Was ist eine diskrete Bewerbung?
Die diskrete Bewerbung (auch: vertrauliche Bewerbung) nutzen Sie, um sich „heimlich“ aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis bei einem anderen Arbeitgeber zu bewerben. Dazu bitten Sie im Bewerbungsschreiben mit einem sogenannten Sperrvermerk darum, die Bewerbung vertraulich zu behandeln.
Ziel einer vertraulichen Bewerbung ist, dass der aktuelle Arbeitgeber nichts von dem geplanten Jobwechsel erfährt. Das könnte diesen sonst verärgern oder die Karriere dort beenden, wenn es am Ende mit dem Wechsel nicht klappt. Wer beim Flirt mit der Konkurrenz auffliegt, gilt als illoyal und ist verbrannt.
Ein Sperrvermerk kann ebenso bei einer internen Bewerbung sinnvoll sein – falls Sie der aktuelle Chef nicht gehen lassen will.
Wie bitte ich um Diskretion bei meiner Bewerbung?
Um Vertraulichkeit und Diskretion bei der Bewerbung bitten Sie mit einem sogenannten Sperrvermerk. Dieser steht meist im Anschreiben der Bewerbung, damit er sofort ins Auge springt. Bei der E-Mail-Bewerbung ebenso im Begleittext bzw. im E-Mail-Anschreiben selbst.
Generell haben Bewerber zwei Optionen, wie sie den Sperrvermerk einfügen. Beide Optionen sind jedoch alternativ: entweder oder. Wer den Sperrvermerk doppelt einbaut, könnte latent paranoid wirken:
- Betreffzeile
Nutzen Sie direkt die Betreffzeile oder eine Unterzeile und bitten Sie darin um Vertraulichkeit bei den Bewerbungsunterlagen. - Schlusssatz
Oder Sie nutzen den Schlusssatz im Anschreiben, um die Bitte um Vertraulichkeit zu platzieren – zum Beispiel in Fettschrift, damit sie auffällt.
Für die diskrete Bewerbung gibt es allerdings keine Garantie. Sie können den potenziellen Arbeitgeber um Vertraulichkeit bitten – die meisten Personaler sind von sich aus auch diskret. Es gibt aber auch Arbeitgeber, die das missachten. Leider.
Generell bitten Sie bitte nie um „Diskretion“ oder um einen „Sperrvermerk“, sondern um „Vertraulichkeit“ oder darum, die Bewerbung „vertraulich zu behandeln“ – das ist der Sperrvermerk.
Wie formuliere ich den Sperrvermerk?
Sperrvermerke kennen Sie vielleicht aus Pressemitteilungen oder vertraulichen E-Mails. In der Bewerbung können Sie damit genauso um Diskretion bitten. Nutzen Sie dazu folgende bewährten Beispiele und Formulierungen…
1. Sperrvermerk im Betreff einer vertraulichen Bewerbung
- „Bitte vertraulich behandeln: Meine Bewerbung als…“
- „Vertraulich: Meine Bewerbung als…“
- „Bitte vertraulich behandeln: Bewerbung für…“
- „Mit der Bitte um Vertraulichkeit: Meine Initiativbewerbung als…“
- „Meine vertrauliche Bewerbung für Ihre Stelle als…“
Wir empfehlen, den Sperrvermerk bereits in den Betreff zu schreiben. Hier bekommt er die größte Aufmerksamkeit und Personaler erkennen gleich das Signal, dass es sich um eine diskrete Bewerbung handelt.
2. Sperrvermerk im Schlusssatz einer diskreten Bewerbung
Im Schlusssatz fällt der Sperrvermerk zwar weniger auf, dafür können Sie Ihre Situation ausführlicher erklären:
- „Ich bitte darum, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln, da ich mich noch in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis befinde.“
- „Da ich mich zurzeit in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis befinde, bitte ich Sie, diese Bewerbung vertraulich zu behandeln. Bitte rufen Sie mich abends ab 20 Uhr unter der oben angegebenen Nummer zurück.“
- „Ich bitte ausdrücklich um einen vertraulichen Umgang mit meinen Bewerbungsunterlagen, da meine aktuelle Stelle ungekündigt ist.“
- „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich meinen jetzigen Arbeitgeber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht über meine Bewerbung informieren möchte. Daher bitte ich um die vertrauliche Behandlung meiner Unterlagen.“
Tipp: Formulierungen für die vertrauliche Bewerbung auf Englisch sind: „As I am currently in a non-terminated employment relationship, I ask you to treat my application confidentially.“ Oder: „I am very interested in a confidential application process as I am currently in a non-terminated employment relationship.“
3. Vertrauliche Bewerbung per E-Mail
Bei der Online-Bewerbung per E-Mail nimmt der Sperrvermerk im Betreff zu viel Platz ein. Deshalb empfehlen wir, diesen in den Begleittext zu schreiben. Bei der Formulierung können Sie dafür ausführlicher werden. Beispiel und Muster:
Sehr geehrte Frau Muster,
anbei erhalten Sie meine Bewerbung für einen Minijob. Warum ich die Anforderungen perfekt erfülle, entnehmen Sie bitte meinen ausführlichen und angehängten Bewerbungsunterlagen. Ich bitte darum, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Sie erreichen mich am besten außerhalb meiner Arbeitszeiten ab 18 Uhr abends unter der obigen Telefonnummer.
Ich freue mich auf ein persönliches Vorstellungsgespräch.
Mit freundlichen Grüßen
SIGNATUR
Tipps für die vertrauliche Bewerbung unter dem Radar
Neben dem Sperrvermerk in der Bewerbung haben Sie noch weitere Optionen, dabei „unter dem Radar“ des aktuellen Arbeitgebers zu bleiben. Unsere besten, oft kopierten und bewährten Tipps dazu:
Tipp 1: Aktuellen Arbeitgeber verschleiern
Falls Ihre Bewerbung besonders heikel ist und Sie fürchten, entlarvt zu werden, weil die Branche klein und geschwätzig ist, können Sie in der Bewerbung zusätzlich alle Hinweise auf Ihren aktuellen Arbeitgeber entfernen – vor allem im tabellarischen Lebenslauf. Das ist zulässig.
In dem Fall schreiben Sie im beruflichen Werdegang und bei der aktuellen Position nicht den Namen der Firma, in der Sie arbeiten, sondern zum Beispiel eine Umschreibung: „mittelständisches Medienunternehmen“ – das reicht. Im Anschreiben wiederum nutzen Sie folgende Formulierungen:
- „Derzeit bin ich in einem großen Unternehmen der IT-Branche beschäftigt.“
- „Aktuell arbeite ich in einem inhabergeführten Unternehmen im Medizinbereich.“
- „Zu meinen momentanen Aufgaben in einem internationalen Pharmakonzern gehören…“
Vergessen Sie bei solchen Verschleierungsaktionen bitte nicht Ihr Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis sowie Ihre Online-Profile auf Linkedin oder Xing ebenfalls zu „neutralisieren“. Wer Sie googelt, findet sonst trotzdem alle Infos. Die Methode bietet keinen 100-prozentigen Schutz!
Tipp 2: Private Kontaktdaten nutzen
Verwenden Sie bei der diskreten Bewerbung ausschließlich Ihr privates Handy und den privaten Laptop. Dienstrechner und -handy sind tabu! Deren Nutzung könnte arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. In der Bewerbung geben Sie wiederum nur die private Telefonnummer an sowie eine seriöse, private E-Mail-Adresse. Auch hierfür können Sie wieder den Sperrvermerk oder ein PS in der Bewerbung nutzen. Beispiele für eine Formulierung:
- „PS: Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Sie erreichen mich am besten privat per Mail oder telefonisch morgens vor 9 Uhr oder abends nach 18 Uhr.“
- „PS: Bitte berücksichtigen bei der Kontaktaufnahme meine aktuellen Arbeitszeiten. Ich bin für Sie gerne erreichbar ab…“
- „PS: Wegen meiner ungekündigten Position bin ich zu den folgenden Zeiten gut erreichbar: …“
Führen Sie kein Jobinterview während der Arbeitszeit. Nehmen Sie dafür normalen Erholungsurlaub. Unauffällig sind Freitag und Montag – als wollten Sie das Wochenende verlängern.
Tipp 3: Keine Gewohnheiten verändern
Falls Sie bisher immer in Jeans und Hoodie zur Arbeit erschienen sind, wäre es auffällig, wenn Sie plötzlich im Anzug kommen – und in der Mittagspause für längere Zeit verschwinden. In dem Fall weiß jeder sofort bescheid. Wenn Sie sich schon umziehen müssen, dann besser heimlich in einer Tiefgarage.
Auch andere Veränderungen sind verräterisch – zum Beispiel häufige Telefonate, die Sie heimlich führen oder sich dafür zurückziehen. Vor allem wer plötzlich beginnt, seine Online-Profile zu optimieren und das Profilbild austauscht, macht sich verdächtig. Behalten Sie während der diskreten Jobsuche daher unbedingt bisherige Verhaltensweisen bei und verlegen Sie etwaige Aktionen in den Feierabend.
Tipp 4: Selbst diskret bleiben
Erzählen Sie im Job möglichst niemandem von Ihrer vertraulichen Bewerbung. Die Kollegen, die gestern noch Ihre besten Freunde waren, können morgen zur Intriganten werden, wenn sie hören, dass Sie das gemeinsame Unternehmen verlassen wollen. Behalten Sie Ihre Wechselmotivation für die Bewerbung aus der Festanstellung bis zum tatsächlichen Kündigungsschreiben stets für sich.
Tipp 5: Erst nach Vertrag kündigen
Es kommt immer wieder vor, dass sich Jobwechsler auf eine mündliche Zusage des neuen Arbeitgebers verlassen. Diese ist zwar juristisch bindend, aber können Sie diese beweisen? Im schlimmsten Fall sind Sie beides los: den alten und den neuen Job. Und weil Sie selbst gekündigt haben, gibt es 3 Monate lang kein Arbeitslosengeld!
Auch wenn der neue Arbeitgeber Zeit sparen und die Kündigungsfrist kurz halten will: Niemals kündigen, bevor die Tinte auf dem neuen Arbeitsvertrag trocken ist! Das ist nur professionell und dient dem Selbstschutz.
Tipp 6: Mit Rückfragen rechnen
Wer seinen aktuellen Job kündigt und dies durch einen Sperrvermerk deutlich macht, muss im Vorstellungsgespräch mit Fragen dazu rechnen. Zum Beispiel: „Warum sind Sie mit Ihrem aktuellen Job unzufrieden? Was hat Sie daran gestört? Warum haben Sie gekündigt?“
Wichtig ist in dem Fall, dass Sie nicht über den bisherigen Arbeitgeber oder Chef lästern. Ebensowenig sollten Sie sich dafür rechtfertigen. Eine kurze Erklärung und Begründung reicht völlig. Idealerweise mit einer sogenannten Hin-zu-Motivation: Sagen Sie, dass Sie dankbar sind für die bisherigen Erfahrungen, sich jetzt aber beruflich weiterentwickeln wollen. Schon sprechen Sie wieder über die Zukunft und die neue Stelle…
Bei der diskreten Bewerbung erwischt: Was tun?
Theoretisch haben Bewerber ein Recht auf Diskretion. Unternehmen, bei denen Sie sich bewerben, müssen sicherstellen, dass Ihre Unterlagen und Kontaktdaten vor dem Zugriff Dritter geschützt sind. Wer mit dem Bewerbungsprozess nichts zu tun hat, darf die Bewerbungsmappe nicht einsehen. Trotzdem kommt es vor, das der Bewerbung Sperrvermerk missachtet wird.
Sollten Sie auffliegen, bleiben Sie unbedingt cool und selbstbewusst! Ihre Haltung ist jetzt: Sie wollten lediglich ihren Marktwert berechnen und ihr Gehalt prüfen – das ist legitim. Leistungsträger machen das regelmäßig mit einer Testbewerbung. Aber apropos: „Weil wir gerade darüber sprechen: Wann hätten Sie Zeit für ein Mitarbeitergespräch?“
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