Gute Arbeitsatmosphäre: Was macht sie aus?
Fragt man nach der Bedeutung der Arbeitsatmosphäre, bekommt man immer wieder zu hören, welchen Stellenwert diese hat und dass Unternehmen unbedingt daran arbeiten sollten, diese zu verbessern. Das alles ist jedoch reichlich vage. Je konkreter man bei dem Thema wird, desto schwieriger wird es, klare Antworten und genaue Vorstellungen zu erhalten.
Eine der wichtigsten Fragen lautet: Wann ist eine Arbeitsatmosphäre eigentlich gut? Zunächst geraten die meisten erst einmal ins Stottern, bevor dann von netten Kollegen, freundlichen Chefs und interessanten Aufgaben geredet wird. Diese Punkte gehören zwar durchaus zur Arbeitsatmosphäre, sind aber eher das Resultat von tieferliegenden Faktoren.
Für jeden Mitarbeiter können andere Dinge für eine gute Arbeitsatmosphäre entscheidend sein, es gibt aber einige Aspekte, die allgemein wichtig sind:
- Arbeitsbedingungen. Dazu gehören entsprechend eingerichtete Arbeitsplätze, wenig Ablenkungen durch Lärm und auch kein zu großer Stress und Termindruck.
- Geschäftsführung. Gerade aus dem Management müssen die Werte und Erwartungen vorgelebt werden, um Authentizität zu erzeugen.
- Kommunikation. Das A und O für eine gute Arbeitsatmosphäre. Ein Team, in dem regelmäßig miteinander kommuniziert wird und das Konflikte offen ansprechen kann.
- Vertrauen. Vorgesetzte müssen ihren Mitarbeitern vertrauen, ihnen Freiräume und Entscheidungsspielräume lassen. Aber auch Mitarbeiter müssen sich darauf verlassen können, dass der Chef wichtige Informationen teilt, Vorschlägen offen gegenüber steht und die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen trifft.
Arbeitsatmosphäre schaffen: Was können Unternehmen tun?
Die Atmosphäre am Arbeitsplatz wird maßgeblich durch den Arbeitgeber und ganz konkret durch das Verhalten des Vorgesetzten beeinflusst. Dieser ist während der Arbeitszeit für seine Mitarbeiter verantwortlich und trifft die Entscheidungen, die über eine gute oder eben auch eine schlechte Arbeitsatmosphäre entscheiden können. Zwar sind sich die meisten dieser Rolle sehr wohl bewusst, doch wird das damit verbundene Potenzial leider viel zu selten ausgeschöpft. Es reicht eben nicht aus, nur einzugreifen, um Streit oder Diskussionen beizulegen. Stattdessen sollten Unternehmen – und konkret Chefs als deren Vertreter – aktiv werden und eine Arbeitsatmosphäre schaffen, von der alle profitieren können.
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Wertschätzung zeigen
Wertschätzung und Respekt sind grundlegende Bedürfnisse nahezu aller Mitarbeiter. Dazu gehören nicht nur Lob bei guten Leistungen, sondern ebenso konstruktive Kritik, Verbesserungsvorschläge, Weiterbildungsmöglichkeiten, Offenheit gegenüber Ideen und ein insgesamt respektvoller Umgang. Die Wertschätzung sollte im besten Fall zur Gewohnheit werden und sich nicht nur in einzelnen Maßnahmen zeigen.
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Flexibilität ermöglichen
Je starrer und festgefahrener die Vorgaben und Strukturen sind, desto eher leidet die Arbeitsatmosphäre darunter. Niemand möchte sich nur an einem Plan entlang arbeiten, an den er sich komplett halten muss. Unternehmen sollten sowohl Flexibilität bei der Erledigung als auch bei der Arbeitsgestaltung lassen – beispielsweise durch flexible Arbeitszeitmodelle, Home Office Regelungen, aber auch freier Umsetzung der übertragenen Aufgaben.
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Schuldzuweisungen vermeiden
Fehler und Rückschläge gehören in jedem Unternehmen dazu, unterschiedlich ist lediglich der Umgang damit. Während die einen sich darauf konzentrieren, einen Schuldigen zu finden und ihm die Verantwortung dafür zu geben, schauen die anderen nach vorne und machen das Beste aus der Situation. Immer nur mit dem Finger auf andere zu zeigen, wird zum Problem für die Arbeitsatmosphäre und fördert Konkurrenzdenken, Streit und Neid untereinander.
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Vorbild sein
Die besten Vorgaben bringen nichts, wenn Arbeitgeber und Vorgesetzte diese nicht selbst vorleben. Mitarbeiter merken sehr schnell, ob nur große Reden geschwungen werden, oder ob tatsächlich etwas für die Arbeitsatmosphäre unternommen wird.
Arbeitsatmosphäre verbessern: Auch Mitarbeiter tragen dazu bei
Als Mitarbeiter sollten Sie sich jedoch nicht einzig und allein darauf verlassen, dass Ihr Chef für eine entsprechend positive Arbeitsatmosphäre sorgt. Manche Dinge können Sie zwar nur indirekt beeinflussen, indem Sie etwa Ihren Vorgesetzten darauf ansprechen und so mögliche Veränderungen anregen, andere Dinge haben Sie aber durchaus selbst in der Hand und können so dazu beitragen, die Arbeitsatmosphäre in Ihrem Unternehmen zu verbessern. Wir stellen Ihnen drei einfache Wege vor, wie Sie als Mitarbeiter zur Verbesserung der Arbeitsatmosphäre beitragen:
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Kontakte verstärken.
Je besser Mitarbeiter untereinander klar kommen, desto angenehmer wird die Atmosphäre im Job. Dazu ist es nicht nötig, gleich mit jedem Kollegen gut befreundet zu sein, doch lohnt es sich, auch einmal außerhalb der Arbeit zusammen zu kommen, gemeinsam etwas Trinken zu gehen und sich gegenseitig kennenzulernen. Es ist angenehmer und entspannter mit Menschen zu arbeiten, mit denen man sich gut versteht.
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Professionell bleiben.
Arbeit und Privatleben gehören zwar nicht direkt zusammen, beeinflussen sich aber gegenseitig stark. Wer Stress im Job hat, nimmt diesen oft mit nach Hause – aber das funktioniert auch umgekehrt. Viele Streitigkeiten im Job entstehen, weil jemand bereits grundsätzlich genervt ist, weil er private Probleme hat. Lassen Sie diese nicht an den Kollegen aus.
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Vergleiche vermeiden.
Auch wenn es vielen schwer fällt: Versuchen Sie nicht ständig in Vergleichen zu denken. Der eine Kollege verdient mehr, der andere kann etwas besser, dafür brillieren Sie in einem anderen Thema. Eine solche Mentalität macht die Teamarbeit umso schwerer. Sehen Sie stattdessen die gemeinsamen Leistungen und Erfolge.
Gute Atmosphäre = schlechte Leistung?
Viel wurde über die Vorteile einer guten Arbeitsatmosphäre geredet, aber es gibt auch Studien, die etwas anderes behaupten. Die Schlussfolgerungen von Dirk Lindebaum von der Universität Liverpool etwa besagen: Wer sich an seinem Schreibtisch wohl fühlt, ist mitnichten automatisch ein besserer Mitarbeiter. Reibungen produzieren bessere Resultate. Jedenfalls unter den richtigen Umständen
Man müsse in jedem Fall, so der Organisationspsychologe, den jeweiligen Kontext berücksichtigen. Die landläufige Meinung, dass eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz der Leistung generell zuträglich ist, könne jedenfalls so nicht aufrechterhalten werden.
Beispiel: Ein Mitarbeiter, nennen wir ihn Edward Snowden, verspürt eine große Wut auf seinen Arbeitgeber. Dieser verhalte sich ungerecht und verletze moralische Standards. Der Zorn des Mitarbeiters entlädt sich, indem er Missstände anprangert und den Arbeitgeber zu einer Kurskorrektur drängt. Im besten Fall (oder in einer besseren Welt) sieht der Arbeitgeber sein Fehlverhalten ein, die Situation bessert sich – zum Vorteil aller beteiligten Parteien.
Das Prinzip dahinter: Ungerechtigkeit führt zu Ärger führt zu Verbesserung.
Dies kann zum Beispiel auch der Fall sein, wenn sich der Zorn gegen mobbende Kollegen richtet – oder gegen die Schnapsideen eines Vorgesetzten, die dieser selbst unentwegt als Geniestreiche verkauft. Wenn Wut in die richtigen Bahnen gelenkt und kanalisiert wird, kann sie konstruktiv sein. Im Gegensatz dazu führt eine tolle Atmosphäre am Arbeitsplatz oft zu Selbstzufriedenheit, zu fortwährender Selbstbestätigung.