Darf ich meine Bewerbung zurückziehen?
Grundsätzlich ist es erlaubt, dass auch Bewerber einen Rückzieher machen und dem Arbeitgeber wieder abzusagen. Das geht sowohl nach der schriftlichen Bewerbung, nach der Einladung zum Vorstellungsgespräch und auch noch nach dem Vorstellungsgespräch oder einer Jobzusage.
Es ist vielmehr eine Frage des Stils, dass Sie nach der Bewerbung nicht einfach abtauchen und „ghosten„, sondern zumindest frühzeitig, respektvoll und souverän absagen.
Wann sollte ich die Bewerbung zurückziehen?
Es gibt drei Zeitpunkte im Bewerbungsprozess, die ein jeweils anderes Vorgehen erfordern. Für alle Stadien haben wir Muster für ein Absageschreiben vorbereitet, mit denen Sie Ihre Bewerbung professionell zurückziehen:
1. Bewerbung zurückziehen nach Bewerbung
In diesem frühen Stadium müssen Sie nichts machen. Warten Sie erst einmal ab. Vielleicht sagt auch der Arbeitgeber ab, dann erledigt sich von selbst. Falls Sie dennoch absagen, nutzen Sie diese Vorlage:
Download: Bewerberabsage Vorlage 1 (Word)
2. Bewerbung zurückziehen nach Einladung zum Vorstellungsgespräch
In diesem Fall gilt: Fairness first. Sagen Sie rechtzeitig ab, damit der Personaler neue Termine mit anderen Bewerbern planen kann.
Download: Bewerberabsage Vorlage 2 (Word)
3. Bewerbung zurückziehen nach Jobzusage
Für den Arbeitgeber ist das jetzt bitter: Er hat schon mit Ihnen gerechnet. Umso höflicher sollten Sie absagen und sich für die Umstände entschuldigen:
Download: Bewerberabsage Vorlage 3 (Word)
Was sind gute Gründe für den Rückzieher?
Der häufigste Grund dafür, eine Bewerbung zurückzuziehen, ist ein besseres Jobangebot. Idealerweise haben Sie den neuen Arbeitsvertrag schon unterschrieben, bevor Sie absagen. Es gibt aber noch weitere gute Gründe für den Widerruf:
- Bauchgefühl
Sie haben einfach kein gutes Gefühl oder einen Probearbeitstag absolviert und das Arbeitsklima und die Arbeit gefallen Ihnen nicht mehr. - Krankheit
Sie sind schwer erkrankt und können in absehbarer Zeit den Beruf nicht mehr ausüben. - Schwangerschaft
Sie sind schwanger und wollen sich jetzt ganz auf Kind und Familie konzentrieren. - Neuorientierung
Nach einer beruflichen Neuorientierung wollen Sie doch etwas ganz anderes machen – zum Beispiel sich selbstständig. - Gehalt
Das angebotene Gehalt liegt deutlich unter Ihren Erwartungen. - Umzug
Ihr Partner hat einen neuen Job in einer fernen Stadt oder im Ausland – und Sie ziehen mit um. - Umfang
Sie haben sich für einen Teilzeitjob beworben, man bietet Ihnen aber woanders einen besseren (Vollzeit-)Job an. - Qualifikation
Sie haben festgestellt, dass Ihnen die angestrebte Stelle keine Perspektiven bietet und Sie dafür überqualifiziert sind.
Persönliche Gründe
Sachliche Gründe
Muss ich meine Absage begründen?
Wer seine Bewerbung zurückzieht, muss das nicht begründen. Eine plausible Begründung macht die Entscheidung aber nachvollziehbarer und sorgt für mehr Verständnis. Nennen Sie aber nur einen Grund. Zu viele Gründe wirken nach Rechtfertigung und einem schlechtem Gewissen.
Absolut tabu sind durchschaubare Ausreden sowie negative Aussagen über den Arbeitgeber, das Interview oder den Personaler. Unprofessionell! Auch Privates müssen Sie nicht preisgeben – zum Beispiel Details zur Familienplanung oder zu Erkrankungen.
Wie kann ich meine Bewerbung zurückziehen?
Um eine Bewerbung professionell zurückzuziehen, haben Sie vier Optionen: Online, Telefon, Brief oder E-Mail. Eine eindeutige Präferenz gibt es nicht. Alle vier Varianten sind legitim:
1. Bewerbung online zurückziehen
Große Unternehmen und Konzerne bieten teils die Option, die Bewerbung mit einem Klick zu „stornieren“. Falls Sie sich über ein Online-Bewerberportal beworben haben, loggen Sie sich dort ein und ziehen die Bewerbung zurück. In einigen Systemen reicht dazu ein Klick, in anderen müssen Sie Ihr Profil löschen.
2. Bewerbung am Telefon zurückziehen
Ein persönlicher Anruf hat Vorteile: Sie sparen Zeit und Porto – und es wirkt selbstbewusst. Überdies können Sie sicher sein, dass die Botschaft ankommt. Zwar kostet die Absage am Telefon Überwindung, es bleibt aber die professionellste Form. Unsere Tipps dazu:
- Halten Sie das Telefongespräch kurz. Maximal 5-10 Minuten.
- Bleiben Sie sachlich und allgemein.
- Nennen Sie maximal einen Beweggrund – und nur auf Nachfrage.
- Bleiben Sie im Ton neutral, nie emotional.
Muster für die Absage am Telefon:
Guten Tag, mein Name ist Max Muster. Ich hatte mich vor 3 Wochen bei Ihnen als Aushilfe beworben und meine Bewerbung per Mail zugesandt. Die Referenznummer in der Stellenanzeige lautete: 123-4567. Leider muss ich meine Bewerbung zurückziehen. Ich habe mich aus beruflichen Gründen für eine andere Stelle entschieden. Bitte löschen Sie meine Daten und Bewerbungsunterlagen in Ihrer Datenbank. Ich bedauere, wenn ich Ihnen damit Umstände gemacht habe. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Auf Wiederhören.
3. Bewerbung per Brief oder Mail zurückziehen
Falls Ihnen der telefonische Rückzieher nicht behagt, können Sie auch schriftlich die Bewerbung zurückziehen. Die schriftliche Bewerberabsage sollte kurz bleiben. Wir empfehlen den Aufbau mit vier Bestandteilen und diesem Muster:
- Betreff
Ganz einfach: „Hiermit ziehe ich meine Bewerbung zurück“. - Dank
Bedanken Sie sich zuerst, für die Möglichkeit sich hier zu bewerben. - Botschaft
Schreiben Sie explizit, dass Sie die Bewerbung zurückziehen, um Missverständnisse zu vermeiden. Falls Sie wollen, nennen Sie maximal einen plausiblen Grund. - Bedauern
Bedauern Sie förmlich, Umstände gemacht zu haben. Anschließend bitten Sie um Verständnis.
Ob Sie einen Absagebrief schreiben oder per E-Mail versenden, ist Geschmacksache. Mehr Stil hat der Brief, weil er aufrichtiger und mühevoller wirkt. Entscheidend ist, dass Ihre Absage und der Rückzieher authentisch klingen.
Beispiele für Formulierungen:
Vielen Dank für Ihr Vertrauen in mich und die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Inzwischen habe ich ein weiteres Angebot erhalten, das aus meiner Sicht besser zu mir passt. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich möchte hiermit meine Bewerbung zurückziehen. Ich bedauere, falls ich Ihnen damit Umstände bereite. Dennoch bitte ich um Ihr Verständnis.
Vielen Dank für das positive Feedback auf meine Bewerbung. Allerdings habe ich in der Zwischenzeit ein anderes Angebot angenommen, das besser zu mir passt. Daher muss ich meine Bewerbung hiermit zurückziehen. Es tut mir leid, dass Ihnen das Umstände macht, bitte aber um Verständnis für meine Entscheidung. Die Wahl fiel nicht GEGEN Ihr Unternehmen, sondern FÜR ein anderes. Ich bedanke mich herzlich und hoffe, dass Sie die Stelle zügig besetzen können.
Kann ich eine interne Bewerbung zurückziehen?
Auch eine interne Bewerbung können Sie zurückziehen. Die Formulierungen bleiben gleich, ebenso der Aufbau: Dank – Begründung – Bedauern. Bei einem internen Rückzieher ist die Begründung allerdings noch wichtiger. Schließlich werden Sie den Kollegen, denen Sie einen Korb geben, weiterhin begegnen.
Bewerbung absagen + Daten löschen
Sobald Sie Ihre Bewerbung zurückziehen, können Sie zusätzlich verlangen, dass Ihre Unterlagen zurückgesendet beziehungsweise Ihre Daten vollständig gelöscht werden. In dem Fall ergänzen Sie das Absageschreiben noch um folgende Beispielformulierung: „Überdies möchte ich Sie bitten, meine eingereichten Bewerbungsunterlagen und persönlichen Daten zeitnah zu löschen.“
Umgekehrt können Sie genauso darum bitten, dass Ihre Daten und Unterlagen gespeichert bleiben, sodass man Sie zu einem späteren Zeitpunkt bei einem anderen Stellenangebot berücksichtigen kann. Das ist jedoch nur sinnvoll, falls der Arbeitgeber für Sie weiterhin interessant ist und die Absagegründe nur mit der konkreten Stelle zu tun hatten.
Warum ist eine professionelle Absage wichtig?
Nicht wenige Bewerber melden sich einfach gar nicht mehr, wenn Sie das Interesse an einem Job verloren haben. Das machen manche Unternehmen zwar auch, professionell ist aber beides nicht. Bewerber müssen auch keine Sorge haben, dass die Absage Arbeitgeber verärgert. Im Gegenteil: Sie schaden sich mehr, wenn Sie sich überhaupt nicht melden (siehe: Ghosting) oder Unternehmen mit Ausreden hinhalten. Die Gründe:
- Reputation
Taktische Spielchen fallen immer auf einen zurück: Vielleicht wollen oder müssen Sie sich bei diesem Arbeitgeber noch einmal bewerben. Gut für Ihre Reputation, wenn Sie stets respektvoll und ehrlich waren. - Höflichkeit
Es bleibt ein Gebot und Akt der Höflichkeit, wenn Sie Personalern absagen, sobald Sie die Entscheidung gegen das Unternehmen oder den Job getroffen haben. Dem Arbeitgeber spart es Zeit und Kosten – Sie beweisen guten Stil. - Fairness
Sie geben anderen Kandidaten mit dem rechtzeitigen Rückzug die Chance, nachzurücken. Vielleicht ist es nicht mehr Ihr Traumjob – der von anderen Kandidaten aber weiterhin. Umgekehrt würden Sie soviel Fairness von anderen genauso erwarten.
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