Bewerbungsfoto selber machen: Ja oder nein?
Laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist das Bewerbungsfoto heute keine Pflicht, sondern optionaler Bestandteil im Lebenslauf. Zwei von drei Personalern sehen es aber weiterhin gerne in der Bewerbung. Das ist das Ergebnis in unserem Arbeitgebercheck. Ist das Profilbild erst einmal drin, prägt es entscheidend den ersten Eindruck Ihrer Bewerbungsunterlagen.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – das gilt erst recht für das Bewerbungsfoto. Auch wenn Sie es selber machen. Im Subtext transportieren Sie gleich mehrere Aussagen.
Das verrät ein Bewerbungsfoto Personalern
- Offenheit
Sind Sie ein freundlicher, offener Mensch? Lächeln Sie auf dem Foto? - Selbstbild
Wie sehen Sie sich selbst? Warum haben Sie dieses Foto von sich ausgewählt? - Selbstwert
Wieviel sind Sie bereit, in Ihre berufliche Zukunft zu investieren (Zeit, Geld)? - Vorbereitung
Haben Sie ein Gespür für Beruf und Branche? Sind Sie gepflegt und angemessen gekleidet? - Ästhetik
Haben Sie Geschmack? Das Bewerbungsbild ist auch eine Arbeitsprobe!
Falls Sie also vor der Wahl stehen, ob Sie Ihr Bewerbungsfoto selber machen sollen oder nicht: Selbstportraits bitte nur verwenden, wenn diese professionellen Ansprüchen genügen und zum Rest der Unterlagen passen. Private Fotosessions sind kein Desaster, solange das Ergebnis dem eines Fotografen kaum nachsteht. In allen anderen Fällen, sollten Sie ein mittelmäßiges Foto eher weglassen. Gut gemeint, aber schlecht gemacht disqualifiziert Bewerber.
Bewerbungsfoto selber machen: 10 Tipps und Regeln
Dank hochauflösender Handys, kostenloser Bearbeitungstools und Filter ist es heute grundsätzlich leichter geworden, ein Bewerbungsfoto selberzumachen. Die folgenden Tipps und Tricks nutzen auch Profis.
1. Kamera
Eine hochauflösende Digitalkamera oder ein hochwertiges Smartphone mit guter Kamera sind Grundvoraussetzung. Am besten greifen Sie zu einer digitalen Spiegelreflexkamera mit mindestens 12 Megapixeln aufwärts. Eventuell können Sie diese auch bei Freunden ausleihen. Von einer halbstarken 5-Megapixel-Handykamera sollten Sie dagegen die Finger lassen. Ebenfalls wichtig: Die Brennweite des Objektivs. 50mm sind zu wenig – die macht Knollennasen. Die ideale Brennweite für Portraits liegt im leichten Telebereich zwischen 85-135mm. Sie sorgt zugleich für etwas Tiefenschärfe, sodass der Hintergrund verschwimmt. Immer auf die Augen scharf stellen!
2. Hintergrund
Der Hintergrund sollte neutral, hell und einfarbig sein. Er darf auf keinen Fall ablenken und muss farblich harmonisch zu Ihrer Kleidung passen (Es sei denn, Sie entscheiden sich für ein Schwarz/Weiß-Foto). Im Park vor Bäumen posieren oder durch die Fußgängerzone laufen – tabu! Stellen Sie sich mindestens mit 30 Zentimeter vor die Wand. Besser ist ein Meter. Sonst kann es dort Schatten von Ihnen geben. Entfernen Sie auch sonst alles im Vorder- oder Hintergrund, was stören könnte: Regale, Bücher, Bilder, Pflanzen. Das Bewerbungsfoto kennt nur einen Hauptdarsteller: Sie!
3. Licht
Die Wohnung als Fotostudio ist oft problematisch. Entweder zu dunkel oder das Licht kommt von der falschen Stelle. Wenn Sie einen Blitz nutzen, dann bitte grundsätzlich indirekt blitzen – zum Beispiel an die weiße Decke. Niemals frontal! Besser ist, Sie nutzen indirektes, diffuses Tageslicht, nie direktes Sonnenlicht. Profis gebrauchen immer drei Lampen oder Lichtquellen: Eine Stehlampe leicht von vorne und von der Seite; eine Leuchte von leicht unten („Beautylight“) und eine Lampe für den Hintergrund. So wirkt das Bewerbungsbild plastischer. Entscheidend ist, dass Sie Ihr Gesicht nicht frontal ausleuchten. Es wird spannender mit leichtem Seitenlicht. Achten und vermeiden Sie Schatten unter den Augen. Professionelle Lichteffekte sind das A und O wenn Sie Ihr Bewerbungsfoto selber machen.
4. Stativ
Wenn Sie das Bewerbungsfoto im Alleingang machen, benötigen Sie ein Stativ. Ebenso einen Selbstauslöser oder Fernauslöser im Equipment. Das klingt einfacher, als es ist. Es erfordert durchaus etwas Koordination, Reaktionsschnelligkeit und Geduld bis Sie dabei ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Zu zweit geht es leichter. Wir empfehlen, einen Freund oder eine Freundin zu fragen, die mit der Kamera schon gearbeitet hat. Die Zahl guter Hobby-Fotografen wächst dank Instagram seit Jahren kontinuierlich an. Obendrein bekommen Sie so gleich Feedback, welcher Gesichtsausdruck überzeugend wirkt und welche Pose nicht.
5. Kleidung
Kleider machen Leute, das wissen Sie. Umso wichtiger ist, dass Sie die Kleidung so wählen, wie Sie sich im Vorstellungsgespräch anziehen würden: angemessen, seriös, gepflegt. Krawatte oder Bluse müssen nicht sein – es darf auch mal Casual oder leger sein, solange es zum Job passt. Wichtig hierbei: Nutzen Sie nicht mehr als zwei Farben. Das beruhigt das Foto und wirkt seriöser.
6. Körpersprache
Die goldene Mitte liegt zwischen stocksteif und lässig. Idealerweise stehen Sie bei beim Fotoshooting und halten Ihre Körperspannung. Stehen Sie aufrecht, die Schultern gerade, Arme vor dem Körper – nicht hängen lassen, nicht verschränken. Dynamischer wirkt, wenn Sie die Schulter seitlich schräg zur Kamera positionieren und das Gesicht frontal zum Objektiv drehen. Die Augen schauen genau in die Kamera. Leichtes Kniepen sorgt für mehr Ausdruck. Und dazu unbedingt lächeln! Um hässliches Glänzen der Haut zu vermeiden, nutzen Sie bitte etwas Make-up oder tupfen das Gesicht vorher mit einem weichen Papiertuch ab – nicht reiben! Tabu sind tiefe Dekolletees oder schulterfreie Outfits.
7. Haare
Bitte nicht zu sehr aufbrezeln. Die Frisur sollte gepflegt sein (das gilt auch für den Bart!). Frauen sollten nicht zu weiblich oder sexy wirken. Laut Umfragen fallen sie damit vor allem bei Personalerinnen durch. Bewährt hat sich ein neutraler Pferdeschwanz.
8. Kameraposition
Das Objektiv der Kamera muss IMMER auf Augenhöhe stehen. Fotografieren Sie sich von oben herab, wirken Sie klein – wie ein Bittsteller. Machen Sie das Bewerbungsfoto aus einer tieferen Position, sieht das heroisch-arrogant aus. Unser Tipp: Machen Sie immer mehrere Bewerbungsfotos mit verschiedenen Posen, Mimiken und Blickwinkeln. Idealerweise handelt es sich dabei um einen sogenannten Headshot: Die Augen liegen dabei genau im oberen Drittel (goldener Schnitt). Hände gehören generell nicht auf das Bewerbungsbild – und nur ein bisschen vom Oberkörper.
9. Format
Das Standardformat für Bewerbungsfotos ist immer noch das Hochformat. Meist im Seitenverhältnis von 2:3. Bedeutet: Das Foto hat später 4x6cm oder 6x9cm (Breite x Höhe). Falls Sie ein Deckblatt zur Bewerbung einsetzen, können Sie auch querformatige Fotos einfügen. Aufnehmen sollten Sie das Bild grundsätzlich in einer Auflösung von 300dpi um maximale Druckqualität zu erreichen. Das entspricht einer Breite von 2000 Pixel Minimum. Kleinskalieren können Sie das später immer noch. Tipp: Um Ihre Dateigröße bei der Online-Bewerbung klein zu halten, lassen Sie das digitale Bewerbungsbild vorher bei tinyjpg.com kostenlos verkleinern.
10. Bearbeitung
Das Fotoshooting ist nur die halbe Miete. Profis kitzeln das meiste heute in der digitalen Nachberarbeitung („Postproduktion“) aus dem Bewerbungsfoto heraus. Das können Sie auch: Farben optimieren oder ausgleichen, Fehler und Hautunreinheiten korrigieren beziehungsweise retuschieren, Haut glätten oder den Augen mehr Glanz verleihen – möglich machen das eine Reihe von – teils kostenlosen – Bildbearbeitungsprogrammen. Damit können Sie das Bewerbungsfoto auch gleich passend zum Lebenslauf zuschneiden. Kostenlose Programme hierfür sind GIMP, Picasa, Magix Foto Designer, Photoscape oder Paint.net. Auch für das Handy gibt es dazu inzwischen zahlreiche exzellente App. Beispielhaft: Snapseed, Enlight, Photoshop Express, Filtera.
Download: Bewerbungsfoto Checkliste (PDF)
Ein Selfie als Bewerbungsfoto?
Selfies gehören zum Internet wie der Gehaltsscheck zum Job. Schon 2014 wurden laut Google 93 Millionen Selfies geknipst – allein auf Android-Geräten. Aber als Bewerbungsfoto? Bloß nicht! Laut Studien der Wirtschaftspsychologin Sarah Diefenbach von der LMU München unterstellen 82 Prozent der Beobachter den Selfie-Portraits mangelnde Authentizität. Personaler halten sie sogar generell für unprofessionell, weil: gewollt spontan. Wenn Sie also Ihr Bewerbungsfoto selber machen, sollte es NIE wie ein typisches Selfie aussehen!