Passiv-aggressiv Definition: Was ist das eigentlich?
Der Begriff der passiven Aggressivität ist sehr bekannt, doch fällt es oft schwer, eine verständliche Definition zu benennen. In diesem Fall kann Wikipedia jedoch weiterhelfen, wo sich eine sehr anschauliche Erklärung für passiv-aggressives Verhalten findet, die eine erste Idee gibt, was sich dahinter verbirgt:
Die passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen. Sie fällt insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder übermäßig in die Pflicht genommen zu werden.
Während einige Kollegen beispielsweise eine Meinungsverschiedenheit im Büro durch eine offene Diskussion klären, sind passiv-aggressive Menschen zu einer solchen Problemlösung entweder gar nicht oder nur auf eine sehr pessimistische Art in der Lage. Auslöser für dieses Verhalten ist oft ein geringes Selbstwertgefühl, wodurch Betroffene sich in einer direkten Argumentation unterlegen fühlen, und ihr Glück lieber in Form von indirekter – also passiver – Aggression suchen.
Passiv aggressive Menschen sind nicht in der Lage, Emotionen wie Ärger oder Frust zu vermitteln und lösungsorientiert damit umzugehen. Alles wird durch die Blume und auf Umwegen gesagt, um dem Gegenüber ein schlechtes Gewissen einzureden.
Für die Arbeitsatmosphäre ist ein solches Verhalten schnell sehr schädlich, da sich immer weiter Wut und Ärger auf die verschiedensten Kollegen aufbaut und die Konflikte nie wirklich gelöst werden. Sie schwelen immer weiter und führen irgendwann zum Flächenbrand.
Umso wichtiger, passiv-aggressives Verhalten als solches zu identifizieren – bei anderen und möglicherweise auch bei sich selbst – um im nächsten Schritt richtig darauf zu reagieren.
An diesen 8 Anzeichen erkennen Sie eine passiv-aggressive Persönlichkeit
Abhängig von der individuellen Situation kann jeder Mensch von Zeit zu Zeit passiv-aggressiv reagieren. Vielleicht fehlt die Kraft für eine offene Auseinandersetzung oder man fühlt sich beispielsweise dem Chef unterlegen und lässt sich seinen Ärger deshalb erst einmal nicht anmerken. Es ist aber wichtig, dass dieses Verhalten nicht zu einem Dauerzustand wird. Ansonsten kann aus passiver Aggressivität eine Persönlichkeitsstörung werden.
Achten Sie auf die Reaktionen und Verhaltensweisen in Ihrem Umfeld und – auch wenn es schwer ist, sich selbst zu beobachten und das eigene Handeln zu hinterfragen – versuchen Sie auch, sich selbst und Ihren Umgang mit Problemen mit kritischem Blick zu sehen.
Diese acht Anzeichen sprechen für eine passiv-aggressive Persönlichkeit:
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Passiv-aggressiv: Sie arbeiten absichtlich langsam oder schlecht
In jeden Job gibt es Aufgaben, die weniger Spaß machen oder anstrengend sind. Man kann sich durchbeißen und sein Bestes geben, um schnell damit fertig zu sein. Passiv-Aggressive Kollegen verfolgen aber eine andere Strategie. Sie lassen sich besonders viel Zeit und bringen nur ein absolutes Minimum.
Damit fordern sie heraus, dass sich ein gutmütiger Kollege der unliebsamen Aufgabe annimmt und diese in Zukunft am besten von Anfang an in andere Hände gegeben wird. Kein Streit, keine direkte Aussprache – eher eine unterbewusste Konditionierung. -
Passiv-aggressiv: Sie attackieren gerne hinterrücks
Wenn ihnen etwas nicht passt, halten sie mit Ihrer Meinung nicht lange hinterm Berg. Das große Aber: Das Problem wird nicht zwischen den beteiligten Personen besprochen, sondern an das gesamte Umfeld herangetragen. Passiv-aggressive Menschen beschweren sich lieber bei jedem anderen Kollegen im Büro, wodurch nur noch weitere schlechte Stimmung entsteht.
Durch das passive Vorgehen können Betroffene zwar ihren Frust hinterrücks loswerden und fühlen sich erst einmal besser, schaffen aber neue Probleme, ohne das bereits bestehende in irgendeiner Weise zu lösen.Lesen Sie dazu auch:
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Passiv-aggressiv: Sie meiden direkte Konfrontationen
Wie bereits angesprochen, gehen Passiv-Aggressive einer direkten Konfrontation immer aus dem Weg. Auch wenn sie sich angegriffen oder verletzt fühlen, ziehen sie sich daher zunächst zurück. Eine verbreitete Taktik ist es auch, dem Gegenüber während des Rückzugs ein schlechtes Gewissen einzureden.
Der andere soll wissen, dass man mit seinem Verhalten nicht einverstanden war, auch ohne, dass es ihm explizit gesagt wird. Im besten Fall entschuldigt sich der Gegenüber auch noch für den Fehler, der ihm ungesagt vorgeworfen wird.Lesen Sie dazu auch:
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Passiv-aggressiv: Sie planen Ihre Rache
Es wäre falsch zu glauben, dass passiv-aggressive Persönlichkeiten sich irgendetwas einfach gefallen lassen würde. Manchmal scheint es so, als würde zunächst Gras über die Sache wachsen, doch sobald sich eine Gelegenheit bietet, nutzen sie Ihre Chance, um sich zu rächen.
Das funktioniert auch ohne offenen Streit, indem ein Kollege etwa beim Chef in Verruf gebracht wird, Informationen nicht an alle Beteiligten weitergegeben werden oder Aufgaben unauffällig sabotiert und zum Scheitern gebracht werden – Hauptsache, das empfundene Unrecht wird ausgeglichen.Lesen Sie dazu auch:
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Passiv-aggressiv: Sie reden sich gerne selbst schlecht
Die typische negative Grundeinstellung der passiven Aggressivität zeigt sich auch in der Meinung über sich selbst. Anstatt wirklich etwas zu versuchen und mit besten Leistungen zu überzeugen, reden sie sich daher lieber selbst von vornherein schlecht. Durch dieses Verhalten können sie das Selbstbild eines missverstandenen Einzelkämpfers aufrecht erhalten, da andere ihnen Aufgaben abverlangen, die für sie nicht lösbar sind.
Misslingt die Aufgabe aufgrund einer selbsterfüllenden Prophezeiung tatsächlich, fühlen sie sich nur noch mehr bestätigt und wissen gleich, wer die Schuld daran trägt.Lesen Sie dazu auch:
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Passiv-aggressiv: Sie vertuschen Ihren Ärger
Besonders die Passivität macht es für Außenstehende oft schwer, die wirklichen Gedanken passiv-aggressiver Menschen zu verstehen. So kann es vorkommen, dass sie nach außen hin lange Zeit gute Mine zum bösen Spiel machen, während innerlich die Wut immer weiter hochkocht – und kein anderer bemerkt es.
Dies können Sie besonders deutlich bei sich selbst beobachten: Es ist ein deutliches Anzeichen für passiv-aggressives Verhalten, wenn Ihre wahren Gedanken und Ihre nach außen gezeigten Handlungen regelmäßig nicht zusammenpassen. -
Passiv-aggressiv: Sie vergessen Dinge mit Absicht
Haben Sie schon einmal „rein zufällig“ vergessen, dass Sie sich eigentlich mit einem Freund treffen wollten, weil Sie eigentlich keine Lust hatten? Oder haben Sie irgendwie nicht mehr an eine wichtige Deadline für eine Aufgabe gedacht, die Sie ohnehin unnütz fanden?
Dann zeigen Sie klare Anzeichen von passiv-aggressivem Verhalten. Anstatt Ihre Meinung offen zu sagen und damit die Möglichkeit für eine Diskussion zu erschaffen, suchen sie einen indirekten Weg, um Ihre Meinung zu sagen. -
Passiv-aggressiv: Sie versuchen Ihr Umfeld zu manipulieren
Wie bereits viele der Punkte verdeutlichen, ist das Verhalten von passiv-aggressiven Menschen oft darauf ausgelegt, die Umwelt zum eigenen Vorteil zu manipulieren. Wer anstatt freundlich nach Hilfe zu fragen lieber ein Ich werde noch die ganze Nacht an diesem Projekt sitzen in die Runde wirft, versucht auf passive Weise, die Kollegen dazu zu bringen, einen Teil der Arbeit zu übernehmen.
Dabei wird jedoch billigend in Kauf genommen, dass diese sich schlecht fühlen oder vielleicht selbst Überstunden machen müssen.Lesen Sie dazu auch:
Passiv-aggressiv Test: Erkennen Sie sich oder andere?
Neben diesen klassischen Verhaltensweisen lassen sich passiv-aggressive Menschen aber auch an einem weiteren Indiz erkennen: Ihrem Sprachgebrauch! Passiv-aggressive sagen oft nicht das, was sie wirklich meinen, sondern verheimlichen, sprechen Dinge nur indirekt an oder nutzen Sprache schlichtweg, um sich selbst in eine bessere Position zu bringen.
Dabei sind sie durchaus sehr eloquent, wissen genau, welche sprachlichen Hebel sie umlegen müssen, um anderen ein schlechtes Gewissen einzureden oder am Ende das zu bekommen, was sie von Anfang an bereits gewollt haben. Für die Gegenseite ist dieser Prozess hingegen meist sehr unangenehm und viele leiden unter der passiv-aggressiven Art von Menschen in ihrem Umfeld.
Genau dieser besondere Sprachgebrauch kann ein passiv-aggressives Verhalten aber auch offenkundig werden lassen – sowohl für andere, als auch für Sie selbst, falls Sie sich diesem Charakterzug gar nicht so sehr bewusst sind, wie es anderen vielleicht auffällt.
Wir haben klassische Formulierungen gesammelt, die passiv-aggressive Menschen nicht nur im Wortschatz haben, sondern besonders gerne und häufig benutzen – daher funktionieren diese Sätze auch als Test für passiv-aggressives Verhalten. Erkennen Sie sich selbst oder andere besonders häufig wieder?
- „Ist ja jetzt auch egal…“ Die Kurzfassung: Nein, ist es nicht und soll auch gar nicht zum Ausdruck gebracht werden. Übersetzt könnte dieser Satz auch bedeuten: Ich habe keine Lust mehr, mit dir zu diskutieren, werde dir aber noch lange vorhalten, dass du mir nicht zugestimmt hast.
- „Das habe ich doch gar nicht so gemeint…“ Ein raffinierter Satz, um sich aus der Affäre zu ziehen und andere geschickt zu manipulieren. Egal, ob Aufgaben vergeben wurden oder Kritik mit Ironie verpackt wurde, die Wirkung wurde erzielt und wenn es nicht so gemeint wurde, kann es ja auch keine Konsequenzen geben.
- „Das verstehst du einfach nicht…“ Ein einfaches, aber sehr wirkungsvolles sprachliches Mittel, um die Schuld sofort dem Gegenüber zu geben.
- Für deine Verhältnisse ist das wirklich gut geworden…“ In scheinbaren Komplimenten versteckte Spitzen und Beleidigungen sind eine beliebte Methode, um Kritik zu äußern oder Wut versteckt zum Ausdruck zu bringen. Eigentlich heißt ein solcher Satz nur „Das ist Mist, aber mehr habe ich von dir auch nicht erwartet.“
- „Nein, es ist nichts…“ Der Klassiker auf die Frage: Hast du was? Passiv-aggressive Menschen sagen es zwar nicht offen, lassen es den anderen aber umso stärker spüren.
- „Wir machen es einfach so, wie du es vorgeschlagen hast…“ Wer hier denkt, er hätte einen Erfolg errungen und sich tatsächlich durchgesetzt, irrt leider gewaltig. Wie so viele Formulierungen bedeutet auch diese eigentlich das genaue Gegenteil und selbst wenn zunächst die Variante verfolgt wird, wartet der passiv-aggressive nur darauf, einen Fehler zu finden und zu brüllen: Ich hab doch gleich gesagt, dass kann nicht klappen…
- „Ich kann mich auch darum kümmern…“ Diese Formulierung fällt besonders gerne in dem Moment, wenn sich jemand anders bereits an die Arbeit gemacht hat. Ein vorgetäuschtes Ach, das hätte ich doch auch machen können kann andere komplett auf die Palme treiben.
Passiv-aggressiv: Umgang mit passiv-aggressivem Verhalten
Einzusehen, dass Sie passiv-aggressiv sind, ist bereits der erste wichtige Schritt. Um etwas gegen dieses schädliche Verhalten zu unternehmen, gilt vor allem eine Regel: Bringen Sie Ihre Gedanken und Ihr Handeln in Einklang. Es ist nicht nur anstrengend, sondern führt auch zu Streit und Problemen, wenn Sie nach außen etwas vorgeben, dass nicht Ihrer tatsächlichen Meinung entspricht.
Sollten Sie auf der anderen Seite feststellen, dass beispielsweise ein Kollege passiv-aggressiv reagiert, sollten Sie auch darauf eingehen. Viele gehen einfach darüber hinweg und versuchen das Verhalten zu ignorieren. Damit tun Sie sich selbst aber keinen Gefallen, da es auf Dauer immer anstrengender wird.
Deshalb zum Abschluss noch Tipps für den Umgang mit passiv-aggressivem Verhalten:
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Sprechen Sie es direkt an
Redet jemand immer um den heißen Brei herum und sagt nie seine wahre Meinung? Dann haken Sie nach, damit der Ärger nicht hinter einer Fassade versteckt werden kann.
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Fördern Sie das Selbstbewusstsein
Je stärker das Selbstbewusstsein, desto leichter fällt es, Probleme offen anzusprechen. Helfen Sie einem passiv-aggressiven Menschen dabei, ein größeres Selbstbewusstsein zu entwickeln, indem Sie beispielsweise positives Feedback geben oder bei Herausforderungen helfen.
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Helfen Sie bei der Erkenntnis
Manchmal kann es sehr schwierig sein, einem passiv-aggressiven Menschen zu helfen. Dieser fühlt sich davon meist angegriffen und ignoriert alle guten Ratschläge. Erst wenn die Erkenntnis einsetzt, dass das eigene Verhalten schädlich ist, ist eine wirkliche Besserung möglich.
Bleiben Sie geduldig und versuchen Sie nicht, eine sofortige Änderung zu erzwingen. Dabei rufen Sie nur noch mehr Trotz hervor. Kleine Schritte führen hier eher ans Ziel.
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