Weiterbildungsmöglichkeiten je nach persönlicher Motivation
Wir sprechen hier übrigens bewusst von Weiterbildung im Allgemeinen und nicht nur von beruflicher Weiterbildung. Die passende Weiterbildung kann auch der per persönlichen Entwicklung und dem Ausbau der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen dienen.
Dieses Wachstum kommt dem beruflichen Aufstieg zwar ebenfalls zugute, aber eben nur indirekt. Der eigentliche Schwerpunkt liegt woanders. Statt sich also auf die beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten zu beschränken, können Arbeitnehmer auch andere Aspekte im Blick behalten, zum Beispiel:
- Bringt mich die Weiterbildung meinen persönlichen Zielen näher?
- Passt die Weiterbildung zu meinen Interessen und Wünschen?
- Wirkt sich die Weiterbildung sowohl auf meine berufliche als auch meine persönliche Entwicklung positiv aus?
- Bietet mir die Weiterbildung die Grundlage für einen Jobwechsel oder eine berufliche Neuorientierung?
Verschiedene Formen der Weiterbildung
Weiterbildung, Fortbildung oder doch Umschulung? Teilweise werden diese Begriffe synonym verwendet, obwohl es Unterschiede gibt. Daher hier ein Überblick verschiedener Weiterbildungsmöglichkeiten:
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Fortbildung
Die Fortbildung dient dazu, sich im bestehenden Beruf weiter zu qualifizieren. Sie bereitet daher meist den beruflichen Aufstieg oder die Übernahme neuer Aufgaben vor. So beispielsweise auch bei der Anpassungsfortbildung, welche die bestehende Ausbildung und den fachliche Stand an aktuelle Gegebenheiten und Anforderungen angepasst.
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Aufstiegsfortbildung
Ein anderes Kaliber ist die Aufstiegsfortbildung (teilweise auch Aufstiegsweiterbildung genannt): Hier erwerben die Teilnehmer eine höhere berufliche Qualifikation, die einen Karrieresprung zum Meister, Techniker, Fachwirt, Betriebswirt oder Gestalter ermöglicht. Sie ist eine wichtige Voraussetzung, wenn Sie sich selbständig machen wollen.
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Weiterbildung
Hier geht es darum, sich neue Fähigkeiten, Kenntnisse und Qualifikationen anzueignen. Die Weiterbildung dient daher dazu, das eigene Qualifikationsprofil auszubauen und das (fachliche) Fundament auszubauen.
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Umschulung
Die Umschulung führt ebenfalls zu neuen Kenntnissen und Qualifikationen. Sie kommt zum Beispiel infrage, falls Sie aufgrund schlechter Berufsperspektiven oder einer Berufskrankheit Ihren bisherigen Job nicht mehr ausüben können. Liegen solche Gründe vor, übernimmt die Agentur für Arbeit häufig in Form eines Bildungsgutscheins die Kosten für die Maßnahme.
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Studium
Im übertragenen Sinne kann auch ein Studium zu den Weiterbildungsmöglichkeiten zählen – wenn Sie nach der Ausbildung mit einem Studium eine Materie gründlich vertiefen wollen. Hierbei handelt es sich dann meist um ein berufsbegleitendes Studium.
Weiterbildungsmöglichkeiten: Alternativen zum Studium
Aufwand und Kosten eines berufsbegleitenden Studiums schrecken viele ab. Allein für den Bachelor braucht man vier bis sechs Jahre im Teilzeitstudium statt der üblichen drei Jahre. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es aber auch abseits des Studiums. Sie sind oft wesentlich kürzer und günstiger.
Allerdings schließen nicht alle davon mit einem formalen Abschluss oder Nachweis ab. Und nicht jeder Abschluss ist in jeder Branche anerkannt. Ob sich eine Weiterbildung lohnt, müssen Arbeitnehmer daher individuell entscheiden. Passende Tipps für die Auswahl und Suche finden Sie in unserem Artikel zur Weiterbildung. Die folgenden alternativen Weiterbildungsmöglichkeiten werden jedoch häufig akzeptiert und anerkannt:
IHK Seminare
Die wohl bekannteste Alternative stellen Aus- und Weiterbildungen der Industrie- und Handelskammern (IHK) dar. Diese sind in Deutschland in fast allen Branchen anerkannt und akzeptiert und werden vor allem in handwerklichen und technischen Berufen geschätzt. Ein Grund dafür ist die konsequente Ausrichtung auf die Berufspraxis, die Arbeitnehmern eine schnelle Anwendung des Erlernten ermöglicht.
Wissenschaftliche Zertifikate
Diese Alternative ist noch recht neu, wird jedoch von immer mehr Hochschulen angeboten. Wissenschaftliche Zertifikatskurse vermitteln den Teilnehmern akademisches Wissen über speziell ausgewählte Themen. So können Arbeitnehmer tief in ein Thema eintauchen, ohne dafür gleich ein komplettes Studium zu absolvieren. Zertifikatskurse können, müssen jedoch nicht berufsbezogen sein und decken oft eine große thematische Bandbreite ab.
Unternehmensinterne Weiterbildungsmöglichkeiten
Bei Arbeitgebern sind die im Unternehmen selbst durchgeführten Weiterbildungen außerordentlich beliebt. Das ist verständlich, sind diese Seminare doch explizit auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten und bieten so einen extrem hohen Nutzen für die praktische Anwendung. Wollen Sie als Arbeitnehmer dauerhaft in einem Unternehmen bleiben, können diese Weiterbildungen eine echte Alternative zum Studium sein. Planen Sie jedoch einen Arbeitgeberwechsel – oder wollen Sie sich diese Option offen halten – sollten Sie sich parallel nach anderen Weiterbildungsoptionen umschauen.
Weiterbildungsangebote der Berufsverbände
Auch die Berufsverbände bieten verschiedene Weiter- und Fortbildungen an. Diese sind in der jeweiligen Branche oft anerkannt und akzeptiert und können mit umfangreichem Fachwissen und einer starken Branchenorientierung punkten. Für einen möglichen Branchenwechsel oder den Erwerb völlig neuer Kompetenzen und Fähigkeiten sind solche Kurse jedoch nur bedingt zu empfehlen.
Weiterbildungsseminare privater Träger
Auf dem Markt der beruflichen Weiterbildung tummeln sich alleine in Deutschland hundert große und kleine Anbieter. Das Angebot an Kursen und Seminaren ist daher ebenso groß wie die Qualitätsunterschiede. Arbeitnehmer sollten sich von Zertifizierungen nicht täuschen lassen: Auch davon gibt es dutzende, über die Qualität eines Anbieters sagen die meisten nur wenig aus. Als Ausgangspunkt für die Recherche empfehlen wir Ihnen die Webseite des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Hier finden Sie grundlegende Informationen zur beruflichen Weiterbildung und hilfreiche Tipps.
Autodidaktische Weiterbildung
Neben diesen formalen Weiterbildungsmöglichkeiten stehen Arbeitnehmern auch autodidaktische Wege des Lernens offen. Diese Weiterbildungswege sind nicht standardisiert und das Lernen findet hier oft am Arbeitsplatz oder Zuhause statt. Autodidaktische Weiterbildungen bieten den Vorteil, dass die so erworbenen Kenntnisse praxisnah und direkt anwendbar sind. Der Nachteil ist – zumindest in Deutschland – jedoch offensichtlich: Autodidaktisch erworbene Kenntnisse lassen sich nicht formal nachweisen und sind für die Bewerbung daher nur bedingt hilfreich.
Weiterbildung fördert Karrierechancen
Weiterbildung lohnt sich. Sie fördert Karrierechancen – und erhöht die Aussicht auf eine Gehaltserhöhung. Das ist das Ergebnis der TNS-Infratest-Studie „Weiterbildungstrends in Deutschland“, an der 300 Personalverantwortliche beteiligt waren.
87 Prozent der Personaler sagten, Weiterbildung fördere den beruflichen Aufstieg, für 78 Prozent war sie Anlass für eine Gehaltssteigerung – allerdings mit einer Einschränkung: Entscheidend sei die Eigeninitiative des Mitarbeiters, sich beruflich weiterzubilden. Für 83 Prozent der Befragten war das ausschlaggebend. Geht es um die Einstellung neuer Mitarbeiter, schauen gar 77 Prozent auf die Eigeninitiative.
Warnzeichen für unseriöse Anbieter
Falls Sie sich für eine formale Weiterbildung entscheiden, müssen Sie aus einer großen Auswahl an Angeboten auswählen. Aufgrund der großen Nachfrage hat sich hier ein attraktiver Markt mit zahlreichen Weiterbildungsanbietern entwickelt. Wie so oft lockt der aber auch einige schwarze Schafe und unseriöse Anbieter an. Immerhin: Ein paar davon lassen sich bereits leicht an typischen Warnzeichen erkennen.
Wichtiger Hinweis: Keines der folgenden Warnzeichen reicht für sich genommen aus, um einen Anbieter als unseriös abzustempeln. Erst wenn sich die Warnzeichen häufen, sollten Sie sich lieber nach einem anderen Anbieter umschauen:
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Niedrige Preise
Qualifizierte und kompetent durchgeführte Weiterbildungsangebote haben ihren Preis. Bei der Recherche sollten Sie daher auf jeden Fall verschiedene Anbieter miteinander vergleichen. Tut sich einer davon mit signifikant niedrigeren Preisen hervor und handelt es sich dabei nicht um ein Aktionsangebot, sollten Sie misstrauisch werden. Umgekehrt gilt der Schluss allerdings nicht: Hohe Preise garantieren leider keine hohe Qualität.
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Fehlende Referenzen
Ein seriöser Weiterbildungsanbieter wird Aussagen und Beurteilungen von ehemaligen Absolventen und Seminarteilnehmern vorweisen können. Sind diese nicht vorhanden und kann der Anbieter dafür keine schlüssige Erklärung bieten, ist das ein deutliches Warnsignal.
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Fehlerhafte Unterlagen
Tippfehler und kleinere Ungenauigkeiten können auch bei den besten Unternehmen und Weiterbildungen vorkommen. Sind die im Vorfeld ausgehändigten Unterlagen oder Werbematerialien aber schon voller Fehler, könnte das für einen drittklassigen Anbieter sprechen.
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Keine Vorabinformation
Apropos Unterlagen: Seriöse Träger bieten die Möglichkeit, einen Teil der Unterlagen im Vorfeld einzusehen. Solche Muster-Exemplare stehen zwar nicht bei allen Unternehmen zum Download bereit, auf Nachfrage sollten diese jedoch verfügbar sein. Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten.
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Erster Eindruck
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Weiterbildung sollte auch Ihre Intuition eine Rolle spielen. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl und achten Sie vor allem auf Ihren ersten Eindruck beim Beratungs- oder Gesprächstermin. Ist dieser negativ, muss das zwar nicht zwingend gegen die Seriosität des Anbieters sprechen, kann aber auf Missstände hindeuten.
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Schlechte Bewertungen
Finden Sie bei Ihrer Recherche im Internet hauptsächlich schlechte Bewertungen des Anbieters, sollten Sie noch genauer hinschauen. Lesen Sie die Erfahrungsberichte aber bitte immer vollständig durch und achten Sie auch auf das Erstellungsdatum. Manche Teilnehmer erwarten zuweilen Wunder. Und vielleicht hat sich seitdem viel verändert.
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Kein Konzept
Qualifizierte Weiterbildungen beruhen auf einem fachlich begründeten Konzept. Dieses müssen die Mitarbeiter des Trägers vermitteln können, und es sollte auch in den Werbe- und Informationsunterlagen schlüssig dargestellt werden. Ist ein solches Konzept nicht ersichtlich, verschwenden Sie bei einer Weiterbildung vermutlich Zeit und Geld.
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Keine Testsitzung
Viele Weiterbildungsträger bieten Interessenten die testweise Teilnahme an einer Seminar-Einheit oder einem Kurs an. Das ist zwar nicht unbedingt Standard, für das Fehlen eines solchen Angebotes sollte es aber zumindest eine nachvollziehbare Erklärung geben.
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Garantierter Erfolg
Seriöse Weiterbildungsangebote betonen im Vorfeld eines Seminars die Mitwirkungspflicht der Teilnehmer. Eine Erfolgsgarantie geben sie aber nicht. Ist eine solche jedoch vorhanden, sollten Sie sich den Rest des Angebotes mit einer gesunden Portion Misstrauen näher anschauen.
Zusatzqualifikationen: Welche lohnen sich?
Reichen Ihr Ausbildungs- oder Studienabschluss und Ihre Berufserfahrung aus, um den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu gehen oder sich neue Aufgaben zu erschließen? Ein guter Abschluss und gute Arbeitsergebnisse sind zwar wichtig, doch in immer mehr Unternehmen sind ab einem gewissen Level Zusatzqualifikationen erforderlich. Angebote gibt es dafür viele. Aber welche Zusatzqualifikationen lohnen sich?
Da deutsche Arbeitgeber (leider) viel Wert auf schriftliche Nachweise legen, kann es in Einzelfällen sinnvoll sein, Zusatzqualifikationen zu belegen, die zwar kein bahnbrechend neues Wissen, jedoch ein neues Zertifikat bringen. Bereits vorhandene Kompetenzen können so offiziell bestätigt und damit für die berufliche Entwicklung relevant werden. Diese drei Punkte sollten Sie beachten:
1. Reputation
Eines der Hauptauswahlkriterien hierfür ist der Ruf und die Anerkennung des Bildungsträgers oder des Anbieters der Zusatzqualifikation. Das Zertifikat ist einfach sein Geld nicht wert, wenn es innerhalb der Branche keinen guten Ruf genießt oder Zweifel an der Qualität der Zusatzqualifikation bestehen.
2. Qualifikationsprofil
Daneben ist allerdings auch Ihr aktuelles Qualifikationsprofil von Bedeutung. Zusatzqualifikationen sind dann sinnvoll, wenn sie Lücken schließen und sinnvolle Ergänzungen (oder Bescheinigungen) zum bestehenden Profil darstellen. Dann mutieren sie auch zum Bewerbungsvorteil. Das können je nach Job und eigenem Ziel beispielsweise solche Qualifikationen sein:
- Sprachkenntnisse
- IT-Kenntnisse
- Fort- und Weiterbildungen
- Umschulungen
- Erworbene Abschlüsse + Zertifikate
- Erfahrungen aus Praktika
- Führerscheinklassen + Flurfördermittelschein
3. Kosten-Nutzen-Analyse
Machen Sie sich am Ende aber immer klar: In erster Linie bilden Sie sich für sich selbst weiter. Es ist eine Investition in die eigene Zukunft. Am wichtigsten ist daher, dass Sie dabei Ihre persönlichen Ziele immer vor Augen haben. Daher gilt es auch, die einzelnen Weiterbildungsmöglichkeiten sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
3 Tipps zur Entscheidung
Unter der Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten die richtige herauszusuchen, ist nicht einfach. Selbst wenn das Interesse an manchen Kursen enorm ist und Sie sich großen Nutzen versprechen, sollten Sie dennoch diese drei Aspekte berücksichtigen:
- Zeitliche Kapazitäten
Abhängig von persönlichen Verpflichtungen (Familie, Verein, Hobbys…) fällen viele bereits die erste Entscheidung, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit lernen wollen beziehungsweise können. Wer Kinder erziehen oder Angehörige pflegen muss, hat in der Regel weniger Zeit als ein alleinstehender Arbeitnehmer. Kurse an Wochenenden, in den Abendstunden oder als Online-Weiterbildung können eine Alternative bieten. - Persönliche Voraussetzungen
Auch ist es eine Frage des Lerntyps, wie gut und schnell Sie vorankommen. Es ist hilfreich, die eigenen Lerngewohnheiten zu kennen und gegebenenfalls sich neue Lernmethoden anzueignen. Die sparen im Zweifelsfalle nicht nur viel Zeit, sondern helfen dabei, das Wissen effektiver zu erarbeiten. Diese Überlegungen tragen entscheidend zum Gelingen eines Kurses bei. - Finanzielle Mittel
Das Praktische an unternehmensinternen Weiterbildungsmöglichkeiten: Für Sie sind solche Weiterbildungen in der Regel kostenlos. Einzig wenn Sie innerhalb des zuvor vereinbarten Zeitraums kündigen, müssen Sie (anteilig) Kosten erstatten. Kostenpflichtig zumeist Kurse privater Träger, vor allem, wenn sie mit einem Nachweis über erworbene Kenntnisse enden. Recherchieren Sie vorab gründlich, welche Kosten auf Sie zukommen. Hierbei sollten Sie nicht nur monatliche Gebühren und Kosten für Lehrmaterialien berücksichtigen, sondern auch zusätzliche Seminare, gegebenenfalls Fahrt- und Übernachtungskosten. Weitere Infos dazu erhalten Sie HIER.
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