Bedürfnispyramide nach Maslow – einfach erklärt
Die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow ist ein bedeutendes Modell der Sozialpsychologie und beschreibt die Hierarchie der menschlichen Bedürfnisse und Motivationen.
Nach Maslow gibt es insgesamt fünf Stufen der Bedürfnisse, die in zwei Gruppen unterteilt werden:
- Defizitbedürfnisse
Diese Bedürfnisse (Grundbedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse) müssen zuerst befriedigt sein, um im Leben Zufriedenheit zu empfinden. Bleiben sie unerfüllt, fehlt etwas Entscheidendes. Es gibt ein Defizit. - Wachstumsbedürfnisse
Mithilfe der Wachstumsbedürfnisse (Individualbedürfnisse, Selbstverwirklichung) erkennen und entwickeln wir eigene Potenziale und wachsen beim Ausleben dieser Bedürfnisse über uns hinaus.
Die Wachstumsbedürfnisse bleiben jedoch nie ganz erfüllt. Beispiel: Ein Maler malt nicht, um 100 Bilder zu malen, sondern weil er seine Kreativität ausleben will. So bleiben Menschen intrinsisch motiviert und entwickeln sich stets weiter.
Eine kostenlose Vorlage der Bedürfnispyramide nach Maslow können Sie sich hier als PDF herunterladen.
Was sind die 5 Bedürfnisse nach Maslow?
Die ersten drei Stufen der Pyramide bilden die Defizitbedürfnisse (auch: Mangelbedürfnisse). Solange sie nicht gestillt sind, hat das negative physische oder psychische Folgen.
1. Grundbedürfnisse (Physiologische Bedürfnisse)
Auf der untersten Stufe der Bedürfnispyramide nach Maslow stehen die physiologischen Bedürfnisse. Sie bilden die elementare Basis des menschlichen Strebens und sichern das Überleben.
Zu den Grundbedürfnissen gehören zum Beispiel Atemluft, Wasser, Nahrung, Bewegung, Sexualität, Schlaf und Erholung. Solange sie nicht erfüllt sind, wird der Mensch nicht zur nächsten Stufe kommen.
2. Sicherheitsbedürfnisse
Auf der zweiten Stufe der maslowschen Bedürfnispyramide versucht der Mensch seine Sicherheitsbedürfnisse zu stillen – also Bedürfnisse nach körperlicher und seelischer Unversehrtheit, nach einem stabilen Umfeld und freier Entfaltung.
Zu den Sicherheitsbedürfnissen gehören zum Beispiel genereller Schutz und Geborgenheit, ein Dach über dem Kopf, regelmäßige Arbeit und ein gesichertes Einkommen sowie Ordnung und feste Strukturen im Leben.
3. Soziale Bedürfnisse
Auf der letzten Stufe der Defizitbedürfnisse in der Bedürfnispyramide nach Maslow stehen die sozialen Bedürfnisse. Dabei geht es wesentlich um die Gefühle von Zugehörigkeit und sozialer Integration.
Zu den sozialen Bedürfnissen gehören zum Beispiel die eigene Familie, Freundschaften sowie regelmäßiger sozialer Austausch mit anderen. Im Kern geht es dabei stets um Liebe, Zuneigung und Beziehungen.
4. Individualbedürfnisse
Auf Stufe 4 beginnen bereits die Wachstumsbedürfnisse. Sie werden nach Maslow erst verfolgt, wenn die Defizitbedürfnisse befriedigt sind. Auf den ersten drei Stufen werden Menschen zufrieden – auf den letzten beiden Stufen glücklich.
Dazu tragen vor allem die Individualbedürfnisse bei. Sie unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Dazu gehören zum Beispiel Anerkennung und Wertschätzung (im Job), Macht, Einfluss und Statussymbole sowie Freiheit und genereller Erfolg – also das Erreichen eigener Ziele.
5. Selbstverwirklichung
An der Spitze von Maslows Bedürfnispyramide steht die Selbstverwirklichung. Durch sie erleben wir höchstes Glück und finden einen Sinn im Leben.
Zur Selbstverwirklichung gehören zum Beispiel das Ausleben seiner Talente und Kreativität; die Möglichkeit, sein Stärken und Fähigkeiten (für andere) einzusetzen, seine Potenziale auszuschöpfen sowie die generelle Persönlichkeitsentwicklung.
3 weitere Bedürfnisse
Abraham Maslow sein Modell später durch drei weitere Stufen ergänzt. Hinzu kamen die drei neue Wachstumsbedürfnisse: ästhetische Bedürfnisse, kognitive Bedürfnisse sowie Transzendenz (Suche nach Gott). Die 8-stufige Bedürfnispyramide ist allerdings heute kaum bekannt und hat sich im Gegensatz zur klassischen Pyramide mit 5 Stufen nie durchgesetzt.
Maslows Bedürfnispyramide im Management
Die Maslowsche Bedürfnispyramide wird heute häufig auf das Management und den Arbeitsplatz übertragen. Schließlich beschreibt sie unterschiedliche Faktoren, mit denen sich Mitarbeiter motivieren lassen.
Ein Grund dafür ist der Sozialpsychologe Douglas McGregor. Er war der Lehrer von Abraham Maslow und entwickelte schon zuvor zwei Managementmodelle: die Theorie X und Theorie Y. Beide versuchen die unterschiedliche die Motivation von Arbeitnehmern zu beschreiben, basieren aber auf zwei Menschenbildern…
Theorie X
Danach sind die meisten Arbeiter faul und unreif. Sie bevorzugen Routinearbeit und scheuen Verantwortung. Deshalb müssen Manager sie durch einen autoritären Führungsstil kontrollieren, belohnen oder bestrafen.
Theorie Y
Danach sind Mitarbeiter grundsätzlich leistungsbreit und ehrgeizig. Ihre Arbeit hat einen hohen Stellenwert, und Erfolge vermitteln ihnen tiefe Befriedigung. Manager sollten sie deshalb durch kooperative oder partizipative Führungsstile motivieren und so die Eigeninitiative fördern.
Mit dem Modell beeinflusste McGregor zahlreiche Managementtheoretiker wie Charles Handy oder Warren Bennis. Maslow erkannte aber dessen Schwächen: Zwar ist Theorie Y realistischer, dennoch sehnen sich selbst leistungsbereite Mitarbeiter nach hierarchischen Strukturen und Weisungen.
Dieselben Menschen können in der einen Situation faul sein, während sie an anderer Stelle nach einem Maximum streben. Also entwickelte Maslow die Bedürfnishierarchie und Pyramide der verschiedenen Stufen von Motivation.
Maslow Bedürfnispyramide Beispiel
Die fünf Bedürfnisse der Bedürfnispyramide nach Maslow lassen sich im Arbeitsalltag und Berufsleben unterschiedlich nutzen, um Mitarbeiter zu motivieren. Beispiele und Tipps:
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Physiologische Bedürfnisse Beispiel
Um Grundbedürfnisse zu erfüllen, können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Obst sowie kostenloses Wasser oder Kaffee zur Verfügung stellen oder für regelmäßige Pausen zur Erholung sorgen.
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Sicherheitsbedürfnisse Beispiel
Statt befristeter Arbeitsverträge sorgen unbefristete Verträge für eine langfristige Perspektive. Regelmäßige Feedbackgespräche geben das Gefühl, hier einen festen Arbeitsplatz zu haben.
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Soziale Bedürfnisse Beispiel
Im Unternehemen gibt es wiederkehrende Maßnahmen zum Teambuilding, Betriebsfeste oder -ausflüge. Zudem werden die Kollegen bestärkt über Abteilungen hinweg zusammenzuarbeiten.
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Individualbedürfnisse Beispiel
Lob, Auszeichnungen und Boni sorgen für die Anerkennung von Leistung. Zudem werden die Stärken und Kompetenzen der Mitarbeiter durch Fortbildungen und Coachings gefördert.
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Selbstverwirklichung Beispiel
Spezielle Entwicklungsprogramme für Leistungsträger unterstützen die Mitarbeiter dabei, die für sie optimale Position im Unternehmen zu finden – abhängig von ihren beruflichen Zielen und der persönlichen Entwicklung.
Was heißt das für Management und Mitarbeiter?
Weil Arbeit einen wesentlichen Teil des Lebens darstellt, spielen die jeweiligen Bedürfnisse der Maslowschen Pyramide in der Berufswelt eine wichtige Rolle. Für die Mitarbeitermotivation bedeutet das:
- Für Führungskräfte
Versuchen Sie mithilfe von Freiräumen und Wertschätzung die Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung der Mitarbeiter zu fördern und die intrinsische Motivation nicht zu bremsen oder durch äußere Reize zu ersetzen. - Für Mitarbeiter
Machen Sie nicht andere für die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse verantwortlich. Erstens, weil das nicht geht; zweitens, weil diese das nicht leisten können. Überlegen Sie stattdessen, ob Sie im richtigen Job und Beruf sind, in dem Sie bis zu Stufe 5 der Bedürfnispyramide nach Maslow gelangen können.
Kritik an der Bedürfnispyramide
Die Bedürfnispyramide nach Maslow wurde bereits 1943 entwickelt. Zahlreiche Studien, darunter von Ed Diener an der Universität Illinois konnten bestätigen, dass Defizitbedürfnisse tatsächlich universell und überall auf der Welt erfüllt sein müssen, damit Menschen zufrieden sind. Die Wachstumsbedürfnisse wiederum spielen eine entscheidende Rolle dabei, ob der Mensch sein Leben genießt.
Dennoch gibt es immer wieder Kritik an Maslows Bedürfnispyramide. Die meistgenannten Kritikpunkte sind:
- Empirische Belege
Das Modell der Pyramide beruht auf Beobachtungen. Es fehlt eine quantitative Datengrundlage. - Strikte Hierarchie
Kritiker monieren, die Stufen der Pyramide seien nicht nur nacheinander zu erfüllen. Maslow selbst hat das jedoch nie behauptet. - Kulturelle Unterschiede
Kritisiert wird, dass sich die Bedürfnispyramide in erster Linie auf Wohlstandsgesellschaften bezieht und damit einen großen Teil der Weltbevölkerung außen vor lässt. Sie sei auf nicht-westliche Kulturen kaum anwendbar. - Generelle Unerfüllbarkeit
Weil sich die Wachstumsbedürfnisse grundsätzlich „unerfüllbar“ sind, lasse sich nicht überprüfen, ob das Modell vollständig ist.
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