Charisma lernen: 15 Tricks und Wege für mehr Ausstrahlung

Charisma ist der Stoff, aus dem Legenden sind, der andere in den Bann zieht, der kleine Leute mächtig und Manager zu Stars macht, der Menschen eine magische Aura und enorme Strahlkraft verleiht. Einige Menschen schaffen es, allein mit ihrer Ausstrahlung andere in den Bann zu ziehen. Dennoch lässt sich Charisma kaum greifen oder beschreiben. Es ist etwas Besonderes, fast schon Magisches, was charismatische Personen ausmacht. Wir zeigen, was dahinter steckt und mit welchen Tipps Sie Charisma lernen und Ihre Ausstrahlung verbessern können…

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Definition: Was ist Charisma?

Charismatische Menschen sind die Schamanen der Moderne. Sie haben das gewisse Etwas, Charme, einen WOW-Effekt und die Gabe andere zu verzaubern. Ein Privileg, das sie sofort in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Synonyme für Charisma sind eine besonders starke Ausstrahlung, Strahlkraft oder auch die Präsenz eines Menschen. Für den Soziologen Max Weber waren es die Leute, die nach der Entzauberung der Welt durch die Wissenschaft, diese wieder verzauberten. Weber deutete Charisma als das „Exzeptionelle, Außeralltägliche und nicht jedermann Zugängliche“, das Menschen zu einer „ganz persönlichen Hingabe“ veranlasst.

Den Begriff selbst prägten ursprünglich christliche Theologen. Sie führten den Begriff der Gnadengabe schon vor knapp zwei Jahrtausenden ein und beschrieben damit vom Heiligen Geist beseelte Menschen, die im besonderen Maß über Weisheit, Erkenntnis und Glauben verfügen. Heute und vor allem im Management gilt Charisma eher als besondere Ausstrahlung, als Gabe und Geist von Managern mit besonderer Wirkung, ein mysteriöser Teil ihrer Persönlichkeit, der dieser eine nahezu magische und unwiderstehliche Aura verleiht. Es macht sie zur Marke (lesen Sie dazu auch unser kostenloses PDF zum Personal Branding).

Charisma ist eine zugeschriebene Eigenschaft

Die Buchautorin und Charisma-Trainerin Julia Sobainsky sagt allerdings: Charisma ist eine „zugeschriebene Eigenschaft.“ Man kann nicht von sich selbst sagen: „Ich habe Charisma.“ Das machen andere. Sicher ist nur: Charisma macht populär.

Charismatiker handeln außergewöhnlich, denken regelfremd und sind von der Meinung anderer unabhängig. Zahlreichen Politikern und Persönlichkeiten wird diese Gabe und Ausstrahlung nachgesagt. Dennoch bleibt Charisma eine schwer zu fassende Eigenschaft. Beinahe geheimnisvoll wirkt die Ausstrahlung auf andere, die sich von dieser einfach nicht lösen können. Es lässt sich aber nicht genau der Finger auf das legen, was Charisma ausmacht. So orakelte bereits das Wirtschaftsmagazin „Fortune“: „Sie fühlen es, wenn Sie es sehen“.

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Die 4 Arten von Charisma

Olivia Fox Cabane unterscheidet in ihrem Buch „The Charisma Myth“ vier völlig unterschiedliche Arten von Charisma, die ebenso unterschiedlich auf Menschen wirken:

  1. Fokussiertes Charisma (Bill Gates, Mahatma Gandhi)
    Charismatiker dieses Typs strahlen eine ungeheure Präsenz aus. Sie wirken hellwach, hören genau zu und verstehen schnell. Menschen mit fokussiertem Charisma füllen sofort den Raum. Unsere Reaktion darauf: Bewunderung.
  2. Autoritäres Charisma (Barack Obama, Margaret Thatcher)
    Diese Form des Charismas basiert vor allem auf starkem Selbstbewusstsein. Die selbstbewusste Ausstrahlung zieht andere in den Bann und verleiht den Trägern hohen Status und Einfluss. Ihr Umfeld empfindet vor allem Anerkennung und Ehrfurcht.
  3. Visionäres Charisma (Steve Jobs, Martin Luther King)
    Menschen mit diesem Charisma haben einen starken Glauben oder eine große Vision, von denen sie zutiefst überzeugt sind. Das inspiriert andere und spornt sie zu herausragenden Leistungen an. Visionäre Charismatiker motivieren und beflügeln.
  4. Freundliches Charisma (Dalai Lama, Mutter Teresa)
    Freundliches Charisma lässt sich nicht trainieren – es ist eine Haltung. Zutiefst authentisch, warm und empathisch. Menschen im Umfeld fühlen sich sofort angenommen, geliebt und geborgen. Die Beziehungsgiganten unter den Charismatikern.
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Lässt sich Charisma lernen?

Lange Zeit stand fest: Charisma kann man nicht lernen, es ist angeboren. Man hat es oder eben nicht. Doch das ist ein Fehler. Charisma ist kein angeborener Charakterzug, sondern wie oben schon erwähnt eine Fremdwahrnehmung. Andere als wir selbst entscheiden, ob wir es haben oder nicht.

Ob Charisma (in Teilen) in den Genen liegt, bleibt auch weiterhin umstritten. Immerhin hat die Wissenschaft das Phänomen inzwischen intensiver erforscht und dabei fünf wesentliche Eigenschaften kondensiert, die Charismatiker auszeichnen:

  • Inspiration, die motiviert.
  • Individualität, die imponiert.
  • Intellekt, der ermutigt.
  • Idealismus, der beruhigt.
  • Eine Körpersprache, die ebenso geheimnisvoll wie souverän wirkt.

Vieles davon hängt mit einem starken Selbstwertgefühl zusammen. Die charismatische Ausstrahlung, die uns alle so anzieht und beseelt, ist die intensive und scheinbar unerschütterliche Selbstsicherheit, die jemand besitzt, egal, was er oder sie tut.

Jeder trägt etwas Charisma in sich

„Gerade Mut gehört zu den wichtigsten Eigenschaften eines Charismatikers“, sagt Charisma-Trainerin Julia Sobainsky. Sie betreten neue Wege, verfolgen ihre Visionen. Dies bewusst zu tun, zeugt von schöpferischer Kreativität, Idealismus, Durchhaltevermögen, Überzeugung. Allesamt Eigenschaften, die Menschen charismatisch machen.“

Die gute Nachricht daran: Vieles davon lässt sich lernen, trainieren und durch Übung verfeinern. Jeder trägt etwas Charisma in sich und kann das durch Training verstärken.

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Eigenschaften, die charismatischer machen

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Die obigen Eigenschaften sind essenziell für jede charismatische Persönlichkeit, darüberhinaus gibt es weitere Merkmale, die zur Ausstrahlung beitragen, das Umfeld in den Bann ziehen oder Zuhörer und Gesprächspartner faszinieren. Einige davon sind tief im Charakter verankert, die meisten lassen sich erlernen oder gezielt stärken:

Weitere Aspekte, die einen Menschen charismatisch machen, haben wir in diesem kostenlosen PDF für Sie aufgelistet!

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Charisma: 15 Übungen und Tipps für mehr Ausstrahlung

Es ist schwierig, das eigene Charisma zu beurteilen. Schließlich geht es dabei um die Außenwirkung, die Ausstrahlung und die Wahrnehmung anderer Personen – wer also sagt „Ich bin extrem charismatisch“, äußert damit vielleicht eher Wunsch als Wirklichkeit.

Charisma lässt sich erlernen – zum Teil. Zunächst einmal braucht es das Verständnis, das Charisma aufblitzt und nicht rund um die Uhr strahlt. Um Ihr Charisma einzusetzen, geht es nicht darum, morgens aufzustehen, mit bestechendem Blick vor dem Spiegel zu stehen oder hinter verschlossenen Türen mit Ihrer Aura zu verzaubern. Wichtig ist es, die Ausstrahlung auf den Punkt zu bringen und dann einzusetzen, wenn diese die größte Wirkung erzielen kann: Vor anderen, in kritischen oder schwierigen Situationen. Leicht ist das sicherlich nicht, doch mit Übung können Sie diese Kunst meistern. Mit diesen Tipps können Sie Ihre charismatische Ausstrahlung verbessern:

Arbeiten Sie an Ihrem Selbstvertrauen

Es ist das Grundgerüst, auf dem Charisma aufgebaut werden kann. Mangelt es Ihnen an Selbstbewusstsein, werden Sie nicht aus sich herausgehen und anderen offen gegenüber treten können. Stattdessen ziehen Sie sich immer mehr in den Hintergrund zurück, versuchen sich zu verstecken und anstatt andere in Ihren Bann zu ziehen, werden sie beinahe unsichtbar. Einen wichtigen Schritt machen Sie, wenn Sie lernen, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, so wie Sie sind – inklusive aller Stärken und Schwächen. Aus dieser Gewissheit heraus können Sie mit einer großen Sicherheit auftreten, was auch alle anderen Anwesenden spüren.

Verleihen Sie Größe

Amateure, die charismatischer werden wollen, möchten selbst größer wirken und dafür bewundert werden. Fehler! Der Trick der wahren Charismatiker ist, anderen in ihrem Umfeld das Gefühl zu geben, der Star zu sein. Charisma ist die Kunst, andere zu verzaubern, nicht zu miniaturisieren. Geben Sie anderen das Gefühl, größer werden zu können, bauen Sie die Menschen auf, seien Sie positiv (ohne zu schleimen) – und Sie entwickeln automatisch ein Gravitationszentrum.

Entwickeln Sie Optimismus

Wenn Sie sich einer Herausforderung stellen oder ein Problem lösen wollen, sollten Sie davon überzeugt sein, dass Sie es schaffen. Nur mit dieser Einstellung können Sie Charisma ausstrahlen. Ansonsten wirken Sie lediglich unsicher oder gar verzweifelt, was sicherlich niemandem positiv auffallen wird. Üben Sie, die Dinge optimistisch zu betrachten, statt alles nur schlecht zu reden. Gehen Sie mit der richtigen Einstellung an Aufgaben heran, zeigt sich das auch in Ihrer Ausstrahlung und Wirkung auf andere.

Kleiden Sie sich angemessen

Hier spielen zwei verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen das klassische „dress to impress“. In Shorts und T-Shirt entfaltet niemand die gleiche Außenwirkung wie in einem gut sitzenden Anzug. Ihnen wird sofort mehr Beachtung geschenkt, Sie wirken seriöser, eindrucksvoller, wichtiger. Alles psychologische Effekte, deren Wirkung allerdings nicht unterschätzt werden sollte. Allerdings sollten Sie sich in Ihrer Haut – und Kleidung – auch wohlfühlen und das Aussehen muss weiterhin zu Ihnen passen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Anzug nicht die passende Wahl für Sie ist, dann finden Sie ein anderes Outfit. Es gibt viele elegante und eindrucksvolle Alternativen.

Bleiben Sie ehrlich neugierig

Vorgespieltes Interesse wird schnell als solches entlarvt. Wahre Neugierund ein ehrliches Interesse an Mitmenschen steigert hingegen das Charisma. Sie bauen schneller Vertrauen auf, wirken zugänglich und strahlen Sympathie aus. Einer solchen Aura kann sich kaum jemand entziehen.

Arbeiten Sie an Ihrer Körpersprache

Ein schlaksiger Gang, hängende Schultern, wackelige Knie – Menschen haben ein gutes Gespür für die Körpersprache eines anderen. Unbewusst werden selbst kleinste Details wahrgenommen und interpretiert. Wenn Sie mehr Charisma entwickeln wollen, müssen Sie Ihre Körpersprache miteinbeziehen. Halten Sie Körperspannung und setzen Sie Gestik und Mimik ein. Wie stark die Wirkung sein kann, können Sie beispielsweise bei Vorträgen oder Reden sehen. Wer selbstbewusst und mit Körperspannung spricht, gleichzeitig große Gesten nutzt, um die eigenen Worte zu untermalen, wirkt viel einnehmender, überzeugender und letztlich charismatischer.

Zeigen Sie sich authentisch

Wer sich verstellt und anderen etwas vorspielt, entwickelt kein Charisma. Viel charismatischer wirkt es, wenn Sie authentisch auftreten und sich so zeigen, wie Sie wirklich sind. Zwängen Sie sich nicht in eine Rolle, die Sie nicht sind. Das wirkt nicht charismatisch, sondern unehrlich und wird von anderen sehr schnell als Schwindelei enttarnt.

Bleiben Sie souverän

Es gibt Menschen, die erzählen einem ständig, wie wahnsinnig beschäftigt sie sind, wie gestresst, permaaktiv. Wirken solche Typen charismatisch auf Sie? Eben. Wer uns in den Bann zieht, ist vielmehr der- oder diejenige, die bei allem Trubel einen klaren Kopf behält und völlige Ruhe ausstrahlt. Starke Worte, feste Stimme, langsame Bewegungen – solche Persönlichkeiten beruhigen uns, geben uns Sicherheit und beweisen, was sie sind: ein Souverän im Wortsinn.

Verfolgen Sie ein klares Ziel

Wer bei jedem Widerstand gleich die Richtung wechselt, wirkt auf andere wenig charismatisch. Haben Sie hingegen ein klares Ziel vor Augen, auf das Sie beständig hinarbeiten, strahlen Sie deutlich mehr Charisma aus. Zielstrebigkeit trotz Schwierigkeiten wirkt ungemein beeindruckend.

Arbeiten Sie an Ihrer Rhetorik

Charisma kann durch einen einzigen Blick wahrgenommen werden, Sprache kann aber ebenso charismatisch wirken. Charisma und rhetorische Fähigkeiten gehen häufig Hand in Hand. Wenn Sie verstehen, wie Sie Ihre Worte richtig einsetzen und wie diese auf andere wirken, wirken Sie überzeugender, können Ihre Meinung auf andere übertragen und Menschen motivieren, sich Ihnen anzuschließen.

Halten Sie Blickkontakt

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die für mehr Charisma sorgen können: So simpel es klingt, schon Ihrem Gesprächspartner in die Augen zu sehen oder bei einem Vortrag vor einer Gruppe den Blickkontakt herzustellen und diesen auch zu halten, sorgt für eine bessere Ausstrahlung. Ihre Aussagen werden besser aufgenommen, Sie erwecken den Eindruck tiefer Ehrlichkeit und stellen eine Bindung zu jedem Anwesenden her. Gleiches gilt auch dann, wenn Sie nicht selbst reden. Zeigen Sie Ihr aufrichtiges Interesse an den Ausführungen ihres Gegenübers, indem Sie den Blickkontakt halten und nicht gelangweilt oder gar genervt im Raum umher gucken, während Sie darauf warten, endlich wieder selbst zu reden.

Seien Sie präsent

Gemeint ist hier natürlich nicht die physische Anwesenheit, sondern die geistige. Nicht wenige Menschen, mit denen man sich unterhält, driften gedanklich irgendwann ab und sind im Geiste ganz woanders. Und seien wir ehrlich: Wir merken das. Jeder merkt das. Charismatische Menschen dagegen hören immer intensiv zu, sind voll konzentriert und ganz bei der Sache. Wir fühlen uns dadurch aber nicht nur mehr wertgeschätzt, die Präsenz verleiht unserem Gegenüber eine magische Aura.

Bleiben Sie risikobereit

Der leichteste und sichere Weg kann verlockend sein, doch ist es nicht die Vorgehensweise, mit der Sie andere beeindrucken und wir die Ausstrahlung eher langweilig wirken lassen. Inspirierend und mitreißend? Wohl kaum, wenn man nicht bereit ist, über seinen eigenen Schatten zu springen und ein Risiko einzugehen, um etwas zu erreichen. Gleichzeitig bedeutet dies nicht, durch unüberlegtes Handeln oder voreilige Schlüsse aufzufallen. Risikobereitschaft kann eine sehr anziehende Wirkung auf die Ausstrahlung eines Menschen haben – wenn diese unter Kontrolle ist und bewusst eingesetzt wird. Alles andere wirkt eher rücksichtslos und schreckt ab, anstatt dazu anzuregen, dem eigenen Beispiel zu folgen.

Haben Sie keine Angst zu polarisieren

Ob Sie zum hemdsärmeligen Machertypen à la Jack Welch neigen oder zum Typ integerer Teamplayer tendieren, bleiben Sie sich selbst treu und haben Sie keine Angst zu polarisieren. Ja, richtig gelesen: Versuchen Sie nicht „everybody’s darling“ zu sein! Gefallsüchtige verfügen niemals über charismatische Ausstrahlung. Wer aneckt schon. Während sich das Gros anpasst und mit dem Strom schwimmt, lässt diese kategorische Unabhängigkeit charismatische Menschen aus der Masse herausragen. Entweder man verehrt sie dafür oder man kann sie nicht ausstehen. Weil ihnen das aber überhaupt nichts auszumachen scheint, werden sie selbst dafür noch von ihren Widersachern bewundert.

Verkrampfen Sie sich nicht aufs Charisma

„Ich muss Charisma besitzen!“ – Wer so denkt, wird es vermutlich nicht schaffen. Sie setzen sich selbst unter Druck und wirken auf Ihr Umfeld nicht charismatisch, sondern lediglich verkrampft. Sie können an Ihrem Charisma arbeiten, doch sie können es nicht von jetzt auf gleich erzwingen. Konzentrieren Sie sich auf die oben genannten Tipps und die darin enthaltenen Eigenschaften und Fähigkeiten. Ihr Charisma entfaltet sich dann ganz von alleine.

Die 15 Tipps für Charisma haben wir zudem in diesem kostenlosen PDF für Sie zum Download bereitgestellt.

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Charisma ist kein Dauerzustand

Sehen wir einen Menschen, dessen Charisma sofort ins Auge springt, ist es schwer vorstellbar, dass dieser zaghaft, unsicher oder gar zurückhaltend agieren könnte. Die Ausstrahlung ist einfach zu übermächtig und stellt für den Moment alles andere in den Schatten. Was wir sehen, ist allerdings nur eine Momentaufnahme.

Wer auf einem Vortrag vor Charisma strotzt, muss dies nicht zwingend bei anderen Gelegenheiten tun. Ein einfaches Beispiel: Ein Projektleiter kann charismatisch ein großes Team führen, jeden Beteiligten mitreißen und zu Bestleistungen animieren und dabei eine Vorbildfunktion in Sachen Engagement einnehmen. Bewirbt er sich dann auf eine andere Position, kann sein Charisma im Vorstellungsgespräch plötzlich verflogen sein. Stattdessen wirkt er nervös, weiß nicht so recht, was er mit sich anfangen soll und es fällt ihm schwer, den Personaler von sich zu überzeugen.

Ein großes Selbstbewusstsein hilft

Auch das können Charismatiker sein: Menschen, die sich in unterschiedlichen Situationen gegensätzlich verhalten. Im Job sind die in ihrem Element, fühlen sich wohl, blühen auf, kennen ihre Stärken und die Vorgehensweisen. Die Bewerbersituation hingegen ist neu, eine ungewohnte Rolle, die ihnen nicht liegt.

Charisma ist dann am größten, wenn wir uns einer Sache wirklich sicher sind, uns wohlfühlen und darauf vertrauen, alles im Griff zu haben. Ein großes Selbstbewusstsein hilft dabei, dies in verschiedenen Bereichen zu verwirklichen, aber für viele Charismatiker ist es kein Dauerzustand.

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Die Kehrseite von Charisma

Natürlich birgt so eine Aura auch Gefahren. Üblicherweise wird Charisma immer mit etwas Positivem verbunden. Mit Blick auf Politiker und Herrscher muss man allerdings feststellen, dass es auch eine negative Seite gibt. Charismatische Despoten wie in Deutschland zu Zeiten des zweiten Weltkrieges verstanden es, damit Massen zu verführen. Charismatische Herrschaft kann bedeuten, dass eine psychosoziale Erkrankung vorhanden ist. Damit gehen der Verlust des Realitätssinnes und Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn einher. In der NS-Zeit zeigte sich dabei auch die quasireligiöse Verehrung, die für Charisma typisch sein kann.

Am deutlichsten sichtbar wurde das im Hakenkreuz, der Swastika. Sie ist keine nationalsozialistische Erfindung, sondern galt als religiöses Symbol in vielen alten Kulturen von Indien über China bis nach Südamerika. Wer der Strahlkraft solcher Symbole oder Personen also zu viel Gewicht schenkt, öffnet Gauklern und Hasardeuren Tür und Tor. Kritiker, wie der Schweizer Managementberater Fredmund Malik mahnen, dass charismatische Menschen zwar gute Führer sein können, aber wegen ihrer verführerischen Wirkung seien sie immer auch großen Versuchungen ausgesetzt und stellen deshalb ein hohes Risiko für soziale Gruppen und Organisationen dar.

Führer oder Verführer? Das muss jeder für sich entscheiden. Aber in die richtige Richtung gelenkt, wird Charisma für sich und andere zum Erfolgstreiber.


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