Forscher ist es daher naheliegend, dass diese beiden Regionen stärker miteinander verflochten sind.

Synästhesie ist keine Krankheit, insofern lässt sich auch nicht von Symptomen sprechen. Allerdings können Betroffene sie durch eine Krankheit erwerben. Es sind Fälle bekannt, in denen es bei Personen durch eine Erkrankung oder einen Unfall zu einer Sinnesbeeinträchtigung kam. Anschließend entwickelten diese Personen plötzlich eine Synästhesie. So beispielsweise Derek Amato, der seit einer Gehirnerschütterung Töne als Quadrate wahrnimmt. Und obwohl er vor seinem Unfall kein Klavier spielen konnte, setzt er besagte Töne und Quadrate als Kompositionen am Klavier um. Es handelt sich bei ihm um einen der selten Fälle von Hochbegabung, genauer: Inselbegabung. Das heißt, ein Bereich – indem Fall der Musische – ist extrem ausgeprägt.

Arten von Synästhesie

Es gibt zahlreiche Synästhesieformen, die nicht einfach so erscheinen. Auslöser können Musik, Sprache oder Sinnesreize wie Geschmacksrichtungen, Gerüche und Empfindungen (beispielsweise Schmerz oder Temperatur) sein. Dem amerikanischen Neurologen Richard E. Cytowic zufolge gibt es mehr als 150 verschiedene Arten. Bekannte Beispiele sind:

Graphem-Farb-Synästhesie
Diese Synästhesieart gehört zu den häufigsten und bisher am besten untersuchten. Zahlen oder Buchstaben (Grapheme) erhalten bestimmte Farben zugeordnet.

Farbiges Hören
Der Synästhet visualisiert Töne in Farbe oder Form, ein Synästhet charakterisiert einen Ton als blau oder oval.

Sequenz-Raum-Synästhesie
Diese Synästhesie taucht relativ häufig auf und zeigt sich darin, dass die Person Zeiteinheiten wie Wochentage und Monate oder das Alphabet und Zahlen innerlich dreidimensional anordnet. Eine etwas genauere Bezeichnung der Sequenz-Raum-Synästhesie bei Zeiteinheiten ist die „Zeit-Raum-Synästhesie“. Bei einer Variante der Sequenz-Raum-Synästhesie geschieht das gleiche mit anderen sequenzierbaren Einheiten, beispielsweise Temperaturen oder geschichtlichen Epochen. Handelt es sich um Zahlen, welche den Sinneseindruck bewirken, kennt die englische Sprache den spezifischeren Begriff „Number Form“.

Ticker-Tape-Synästhesie
Die auch als Ticker-Tape Experience bezeichnete Wahrnehmung äußert sich, indem die Betroffenen gesprochene und gehörte Worte innerlich mit einem „Untertitel“ versehen – ganz so wie bei einem „Newsticker“. Dieses Phänomen tritt bei immerhin sieben Prozent der Bevölkerung auf.

Gefühls-Synästhesie
Bei dieser Form verbindet der Synästhet Gefühle mit Farben oder Formen.

Person-Farb-Synästhesie
Manche Synästheten ordnen anderen Personen eine jeweils charakteristische Farbe oder Zahl zu. Ihre Synästhesie kann ebenso durch Namen ausgelöst werden.

Ordinal-linguistische Personifikation (OLP)
Hier assoziieren Synästhetiker Ordnungszahlen, Wochentage oder Buchstaben mit einer Persönlichkeit oder einem Geschlecht.

Lexikal-gustatorische Synästhesie
In diesem Fall haben Worte oder Namen einen bestimmten Geschmack, eine bestimmte Textur und möglicherweise unterschiedliche Temperatur. Diese Wahrnehmung ist bei gerade mal 0,2 Prozent aller Synästheten zu finden, also sehr selten.


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Merkmale und Eigenschaften bei synästhetischen Empfindungen

Menschen mit synästhetischen Empfindungen geht es ähnlich wie solchen mit ADHS und Hochsensibilität: Für einige ist es eine tägliche Herausforderung, viele gleichzeitig erscheinende Sinneseindrücke zu verarbeiten. Oft ist es sogar so, dass die Betroffenen Jahre brauchen, um sich einzugestehen, dass sie die Welt synästhetisch wahrnehmen. Sei es, dass sie verwundert feststellen, dass nicht jeder die Dinge so wahrnimmt. Oder aber, dass sie sich schämen und Ausgrenzung fürchten. Denn Synästhesie lässt sich nicht steuern, sondern entsteht einfach.

Befragt man Synästhetiker, ob sie sich an eine Zeit erinnern können, in denen die Wahrnehmung anders war, verneinen sie dies. Eine wissenschaftliche Theorie besagt daher, dass womöglich alle Menschen mit Synästhesie geboren werden, diese Fähigkeit aber bei der Mehrheit im Zuge des Wachstumsprozesses verloren geht. Bekannt ist, dass die Gehirne von Neugeborenen anders miteinander verknüpft sind, als von Erwachsenen. Erst später spezialisieren sich die Regionen auf bestimmte Sinneseindrücke. Synästhetiker profitieren allerdings auch von dieser neurologischen Fähigkeit. Demnach zeichnen Sie sich vor allem durch diese Eigenschaften aus:

Mit Blick auf diese Fähigkeiten verwundert es wenig, dass sich besonders unter Künstlern und Kreativen viele Synästheten finden, darunter illustre Persönlichkeiten wie Wassily Kandinsky, Jimi Hendrix oder Vladimir Nabokov.

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Lässt sich Synästhesie lernen?

Auch wenn die Fähigkeit zur gleichzeitigen Wahrnehmung verschiedener Sinneseindrücke teils mit Erfahrungen zusammenhängt: Viele Forscher sind der Meinung, dass sich Synästhesie nicht einfach so lernen lässt. Was viele nicht wissen: Synästhesie sollte nicht mit Assoziationen verwechselt werden. Natürlich kann jeder Buchstaben bestimmte Farben zuordnen.

In welcher Geschwindigkeit das geschieht, hängt allerdings davon ab, ob jemand wirklich synästhetisch empfindet oder einfach nur assoziiert. So beobachtet beispielsweise der Zürcher Neurowissenschaftler Lutz Jäncke bei Probanden Verzögerungen, wenn ein Test andere, von den eigenen Vorstellungen abweichende, Beschreibungen enthält. Hinzu kommt, dass solche Effekte nicht lange anhalten. Bei echten Synästhetikern sind die Sinneseindrücke nicht erlernt und halten ein Leben lang.

Synästhetisches Empfinden lässt sich auch noch anders testen: Bei der häufigen Graphem-Farb-Synästhesie konnte man beispielsweise feststellen, dass echte Synästhetiker in ihrer Farbgebung übereinstimmen. So erhält der Buchstabe C meist gelb als Farbe, das O hingegen sehen viele als weißen oder transparenten Buchstaben. Gleichzeitig lassen sich in Familien mit mehreren Synästhetikern unterschiedliche Farbzuordnungen beobachten.

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[Bildnachweis: FGC by Shutterstock.com]

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