Was ist ein Zweitstudium?
Ein Zweitstudium ist ein weiteres grundständiges Studium, das Sie nach dem erfolgreichen Abschluss Ihres Erststudiums beginnen. Es handelt sich dabei nicht um einen weiterführenden Studiengang (zum Beispiel Master). Vereinfacht gesagt gilt: Das Zweitstudium ist ein weiteres Erststudium nach dem Studienabschluss.
Zum besseren Verständnis hier einige Beispiele für ein echtes Zweistudium:
- Sie schließen ein Bachelorstudium in BWL ab und beginnen ein Psychologiestudium.
- Nach Ihrem Abschluss in Maschinenbau studieren Sie noch Jura.
- Nach dem Lehramtsstudium entscheiden Sie sich für ein Studium in Medienwissenschaften.
Was ist KEIN Zweitstudium?
Wichtig ist die Unterscheidung: Nicht jeder neu aufgenommene Studiengang ist automatisch ein Zweitstudium. Diese Beispiele zeigen den Unterschied:
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Wechsel
Sie orientieren sich um und schreiben sich in einen neuen Studiengang an einer anderen Hochschule ein. Dies ist ein Hochschulwechsel oder Studienfachwechsel, kein Zweitstudium.
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Weiterführende Studiengänge
Beginnen Sie nach Ihrem erfolgreichen Bachelorabschluss einen Masterstudium, handelt es sich um einen weiterführenden Studiengang. Das ist kein grundständiges Studium und somit kein Zweitstudium.
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Mehrere Studiengänge
Absolvieren Sie zwei (oder mehr) Studiengänge gleichzeitig, spricht man von einem Parallelstudium oder Mehrfachstudium.
Gründe für ein Zweitstudium
Sie haben ein Studium erfolgreich abgegeschlossen, warum sollten Sie mit einem Zweitstudium von vorne beginnen? Für den Schritt gibt es durchaus gute Gründe. Wir zeigen die häufigsten Beweggründe für ein zweites Studium:
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Berufliche Orientierung
Im Studium merken Sie: Ich will nicht meine gesamte Karriere in diesem Bereich verbringen. Manche wählen den sofortigen Studienabbruch, gerade höhere Semester machen aber oft den Abschluss fertig. Mit dem Zweitstudium beginnt der Neustart.
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Zusätzliche Qualifikationen
Mit einem Zweitstudium erwerben Sie zusätzliche Qualifikationen, gefragte Kenntnisse und werden zum Experten auf Ihrem Gebiet. Sie heben sich von der Konkurrenz ab und stechen aus der Masse heraus. Besonders punkten Sie in interdisziplinären Berufen, wenn Sie das Wissen aus zwei Fachbereichen kombinieren.
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Persönliches Interesse
Manche Zweitstudierende handeln rein aus Interesse an einem Bereich. Sie haben ihre Leidenschaft für ein Thema entdeckt und wollen unbedingt alles dazu lernen und erfahren. Hier stehen Neugier und Wissensdrang im Vordergrund, keine beruflichen Ziele.
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Schlechter Arbeitsmarkt
Nach 3 Jahren Studium wollen Sie auf dem Arbeitsmarkt durchstarten – und finden kaum passende Jobangebote oder interessante Stellen. Es drohen schlechte Perspektiven oder gar Arbeitslosigkeit. Das Zweitstudium bringt den Wechsel in einen Job mit besseren Chancen.
Ist ein Zweitstudium sinnvoll?
Die Antwort auf diese Frage hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Aus den richtigen Gründen und mit passender Motivation ist ein Zweitstudium durchaus sinnvoll. Auf der anderen Seite gibt es einige starke Argumente dagegen.
Zur Übersicht und als Entscheidungshilfe haben wir die Vor- und Nachteile eines Zweitstudiums gegenübergestellt:
Vorteile
- Anpassung an berufliche Ziele
- Erweiterung von fachlichen Qualifikationen
- Neue Perspektiven
- Persönliche Erfüllung
- Gute Jobchancen (je nach Fachkombination)
Nachteile
- Hoher Zeitaufwand (mindestens 6 Semester)
- Finanzielle Belastung (mehr dazu weiter unten)
- Kein garantierter Nutzen
- Mögliche Überqualifizierung
- Verspäteter Berufseinstieg
Als Regel zur Orientierung gilt: Das Zweitstudium ist sinnvoll, wenn Sie ein konkretes Berufsziel verfolgen und Ihre persönlichen Umstände den zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand erlauben.
Zweitstudium: Kosten und Gebühren
Ein Zweitstudium ist in Deutschland nicht generell kostenlos. Die Studiengebühren wurden nur allgemein für das Erststudium abgeschafft. Je nach Bundesland müssen Sie deshalb für ein Zweitstudium mit deutlich höheren Kosten rechnen.
Die gute Nachricht: Viele Bundesländer verzichten auch bei einem zweiten grundständigen Studium auf die Kosten, es gibt aber einige Ausnahmen:
Bundesland | Kosten |
Baden-Württemberg | 650 Euro |
Rheinland-Pfalz | 700 Euro |
Sachsen | 350-900 Euro |
Sachsen-Anhalt | 500 Euro |
Zu diesen Gebühren zahlen Sie weiterhin den regulären Semesterbeitrag. Je nach Universität liegt dieser zwischen 150 und 400 Euro. Hinzu kommen Ihre Kosten für Miete, Lebenshaltungskosten und Lernmaterialien.
Bekomme ich im Zweitstudium Bafög?
Für ein Zweitstudium bekommen Sie in den meisten Fällen kein Bafög. Die gesetzliche Studienförderung richtet sich vorrangig an Studierende im Erststudium.
Nur in Ausnahmefällen können Sie für das Zweitstudium Bafög beantragen und erhalten: Der zusätzliche Studiengang muss unmittelbar erforderlich und für Ihren künftigen Beruf erforderlich sein. Diese Notwendigkeit müssen Sie im Begründungsantrag glaubhaft machen.
Alternativen für die Finanzierung des Zweitstudiums
Ihr Wunsch zum Zweitstudium muss aber nicht am Geld scheitern. Sie haben verschiedene Möglichkeiten, wie Sie das Studium finanzieren können:
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Nebenjob
Häufigste Form der Studienfinanzierung ist ein Nebenjob. In typischen Studentenjobs verdienen Sie steuerfrei bis zu 556 Euro monatlich (siehe: Minijob).
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Studienkredit
Durch einen Studienkredit erhalten Sie die finanziellen Mittel während der Studiendauer von der Bank. Die Schulden müssen Sie nach dem Berufseinstieg zurückzahlen, die Konditionen sind aber besser als bei anderen Kreditangeboten.
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Stipendium
Informieren Sie sich über verschiedene Stipendien. Nicht nur Jahrgangsbeste werden gefördert. Gerade die Motivation und Begründung für das Zweitstudium ist für viele Stipendiengeber relevant.
Gibt es Kindergeld im Zweitstudium?
Der Anspruch auf Kindergeld besteht grundsätzlich bis zum 18. Geburtstag des Kindes. Für Kinder in der ersten Ausbildung oder im Erststudium bleibt der Anspruch bis zum 25. Geburtstag bestehen.
Im Zweitstudium entscheidet die wöchentliche Arbeitszeit. Eine Nebentätigkeit von bis zu 20 Stunden pro Woche ist erlaubt und die Leistung wird weiterhin gezahlt (siehe: Kindergeld ab 18 Jahren). Spätestens am 25. Geburtstag endet der Anspruch.
Zweitstudium: Voraussetzungen für die Zulassung
Für einen zulassungsfreien Studiengang brauchen Sie im Zweitstudium nur Ihre Hochschulzugangsberechtigung. Da die Studienplätze nicht begrenzt sind, können Sie sich für das Zweitstudium problemlos einschreiben.
Deutlich schwieriger ist es bei zulassungsbeschränkten Studiengängen. Hier sind je nach Universität nur 2-4 Prozent der freien Plätze für Studierende im Zweitstudium vorgesehen. Die konkreten Voraussetzungen sind nicht bundeseinheitlich geregelt. Allgemein müssen Sie aber mit diesen Voraussetzungen rechnen:
- Abgeschlossenes Erststudium
- Note des Erststudiums
- Numerus clausus (NC) des Zweitstudiengangs
- Nachvollziehbare Gründe
- Überzeugendes Motivationsschreiben oder Begründungsschreiben
Über Ihre Zulassung zum Zweitstudium entscheidet das Auswahlverfahren der Universität. Neben passenden Noten kommt es vor allem auf Ihre Begründung und Motivation an.
Interesse am Fachgebiet ist Grundvoraussetzung und muss nachvollziehbar sein. Die Chancen auf eine Zulassung zum Zweitstudium erhöhen Sie aber vor allem, wenn dieses für Ihre berufliche Zukunft relevant ist.
Zweitstudium Motivationsschreiben
Zur Bewerbung für ein zulassungsbeschränktes Zweitstudium gehört ein Motivationsschreiben. Unser ausführliches Dossier zum Motivationsschreiben fürs Studium zeigt alles zu Aufbau, Inhalt und kostenlose Muster sowie Vorlagen zum Download:
Zweitstudium: Punktesystem für die Begründung
Je nach Studiengang und Universität gehen nur wenige Plätze an Zweitstudierende. Die Vergabe erfolgt dabei nach einem Punktesystem. Das Prinzip: Je besser Ihre Noten im Erststudium und Ihre Begründung für die Bewerbung zum Zweitstudium, desto mehr Punkte bekommen Sie.
So soll sichergestellt werden, dass die Kandidaten mit den besten Voraussetzungen und zukünftigen Aussichten zugelassen werden. Unsere Übersicht zeigt, wie das Punktesystem aussehen kann:
Punkte für die Abschlussnoten des Erststudiums
„ausgezeichnet“ und „sehr gut“ | 4 |
„gut“ und „voll befriedigend“ | 3 |
„befriedigend“ | 2 |
„ausreichend“ | 1 |
„nicht nachgewiesen“ | 1 |
Punkte gemäß der Gründe für das Zweitstudium
Zwingende berufliche Gründe | 9 |
Wissenschaftliche Gründe | 7-11 |
Besondere berufliche Gründe | 7 |
Sonstige berufliche Gründe | 4 |
Sonstige Gründe | 1 |
Die Punkte zeigen sofort: Die Begründung ist wichtiger als die Note. Vor allem mit den ersten drei Kategorien steigern Sie Ihre Chancen. Für diese brauchen Sie aber klare Belege. Wissenschaftliche Gründe liegen zum Beispiel nur vor, wenn Sie tatsächlich forschend tätig waren oder noch sind.
Zwingende berufliche Gründe gelten nur, wenn Sie einen Beruf anstreben, der zwingend zwei Studienabschlüsse erfordert. Dazu zählen zum Beispiel Kieferchirurg (Medizin & Zahnmedizin) oder Ordensgeistlicher (Theologie & Lehramt). Für „besondere berufliche Gründe“ müssen Sie nachweise, dass das Zweitstudium eine sinnvolle Kombination zum Erststudium ist und Ihre berufliche Ausgangssituation verbessert.
Was gilt zu Steuern im Zweitstudium?
Ein Vorteil und eine Besonderheit des Zweitstudiums im Vergleich zum Erststudium: Sie können Ihre Kosten steuerlich absetzen und als Werbungskosten geltend machen. Dies gilt für Ausgaben, die Sie selbst tragen – übernehmen zum Beispiel Ihre Eltern einen Teil der Kosten, sind dies für Sie keine Werbungskosten.
Mögliche Kosten, die Sie von der Steuer absetzen können, sind:
- Studiengebühren
- Lernmaterialien
- Fachliteratur
- Laptop, Technik und Software für das Studium
- Fahrkosten
- Homeoffice-Pauschale
Sie profitieren auch dann, wenn Sie im Zweitstudium keine oder nur geringe Einnahmen haben. Geben Sie die Kosten in der Steuererklärung an, entsteht ein sogenannter Verlustvortrag. Diesen nutzen Sie nach dem Berufseinstieg und sparen Steuern.
Tipps zum Zweitstudium
Alternativ zum Zweitstudium können Sie ein berufsbegleitendes Studium absolvieren oder die gewünschten Fähigkeiten in einer Berufsausbildung erwerben.
Sind Sie hingegen sicher, dass ein Zweitstudium Sie ans Ziel führt, müssen Sie hinter der Entscheidung stehen und den Weg verfolgen. Unsere Tipps helfen Ihnen dabei:
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Achten Sie auf Ihre Motivation
Sie verbringen die nächsten Jahre erneut mit Lernen, Prüfungsstress und wenig Geld, da spielt die Motivation eine große Rolle. Hinzu kommt der nach hinten verschobene Berufseinstieg. Führen Sie sich Ihr Ziel vor Augen, anderenfalls wachsen die Zweifel, warum Sie sich nicht für den Job nach dem Erststudium entschieden haben.
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Beziehen Sie Ihr Umfeld mit ein
Ob Familie oder Beziehung: Binden Sie Ihr Umfeld aktiv in die Entscheidungsfindung ein und klären Sie mögliche Bedenken. Mit der Unterstützung von Familie und Freunden überwinden Sie mögliche Schwierigkeiten leichter.
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Lassen Sie Ihre Leistungen anerkennen
Lassen Sie sich bereits erbrachte Leistungen unbedingt anerkennen. Das ist zum Beispiel möglich, wenn die Studiengänge thematische Überschneidungen aufweisen. Damit sparen Sie sich unnötige Dopplungen des Inhalts und können das Zweitstudium vielleicht verkürzen.
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Nutzen Sie Ihre Erfahrungen
Im Erststudium war alles neu und unbekannt, jetzt wissen Sie bereits, worauf Sie sich einlassen. Nutzen Sie diese Erfahrungen, um das Zweitstudium besser zu gestalten. Vermeiden Sie die Fehler, die Sie aus Unwissenheit begangen haben und verbessern Sie Ihren Lernplan, die Studienorganisation und im besten Fall auch die Ergebnisse in den Prüfungen.
Wichtig ist, dass Sie das Zweitstudium gut planen und in Ihren Karriereweg einbauen. Nur so macht es Sie langfristig wirklich erfolgreicher. Ohne gute Gründe und klares Ziel können Sie die 3 Jahre besser in Berufserfahrung investieren.
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