Was ist Geltungsdrang überhaupt?
Jeder Mensch verfügt über ein gewisses Geltungsbedürfnis. Dahinter verbirgt sich der Wunsch, von seinem sozialen Umfang anerkannt und respektiert zu werden – sowohl für eigene Leistungen, aber auch einfach als Person. Das lässt sich bereits bei Kindern beobachten, die nicht nur von den Eltern, sondern auch von Freunden und anderen Bezugspersonen, beispielsweisen den Betreuern im Kindergarten oder den Lehrern in der Schule, beachtet werden wollen. Mit der Aufmerksamkeit werden positive Emotionen verbunden, ganz nach dem Motto: Schaut her, ich bin besonders gut oder habe etwas tolles gemacht.
Die Anerkennung durch andere ist eine Bestätigung des eigenen Verhaltens und der eigenen Persönlichkeit. Übersteigt das Geltungsbedürfnis jedoch ein normales und gesundes Maß, wird daraus ein Geltungsdrang. Dann geht es nur noch darum, ständig im Mittelpunkt zu stehen, von allen Seiten Beachtung und Anerkennung zu bekommen und regelrecht danach zu streben, das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein.
Auch die Ursache eines Geltungsdrangs lässt sich leicht identifizieren: Es handelt es dabei um eine Überkompensation von Minderwertigkeitsgefühlen, die aufgrund eines zu geringen Selbstwertgefühls entstehen können.
Indem Aufmerksamkeit und Beachtung provoziert werden, fühlen sich Betroffene mit Geltungsdrang besonders wohl. Es vermittelt Ihnen das gute Gefühl, von anderen geschätzt und respektiert zu werden – wobei sie natürlich vergessen und geflissentlich ignorieren, dass es sich nicht um natürliche und positive Anerkennung handelt.
Typische Anzeichen für einen übersteigerten Geltungsdrang
Ein Geltungsdrang zeigt sich durch verschiedene Anzeichen, die für das Umfeld kaum zu übersehen sind – denn genau dabei geht es schließlich, wenn die größtmögliche Aufmerksamkeit erreicht werden soll. Allerdings kann es durchaus Unterschiede geben und der Geltungsdrang zeigt sich in unterschiedlichen Varianten.
Das häufigste Symptom eines übersteigerten Geltungsdrangs sind dabei Übertreibungen. Alles muss immer das größte, beste, außergewöhnlichste, schrecklichste oder unglaublichste sein. Auch Leistungen und Erfolge werden stets als herausragend und unvergleichlich präsentiert. Durch die übertriebenen Darstellungen soll sichergestellt werden, dass niemand es übersehen oder ignorieren kann.
Auch ganz direkte Lügen – quasi die nächste Stufe starker Übertreibungen – sind bei Geltungsdrang keine Seltenheit. Wenn sonst nichts mehr hilft, um sich in den Mittelpunkt zu drängen, werden schlichtweg Geschichten erfunden und verbreitet.
Ein weiteres häufiges Symptom bei Geltungsdrang ist ein sehr extravaganter oder luxuriöser Lebensstil. Auffallen und jeden Preis, egal wie teuer es auch ist. Und durch sehr teure Kleidung, die natürlich präsentiert und angesprochen wird, oder auch durch Luxusautos, um wirklich von jedem beachtet zu werden, soll der eigene Drang nach Anerkennung gestillt werden.
Darum erreicht Geltungsdrang meist das genaue Gegenteil
Das Ziel beim Geltungsdrang ist es, vom sozialen Umfeld geschätzt zu werden. Betroffene wollen Respekt und Anerkennung und sind bereit, sich diese mit den unterschiedlichsten Mitteln zu sichern. Allerdings kann Geltungsdrang dieses Ziel nie wirklich erreichen – sondern sorgt immer für das genaue Gegenteil.
Wahre Anerkennung lässt sich einfach nicht erzwingen und je größer der Geltungsdrang einer Person ist, desto negativer sind die tatsächlichen Auswirkungen auf die sozialen Kontakte. Die Übertreibungen sind anstrengend, wirken gekünstelt und sind unglaubwürdig, das ständige Betteln nach Aufmerksamkeit macht unsympathisch und es geht schlichtweg auf die Nerven, wenn jemand nicht damit klar kommt, dass die Welt sich nicht nur um ihn dreht.
Geltungsdrang bringt somit keine Beachtung, sondern eher Missachtung und Ablehnung. Im Endeffekt ist das den Betroffenen von Geltungsdrang jedoch egal, denn sie sehen nur die Aufmerksamkeit, die ihnen zukommt, ohne zu erkennen, dass diese meist ausschließlich negativ ist.
So reagieren Sie auf übersteigerten Geltungsdrang
Ob Sie es nun wollen oder nicht: Sie werden mit dem Geltungsdrang einer Person in Ihrem Umfeld umgehen müssen. Das Streben nach Beachtung wird nicht unbemerkt an Ihnen vorbei gehen, wenn beispielsweise einer Ihrer Büronachbarn einen besonders starken Geltungsdrang an den Tag legt.
Wie Sie darauf reagieren, ist ein wichtiger Faktor, der beeinflussen kann, wie anstrengend der Geltungsdrang für Sie wird. Wir haben ein paar Tipps, wie Sie mit Geltungsdrang umgehen sollten:
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Gehen Sie in die Offensive
Der Geltungsdrang des Kollegen nimmt Überhand, bei jeder Gelegenheit versucht er die Aufmerksamkeit von allen auf sich zu ziehen und sowohl Arbeitsatmosphäre wie auch die Ergebnisse leiden darunter? Dann kann es angebracht sein, in die Offensive zu gehen und denjenigen ganz offen auf sein Verhalten anzusprechen. Erklären Sie, wie anstrengend und nervig der Geltungsdrang für Sie und alle anderen ist und fordern Sie ruhig auch ein, dass das der betreffende Kollege sich in nächster Zeit bessern soll.
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Ignorieren Sie den Geltungsdrang vollkommen
Als beste Strategie gegen den Geltungsdrang gilt ein einfacher Tipp: Ignorieren Sie den Betroffenen bei jeder Gelegenheit. Lassen Sie ihn links liegen und gehen Sie nicht auf seine Versuche ein, Aufmerksamkeit und Beachtung zu bekommen. In der Praxis ist das deutlich schwieriger als es klingt, da der Geltungsdrang auch zu drastischen Mitteln greift, wenn die gewünschte Anerkennung ausbleibt.
Das kann soweit gehen, dass emotionale Ausbrüche offen inszeniert werden, sowohl in Form von Trauer, aber auch durch Wut. Wenn Sie es jedoch lange genug aushalten und weiterhin alles ignorieren, kann ein Lerneffekt entstehen und das Verhalten ändert sich – zumindest Ihnen gegenüber. -
Suchen Sie sich Unterstützung
Auf Geltungsdrang reagieren sie am besten gemeinsam mit anderen, die auch unter dem Verhalten leiden. Fragen Sie bei anderen Kollegen nach, ob diesen das Verhalten auch negativ aufgefallen ist und sprechen Sie sich ab, um dem Geltungsdrang einen Riegel vorzuschieben. Im besten Fall gelingt es Ihnen, gemeinsam das Verhalten vollkommen zu ignorieren und so jede Aufmerksamkeit zu entziehen.
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