Fantasie: Wie entsteht sie? Wie beflügeln?

Fantasie ist das Auge der Seele. Oder wie es Jonathan Swift formuliert hat: „Fantasie ist die Gabe, unsichtbare Dinge zu sehen.“ Sie ist die Triebfeder hinter neuen Ideen und Motor der Kreativität. Mittels Vorstellungskraft können wir unsere Motivation ebenso steigern wie unsere Möglichkeiten. Dabei gibt es die reiche und wilde (sexuelle) Fantasie, aber auch die abgründige und krankhafte. Was passiert, wenn wir uns in Gedanken etwas ausmalen? Und lässt sich die eigene Phantasie beflügeln und nutzen? Eine Reise in die Welt der Fantasie…

Fantasie Phantasie Definition Bedeutung Befluegeln

Phantasie oder Fantasie? Richtige Schreibweise laut Duden

Beide Schreibweisen sind richtig: Fantasie und Phantasie. Der Duden empfiehlt nach Rechtschreibreform die Schreibweise „Fantasie“. Analog dazu: Fantast, fantastisch, fantasieren oder fantasievoll.


Definition: Was ist Fantasie?

Fantasie beschreibt die kreative Fähigkeit, sprachlich oder gedanklich eine völlig neue Welt zu erschaffen. Szenen voller ungewöhnlicher Bilder, in denen weder Naturgesetze, noch die Regeln der Logik gelten. In der Fantasie ist alles möglich und erlaubt. Es gibt keine Grenzen.

Häufige Synonyme für Phantasie oder Fantasie sind: Vorstellungskraft, Einbildung, Einfallsreichtum, Fiebertraum, Imagination, Tagtraum, Traumbild, Trugbild, Vorstellungsgabe, Vorstellungsvermögen, Wunschtraum.

Wie entsteht Fantasie?

Manche Menschen haben viel Fantasie, andere weniger. Woran liegt das? Fantasie entsteht immer dann, wenn wir unseren Gedanken freien Lauf lassen – unter der Dusche, beim Spaziergang, an kreativen Orten. Gleichzeitig ist eine wichtige Voraussetzung, dass wir eine ausgeprägte visuelle Vorstellungskraft besitzen. Wer fantasieren will, muss sich Dinge meist bildlich vorstellen können. Das können nicht alle gleich gut.

Hinzu kommt: Zu viel Realismus ist Gift für unsere Vorstellungskraft. Ideen erstickt er im Keim und sperrt sie in die enge Zelle des Machbaren. „Unmöglich!“, ruft der Realist und schmäht den Visionär als „Fantasten“. Der Geistesblitz ist da schon erloschen.

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Welche Bedeutung hat Fantasie?

Forscher vermuten, dass nur der Mensch zur Fantasie fähig ist, Tiere nicht. Reisen in Fantasiewelten können uns unterhalten, entspannen, sogar glücklich machen. In der Literatur haben sich darum ganze Genres gebildet: Fantasy-Geschichten oder Science-Fiction-Romane.

Einige dieser fantastischen Geschichten und Ideen können sogar Realität werden. Beispiel: Leonardo da Vinci oder Jules Verne. Da Vinci träumte schon von Fluggeräten wie Hubschraubern, lange bevor diese gebaut wurden. Gleiches gilt für Jules Verne: Während andere noch im Kerzenlicht von dampfgetriebenen Maschinen träumten, beschrieb Verne bemerkenswert präzise die Elektrizität und entwarf Bilder von Flugzeugen, Raumschiffen und U-Booten.

Der Unterschied zwischen Fantasten und Visionären

Konstrukteure berufen sich immer wieder auf die Ideen aus Fantasy-Geschichten und nutzen diese zur Inspiration. Das ist übrigens auch der Unterschied zwischen einem Fantasten und einem Visionär: Visionäre versuchen ihre Fantasien und Träumereien umzusetzen und Realität werden zu lassen.

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Fantasie Psychologie: Nutzen + Funktionen

In der Psychologie – genauer: in den Neurowissenschaften – ist die Fantasie noch relativ unerforscht. Bekannt ist, dass während fantasievoller Gedanken der Gedächtnisspeicher des Gehirns aktiv ist, während der Bereich des Frontallappens (rationales Denken) ruhig bleibt. Das ermöglicht uns, Informationen neu zu kombinieren.

So wird die Fantasie zum Motor für Fortschritt und Innovation. Während wir in Gedanken schwelgen, diesen beim Verklären zuschauen und freien Lauf lassen, kommen wir auf neue, ungewöhnliche Gedanken. Nicht wenige erleben dabei nicht nur eine wundervolle Gedankenreise, sondern auch einen Heureka-Moment und Aha-Erlebnis im Anschluss.

Welche Funktionen hat Fantasie?

Fantasie besitzt – laut Psychologie – gleich mehrere Funktionen: Vorrangig dient sie dazu, die Wirklichkeit zu verarbeiten. Per Phantasie können wir unschöne Erfahrungen oder Schicksalsschläge bewältigen oder das angeschlagene Selbstwertgefühl aufrichten.

Unsere Vorstellungskraft kann sich allerdings ebenso ins Negative wandeln. Zum Beispiel dann, wenn sich Menschen mittels Fantasie in eine Sache hineinsteigern. Die Auswirkungen dieser extremen Fantasieform lassen sich unter anderem bei Amokläufen beobachten. Grundsätzlich überwiegen aber die positiven Seiten.

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Welche Vorteile hat Fantasie?

Je nach Ausprägung hat Fantasie zahlreiche positive Effekte und Vorteile. Diese lassen sich im Privaten ebenso nutzen wie im Job und Berufsleben. Beispiele:

  • Sie steigert Kreativität
    Ob in der Kunst oder der Musik: Fantasie beflügelt. Man denke nur an verrückte Musikvideos und die Kostüme darin. Legendär die Auftritte von Bands wie Kiss und Daft Punk oder Solokünstlern wie Madonna und Lady Gaga. All diese künstlerischen Formen der Kreativität – Kunstwerke, Musikstücke, Installationen, Literatur – basieren auf Phantasie.
  • Sie begünstigt Einfühlungsvermögen
    Wer Fantasie besitzt, dem gelingt ein Perspektivenwechsel leichter. So jemand kann sich leichter in andere hineinversetzen, selbst wenn man dieselbe Situation nie erlebt hat. Fantasie ermöglicht damit sogar Empathie.
  • Sie senkt Stress
    Fantasie entspannt. Abschalten, zur Ruhe kommen, Sorgen ausblenden – all das baut Stress ab. Wenn wir Luftschlösser bauen oder in den Traumwelten gar Rachegelüste ausleben, dient uns die Phantasie als Ventil, um Druck abzubauen oder Wünsche auszuleben. Diese Tagträume geben uns Raum zum Abreagieren und machen gelassener.
  • Sie fördert Innovationen
    Fantasie fördert nicht nur das Showbiz. Sie führt auch zu praktischen Lösungen und neuen Produkten oder Dienstleistungen. Zum Beispiel wenn wir Trends beobachten und weiterspinnen. Millionen von Do-It-Yourself (DIY) Anregungen auf Pinterest oder Youtube entsprangen einst der Fantasie ebenso kreativer wie pragmatischer Menschen.
  • Sie steigert Lernfähigkeit
    Fantasievolle Menschen eignen sich schneller und leichter neues Wissen an. Grund: Dank Fantasie können Sie sich Eselsbrücken bauen oder finden beim Lernen Abkürzungen. Kurz: Fantasie hilft ihnen, „out of the box“ zu denken.
  • Sie steigert Glücksgefühle
    Unsere Gedankenwelt und Gefühlswelt sind eng verwoben. Entsprechend stark beeinflusst die Fantasie unsere Emotionen – im Positiven wie Negativen. Wer Traumata verarbeitet, findet in seiner Fantasie oft einen Zufluchtsort. Entsprechend häufig wird die Vorstellungskraft in der Therapie eingesetzt. Sie kann uns ebenso direkt glücklich machen – indem wir Schönes erinnern oder Vorfreude erleben.

Gesellschaftlicher Stellenwert der Fantasie

Unser Verhältnis zur Fantasie ist gespalten. Zwar genießt sie einen guten Ruf, wenn es um einen schöpferischen Akt geht. Der Vorstellungskraft wohnt aber zugleich etwas Infantiles inne. Wer eine „blühende Fantasie“ hat, gilt schnell als naiver Spinner. Oft mahnen wir fantasievolle Menschen dazu, „vernünftig“ oder „realistischer“ zu sein. Zu kurz kommt dabei die Freiheit, quer zu denken und Unmögliches zu wagen. Rationalität wird mit Wahrheit gleichgesetzt, die Fantasie mit der Fabelwelt. Ein Denken in Schwarz-Weiß. Höchste Zeit umzudenken!

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Mehr Fantasie? Methoden & Techniken

Kinder stecken noch voller Phantasie. Viele Erwachsene ersticken sie. Schade. Dabei tut sie uns enorm gut. Die gute Nachricht ist: Unsere Vorstellungskraft geht nicht gänzlich verloren, wir können sie neu wecken. Dazu gibt es zahlreiche Methoden und Techniken, die die Fantasie beflügeln. Dazu gehören zum Beispiel:

Brainstorming

Der Klassiker unter den Kreativitätstechniken funktioniert am besten in einer Gruppe. Beim Brainstorming werden unterschiedliche Ideen zu einem Thema gesammelt und weitergesponnen – wichtig: zunächst ohne Bewertung.

Brainwriting

Das Brainwriting ist die ruhige Variante des Brainstormings. Hierbei schreiben Sie zunächst ihre Ideen oder Eindrücke auf einen Zettel, der wird in der zweiten Phase weitergereicht und der Einfall erweitert. Oder es folgt eine Gruppendiskussion bei der jeder der eigenen Fantasie freien Lauf lassen darf.

Provokationstechnik

Fantasie lässt sich gerne provozieren – durch ganz verrückte Gedanken oder Forderungen. Ein Beispiel für das Auto „Smart“:

  • Umkehrung: Ein Smart muss bullig gebaut sein.
  • Übertreibung: Ein Smart muss in eine Streichholzschachtel passen.
  • Falschaussage: Ein Smart ist ein Fahrrad.
  • .

Durch solche Gedanken wird der Geist von der ursprünglichen Fragestellung abgelenkt. Häufig entstehen dabei völlig neue Ansätze und Verknüpfungen. Um das Potenzial der Provokationstechnik auszuschöpfen, sollten Sie dabei so viele „irre“ Ideen wie möglich sammeln. Je abwegiger, desto besser.

Rollenspiele

Rollenspiele sind eine Fortsetzung der Kinderspiele „Vater-Mutter-Kind“ oder „Räuber und Gendarm“ – und sie regen die Fantasie an. Die bekanntesten Formen sind die DeBono-Denkhüte, die Belbin-Teamrollen oder die Disney-Methode. Mithilfe eines Spielleiters und einer Inszenierung können Sie ebenso auf die Methoden des Improvisationstheaters zurückgreifen.

Tagträume

Wissenschaftler der Universität Stanford fanden heraus, dass ein simpler Spaziergang die Kreativität um 60 Prozent steigern kann. Einfach, weil wir beim Wandern der Fantasie gestatten, Raum einzunehmen. Die Weitsicht auf die Natur erweitert auch den geistigen Horizont. Nachweislich kommen wir auf die besten Ideen dann, wenn wir diese nicht krampfhaft erzwingen, sondern loslassen.

Vorstellungskraft bei der Berufswahl

Zwar basiert die Berufswahl wesentlich auf einer realistischen Auseinandersetzung mit unseren Lebenszielen, den eigenen Stärken und Schwächen.

Für diese Selbstreflexion benötigen wir ebenfalls Fantasie. Etwa, um uns auszumalen, wie sich die einzelnen Szenarien entwickeln könnten und so die beste Wahl zu treffen. Und dank der Fantasie gewinnen viele sogar noch einen Plan B, falls es nicht auf Anhieb klappt.


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Fantasie beflügeln? 8 Tipps

Für die Fantasie bleibt im Alltag oft wenig Platz. Um diese nicht zu verlernen und ihr mehr freien Lauf zu lassen, können Sie einiges tun. Hier die besten Tipps, um die eigene Fantasie zu erhalten und zu beflügeln:

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Bleiben Sie neugierig

Kinder haben von Natur aus ein großes Interesse an Neuem und ihrer Umwelt. Fantasievolle Menschen bewahren sich diese Neugier. Sie versuchen ihre Umwelt ständig neu zu entdecken oder sie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das lässt sich üben: Wenn Sie das nächste Mal zu Fuß oder mit der Bahn auf einer bekannten Strecke sind, versuchen Sie fünf Dinge zu entdecken, die Ihnen noch nie aufgefallen sind. Beim nächsten Mal erhöhen Sie die Anzahl auf zehn. Durch diese Übung werden Sie aufmerksamer und erhalten neue Eindrücke.

Bauen Sie Luftschlösser

Auch das kennen wir von Kindern: Sie können aus dem Nichts spannende Welten erfinden und darin leben und spielen. Auch Erwachsene können Luftschlösser bauen: Stellen Sie sich dazu vor, wie Ihre ideale Welt aussehen müsste. Was würden Sie ändern? Was würde gleich bleiben? Wer könnte davon profitieren und welche Rolle haben Sie in dem ganzen Spiel? Wenn Sie mit dem Entwurf zufrieden sind, fragen Sie sich, was Sie davon abhält, dieser idealen Welt ein Stück näher zu kommen.

Hinterfragen Sie mehr

„Das haben wir schon immer so gemacht!“ – Ein typischer Ideenkiller-Satz. Kritisches Denken und Hinterfragen von Routinen hilft, ungenutzte Potenziale zu entdecken und zu befreien. Das bedeutet nicht, dass Sie aus Prinzip alles anders machen müssen. Manche Lösungen haben sich schließlich als Optimum über Jahre bewährt – wie etwa das Rad. Anderes aber hungert längst nach Ihren disruptiven Gedanken.

Trauen Sie Ihrem Bauchgefühl

Wer seine Fantasie beflügeln will, sollte öfter seiner Intuition vertrauen. Nicht jede Entscheidung muss objektiv begründet sein. Anfänglich unlogische Entschlüsse basieren häufig auf Erfahrungswissen, das kognitiv nicht sofort abrufbar ist. Trotzdem können die Eingebungen zu einem sinnvollen Ergebnis führen.

Spinnen Sie herum

Phantasie hat nichts mit der Realität zu tun. Lassen Sie sich von etwaigen Gesetzmäßigkeiten also mal nicht beeindrucken. Keine Idee ist absurd genug, um nicht überdacht zu werden. Sollte sie sich dennoch als komplett abwegig entpuppen, haben Sie ihr zumindest eine Chance gegeben. Die nächste Idee wartet schon…

Sammeln Sie Ideen

Wenn es läuft, dann läuft’s: Sprudeln die Ideen wie wild aus der Oberstube, sollten Sie diese aufschreiben (oder in das Smartphone tippen oder diktieren). Vielleicht haben Sie gerade einen Einfall, der sich erst zu einem späteren Zeitpunkt verwenden lässt. Notizen erweitern das Erinnerungsvermögen. Das gilt übrigens nicht nur für eigene Ideen. Kreative Anregungen und die guten Fantasien anderer sollten Sie ebenfalls aufbewahren.

Denken Sie an Jules Verne: Vielleicht machen Sie aus einer fremden Fantasie Welt unsere Zukunft!


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