Unabhängigkeit Definition: Was bedeutet das?
Der Begriff Unabhängigkeit hat je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen und Bewertungen. In politischer und staatsrechtlicher Hinsicht ist beispielsweise ist synonym zu Unabhängigkeit von Autonomie oder Souveränität die Rede, weshalb ein Staatsoberhaupt nach absolutistischem Verständnis auch als Souverän bezeichnet wurde.
Bezogen auf Menschen kann Unabhängigkeit bedeuten, dass jemand sein Leben meistert, ohne Hilfe anderer seinen Weg geht. Sich bei Diskussionen nicht so leicht beeinflussen lässt. Oder sich beruflich selbständig gemacht hat und somit unabhängig von den Vorschriften eines Chefs seine Arbeit so erledigen kann, wie er es für richtig erachtet.
Unabhängig ja, rücksichtslos nein
Unabhängigkeit kann auch die Freiheit von anderen Menschen bedeuten. Keinen Partner, keine Kinder zu haben oder irgendeine Person, für die man Verantwortung übernehmen müsste, der man Rechenschaft schuldig ist. In dieser Hinsicht bedeutet unabhängig zu sein, dass jemand keine Rücksicht auf andere zu nehmen braucht und frei von Kontrolle selbst entscheiden kann.
Oft ist der Traum von Kindern: „Wenn ich erstmal groß bin, dann mache ich nur noch, was ich will!“ Freilich kommt auf dem Weg zum Erwachsenwerden irgendwann die Erkenntnis, dass wir an bestimmte Regeln und Sachzwänge gebunden sind. Der Gedanke der absoluten Kontrolle über sein Leben ist ein Stück weit Illusion. Der Mensch ist ein soziales Wesen und sucht oft die Nähe anderer – sofern jemand nicht beschließt, Aussteiger zu werden.
Aber auch dann ist er in weiten Teilen vom Wohlwollen der Gesellschaft abhängig, wenn es etwa um Einreisebestimmungen oder Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis geht.
Persönlichkeit bestimmt den Grad der Eigenständigkeit
Wie viel (vor allem: mentale) Unabhängigkeit in einer Person steckt, ist nicht zuletzt eine Frage der Persönlichkeit. Geprägt durch Kindheitserfahrungen und die Erziehung der Eltern, aber natürlich auch Erlebnisse im Erwachsenenalter. Menschen, die wenig Selbstvertrauen haben, werden immer die Nähe derer suchen, die ihnen das Gefühl geben, genau zu wissen, wo es lang geht. Das birgt natürlich Probleme: Emotionale Abhängigkeit und Verletzlichkeit in Beziehungen.
Selbst in gesellschaftlicher Hinsicht hat das Konsequenzen. Ein demokratischer Staat hat ein Interesse an mündigen Bürgern, die sich nicht so leicht etwas einreden lassen, sondern gefestigt in ihren Überzeugungen immun gegen Manipulationen sind. Je unabhängiger ein Mensch ist, desto flexibler ist er in seinem Handeln. Statt auf die Zustimmung anderer zu warten, entscheidet er autonom. Deshalb ziehen solche Personen die eigenständige Arbeit im stillen Kämmerlein der Arbeit im Team vor – ohne damit sagen zu wollen, dass sie nicht teamfähig wären.
Nur Teams bedeuten eben oft auch Kompromisse und damit ein Hinauszögern von Entscheidungen und deren Umsetzung. Wer für sich selbst schon entsprechende Überlegungen angestellt hat, kommt auch schneller zu einem Ergebnis.
Selbständigkeit light im Unternehmen
Unabhängigkeit wird von nicht wenigen Arbeitnehmern als die Freiheit von Bestimmungen durch den Chef interpretiert. Nicht wenige ärgern sich über enge Entscheidungsspielräume, gerade der Generation Y wird nachgesagt, dass sie sich weitaus mehr Entscheidungsbefugnisse wünschen würde. Zumal viele junge Arbeitnehmer ein anderes Verhältnis zur Hierarchie haben als noch die Babyboomer-Generation. Dort ist das hierarchische Top-down-Denken noch weit verbreitet, das für Entscheidungen nur eine Richtung vorsieht, nämlich von oben nach unten – inklusive eingebauter Richtigkeit.
Anregungen und Kritik durch Mitarbeiter haben dort keinen Platz. Die Generationen Y und Z schätzen solche vorbestimmten Abläufe weniger, zumal sie Unternehmen reichlich unflexibel machen. Das haben auch Arbeitgeber erkannt. Aus Amerika kommt daher ein Vorstoß, der Mitarbeitern mehr Unabhängigkeit ermöglicht: die Position eines Intrapreneurs. Voraussetzung dafür ist der Wille, eigenständig Ziele zu verfolgen und Ideen umzusetzen, ohne jedes Mal großartig den „offiziellen“ Weg beschreiten zu müssen. Die eingebaute Autarkie im Unternehmen hat natürlich ihren Preis: Als Intrapreneur gehen die Lorbeeren Ihres Handelns im Erfolgsfalle auf das Unternehmen über.
Auf der anderen Seite genießen Sie ein deutlich höheres Maß an Sicherheit als wenn Sie sich selbständig gemacht hätten. Ideen, die sich als Rohrkrepierer erweisen, bringen Sie nicht an den Rande der Existenz. Bei Misserfolg verlieren Sie höchstens diese Führungsposition und sind wieder normaler Angestellter. So betrachtet ist diese Position ein idealer Kompromiss für Arbeitnehmer, die sich mehr Freiheit wünschen, aber gleichzeitig die Absicherung durch das Unternehmen nicht missen wollen.
Geistige Autonomie: 7 Erfolgseigenschaften mit Kehrseite
So erstrebenswert Autonomie, mentale Stärke und Souveränität, personelle Ungebundenheit, finanzielle Eigenständigkeit und Selbstbestimmung auch sind – sie haben auch eine Schattenseite: Sie können Menschen, die mental nicht ganz so stark sind, ausgrenzen oder in die Flucht schlagen. Nicht wenige starke Charaktere haben die Fähigkeit zur Miniaturisierung: In ihrer Nähe fühlen sich alle anderen ganz klein, schwach, ohnmächtig. Nur: Wer will sich schon so fühlen?
Im Folgenden finden Sie eine Liste mit 7 Erfolgseigenschaften, die geistig Unabhängige allesamt auszeichnen. Wie jede Medaille haben aber auch sie eine zweite, abschreckende Seite. Was beim beruflichen und privaten Vorankommen bestens funktioniert, kann zwischenmenschlich zum Handicap werden. Schon Albert Einstein erkannte:
Nichts in der Welt ist so gefürchtet wie der Einfluss von Männern, die geistig unabhängig sind.
Selbststeuerung und Fremdsteuerung – zwischen diesen beiden Polen bewegen wir uns ständig. Wer eher fremdgesteuert ist, wird dazu tendieren, sich anderen anzuschließen, Verbündete zu suchen oder prominenten Zeitgenossen zu folgen. Was aber nicht bedeutet, dass wer Vorbilder hat automatisch fremdgesteuert wäre. Solche Idole können auch Leitplanken und Orientierungshilfen sein – für den eigenen, selbstbestimmten Weg.
Entscheidender für das unabhängige Denken ist das Bewusstsein der eigenen Identität: „Ich weiß, wer ich bin, was ich kann und was ich will.“ Wer sich selbst gut kennt, liebt und vertraut, gewinnt geistige Unabhängigkeit und kann fremden Steuerungsversuchen und Versuchungen widerstehen. Er besitzt eine Art inneren Kompass und behält so seine Autonomie.
7 Indizien, dass Sie geistig unabhängig sind
Den folgenden Abschnitt können Sie auf zweierlei Art lesen: Sie überprüfen sie im Hinblick auf Ihr eigenes Handeln und kommen zu dem Ergebnis, dass sie zutreffen. Oder aber Sie sehen diese sieben Punkte als Anleitung für mehr Unabhängigkeit:
Sie sind enorm fokussiert
Fokussierung ist ein wesentlicher Treiber für Karriere und Erfolg. Seine – wohlgemerkt – eigenen (!) Ziele zu kennen und diese ebenso konsequent wie konzentriert zu verfolgen, bündelt Kräfte und vermeidet, dass Sie sich (wie viele andere) verzetteln oder auf Abwegen verirren. Derart fokussierte Menschen sind nicht nur enorm ausdauernd und hartnäckig, sie lassen sich auch kaum noch ablenken oder entmutigen. Im Fachjargon heißt diese Eigenschaft auch Volition. Ihre Kehrseite ist jedoch: Alles, was nicht zum persönlichen Ziel führt, wird oft gnadenlos untergepflügt. Manchmal auch Beziehungen, Freundschaften, Familie.
Sie wissen, wie man Nein sagt
Die netten, hilfsbereiten Kollegen, die die niemals „Nein“ sagen, mag jeder. Denn sie machen das Leben leichter – das eigene vor allem. Wer dagegen gelernt hat, ab und an Grenzen zu setzen, kommt weiter. Auch das ist eine Form der Fokussierung. Allerdings kann das manchen Ratsuchenden oder Hilfesuchenden vor den Kopf stoßen. Die Kunst ist, zu erkennen, wann ein (barmherziges) „Ja“ trotzdem besser wäre.
Sie sind ambitioniert
Der Status Quo ist für Sie nichts. Sie wollen sich entwickeln, Grenzen verschieben, Neues lernen, Herausforderungen bewältigen. Ambitionen haben schon so mancher Karriere zu Glanz und Glorie verholfen. Sie können Menschen aber auch zerstören. Wer überambitioniert ist, dem ist irgendwann jedes Mittel recht. Er sucht den Erfolg um jeden Preis – koste es, was es wolle. Und wenn es gar die eigenen Werte, die Seele oder Gesundheit sind. So wie bei Ikarus, dem seine Ambitionen, der Sonne entgegen zu fliegen, doch nur den Untergang gebracht haben.
Sie sind bei Freunden selektiv
Gute Menschenkenntnis ist eine Stärke. Ebenso ist es klug, negative Menschen und Glücklose zu meiden. Vor allem hilfsbereite, offene und erfolgreiche Menschen ziehen immer wieder diese toxischen Typen an. Gefährlich! Wer sich dem Einfluss emotional Instabiler und unheilbar Unzufriedener aussetzt, riskiert viel. Sie wirken wie ein negativer Verstärker und steigern alles, was einen eventuell niederhält und bringen jeden, der sich auf sie einlässt, aus dem Gleichgewicht. Allerdings – und das ist die Schattenseite: Derart selektiv zu sein, kann auch einsam machen. Nobody is perfect.
Sie sind realistischer Optimist
Das heißt: Sie sehen vor allem Chancen, auch in Niederlagen. Gleichzeitig blicken Sie nicht durch eine rosarote Brille in die Zukunft. Realistischer Optimismus beschreibt eine Haltung der planvollen Zuversicht – nüchtern, ohne zu beschönigen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass sich die Dinge zum Guten wenden, weil sie es können. Diese Einstellung gibt Ihnen einen exzellenten Kompass an die Hand. Manche Menschen aber können partout nicht aus Ihrer Haut: Sie sehen vor allem Risiken, pflegen Sorgen, bleiben blind für Optionen. Auf sie wirkt der realistische Optimist gar nicht realistisch, sondern eher wie Rambo.
Sie können mit Geld umgehen
Im Grunde geht es bei diesem Punkt gar nicht um Geld, sondern um Willensstärke und Gratifikationsverzicht. Kurzfristigen Verlockungen erliegen Sie so leicht nicht – sei es nun beim Shoppen, beim Essen oder, nun ja, beim Sex. Jean-Jacques Rousseau befand dazu einst: „Die Unabhängigkeit und Freiheit des Menschen beruht weniger auf der Kraft seiner Arme als auf der Mäßigung des Herzens.“ Solche Menschen verfolgen langfristige Pläne, können daher gut haushalten, rational abwägen und kühl kalkulieren. Die Folge: Sie können oft auch besser verhandeln und verfügen mit der Zeit über ein größeres Vermögen. Der Nachteil: Die anderen sehen vor allem den Wohlstand und die geschaffene finanzielle Freiheit – und entziehen dem neureichen Yuppie prompt allen sozialen Kredit. Nicht alle können gönnen.
Sie können gut alleine sein
Der Mensch ist zwar ein soziales Wesen und Geselligkeit eine höchst sympathische Eigenschaft. Das heißt aber nicht, dass so jemand immer Leute um sich haben muss – im Gegenteil: Geistig Unabhängige schöpfen gerade aus der Einsamkeit und dem Alleinsein mit sich selbst enorme Kraft. Sei es durch Meditation, ausgiebige Spaziergänge oder Selbstgespräche. Solche Auszeiten entspannen nicht nur, sie helfen ebenso dabei, klarer zu sehen und seine eigenen Gedanken zu sortieren und strukturieren. Wer sich dafür zurückzieht, entzieht sich aber zugleich der Gemeinschaft. Und so manche Gruppe reagiert auf derlei Emanzipation mit Unverständnis oder gar mit Gruppenzwang, schlimmstenfalls mit dauerhaftem Ausschluss des Sonderlings.
Man könnte auch sagen: Wer die genannten sieben Eigenschaften besitzt, hat sein Leben im Griff, ruht in sich selbst und besitzt tiefe innere Motivation und Zufriedenheit. Der Philosoph und Essayist Ralph Waldo Emerson schrieb dazu seinerzeit:
In der Welt ist es einfach, den Meinungen anderer zu folgen; in der Einsamkeit fällt es leicht, sich nach der Meinung anderer zu richten, aber ein großer Mann ist der, welcher inmitten der Menge vollständig gelassen die Unabhängigkeit bewahrt, die er in der Einsamkeit erworben.
Zwei Mönche: Eine Parabel über geistige Eigenständigkeit
Frei nacherzählt nach „The Wisdom of Zen Masters“:
Es waren einmal zwei Mönche auf Wanderschaft. Als sie an einen Fluss kamen, sahen sie eine junge Frau mit wunderschönen Kleidern. Auch sie wollte den Fluss überqueren. Der aber war so tief, dass er ihre Kleider beschädigt hätte.
Ohne lange zu zögern, ging einer der Mönche zu der Frau, hob sie auf seine Schultern und watete mit ihr durch den Fluss. Auf der anderen Seite setzte er sie wieder trocken ab. Nachdem auch der andere Mönch durch das Wasser gewatet kam, setzen die beiden ihre Reise fort.
Nach etwa einer Stunde aber machte der zweite Mönch seinem Ärger Luft: „Du weißt schon, dass uns so naher Kontakt zu Frauen verboten ist?! Du hättest diese Frau nicht tragen dürfen!“ Der erste Mönch hörte sich die Kritik geduldig an, dann antwortete er: „Ich habe die Frau vor einer Stunde am Fluss abgesetzt. Warum trägst du sie immer noch mit dir herum?“
Unabhängigkeit befreit, hat aber ihren Preis
Auf einige wirken solche Vorbilder anziehend und nachahmenswert. Andere sehen in Ihnen einen permanenten Affront – eine Art Blasphemie wider den Mainstream: Dabei muss es sich gar nicht mal um den sprichwörtlichen Neid handeln, den der Erfolgreiche geschenkt bekommt. Schon die eigene (innere) Stärke und Unabhängigkeit genügen, um den Reflex auszulösen, den geistig Souveränen wieder zurück in die Fremdbestimmung der Gruppe zu zwingen – oder aber zu ächten.
Unabhängigkeit befreit. Sie hat aber auch ihren Preis: Wer sich den Luxus einer eigenen Meinung leistet und sich die geistige Unabhängigkeit bewahrt, lebt unbequemer und weniger dazugehörig. Nonkonforme Querdenker und Konventionssprenger waren noch nie sonderlich beliebt. Menschen, die ein großes Harmoniebedürfnis haben und von anderen gemocht werden wollen, sind dafür eher ungeeignet.
Alle anderen müssen sich damit begnügen, Klasse zu haben, aber nie die Masse hinter sich.
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