Abschlussarbeit schreiben: Wie finde ich das richtige Thema?
Eine Abschlussarbeit bedeutet nicht zu unterschätzenden Aufwand: Ein Thema muss gefunden, der passende Betreuer überzeugt und eine Gliederung erstellt werden. Die Themenwahl ist für den späteren Berufseinstieg nicht ganz unwichtig. Sie zeigen mit der Abschlussarbeit schließlich nicht nur, dass Sie systematisch, strukturiert und wissenschaftlich arbeiten können, sondern vertiefen auch Ihre bislang theoretischen Kenntnisse in einem bestimmten Bereich.
Manche sammeln dazu womöglich empirisch neue Daten und Fakten, die für Arbeitgeber nicht uninteressant sind. Je relevanter das Thema für potenzielle Arbeitgeber ist und je tiefer die Analyse, desto überzeugender wirkt die Abschlussarbeit später bei der Bewerbung.
Strukturierte Fragen für die Themenwahl
Die Themenwahl sollte kein Schnellschuss sein. Gehen Sie systematisch vor und grenzen Sie das Abschlussarbeit Thema mithilfe von strukturierten Fragen (und dem Betreuer) immer weiter ein. So geht’s:
- Interesse bestimmen
Wählen Sie ein Thema für die Abschlussarbeit, das Sie interessiert. Ohne positive Einstellung dazu und mit reiner Qual, werden Sie kaum Inspiration finden. Das Thema sollte einen fachlichen Bezug zu Ihrem Studiengang haben und möglichst aktuell sein. Aber auch nicht zu aktuell: Gerade Modethemen haben oft den Nachteil, dass es hierzu kaum Sekundärliteratur gibt. Das erhöht den Forschungsaufwand deutlich. - Hypothese erstellen
Was will ich überhaupt herausfinden, erforschen? Die Abschlussarbeit sollte im besten Fall einen Erkenntnisgewinn bringen und nicht nur bekannte Forschungsergebnisse neu arrangieren. Überlegen Sie sich daher, wie Sie sich von anderen Forschungsarbeiten abgrenzen können. - Ausgangslage ermitteln
Welche Erkenntnisse liegen schon vor? Welches Problem stellt sich in der Wissenschaft akut? Nehmen Sie sich für die Material-Recherche ruhig etwas Zeit und schauen Sie sich dazu in der Fachliteratur um, welche Theorien, Lösungen, Methoden, Daten schon bekannt sind. Auch im Abgleich zum zweiten Punkt – Ihrer Hypothese. - Machbarkeit prüfen
Wie umfangreich ist die erforderliche Forschungsarbeit für das Thema? Keine Frage: Es gibt höchst spannende Themen für Abschlussarbeiten. Allerdings sprengt der wissenschaftliche Aufwand dafür deutlich den Rahmen. Selbst eine Doktorarbeit wäre dafür noch zu knapp. In dem Fall hilft nur der nächste Punkt… - Thema eingrenzen
Nicht wenige Studenten und Absolventen in spe formulieren und fassen ihr Thema zu weit. Effekt: In der vorgegebenen Zeit ist das nicht mehr zu schaffen. Suchen Sie sich daher lieber gleich einen (immer noch spannenden) Teilaspekt des Hauptthemas und spezifizieren Sie diesen solange, bis Sie glauben, das auch auf 40 bis 100 Seiten ausarbeiten zu können. Vollständigkeitswahn wirkt hier kontraproduktiv. Denn die Arbeit muss später auch halten, was der Titel verspricht. - Zielgruppe identifizieren
Für wen könnte das Thema Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit interessant sein? Es ist keinesfalls verwerflich bei der Themenwahl schon an den Berufseinstieg zu denken und das Thema so zu wählen, dass Sie hierfür Interesse bei Arbeitgebern wecken.
Literaturrecherche für wissenschaftliche Arbeiten
Je nach Art Ihrer Abschlussarbeit nimmt die Literaturrecherche und -verarbeitung einen Großteil ein. Dies sollten Sie auch bei der Themenwahl bereits berücksichtigen: Bei sehr speziellen Themen ist unter Umständen die Literaturlage so schlecht, dass Sie Ihrerseits mit entsprechenden Forschungsergebnissen aufwarten müssen. Eine Bachelorarbeit kann das in der Regel nicht leisten. Wie kommen Sie an Literatur? Dazu folgende Tipps:
- Präsenzbibliothek
Literatur ist hier oft thematisch geordnet, so dass Sie bei Ihrem Themengebiet lediglich links und rechts im Regal schauen müssen, um auf potenziell wichtige Werke zu stoßen. - Bibliothekskatalog
Systematischer betreiben Sie Ihre Suche mit dem OPAC (Online Public Access Catalogue). Hier haben Sie die Wahl zwischen verschiedenen Suchoptionen, beispielsweise Schlagwortsuche, oder Autorensuche. Möglich ist auch die Suche mit Boolschen Operatoren (PDF). - Zeitschriftenverzeichnis
Die meisten Hochschulen verfügen über ein elektronisches Zeitschriftenverzeichnis. Hier können Sie nach Artikeln in Fachzeitschriften suchen. Das bietet sich an, um aktuelle Forschungsentwicklungen einzubeziehen. Ähnliches gilt für fortlaufende Bibliographien, die jeweils die neusten Publikationen zu einem Thema listen. - Google Scholar und Google Books
Darüber können Sie wissenschaftliche Literatur ausfindig machen, die Ihre Bibliothek nicht anbietet.
Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben
Abschlussarbeiten, die an der Hochschule geschrieben werden, beschäftigen sich oft mit Grundlagenforschung. Studenten technischer oder wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge (BWL, VWL) haben zusätzlich die Option, ihre Abschlussarbeit in einem Unternehmen zu schreiben. Das ist häufig praxisnäher. Zugleich haben Sie den Vorteil, dass Sie hier leichter ein Thema finden (falls das Unternehmen dieses nicht sowieso schon ausschreibt). Die Erkenntnisse daraus nutzen im Idealfall dem Arbeitgeber unmittelbar und dienen vielleicht sogar als Eintrittskarte.
Viele Studenten treten ihren ersten Job bei dem Unternehmen an, bei dem sie auch die Abschlussarbeit geschrieben haben. Wer sich für diese Option entscheidet, muss jedoch mit zusätzlicher Arbeit rechnen. Zunächst müssen Sie sich auf die verfügbaren Plätze für Bachelor- und Masterarbeiten bewerben, anschließend müssen Sie Studium und Abschlussarbeit unter einen Hut bringen. Längst nicht alle Hochschulen stellen ihre Studenten für die Dauer der Abschlussarbeit frei.
Aufbau und Organisation der Abschlussarbeit
Entscheidend für eine erfolgreiche Abschlussarbeit ist am Ende natürlich das Schriftstück selbst – also das, was drinsteht, wie Sie es aufgebaut haben und an das Thema herangegangen sind. Aus dem Thema ergibt sich meist schon die Abschlussarbeit-Gliederung. Diese verändert sich meist im Laufe der Recherche – das ist völlig normal. Klassisch besteht die Gliederung der Abschlussarbeit aus drei Hauptteilen, deren Gewichtung beim Umfang so aussehen sollte:
- Deckblatt und Inhaltsverzeichnis (2-3 Prozent)
- Einleitung (10 Prozent)
- Hauptteil/Analyse (80 Prozent)
- Resümee/Ausblick (5 Prozent)
- Literaturverzeichnis und Anhang (2-3 Prozent)
Gliederung im Detail
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Einleitung
Einleitung und Schlussteil rahmen Ihre Abschlussarbeit ein. Bei beiden Teilen sollten Sie sich daher besondere Mühe geben, denn sie hallen nach – und sie sind zugleich das Aushängeschild Ihrer Abschlussarbeit. In der Einleitung stellen Sie Ihr Thema dar, und machen die Fragestellung deutlich: Sie arbeiten das Ziel der Abschlussarbeit und Ihres Forschungsvorhabens heraus (Was wollen Sie herausfinden und warum?). Gleichzeitig zeigen Sie dem Leser, wie Sie dabei vorgehen werden (und warum).
Gehen Sie in der Einleitung auch noch auf den aktuellen Forschungsstand ein, der die Abschlussarbeit rechtfertigt und Anlass dazu gibt. Wer hier einen Spannungsbogen erzeugen kann, weckt damit das Interesse seines Betreuers oder Professors – und das schlägt sich nicht selten später in der Bewertung der Abschlussarbeit nieder.
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Hauptteil
Hier findet die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Dazu zählt, dass Sie ausführlich Forschungsergebnisse zitieren und analysieren sowie eigene Erkenntnisse (etwa aus einer Umfrage) darstellen. Das Wichtigste an diesem Teil ist, die eigene Hypothese logisch nachvollziehbar und strukturiert zu argumentieren und Schritt für Schritt vorzugehen.
Schreiben Sie daher in möglichst klarer Sprache und vermeiden Sie Schachtelsätze. Fachwörter sollten nur die Würze in der Bachelorarbeit oder Masterarbeit sein. Ansonsten macht ein Nominalstil jeden Text nur schwer lesbar. Starke Verben sind immer besser – sowieso besser als Adjektive, die meist nur Füllwörter darstellen.
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Schluss/Fazit
Das Resümee ist die wertende Zusammenfassung Ihrer Abschlussarbeit. Hier ziehen Sie Bilanz und präsentieren die Quintessenz des Geschriebenen. Fragestellungen, die Sie in der Einleitung aufgegriffen haben, müssen hier und spätestens jetzt beantwortet und die Schlussfolgerungen belegt werden. Falls das nicht abschließend möglich ist, darf man natürlich auch noch einen Ausblick auf künftige interessante Fragestellungen und Forschungsarbeiten geben.
Vermeiden sollten Sie im Schlussteil aber generell Zitate. An dieser Stelle geht es um IHRE gewonnenen Erkenntnisse. Aus demselben Grund sollten Sie auch keine neuen Gesichtspunkte erwähnen. Die lenken nur ab. Letztlich stellen Sie im Fazit Ihre Reflexionsfähigkeit unter Beweis. Erlaubt sind daher eher kritische Auseinandersetzungen mit anderen Arbeiten.
3 Tipps für das Verfassen
Um die gängigsten Fehler und Probleme zu vermeiden, sollten Sie sich zum Schluss noch an die folgenden drei Tipps halten:
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Strukturieren Sie Ihre Quellen von Beginn an
Eine chaotische Quellensammlung kostet in den Tagen vor der Abgabe viel Kraft und Schlaf. Ersparen Sie sich das und archivieren Sie Ihre Quellen von Anfang an strukturiert. Der Aufwand lohnt sich – insbesondere für das Literaturverzeichnis.
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Arbeiten Sie mit Formatvorlagen
Auch wenn Formatvorlagen zunächst einmal mehr Arbeit machen: Microsoft Word, Open Office, Libre Office, Mellel – egal, welches Textverarbeitungsprogramm Sie verwenden – allesamt bieten bereits Formatvorlagen. Und diese erlauben Ihnen später ganz leicht und schnell, wichtige Layout-Änderungen vorzunehmen – etwa, weil Sie die Vorgaben der Hochschule (Schriftgröße, Seitenränder, Abstände, …) bislang nicht eingehalten haben.
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Planen Sie Zeitpuffer ein
Planen Sie für Ihre Abschlussarbeit unbedingt genug Zeit ein – am besten sogar für jede einzelne Arbeitsphase. Das beginnt mit der Themenfindung und Gliederung, geht weiter über die Literaturrecherche zur Befragung und schließlich zum Verfassen und Formatieren. Nicht zu vergessen die Korrekturphase vor der Abgabe. Von der regelmäßigen Abstimmung mit dem Betreuer ganz zu schweigen. All das braucht Zeit. Unser Tipp: Hängen Sie sich einen großen Jahreskalender auf und tragen Sie dort mit bunten Textmarkern die jeweiligen Phasen ein – und halten Sie sich möglichst daran.
Falls Sie sich zwischenzeitlich überfordert fühlen: Das ist völlig normal und liegt daran, dass Sie vermutlich noch nie so einen umfangreichen Text erstellt und strukturiert haben. Mit der Zeit aber werden Sie Routine bekommen, und mit jeder fertigen Seite wächst die Erleichterung. Umso wichtiger, dass Sie sich zwischendurch Pausen gönnen und für Etappen-Erfolge belohnen. Nur so behalten Sie die nötige Motivation, die Abschlussarbeit zu schreiben.
Abschlussarbeit veröffentlichen: Perfektes Publizieren
Wer viel Zeit und Mühe in seine Abschlussarbeit gesteckt hat, wünscht sich oft auch Anerkennung und Aufmerksamkeit. Nur wenige denken allerdings daran, die Arbeit zu veröffentlichen. Dahinter steckt der Irrglaube, eine Veröffentlichung lohne sind nur für jene, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben.
Stimmt aber nicht: Auch wer keine wissenschaftliche Karriere plant – die Veröffentlichung der Abschlussarbeit kann eine gute Gelegenheit sein, auf sich aufmerksam zu machen und Kontakte (zu Arbeitgebern) zu knüpfen. Allerdings gilt es hier sich und seine Arbeit richtig zu positionieren. Wollen Sie Ihre Abschlussarbeit in der Bewerbung prominent erwähnen, sollte diese auch thematisch zum Unternehmen und zur ausgeschriebenen Stelle passen.
Dann sollten Sie im Lebenslauf auf die Arbeit verweisen und die Kernpunkte in zwei oder drei Sätzen wiedergeben. Bei einer digitalen Bewerbung sollten Sie die Arbeit direkt verlinken. Hat die Abschlussarbeit nicht direkt etwas mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun, können Sie diese in einer sogenannte Publikationsliste bei den Anlage erwähnen. Dazu sollten Sie jedoch mehr als eine Publikation auflisten können, beispielsweise Bachelor- und Masterarbeit oder auch Auszüge Ihrer Arbeit in verschiedenen Medien.
Achtung: Sperrklausel für Abschlussarbeiten im Unternehmen
Wer seine Abschlussarbeit in Kooperation mit einem Unternehmen geschrieben hat, sollte sich darüber informieren, ob die spätere Veröffentlichung erlaubt ist. In einigen Fällen gibt es eine sogenannte Sperrklausel, welche die Veröffentlichung und externe Nutzung verbietet. Sie begrenzt die Leserschaft auf bestimmte Personen, damit vertrauliche Informationen über das Unternehmen nicht zur Konkurrenz gelangen.
Verschiedene Wege zur Veröffentlichung
Veröffentlichen ist nicht gleich veröffentlichen: Sollten Sie die Abschlussarbeit ausdrucken oder als E-Book publizieren? In Auszügen oder als Gesamtwerk? Diese Optionen bieten sich:
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Publikationsserver der Universität
Hier können Sie Ihre Arbeit digital und kostenlos veröffentlichen. In der Regel wird sie dann auch im Bibliothekskatalog gelistet und ist so von anderen Studenten auffindbar.
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Universitätsverlag
Hierbei handelt es sich um einen universitätseigenen Service, über den die wissenschaftlichen Arbeiten, wie beispielsweise Dissertationen, Habilitationen, Forschungsarbeiten und Sammelbände veröffentlicht werden. Die Arbeit muss bestimmten Standards entsprechen und die Druckkosten müssen gezahlt werden.
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Journalbeitrag
Wer nicht seine gesamte Arbeit veröffentlichen will, sondern nur eine kondensierte Form, ein Exzerpt oder einen Auszug, kann sich an Fachzeitschriften wenden. Oftmals ist diese Variante mit nicht zu unterschätzendem Aufwand verbunden, da Arbeiten umgeschrieben oder zu gänzlich neuen Artikeln zusammengefasst werden müssen. Eine weitere Hürde ist, dass ein Redakteur von der Forschungsarbeit überzeugt werden muss. Renommierte Fachzeitschriften prüfen überdies die Relevanz des Forschungsthemas durch unabhängige Gutachter.
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Print on Demand
Oder auch Book-On-Demand genannt. Hier bieten Verlage wie epubli dem Autor an, das eigene Buch bereits kostenlos ab einer Auflage von einem Stück zu veröffentlichen. Entsprechend von Umfang, Aktualität, Fachbereich und weiteren Kriterien wird ein Preis festgelegt, für den der Leser ein Exemplar erwerben kann. Gedruckt wird nur auf Bestellung.
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E-Book
Apple, Amazon, Grin.com und zahlreiche weitere Anbieter bieten die Möglichkeit, die eigene Arbeit als E-Book zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung ist in der Regel auch kostenlos und über das Hochladen einer PDF-Datei einfach zu realisieren. E-Books bieten die Möglichkeit, die Arbeit ins eigene Blog einzubinden. Wie genau die Erstellung eines E-Books funktioniert, können Sie an dieser Stelle nachlesen.
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Gastartikel für Fachblogs
Neben der Veröffentlichung auf dem eigenen Blog bietet sich auch das Schreiben eines Gastartikels für ein Fachblog an. In diesem können Sie einzelne Thesen oder Ergebnisse diskutieren. Auf diese Weise steigt die Aufmerksamkeit für das Werk. Optimal ist, wenn das Gesamtwerk auch erhältlich ist.
Welche Variante die Richtige ist, hängt davon ab, welche Ziele man mit der Arbeit verfolgt, wie groß das eigene Budget ist und in welcher wissenschaftlichen Disziplin man die Arbeit eingereicht hat.
9 Tipps für die Veröffentlichung von Abschlussarbeiten
Nachfolgend haben wir noch einige Tipps für Sie, wie Sie Ihre Abschlussarbeit veröffentlichen können. Das kostenlose PDF können Sie bequem hier herunterladen:
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