Stellenanzeigen richtig lesen: Worauf achten?

Wer auf Jobsuche ist, findet Sie überall: Stellenanzeigen, Stellenangebote, Stellenausschreibungen – in Tageszeitungen oder Online-Jobbörsen. Jede dieser Stellenanzeigen enthält jede Menge Subtext, der viel über die Arbeitgeber und Unternehmen verrät. Wer auf Stellensuche ist, sollte diese Stellenanzeigen richtig lesen, um so die perfekte Jobwahl zu treffen. Wir zeigen Ihnen die Tipps und Tricks, wie Sie Stellenanzeigen lesen und dechiffrieren können und für die Bewerbung besser nutzen…

Stellenanzeigen Richtig Lesen Codes Tipps

Stellenanzeigen lesen: Was steht drin?

Stellenanzeigen sind nicht nur eines der meistgenutzten Recruiting-Instrumente – sie ist auch das erfolgreichste: Laut einer Index-Studie führt mehr als jede zweite Stellenanzeige (59 Prozent) zu einem neuen Mitarbeiter. An zweiter Stelle rangieren Empfehlungen von Mitarbeitern: Rund 11 Prozent der Neueinstellungen werden so besetzt.

Gleichzeitig sind Stellenanzeigen die Visitenkarte eines Arbeitgebers: Im Idealfall spiegeln Sie, was für den Job und das Unternehmen spricht und geben Einblicke in das spätere Berufsbild (siehe: Stellenanzeigen schreiben).

Checkliste für Stellenanzeigen

Ein paar wesentliche Information gehören aber in jede Stellenanzeige. Fehlen diese, kann das bereits ein erstes Warnzeichen für einen zweifelhaften Arbeitgeber oder ein schlechtes Jobangebot sein:

Allein daran, wie viel Mühe sich ein Unternehmen mit der Stellenanzeige macht, können Sie ablesen, welche Bedeutung der Job später hat und wie die Unternehmenskultur wirklich ist: sorgfältig und qualitätsbewusst – oder oberflächlich und schlampig. Nicht zuletzt sagt das viel über Ihre möglichen Zukunftsperspektiven dort…

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Was sind Muss- und Kann-Anforderungen in Stellenanzeigen?

In jeder Stellenanzeige sollte es ein sogenanntes Anforderungsprofil geben – also was der Arbeitgeber von Bewerbern und Mitarbeitern in spe erwartet. Die Reihenfolge der Anforderungen stellt dabei bereits oft eine Hierarchie dar: Was oben steht, müssen Sie unbedingt erfüllen; was weiter unten steht, ist wünschenswert, aber kein Muss.

1. Muss-Anforderungen in Stellenanzeigen

Sogenannte Muss-Anforderungen erkennen Sie an Formulierungen, wie:

  • Voraussetzungen sind…
  • Erwarten wir…
  • Sie bringen mit…
  • …setzen wir voraus
  • …sollten Sie erfüllen
  • …sind erforderlich

Je weniger dieser Voraussetzungen Sie erfüllen, desto mehr sinken die Bewerbungschancen.

2. Kann-Anforderungen in Stellenanzeigen

Ausgleichen lassen sich fehlende Qualifikationen teils mit sogenannten Kann-Anforderungen. Diese werden in Stellenanzeigen deutlich „weicher“ formuliert:

  • Idealerweise besitzen Sie…
  • Wünschenswert sind zudem…
  • Erwünscht sind…
  • Ausbaufähige Kenntnisse in…
  • Hinreichende Erfahrungen in…
  • Wenn Sie außerdem mitbringen…
  • Zusätzlich freuen würden wir uns…
  • Hilfreich wäre zudem…

Kann-Anforderungen sind zwar von geringerer Bedeutung. Sie können Ihnen aber trotzdem einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, wenn beispielsweise mehrere Bewerber über dieselben Muss-Anforderungen verfügen, aber nur Sie wichtige Kann-Anforderungen abdecken.

Überdies können Kann-Anforderungen ein Hinweis sein, in welche Richtung sich ein Unternehmen entwickeln will. Für Sie als Bewerber ist es daher von Vorteil, zukünftige Entwicklungen abzuschätzen und darauf zum Beispiel im Bewerbungsschreiben einzugehen.

Kann ich mich bewerben, wenn ich nicht alles erfülle?

Arbeitgeber suchen zwar offiziell gerne die „eierlegende Wollmilchsau“ – aber welcher Bewerber ist das schon? Faustregel: Bewerben mit guten Chancen können Sie sich auch, wenn Sie nur 70 Prozent der Anforderungen erfüllen. Vor allem Frauen lassen sich oft abschrecken. Tun Sie das nicht! Sie können nur gewinnen – Schlimmeres als eine Bewerbungsabsage passiert nicht.

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Stellenanzeigen lesen und dechiffrieren: Was steht zwischen den Zeilen?

Tatsächlich steht in Stellenanzeigen jede Menge zwischen den Zeilen. Man muss nur wissen, wie Sie den Subtext lesen und deuten können. Achten Sie bei Jobangeboten daher auf folgende verräterische Anzeichen:

Anzeigentext

Zahlreiche Stellenanzeigen werden nur kopiert oder von Marktbegleitern abgeschrieben. Erkennen lässt sich das an allgemeinen Formulierungen und Floskeln, die so ziemlich jeden Job beschreiben. Vergleichen Sie die Anzeigentexte! Ein steifer und unpersönlicher Text wiederum spricht für einen straff geführten, eher bürokratischen Laden, in dem wenig Platz für Eigenverantwortung bleibt.

Anforderungen

Vergleichen Sie das Anforderungsprofil mit dem Jobtitel und der Stellenbeschreibung. Wird zum Beispiel eine Junior-Position ausgeschrieben, die die Arbeit eines Fulltime-Senior-Jobs erledigen soll, sollten die Alarmglocken schrillen. Das klingt schon gefährlich nach Ausbeutung! Auch versteckte Hinweise – wenn zum Beispiel „hohe Belastbarkeit“ erwartet wird – verraten ein vergleichsweise raues Klima.

Details

Auch zu viele Details sind verdächtig. Ist das Stellenangebot und gesuchte Profil ungewöhnlich genau beschrieben? Dann sollten sich Bewerber keine großen Hoffnungen machen. Genau so werden Jobs „pro forma“ ausgeschrieben, weil das juristisch sein muss. In Wahrheit ist der interne Kandidat längst gefunden. Erkennen lässt sich das daran, dass die Stellenbeschreibung so spezifisch formuliert ist, dass im Grunde niemand darauf passt – außer der Person, die schon gefunden ist.

Anzeigengröße

Jobofferten sind wie Schaulaufen – je größer die Stellenanzeige, desto höher schätzt der Arbeitgeber die Stelle ein und desto wichtiger nimmt sich das Unternehmen. Damit ist ebenfalls klar: Genauso viel Renommee und Strahlkraft erwartet man von einem geeigneten Kandidaten. Auf die Gefahr hin, dass das hart klingt: Wer in der Branche nur ein kleines Licht ist, braucht sich auf eine halbseitige Anzeige nicht bewerben. Die Anzeigengröße heißt allerdings genauso: Wenn das Unternehmen bereit war, viel Geld für die Stellenausschreibung zu investieren, ist es beim Jahresgehalt nicht knauserig.

Image

Vorsicht bei Stellenanzeigen die wenig über den Job, aber viel über das (tolle) Unternehmen sagen. Manche Unternehmen schreiben nur zu Testzwecken Stellen aus – Motto: „Mal gucken, wie attraktiv wir als Arbeitgeber sind!“ Reelle Jobchancen haben keine. Manche Arbeitgeber prüfen so einfach nur ihren Marktwert oder machen Werbung für sich, indem sie demonstrieren, ein erfolgreiches Unternehmen zu sein, das freie Stellen hat. Womöglich auch, um Mediengerüchte zu widerlegen, man stecke in einer Krise…

Phrasen-Faktor

Misstrauisch sollten Sie bei auffällig kleinen (billigen) Anzeigen werden, die dafür Großes versprechen: ein schmucker Jobtitel und das große Geld in wenigen Wochen… Solche Anzeigen sind oft Lockvogelangebote und Mogelpackungen. Nicht selten bleiben solche Fake-Jobs vage, versprechen „interessante Aufgaben“, „reizvolle Inhalte“ bei „überdurchschnittlicher Bezahlung“ und „sofortigem Jobantritt“. Gänzlich misstrauisch sollten Sie werden, wenn man von Ihnen, in Vorleistung zu gehen und etwa ein Starter-Kit zu kaufen. Finger weg! Das sind Abzocke-Angebote.

Fotos

Die meisten Bilder in Stellenanzeigen stammen von Stockbild-Agenturen, zeigen also gar nicht echte Mitarbeiter oder den zukünftigen Arbeitsplatz. Aber genau das kann interessant sein. Wird so vielleicht ein ansonsten langweiliger Job kosmetisch überschminkt und soll Sie das Foto blenden? Oder aber steht das Unternehmen zu dem Arbeitsplatz, seiner Kultur – und zeigt echte Einblicke? Zeigen sich auch noch echte Mitarbeiter, spricht das für eine starke Belegschaft, die sich mit dem Arbeitgeber identifiziert. Ein positives Signal!

Absenderfeld

Eine seriöse Stellenanzeige enthält stets eine nachprüfbare, transparente (E-Mail-)Adresse oder Telefonnummer (Festnetz!) sowie Informationen, wie Sie sich bewerben sollen. Nicht immer muss der Name des Ansprechpartners genannt werden. Falls aber Fragen zu den Anforderungen bleiben, muss sich das Unternehmen sichtbar kontaktieren lassen. Bei anonymen Handy-Nummern oder kryptischen E-Mail-Adressen sollten Sie sofort weiterklicken. Dahinter stecken entweder Datensammler oder obskure Unternehmen.

Achtung Fake-Stellenanzeigen bei der Jobsuche!

Aktuell grassiert eine gefährliche Masche zum Identitätsklau im Internet: gefälschte Stellenanzeigen! Medien berichten von internationalen Betrügern, die Fake-Stellenanzeigen schalten, um so an die persönlichen Daten der Bewerber zu kommen und anschließend damit entweder einkaufen gehen oder die Daten weiterverkaufen. Erste Fälle gab es in Großbritannien und den USA. Entsprechend wichtig sei es, vor der Bewerbung die ausschreibenden Arbeitgeber sowie die Kontaktangaben zu prüfen – zur Not mit einem Kontrollanruf im Unternehmen.

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Stellenanzeigen lesen: Was steckt hinter dem Phrasen-Code?

In den vergangenen Jahren hat sich in Jobangebot-Formulierungen eine Art Anzeigen-Code entwickelt, der ähnlich wie beim Arbeitszeugnis die Anforderungen an Bewerber umschreibt, ohne sie wirklich zu benennen. Nicht selten wird aus dieser Phrasendrescherei eine Art Bullshit-Bingo.

Damit Sie wissen, was Sie wirklich erwartet, haben wir die häufigsten Phrasen und Floskeln in Stellenanzeigen aufgelistet und dechiffriert, was diese wirklich bedeuten:

Stellenanzeigen verstehen: Verräterische Aussagen

Wir beginnen mit den Floskeln, die typischerweise in der Selbstbeschreibung des Unternehmens stehen:

  • Angenehmes Betriebsklima

    Kann stimmen, ist aber eigentlich eine Selbstverständlichkeit (das Gegenteil wäre die Nachricht – dann würde sich aber keiner mehr bewerben). Die Betonung von Selbstverständlichem ist daher immer suspekt und könnte auch bedeuten: Verglichen mit einem Hagelsturm ist auch Schneeregen „angenehm“.

  • Dynamisches Unternehmen

    Weil das Unternehmen zu schnell wächst, kommt der Ausbau der Strukturen nicht hinterher. Hier sollten Sie sich auf ein entsprechendes Organisations-Chaos einstellen.

  • Eingespielte Mannschaft

    Die Kollegen arbeiten seit vielen Jahren zusammen und erwarten mit größter Wahrscheinlichkeit ein Ebenbild Ihres Vorgängers. Weil Sie diesen Wunsch nicht erfüllen können, werden Sie um Anerkennung kämpfen müssen.

  • Entwicklungsmöglichkeiten

    Weil in der Firma eine hohe Fluktuation herrscht, können Sie schnell aufsteigen – falls Sie lange genug durchhalten. Das Risiko des Scheiterns ist allerdings genauso groß.

  • Flache Hierarchien

    Sie werden schnell in Entscheidungen eingebunden und müssen zu den Konsequenzen stehen. Wenn das für Sie eine spannende Herausforderung ist: Nur zu!

  • Innovatives Unternehmen

    Weil Ihr Arbeitgeber ständig Neuerungen auf den Markt wirft, müssen Sie vor Ideen nur so sprudeln, um hier zu reüssieren. Außerdem benötigen Sie exzellente Fähigkeiten als Troubleshooter, weil dabei naturgemäß dauernd etwas schief geht.

  • Junges Team

    In diesem Unternehmen arbeitet keiner, der älter ist als um die 30 Jahre. Das kann entweder daran liegen, dass dessen junge Inhaber gerne mit Gleichaltrigen arbeiten – oder dass dieser Arbeitgeber nur Sprungbrettfunktion hat, weil es dort niemand lange aushält und die Gehälter unterdurchschnittlich sind.

  • Marktführer

    Gäbe es tatsächlich so viele Marktführer, wie zahlreiche Stellenanzeigen behaupten, wäre die Spitze eine Fläche – bildlich gesprochen. Sehen Sie deswegen genau hin: Wenn sich das Unternehmen als einziger Teilnehmer des Marktes entpuppt, den es angeblich anführt, sollten Sie die Finger davon lassen. Wer so prahlt, hat es nötig.

  • Traditionsunternehmen

    Obacht: Hier wird alles so gemacht, wie es immer schon gemacht wurde – und in diese Strukturen müssen Sie sich einfügen wollen und können. Wenn Sie rasche Änderungen herbeiführen wollen, werden Sie garantiert auflaufen. Denn Neues verträgt so ein Dinosaurier allenfalls in homöopathischen Dosen.

  • Überschaubares Team

    In solch kleinen Einheiten sind Ihre Allrounderqualitäten gefragt, denn Sie werden viele verschiedene Aufgaben übernehmen. Allerdings ist der Anspruch an die wenigen Mitarbeiter auch extrem hoch. Sie müssen den Laden wuppen – auf eine Work-Life-Balance brauchen Sie hier nicht hoffen.

  • Weiterbildungsmöglichkeiten

    Weil sich Ihr Job ständig verändert, werden Sie permanent dazu lernen müssen, um am Ball bleiben zu können. Die Frage, die Sie im Vorstellungsgespräch dann unbedingt stellen sollten, ist: Wer bezahlt diese Weiterbildungsmöglichkeiten?

Stellenanzeigen richtig lesen: Ansprüche an Kandidaten

Auch die Formulierungen, die die Erwartungen an künftige Mitarbeiter umschreiben, sind voller versteckter Botschaften:

  • Abschlussorientierung

    Ein typisches Keyword für gesuchte Mitarbeiter im Vertrieb und Verkauf. Wer aber den Verkaufserfolg schon so in der Stellenanzeige betont, macht deutlich: Welche Methoden Sie später anwenden, ist zweitrangig – allein der Umsatz zählt.

  • Belastbarkeit

    Weil ständig Mehrarbeit und Überstunden anstehen, müssen Sie hier oft bis an die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit (und darüber hinaus) gehen. Oder aber diese gesuchte Eigenschaft ist eine jener Leerformeln, die von Anzeige zu Anzeige reproduziert werden: Wer sucht schon Mitarbeiter, die bei der kleinsten Herausforderung zusammenbrechen?

  • Dynamik

    Wenn etwas dynamisch ist, klingt das erst einmal positiv – nach aufgekrempelten Ärmeln, Abwechslung und Spaß. So soll es auch klingen. Was die Floskel nicht sagt: Zu Ihren Aufgaben zählt zwar, andere mit Ihrer Begeisterung mitzureißen und alles zu geben, um die Unternehmensziele zu erreichen – für Ihre eigene Motivation fühlt sich aber niemand zuständig.

  • Eigenverantwortung

    Was genau Ihre Aufgaben sind und wie Sie diese lösen können, müssen Sie hier leider selbst herausfinden. Und wenn es daneben geht? Dann sind Sie alleine schuld – war schließlich Ihre Angelegenheit und Verantwortung!

  • Hohe Einsatzbereitschaft

    Sie haben da zu sein, wann und wo immer Ihr Unternehmen sie braucht. Das Privatleben fällt für Sie in den nächsten Jahren erst einmal aus.

  • Erfolgswille

    Sie können sich selbst motivieren und sind bereit, sich im Zweifel auch gegen Kollegen durchzubeißen, weil im Unternehmen ein harter Wettbewerb herrscht? Prima, dann sind Sie hier genau richtig.

  • Flexibilität

    Auch so eine typische Worthülse aus der Stellenanzeigen-Stanzmaschine. Unwillkürlich fragt man sich: Welcher Arbeitgeber würde schon Mitarbeiter mit der (geistigen) Beweglichkeit einer Betonschwelle suchen? Eben. Wenn es aber schon derart betont wird, bedeutet das meist: In die häufig wechselnden Anforderungen Ihrer Tätigkeit müssen Sie sich leider selbständig einarbeiten – es gibt keinen, der es sonst tun würde.

  • Fortbildungsbereitschaft

    Das Wort „Bereitschaft“ sollte stutzig machen. Ihr Arbeitgeber erwartet also, dass Sie ständig dazulernen, um Ihre Aufgaben erfüllen zu können. Allerdings bedeutet das nicht, dass Sie dabei seine (finanzielle) Unterstützung erhalten. Unbedingt im Bewerbungsgespräch nachhaken!

  • Freundlichkeit

    Dieser Stellenanzeigen Text findet sich meist bei gesuchten Mitarbeitern mit Kundenkontakt, im Support oder Call-Center. Wieder eine Selbstverständlichkeit, die mit ihrer Erwähnung darauf hindeutet, dass die Kunden das genau Gegenteil von dem sind, was man von Ihnen erwartet. Oder anders formuliert: Von Ihnen wird erwartet, dass Sie den ganzen Tag lächeln, während Ihnen ein veritabler Shitstorm entgegen bläst. Ähnlich verdächtig ist auch der Schlüsselbegriff: „Kundenorientierung“.

  • Kommunikative Fähigkeiten

    Ihr Arbeitstag wird aus Telefonaten, Kundenbesuchen und zahlreichen Meetings bestehen. Oder aber (bei Führungskräften) Sie müssen häufig zwischen Kollegen vermitteln, um den den Laden zusammenzuhalten. Auf jeden Fall sind hier diplomatische Fähigkeiten gefragt.

  • Kreativität

    Eine viel zu oft geklonte Floskel. Entweder sie ist hohl, oder aber es bedeutet: Sie stehen ständig vor neuen Herausforderungen und müssen Lösungen dafür finden. Unterstützung brauchen Sie dabei aber keine zu erwarten, weil die anderen auch keine Ahnung haben.

  • Mobilität

    Heißt nichts anderes als: Sie besitzen sowohl Führerschein als auch ein Auto (generösere Arbeitgeber stellen sogar einen Firmenwagen) und werden viel unterwegs sein – auch über die üblichen Arbeitszeiten hinaus, denn Ihr Einsatzort wechselt.

  • Ordnungsliebe

    Wer solche Selbstverständlichkeiten betont, zeigt kaum noch subtil, worauf er Wert legt: In diesem Unternehmen zählt nur, dass Ihr Schreibtisch immer aufgeräumt ist – besondere Leistungen oder gar Innovationen werden nicht erwartet.

  • Organisationstalent

    Um Ihre Aufgaben erledigen zu können, müssen Sie beständig die verschiedensten Dinge unter einen Hut bringen – darunter auch solche, die Sie nie zuvor gesehen haben.

  • Pünktlichkeit

    Der zweite Bestandteil des „Deutschen Dreisatzes“ – Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Fleiß – deutet ebenfalls darauf hin, dass von Ihnen in erster Linie Disziplin erwartet wird – sonst nichts.

  • Reisebereitschaft

    Die meisten Berufseinsteiger finden Dienstreisen erst einmal spannend – bis Sie mit der Zeit feststellen, dass Hotellounges und Hotelzimmer einsam sein können. Falls Sie noch keinen Instagram-Account besitzen, sollten Sie sich den schleunigst zulegen. Sonst werden Sie Ihre Familie und Freunde nur noch am Wochenende sehen.

  • Teamfähigkeit

    Ist im Grunde gleichbedeutend mit „Anpassungsfähigkeit“ und „Flexibilität„. Die erste Interpretation lautet: Sie sind bereit, Ihre Ideen zurückzunehmen und sich in die Abteilung einzufügen, Einzelleistungen sind hier weniger gefragt. Variante 2: Diese Floskel steht da, weil sie in jeder Annonce steht und hat überhaupt nichts zu sagen. Oft ist das Letzte der Fall, was angesichts der Alternative schon wieder gut ist.

  • Unternehmerisches Denken

    Klingt nach großer Freiheit und Verantwortung, bedeutet es aber nur selten. Eher steckt dahinter, dass Sie bei Ihren Entscheidungen stets die Interessen Ihres Arbeitgebers berücksichtigen und entsprechend entscheiden – allerdings auch zum eigenen Nachteil. Ihrem Vorgesetzten schulden Sie nur dann Rechenschaft, wenn Sie Ihre Aufgaben nicht angemessen erledigen.

  • Zielstrebigkeit

    Egal, was Ihre Aufgabe ist: Erledigen Sie diese unbedingt in der kürzestmöglichen Zeit. Für lange Diskussionen und lästige Fragen hat man hier wenig Toleranz.

  • Zuverlässigkeit

    Auch das ist eine Binse, die eigentlich keiner Erwähnung wert ist. Trotzdem sagt sie zumindest eines über das Unternehmen aus: Wer viele solcher Selbstverständlichkeiten in seinen Stellenanzeigen betont, hat über die wirklichen Anforderungen nicht nachgedacht – oder schlimmer: kennt sie nicht.

Stellenanzeigen lesen: Fakten zum Gehalt

Spätestens an dieser Stelle geht es ans Eingemachte – und den Gegenwert in dieser Position. Deshalb widmen wir uns gesondert den Formulierungen zum Gehalt und werfen einen Blick auf die Formeln, die Ihr künftiges Einkommen kaschieren sollen:

  • Attraktives Gehalt

    Wer sich derart hinter einem Adjektiv versteckt, macht sich verdächtig. Im Klartext kann das nur bedeuten: Die Höhe der Bezahlung ist in erster Linie für den Arbeitgeber attraktiv, da sie weit unter Tarif oder dem Branchendurchschnitt liegt.

  • Dynamische Lohnbestandteile

    Erfolgsabhängige Boni oder Prämien machen hier einen wichtigen Teil Ihres Verdiensts aus. Bevor Sie den Vertrag unterzeichnen, sollten Sie genau prüfen, ob sich mit dem Fixum allein überhaupt genug Geld verdienen lässt, um davon zu leben.

  • Investition in Ihre Zukunft

    Vorsicht Falle: Bei diesem Arbeitgeber müssen in der Regel finanziell in Vorleistung gehen, bevor Sie Geld verdienen. Oft verbirgt sich dahinter eine Strukturvertrieb.

  • Leistungsbezogene Vergütung

    Auch diese Formulierung riecht verdächtig nach Boni oder Provisionen. Allerdings auch nach einer Entlohnung, die nichts mit Tarif oder Branchendurchschnitt zu tun hat, sondern allein mit dem Gutdünken Ihres Chefs, wie der Ihre Leistungen einschätzt.

  • Überdurchschnittliche Bezahlung

    Welcher Durchschnitt? Der Ihrer Branche, der Region, der des Unternehmens – oder aller Arbeitnehmer weltweit? Außerdem fehlt jede Aussage, wie weit das Gehalt über dem Durchschnitt liegt. Hier wird natürlich mit der Aussicht auf viel Geld geworben. Allerdings nur über Assoziationen und Kopfkino. Wenn das Gehalt wirklich Spitze ist, warum wird es dann nicht genannt?

  • Übliche Sozialleistungen

    Heißt im Klartext: Wir zahlen nicht mehr als wir müssen. Besser kann sich ein knausriger Laden nicht outen.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Ähnlich wie bei den Geheimcodes im Arbeitszeugnis sollten Sie Stellenanzeigen im Ganzen lesen. Eine einzige Floskel sagt noch nichts über die Qualität der Position aus. Zumal der Verfasser der Stellenanzeige nicht zwingend die Bedeutung jeder Formulierung kennen muss.

Verdächtig wird es aber, wenn Sie viele der aufgeführten Phrasen finden und Ihre Intuition Alarm schlägt. Dann lohnt es sich, alternative Stellenanzeigen zu suchen – zum Beispiel in unserer Jobbörse:

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