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Aussteiger: Macher oder Realitätsverweigerer?


Tagein, tagaus dasselbe Schema: Um 6 Uhr morgens aufstehen, fertig machen, zur Arbeit gehen. Am späten Nachmittag das Büro verlassen, nach Hause gehen. Zwischen Arbeit und Schlaf diversen Freizeitaktivitäten nachgehen. Irgendwann Urlaub. Jahr für Jahr. Diesen Ablauf empfinden viele Menschen als zu vorhersehbar, eintönig. Einmal Aussteiger sein, sich den gesellschaftlichen Zwängen entziehen, etwas Verrücktes tun – das ist der Traum vieler Menschen. Dahinter verbirgt sich oftmals die Ansicht, dass das Leben hier zu eintönig und vor allem zu einengend sei. Und der Glaube, woanders sei es besser. Wir gehen der Frage nach, ob sich dahinter eine Flucht verbirgt oder eine Chance…


Aussteiger: Macher oder Realitätsverweigerer?

Aussteiger Definition: Was ist darunter zu verstehen?

Der Begriff Aussteiger bezeichnet einen Menschen, der radikal mit ihrem bisherigen Leben brechen. Sie lehnen für sich die Normen und Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens ab und probieren eine andere Art des Lebens.

Gemäß einer Definition des Socioweb, einem Gemeinschaftsprojekt in den Fachbereichen Sozialwesen und Wirtschaftspsychologie der Fachhochschule Nordostniedersachsen, handelt es sich bei Aussteigern um Personen, die…

sich den Verpflichtungen verweigern, die erwachsenen Mitgliedern einer Gesellschaft bei der Lösung vorhandener Probleme zufallen: Meist ziehen sie sich in eine Scheinwelt zurück, in der sie ohne Realitätsbezug unter weitgehendem Verzicht auf den üblichen Konsum oft zurückgezogen in ländlichen Gegenden leben.

Gerne wird im Zusammenhang mit Ausstieg eine Kritik an der Leistungsgesellschaft verbunden: Immer mehr Menschen leiden an Burnout oder Depressionen, daher wird eine Abkehr von allem, was gegenwärtig das Leben eines zukünftigen Aussteigers ausmacht, empfohlen.

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Ausstieg aus der Gesellschaft: Neu oder schon immer vorhanden?

Dabei ist der Gedanke am Ausstieg als Allheilmittel gar nicht so neu: Der Apothekenhelfer August Engelhardt machte sich im 19. Jahrhundert auf in die Südsee zur damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea und erwarb die Insel Kabakon.

Dort wollte er Ideen zur Lebensreformbewegung wie Vegetarismus und Freikörperkultur frönen und seine religiösen Vorstellungen eines Sonnenordens verwirklichen. Man könnte glauben, dass Aussteiger aufgrund ihrer sehr individualistischen Lebensweise zumindest ein modernes Phänomen der Neuzeit sind.

Schließlich sind es vor allem moderne – und meist westliche – Gesellschaften, die sich stark am Individuum orientieren, während die Gemeinschaft (anders als in traditionellen Gesellschaften) nicht so eine große Rolle spielt. Aber Vorstellungen davon, wie ein Individuum sein Leben gestalten möchte, sind vermutlich so alt wie die Menschheit.

Denn verschiedene Beispiele für Eremiten sind bereits seit der Antike bekannt – sei es der bekannte griechische Philosoph Diogenes, der zeitweilig in einer großen Tonne gehaust haben soll – oder spätestens seit dem dritten Jahrhundert nach Christus Menschen, die eine Tradition der koptischen Kirche aufgreifend in de ägyptische Wüste gingen.

Selbst mitten im dichtbesiedelten Europa können sich Aussteiger von der Gesellschaft absondern. Die Einsiedelei bietet religiösen Menschen die Möglichkeit, völlig abgeschieden und häufig nur mit dem elementarsten ausgestattet, den eigenen Gedanken nachzuhängen.

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Bedeutung: Raus aus dem Alltag, hinein ins Abenteuer?

Ich will Aussteiger werden, ich habe die Nase gestrichen voll!! denkt sich vielleicht der eine oder andere, der plant, seinem jetzigen Leben den Rücken zu kehren. Aber das sagt sich so leicht – wie geht denn so ein Leben als Aussteiger, Selbstversorger?

Zumal nicht jedem das Leben als religiös frömmelndem Mönch liegt. Die Lebenswege von Aussteigern verlaufen auch nicht unbedingt gleich. In dem einen Fall mag es einem Topmanager wie ein Ausstieg vorkommen, wenn er durch Downshifting einfach ein, zwei Gänge zurückschaltet und dadurch mehr Lebensqualität gewinnt.

Für den nächsten kommt nur ein radikaler Bruch mit dem bisherigen Leben infrage: Das kann bezogen aufs Berufsleben ein Jobwechsel sein. Oder aber es wird ein ganzheitlicher Ansatz gewählt und Haus beziehungsweise Wohnung aufgegeben, sämtliche Möbel verkauft, Familie und Freunde zurückgelassen und in bester Weltenbummlermanier das Weite gesucht.

Da gibt es Aussteiger wie den in den achtziger Jahren bekannten Survival-Experten Rüdiger Nehberg, der ein Leben in der Natur führte. Genauer: im brasilianischen Urwald. Dort ernährte er sich von Insekten, kam zwei Tage ohne Wasser aus. Aus diesen Erfahrungen und im Kontakt mit einheimischen Völkern entwickelte er sich zum Menschenrechtler.

Zuvor hatte er ein bürgerliches Leben in Hamburg als selbständiger Konditor geführt. Ein Leben im Wald ist allerdings auch nicht jedermanns Sache. Die Zivilisation bietet eben nicht nur Zwänge, sondern auch Komfort wie fließendes Wasser und Hygiene, die nicht zuletzt die Sterblichkeit von Frauen in den Industrieländern deutlich reduziert hat.

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Gründe: Warum Menschen Aussteiger werden

Der naheliegendste Grund, warum jemand Aussteiger wird, wurde bereits soziologisch häufiger beobachtet. Für einige Menschen ist es eine Flucht aus ihrem bisherigen Leben. Sie fühlen sich überfordert mit den Erwartungen anderer an sie, fühlen sich fremdbestimmt.

Diese Unzufriedenheit kann mit dem Alter zusammenhängen. Denn bei vielen Menschen bedeuten runde Geburtstage eine Art Kassensturz. Sie fangen an zu grübeln:

  • Wer bin ich?
  • Was sind meine Ziele?
  • Was habe ich erreicht?
  • Wohin will ich noch?
  • Wie viel Zeit bleibt mir?

Statt sich jedoch näher damit auseinanderzusetzen, was sie dafür tun müssen, entscheiden manche Menschen einfach, dass es anders sein muss. Wie dieses „anders“ definiert ist, ist unklar – und so sind sie auf der Flucht vor sich selbst. Statt sich mit Beziehungsproblemen oder ständigen Konflikten mit Kollegen zu beschäftigen, wird lieber die Einöde gewählt.

Als Backpacker durch die Welt, nirgendwo lange genug bleiben, um jemanden besser kennenzulernen und schnell genug wieder weiterziehen, um niemanden auf die Nerven zu gehen. Das ist eben auch ein Stück Verantwortungslosigkeit, indem moralische Verpflichtungen ausgeblendet werden.

Nun ist natürlich nicht jeder, der eine längere Auszeit nimmt, automatisch verantwortungslos und beziehungsunfähig. Abgesehen von der Dauer spielt natürlich die Motivation eine Rolle. Bei manchen führen persönliche Krisen wie die Midlife Crisis oder eine schwere Erkrankung dazu, sich genauer mit den eigenen Wünschen auseinanderzusetzen.

Als Aussteiger seinem Leben eine Wende zu geben, kann auch bedeuten, dass jemand ganz bei sich sein möchte, sich erden will. Rauskommen aus dem Hamsterrad, das vielleicht dazu geführt hat, dass sich jemand in einer unentrinnbaren Routine gefangen fühlte.

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Tipps für Aussteiger: So kann es klappen

Abhängig davon, wie endgültig oder radikal Ihr Ausstieg werden soll, müssen Sie sich vorab einigen Fragen stellen. Dabei kann es keine allgemeingültige Lösung geben, sondern nur Vorschläge und Hinweise, was zu bedenken ist.

  • Klären Sie Ihre Finanzen.

    Jeder Mensch muss von irgendetwas leben. Sofern Sie kein Geld aus eigenen Immobilien oder anderweitigem Vermögen beziehen, müssen Sie sich damit auseinandersetzen, welches Geld Ihnen für welchen Zeitraum zur Verfügung steht beziehungsweise, wie viel Geld Sie überhaupt brauchen.

    Hierbei sollten Sie bereits beginnen, sich von überflüssigen Abonnements und anderen monatlichen Ausgaben zu trennen – wer auf Reisen ist, braucht keinen Fernseh- oder Internetanschluss mehr.

  • Reflektieren Sie Ihre Bedürfnisse.

    Dazu gehört auch zu reflektieren, welche Minimalanforderungen Sie haben. Die einen können sich vorstellen, unter freiem Himmel zu campen, die anderen brauchen vier Wände. Sofern Sie nicht Krösus sind, werden Sie sich in Ihrem Konsumverhalten einschränken müssen.

    Überhaupt bedeutet ein Leben als Aussteiger häufig ein Trennen von Dingen, die keinen unmittelbaren Nutzwert haben, gelebter Minimalismus sozusagen.

  • Informieren Sie sich über Bedingungen.

    Sie sollten einen Plan B haben, wenn das Geld zur Neige geht. Wer keinen Dauerurlaub macht oder sein Leben als Aussteiger abrupt beenden muss, wird arbeiten müssen. Mitunter können Sie auf den Altruismus anderer zählen, die Ihnen kostenlose Übernachtungen, Mitfahrgelegenheiten oder auch Essen zur Verfügung stellen.

    In anderen Fällen werden Sie aber dringend Geld benötigen – und sei es für Telefonate mit der Familie oder Flüge zum nächsten Ziel. Die Bestimmungen, wer wo im Ausland arbeiten darf, unterscheiden sich allerdings mitunter stark von Deutschland. Verdienstmöglichkeiten wie Work and Travel sollten gut vorbereitet werden.

  • Lernen Sie loszulassen.

    Selbst als Single gibt es noch Menschen, die schlecht allein sein können. Wer als Aussteiger in der Weltgeschichte herumreisen möchte, sollte allerdings in mehrerlei Hinsicht loslassen können. Hierbei geht es nicht nur um Konsumverzicht und Einschränkungen im Komfort.

    Vermutlich werden Sie Ihre Familie und Ihre Freunde für längere Zeit nicht zu Gesicht bekommen. Ein Grund mehr, Ihr Vorhaben mit Ihrem engsten sozialen Umfeld zu besprechen. Im Gegenzug können Sie nun ein Gefühl von Freiheit und Selbstgenügsamkeit kennenlernen.

[Bildnachweis: nuruddean by Shutterstock.com]

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