Mitarbeiterbindung: 6 Säulen + effektive Maßnahmen

Erfolgreiche Mitarbeiterbindung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen. Als Aufgabe des Personalwesens umfasst dieser alle Maßnahmen, die dazu dienen, Mitarbeiter mittel- bis langfristig im Unternehmen zu halten und deren Loyalität zu steigern. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Instrumente und 6 Säulen effektiver Mitarbeiterbindung vor…

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Definition: Was ist Mitarbeiterbindung?

Die Mitarbeiterbindung ist ein Teilbereich des Personalwesens bzw. HR-Managements und hat die Aufgabe, Beschäftigte und Leistungsträger möglichst langfristig an das Unternehmen zu binden.

Zur Mitarbeiterbindung (Englisch: Retention Management) stehen den Personalverantwortlichen zahlreiche Maßnahmen, Anreize und Instrumente zur Verfügung, die sich – je nach Zielsetzung – auf vier Ebenen unterscheiden.

Welche 4 Ebenen der Mitarbeiterbindung gibt es?

Beim Human Resource Management wird zwischen vier Arten (Ebenen) der Mitarbeiterbindung unterschieden:

  1. Perspektivische Bindung
    Durch die Aussicht auf eine berufliche Entwicklung, Beförderungen, Gehaltserhöhungen, Weiterbildungen oder das Übertragen von mehr Verantwortung bleiben Mitarbeiter länger im Unternehmen.
  2. Emotionale Bindung
    Emotionale Bindung wird vor allem durch eine sinnstiftende Arbeit, durch Wertschätzung sowie positive Beziehungen zu den Kollegen und Vorgesetzten erzeugt.
  3. Rationale Bindung
    Die rationale Bindung setzt auf Opportunität und monetäre Anreize, wie zum Beispiel Bonuszahlungen, betriebliche Altersvorsorge oder ebenso attraktive wie flexible Arbeitszeiten.
  4. Normative Bindung
    Durch gemeinsame Werte und Zielvorstellungen, eine klare Zukunftsvision und gegenseitige Motivation und Respekt steigt die Identifikation mit dem Arbeitgeber.
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Was sind die Vorteile der Mitarbeiterbindung?

Mitarbeiterbindung lohnt sich und ist für Unternehmen ein enorm wichtiger Erfolgsfaktor. Erfolgreiche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung haben folgende Vorteile:

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Maßnahmen: Die 6 Säulen der Mitarbeiterbindung

Von den genannten Vorteilen profitieren jedoch nur wenige Unternehmen. Der „Gallup Engagement Index“ zeigt regelmäßig, dass sich nur ein geringer Teil der Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitgeber identiziert und gebunden fühlt. Der Rest schiebt Dienst nach Vorschrift oder hat innerlich gekündigt.

Die 6 Säulen der Mitarbeiterbindung sind bewährte Maßnahmen und Instrumente, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und im Unternehmen zu halten:

1. Arbeitsumfeld & Organisation

Mitarbeiter sollten sich im Job und an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Zufriedene Mitarbeiter sind motivierter, leistungswilliger und seltener krank. Die folgenden Maßnahmen schaffen ein angenehmes Arbeitsklima, eine „Wohlfühlatmosphäre“ – und damit eine wichtige Voraussetzung für eine starke Bindung zum Unternehmen:

  • Kostenlose Verpflegung (Getränke, Obst)
  • Gesunde Ernährung (in der Kantine)
  • Professionelles Equipment und ergonomische Ausstattung
  • Flexibles Arbeiten (Remote Work, Homeoffice)
  • Möglichkeit zur Teilzeitarbeit oder Job Sharing
  • Kinderbetreuung (Betriebskindergarten, Notfallbetreuung)
  • Teamevents

2. Entwicklung & Aufstieg

Die Mitarbeiterbindung steigt, wenn Arbeitnehmer die Chance bekommen, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln und persönlich zu wachsen. Die folgenden Maßnahmen zur Personalentwicklung fördern die vorhandenen Potenziale der Mitarbeiter und steigern zugleich deren Loyalität:

3. Gesundheit & Freizeit

Aus betrieblicher Sicht hat eine gesunde Belegschaft nur Vorteile: weniger krankheitsbedingte Fehltage, gesunde, kreative und produktiver Mitarbeiter. Daher steht bei der dritten Säule der Mitarbeiterbindung die Gesundheit und der Ausgleich der Mitarbeiter im Fokus, um Stress und Überforderung zu verhindern:

4. Employer Branding & Marketing

Das Employer Branding prägt das Arbeitgeberimage und wie das Unternehmen nach außen wahrgenommen wird. Es ist Teil des Personalmarktings und lockt im Erfolgsfall nicht nur neue Talente und High Potentials an – es bindet auch die eigenen Mitarbeiter. Zudem wirken diese wieder als wichtige und glaubwürdige Fürsprecher nach außen. Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind zum Beispiel:

5. Kultur & Kommunikation

Gemeinsame Werte, Unternehmensziele und Visionen verbinden. Diese Leitbilder schaffen Vertrauen und sind zugleich wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Können sich Mitarbeiter damit identifizieren, steigt die Bindung und der sog. Cultural Fit – alle passen perfekt ins Team, integrieren sich schnell und arbeiten effektiv zusammen. Zu diesen wichtigen Personalbindungsmaßnahmen gehören zum Beispiel:

  • Transparente Kommunikation der Werte und Ziele
  • Intranet zum Austausch & Wissenstransfer
  • Mitarbeitermagazin & Newsletter
  • Verbindende Zukunftsvision
  • Social Responsibility
  • Nachhaltiges Arbeiten
  • Gute Work-Life-Balance

6. Vorteile & Benefits

Nicht zuletzt wirken sich finanzielle Vorteile und Vergünstigungen positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. Ein angemessenes und steigendes Gehalt steigert ebenso die Motivation und Bindung. Hinzu kommen weitere Maßnahmen, von denen auch das Employer Branding profitiert:

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Welche Instrumente zur Mitarbeiterbindung nutzen?

Alle genannten Mittel und Maßnahmen stärken die Mitarbeiterbindung. Doch ist es kaum möglich, alle davon umzusetzen. Hinzu kommt: Nicht jedes Instrument eignet sich für jeden Arbeitnehmer. Die Option zur Kinderbetreuung ist hervorragend für berufstätige Eltern – kinderlose Mitarbeiter haben jedoch keinen Nutzen davon.

Richtige Maßnahmen wählen – Beispiele:

  • Ein junger Vater freut sich mehr über flexible Arbeitszeiten als über zeitraubende Wochenend-Seminare.
  • Eine Führungskraft hat vielleicht kein Interesse an einem Sabbatical, wohl aber an finanziellen Beteiligungsmodellen.
  • Ein täglich pendelnder Sachbearbeiter kann eine Playstation-Ecke nicht gebrauchen, Benzingutscheine, Firmenwagen und einen Firmenparkplatz aber auf jeden Fall!

Diese Fragen helfen bei der Auswahl

Für die Auswahl richtiger Instrumente zur Mitarbeiterbindung sollten Sie sich im Vorfeld folgende Fragen stellen:

  • Passt die Maßnahme zur Belegschaft?
    Ein Nordic-Walking-Kurs für ein Startup mit dem Durchschnittsalter 25 – hat wenig Sinn.
  • Ist die Maßnahme glaubwürdig?
    Ein Konzern, der sich Corporate Social Responsibility auf die Fahnen schreibt, kann den Mitarbeitern keine spritfressenden SUVs als Firmenwagen überlassen.
  • Wie groß ist die Eintrittsbarriere?
    Kickertisch oder großen Obstkorb hinstellen, ist einfach. Eine gute Kantine einzurichten oder ergonomische Arbeitsplätze kostet deutlich mehr Geld und Aufwand.
  • Sollen damit nur Schwächen überdeckt werden?
    Wer seine Mitarbeiter zum pompösen Firmenausflug einlädt, aber weiterhin schlechte Gehälter zahlt, richtet womöglich mehr Schaden als Nutzen an.
  • Was wünschen sich die Mitarbeiter?
    Die wichtigste Frage zum Schluss: Was wünschen sich die Arbeitnehmer? Die besten Maßnahmen nutzen nichts, wenn sie an den Bedürfnissen der Belegschaft vorbei zielen.
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Selektive Mitarbeiterbindung: Wen wollen wir halten?

Mitarbeiterbindung ist aufwendig und teuer. Deshalb setzen einige Unternehmen hier zuerst den Rotstift an und zugleich auf die sogenannte selektive Mitarbeiterbindung. Bedeutet: Die Maßnahmen konzentrieren sich nur auf jene Arbeitnehmer, die es „wert“ sind, gehalten zu werden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Leistungsträger
    Dazu zählen Mitarbeiter auf allen Ebenen, die aufgrund ihrer Leistungen für den künftigen Erfolg des Unternehmens von Bedeutung sind.
  • Spezialisten
    Mitarbeiter mit speziellen Fähigkeiten, Kenntnissen und Skills, die am Arbeitsmarkt kaum zu bekommen aber für die weitere Unternehmensentwicklung wichtig sind.
  • Nachwuchstalente
    Gerade bei jungen Nachwuchskräften mit großem Potenzial lohnt sich die Mitarbeiterbindung, denn sie lassen sich flexibel einsetzen und entwickeln.

Die selektive Mitarbeiterbindung kann so einen enormem Wettbewerbsvorteil schaffen – bei gleichzeitig geringen Kosten, weil sich die Maßnahmen nur an ausgewählte Arbeitnehmer richten.

Wie wird die selektive Mitarbeiterbindung umgesetzt?

Wie identifiziert man Leistungsträger, Spezialisten und Talente? Dafür müssen sich Führungskräfte ein umfangreiches Bild von den Kollegen machen, deren Arbeitsleistungen bewerten und Potenziale abschätzen.

Diese Fragen können dabei helfen:

  • Welche Mitarbeiter leisten hervorragende Ergebnisse?
  • Welche Mitarbeiter können Ihre Leistungen in Zukunft steigern?
  • Welche Mitarbeiter sind für den Erfolg des Unternehmens relevant?
  • Welche Abteilungen und Positionen sind zukunftsentscheidend?
  • Wo findet die größte Wertschöpfung statt – jetzt und in Zukunft?
  • Welche Mitarbeiter haben das Potenzial, für größere Aufgaben?

Kritik & Nachteile der selektiven Mitarbeiterbindung

Die Aufmerksamkeit und Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung nur einem Teil der Belegschaft zukommen zu lassen, mag Kosten sparen. Gezielte Bindungsmaßnahmen haben aber ebenfalls Nachteile:

  • Unfaire Behandlung
    Bekommen auserwählte Kollegen eine Sonderbehandlung, fühlen sich die anderen benachteiligt. Das fördert den Neid untereinander und senkt die Motivation. Im schlimmsten Fall steigt die Fluktuation bei den Verprellten.
  • Ungenutztes Potential
    Der Low Performer von heute kann der Leistungsträger von morgen sein. Fokussiert die Mitarbeiterbindung nur auf starke Mitarbeiter, bleibt vorhandenes Potenzial ungenutzt.
  • Ungenaue Identifikation
    Selektive Mitarbeiterbindung funktioniert nur, wenn die richtigen Arbeitnehmer identifiziert werden. Subjektive Kriterien oder Vetternwirtschaft können das verhindern. Dann werden die Maßnahmen ineffizient und teuer.

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