Auswahlverfahren Uni: Voraussetzungen + 6 Tipps zum Bestehen

Mit steigenden Studierendenzahlen steigen die Anforderungen für beliebte Studiengänge: Oft warten Auswahlverfahren der Universitäten auf die Erstsemester. Einige Universitäten testen sogar in einem mehrstufigen Prozess die Qualifikation künftiger Studenten. Sie verlangen Motivationsschreiben oder führen Auswahlgespräche. Schon der Gedanke an das Auswahlverfahren einer Uni kann beunruhigen, immerhin steht dabei das Wunschstudium auf dem Spiel. Wir haben Tipps, das Auswahlverfahren zu bestehen…

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Was ist ein Auswahlverfahren Uni?

Ein Auswahlverfahren an der Uni ist die letzte Hürde vorm Studium. Intelligenz, Allgemeinbildung, Persönlichkeit, fachliche Kenntnisse – bei Auswahlverfahren an Universitäten, sogenannten Eignungsfeststellungsverfahren, werden Bewerber auf Herz und Nieren getestet. Doch was versprechen sich Universitäten von dieser Auslese unter potenziellen Studenten?

Aus Sicht der Hochschulen sind sie ein Mittel, um die Quote der Studienabbrecher zu senken. Unis wollen verhindern, dass jemand „einfach drauf los“ studiert, ohne zu wissen, worauf er sich einlässt und welches Rüstzeug er für das Studium braucht. Auf der anderen Seite sind Auswahlverfahren natürlich auch ein Weg, um die am besten geeigneten Bewerber für einen Studienplatz herauszufiltern und genau diesen das Studium zu ermöglichen. Dies kann für Studierende in spe ein großer Vorteil sein.

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Wie funktioniert das Auswahlverfahren der Hochschulen?

Nicht jeder Abiturient, der sich für ein Studium bewirbt, landet automatisch in einem Auswahlverfahren. Ist ein Studiengang beispielsweise nicht zulassungsbeschränkt, erfolgt in der Regel auch keine vorherige Auswahl. Anders verhält es sich, wenn ein beliebter Studiengang mehr Bewerber anzieht, als Studienplätze zur Verfügung stehen. Das ist regelmäßig bei folgenden Studienfächern der Fall, weshalb sie bundesweit zulassungsbeschränkt sind:

  • Medizin
  • Tiermedizin
  • Zahnmedizin
  • Pharmazie

Gemäß dem Informations- und Bewerbungsportal Hochschulstart (hochschulstart.de) vergeben Hochschulen die freien Plätze in diesem Fall nach einem bestimmten Verfahren:

  • 30 Prozent der Plätze gehen an Bewerber mit dem besten Abiturzeugnis (Abiturbestquote).
  • 10 Prozent an jene mit den meisten Wartesemestern (Zusätzliche Eignungsquote, ZEQ).
  • 60 Prozent wählt die Hochschule nach eigenen Kriterien (Auswahlverfahren der Hochschulen, AdH).

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In einem AdH kann sich dementsprechend wiederfinden, wer weder durch seine Note noch eine hohe Anzahl an Wartesemestern eine Studienplatzzusage erhalten hat.

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Vor- und Nachteile von Auswahlverfahren an Universitäten

Üblicherweise spielt bei den übrigen 60 Prozent der Numerus Clausus eine wichtige Rolle. Dieser gibt an, welchen Abiturdurchschnitt der letzte zugelassene Bewerber des vorherigen Semesters vorweisen konnte. Auswahlverfahren gehen über diese eindimensionale Betrachtungsweise hinaus. So beugen sie der Annahme vor, dass jemand mit Einser-Abitur besser für ein Medizinstudium geeignet ist als jemand, der sich jahrelang ehrenamtlich bei den Maltesern engagiert hat, im Abitur allerdings nur eine 2,7 geschafft hat.

Auswahlverfahren können die Bedeutung der Abinote relativieren und stellen andere Faktoren in den Vordergrund. Doch genau das ist auch der größte Kritikpunkt an der Auswahl: Manche befürchten, dass sie die Bedeutung des Abiturs untergraben. Aus ihrer Sicht sollten Schulabgänger, die jahrelang auf ihr Ziel hingearbeitet haben, entsprechend honoriert werden. Außerdem sei diese Art der Studienplatzvergabe unfair jenen gegenüber, die unter Prüfungsangst leiden und nicht auf Knopfdruck überzeugen können.

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Welche Kriterien sind beim Auswahlverfahren Uni wichtig?

Es gibt keine bundesweit einheitlichen Auswahlkriterien oder zwingend vorgeschriebenen Qualifikationen für die Auswahlverfahren der Hochschulen. Jede Universität kann andere Prioritäten setzen, die die jeweiligen Besonderheiten der Hochschule widerspiegeln. Neben der Abschlussnote, die auch in den weiterführenden Auswahlen berücksichtigt wird, können daher verschiedene Kriterien über die Zulassung entscheiden:

  • Kenntnistests: Hierbei geht es darum, Erlerntes abzufragen. Das können breit angelegte Allgemeinbildungstests oder spezifische Tests wie Sprach- oder Grammatikprüfungen sein.
  • Fachspezifische Tests: Manche Studiengänge führen im Auswahlverfahren einen sogenannten fachspezifischen Studierfähigkeitstest (beispielsweise Medizinertest) durch. Dieser soll die Eignung für einen bestimmten Studiengang feststellen.
  • Motivationsschreiben: Warum wollten Sie genau diesen Studiengang und keinen anderen? Und weshalb an ganz genau dieser Universität? Dasa Motivationsschreiben muss genau diese Fragen beantworten. Am besten möglichst überzeugend, um sich von den anderen Bewerbern positiv zu unterscheiden.
  • Berufsausbildung: Wer bereits eine Ausbildung gemacht hat, die eng mit dem Wunschstudium verbunden ist, kann in einigen Auswahlverfahren Pluspunkte sammeln und seine Chancen auf einen Platz erhöhen.
  • Auswahlgespräche: In der Regel handelt es sich um ein Gespräch zwischen dem Auswahlkomitee und dem Bewerber. Es dient dazu die soziale Kompetenz, die Motivation, aber auch eine spätere berufliche Eignung festzustellen.

Je nach Hochschule und Studiengang kann ein solches Auswahlverfahren aus einem oder gar allen der oben genannten Teile bestehen. Klassischerweise führen Kunst-, Musik- und Sporthochschulen Auswahlverfahren durch. Die Hochschulen vertreten die Ansicht, dass Studierende dieser Fächer von vornherein besondere Talente mitbringen müssen. Zahlreiche weitere Studiengänge haben inzwischen aber nachgezogen: An der Universität Passau können Lehramtsstudierende freiwillig am „Pädagogen-Parcours“ teilnehmen. Das ist ein Eignungstest, bei dem die Studierenden mit Aufgaben aus dem Schulalltag konfrontiert werden.

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Auswahlverfahren bestehen: 6 Tipps für die richtige Vorbereitung

Auf die anstehenden Tests oder Gespräche sollten Sie sich vorbereiten. So müssen Sie sich hinterher nicht selbst den Vorwurf machen, Sie hätten sich nicht genügend angestrengt. Die folgenden sechs Tipps helfen Ihnen dabei, das Auswahlverfahren zu bestehen und sich Ihren Wunschstudienplatz zu sichern.

1. Richtige Einstellung

Sehen Sie das Auswahlverfahren nicht als Druckmittel der Universität, sondern als Chance, die eigenen Erwartungen mit den Erwartungen der Uni abzugleichen. Nicht nur die Universität erhält die Chance, nein zu sagen. Auch Sie können sich einen ersten Eindruck von den Professoren und der Hochschule machen und überlegen, ob Sie dort die nächsten drei bis fünf Jahre verbringen wollen.

2. Nötige Klarheit

Fachspezifische Tests bieten Ihnen von vornherein Klarheit darüber, was Sie für das Studium können müssen und wo Sie gerade stehen. Wenn Sie genau vor Augen haben, welches Wissen und welche Fähigkeiten Sie brauchen, können Sie gezielt trainieren. Später im Studium erleben Sie dann keine bösen Überraschungen. Etwa dass Dozenten von Ihnen Fähigkeiten verlangen, von denen Sie bisher nichts wussten. Vielleicht haben Sie sich die Anforderungen und den Stoff aber auch ganz anders vorgestellt und sind froh, frühzeitig damit konfrontiert zu werden.

3. Nützliche Wissen

Eruieren Sie nicht nur, in welchen Bereichen Sie Ihr Wissen vertiefen und welche Fähigkeiten sie mitbringen sollten. Sie sollten sich im Detail mit der Art und Weise beschäftigen, wie die Fragen in den Tests aufgebaut sind. Es nimmt Ihnen viel Druck, wenn Sie den Fragetyp am Auswahltag bereits kennen. Viele Hochschulen gehen mit den Auswahlkriterien und Anforderungen im Auswahlverfahren transparent um.

4. Hohe Motivation

Viele Hochschulen laden Beispieltests oder Tests aus vergangenen Semestern auf Ihre Websites. Schauen Sie sich diese sogenannten Self Assessments genau an und üben Sie unter simulierten Testbedingungen. Stoppen Sie die Zeit und lösen Sie den Test ohne Hilfsmittel. Dies wird Ihnen helfen zu erkennen, in welchen Bereichen Sie ein solides Wissen mitbringen und an welchen Stellen Sie noch nachbessern müssen.

5. Hilfreiche Selbstbewusstsein

Schüchternheit ist in Auswahlgesprächen fehl am Platz. Immerhin ist es Ihr Wunsch, das Auswahlkomitee von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Persönlichkeit zu überzeugen. Sie sollen das Gespräch nicht gleich in eine One-Man-Show verwandeln, doch Sie wollen im Gedächtnis Ihres Gegenübers bleiben.

6. Dauerhafte Hartnäckigkeit

Beim ersten Mal werden Sie mit Sicherheit aufgeregt und vielleicht sogar etwas überfordert sein. Hinterher fallen einem immer die besten Antworten auf die Fragen des Komitees ein. Lassen Sie sich davon nicht beunruhigen oder einschüchtern, sondern versuchen Sie es noch einmal. Vielleicht können Sie sich auf ein ähnliches Studienfach bewerben, von dem Sie in einem späteren Semester wechseln können.

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Auswahlverfahren Uni: Was tun, wenn es nicht geklappt hat?

Sie haben sich so sehr angestrengt, ewig an einem Motivationsschreiben getüftelt und für den Test gebüffelt – und trotzdem eine Studienplatzabsage erhalten? Eine solche Erfahrung ist sehr frustrierend. Im ersten Moment fühlt es sich an, als würde die Welt zusammenbrechen. Im Auswahlverfahren nicht berücksichtigt zu werden, muss allerdings nicht heißen, dass Sie Ihr Traumstudium nicht aufnehmen können. Nehmen Sie sich nach dem ersten Frust die Zeit, die Lage zu analysieren:

  • Haben Sie vielleicht Chancen an einer anderen Universität?
  • Woran hat es gehakt?
  • Haben Sie sich falsch eingeschätzt?

Die kritische Selbstreflexion, aber auch Studienberatung (beispielsweise bei den Studentenwerken) hilft, klarer zu sehen. Wer sich beispielsweise für Medizin interessiert, aber den NC nicht erfüllt, könnte über ein Bundeswehrstudium oder ein Auslandsstudium nachdenken. Mit dem Wissen lässt sich das nächste Auswahlverfahren umso besser vorbereitet angehen – und bestehen. Oder vorhandene Hürden anderweitig umgehen.

Unter Umständen führt auch eine Studienplatzklage zum Ziel.

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