Studienabbrecher: Beratung – so geht es weiter!

Seit Jahren wächst die Zahl der Studienabbrecher. Obwohl viele verschiedene Initiativen versuchen, diese Zahl möglichst gering zu halten, verlässt etwa ein Drittel aller Studierenden ohne Abschluss die Hochschule. Für die Betroffenen geht oft eine quälende Zeit voraus. Sich einzugestehen, dass das Studium aus welchen Gründen auch immer nicht das Richtige ist, ist meist der schwierigste Part. Viel drängender ist allerdings die Frage nach dem Danach: Wie geht es weiter? Doch eine Ausbildung machen? Jobs als Quereinsteiger suchen? Wir zeigen Ihnen Ihre Möglichkeiten…

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Statistik: Zahl der Studienabbrecher

Die Zahl der Studienabbrecher steigt kontinuierlich, wenngleich keine genauen Zahlen existieren. Das hängt damit zusammen, dass kein Studienabbrecher verpflichtet ist, genauere Angaben zu Gründen oder Anschlusstätigkeiten zu machen. Mancher Studierender ist beispielsweise offiziell noch eingeschrieben, besucht aber de facto keinerlei Veranstaltungen mehr. Studien zufolge verlässt mehr als jeder Vierte die Hochschule ohne Abschluss. Die Fakten:

  • Die Quote der Studienabbrecher liegt an Universitäten bei 32 Prozent, an Fachhochschulen (FH) bei 23 Prozent.
  • 43 Prozent beträgt die Abbrecherquote im Bachelorstudium in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen an Universitäten, 39 Prozent die der Fachhochschulen.
  • Die geringsten Studienabbrecherquoten haben die Staatsexamensstudiengänge Medizin (10 Prozent) und Lehramt (14 Prozent).
  • Die meisten Studienabbrecher verlassen bereits innerhalb der ersten beiden Semester die Hochschule, ein weiteres Drittel entschließt sich im dritten oder vierten Semester zum Studienabbruch.

Gute Nachricht für alle Studienzweifler, Studienaussteiger und Studienabbrecher: Die allermeisten finden schnell einen Weg, wie es beruflich weitergeht.

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Gründe für den Studienabbruch

Allein der Begriff Studienabbrecher klingt nicht gerade verheißungsvoll: Ein Studium wurde nicht beendet. Das eigentliche Ziel nach der Immatrikulation an einer Hochschule ist der erfolgreiche Studienabschluss, den Hochschulabsolventen durch einen akademischen Grad nachweisen. Wer lange darauf hingearbeitet hat und für wen immer klar war, dass er oder sie studieren will, kämpft deshalb nach dem Studienabbruch meist mit starken Selbstzweifeln. Es gibt eine Reihe von Gründen, die das Studium erschweren und zum vorzeitigen Studienabbruch führen:

Ungünstige Rahmenbedingungen

Teilweise lassen die Studienbedingungen zu wünschen übrig – überfüllte Hörsäle, zu wenig Lehrpersonal bei hoher Nachfrage oder ungünstige Zeiten, die mit anderen Kursen kollidieren: All das kann dazu führen, dass ein Studium sich verzögert. Gerade für Bafög-Empfänger hängt ein Rattenschwanz an Folgen daran, wenn sie Studienleistungen nicht zum vorgeschriebenen Zeitpunkt erbracht haben. Manchmal führt dann eins zum anderen. Daneben gibt es Gründe, die in der Person des Studienabbrechers oder seiner persönlichen Situation liegen:

Hohe Anforderungen

Nicht alle Schulabgänger bringen die „erforderliche Studierfähigkeit“ mit. Oder anders formuliert: Die mit Abstand meisten Studienabbrecher scheitern bereits an den universitären Anforderungen. Das ist das Ergebnis einer Befragung durch das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Demnach gaben 30 Prozent aller Studierenden Leistungsprobleme an, unter anderem Leistungsdruck oder nicht bestandene Prüfungen.

Fehlende Auseinandersetzung

Lange galt: Für eine Ausbildung ist kein Abitur erforderlich. Mit Erwerb des Abiturs folgt fast automatisch die Entscheidung fürs Studium. Bei vielen fehlt allerdings die inhaltliche Auseinandersetzung. Sie treffen keine bewusste Berufswahl für etwas, sondern lediglich GEGEN etwas, nämlich den Ausbildungsweg. Die Vorstellung über das Fach sind diffus und teilweise lediglich vom sozialen Aufstieg geprägt. Mit 35 Prozent ist die Quote der Studienabbrecher in den Ingenieurswissenschaften am höchsten.

Persönliche Schwierigkeiten

Private Probleme wie Trennungen, Krankheit und verminderte Stressresistenz erschweren den Studienalltag. Ein weiterer Aspekt: Besonders schwer fällt es Kindern aus nichtakademischen Haushalten beziehungsweise mit Migrationshintergrund, sich an der Hochschule zurechtzufinden. Hier sind viele Studienabbrecher zu verzeichnen. Denn der Studienerfolg hängt nicht allein von der Intelligenz ab. Etliche Faktoren wie Unterstützung durch Rat und Tat vom Elternhaus tragen entscheidend dazu bei.

Geringe Motivation

Vielen Erstsemestern fehlt eine gute Selbstorganisation. Ohne soliden Lernplan und ohne Kenntnis hilfreicher Lernmethoden stürzen sie sich auf die Inhalte. Meist kommt dabei die Freizeit zu kurz, weil sie irrigerweise Freizeit mit Faulenzen gleichsetzen. Die Folge sind schließlich frustrierte Studierende, die den Spaß am Studium verlieren.

Finanzielle Schwierigkeiten

Zwar gibt es mit dem Bafög und diversen Stipendien staatliche finanzielle Unterstützung. Allerdings ist diese oft an bestimmte Auflagen geknüpft. Werden die nicht oder nicht mehr erfüllt, versiegt das Geld. Selbst mit staatlicher Hilfe reicht es nicht immer, da die Lebenshaltungskosten – allen voran die Miete – in an Hochschulstandorten deutlich teurer als in anderen Städten ist. Viele halten sich mit Studentenjobs über Wasser und haben so noch weniger Zeit, ihre Studienleistungen zu erbringen.

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Vorbeugende Beratung für Studienabbrecher

So bitter das für manche auch sein mag, wenn ein Traum zerplatzt: Ein Studienabbruch ist kein Beinbruch. Der DZHW zufolge finden nur sechs Monate nach Verlassen der Hochschule die meisten Studienabbrecher bereits eine Alternative: 43 von ihnen machten eine Ausbildung, 31 Prozent gingen einer Erwerbstätigkeit nach. Das Wichtigste: Niemand muss seine Entscheidung allein treffen. Gerade wenn Sie nicht das Studium abbrechen wollen, Sie aber Schwierigkeiten damit haben, sollten Sie sich Unterstützung suchen. Es gibt diverse Beratungsangebote für potenzielle Studienabbrecher:

Zentrale Studienberatung
Eine erste Anlaufstelle ist die zentrale Studienberatung der Hochschule (ZSB). Hier können Sie allgemeine Fragen zu Studieninhalten der Fächer stellen und mögliche Alternativen in Erfahrung bringen, falls beispielsweise ein Studienfachwechsel infrage kommt. Die ZSB ist ebenfalls für Sie zuständig, falls es um psychische Probleme und Fragen der Studienorganisation geht. Spezifischer auf Ihr Fach ausgerichtet ist die Studienfachberatung an Ihrer Hochschule.

Studentenwerke
Auch die Studentenwerke können bei sozialen Fragen und Problemen behilflich sein, sofern diese der Hauptgrund für einen möglichen Studienabbruch sind (beispielsweise Studium mit Kind).

Agentur für Arbeit
Als externe Beratungsmöglichkeit steht Ihnen außerdem die Arbeitsagentur zur Verfügung. Dort gibt es die „Teams akademische Berufe“ beziehungsweise Hochschulteams. Hierbei handelt es sich um eine Serviceeinrichtung speziell für Studierende und Studierte. Die Hochschulteams helfen weiter in Fragen der Beratung, Information und Vermittlung.

Orientierungsfragen vor dem Studienabbruch

Lernstress und schwierige Phasen während des Studiums sind normal. Eine endgültige Entscheidung gegen das Studium sollten Sie davon abhängig machen, ob Sie dauerhaft unzufrieden sind beziehungsweise es sich um grundsätzliche Probleme handelt. Viele lassen sich bereits mit Unterstützung durch die genannten Einrichtungen beheben. Unser Fragenkatalog hilft Ihnen herauszufinden, ob die Begeisterung für Ihr Studium gänzlich verloren gegangen ist:

  • Interessiert Sie Ihr Studienthema außerhalb der Vorlesungen noch?
  • Gibt es Vorlesungen, die Sie nach wie vor gerne besuchen?
  • Wie viele Studienarbeiten und Klausuren stehen in der nächsten Zeit an?
  • Fallen Ihnen – spontan oder nach reiflicher Überlegung – mögliche Veränderungen ein, die das Studium für Sie wieder attraktiv machen würden?
  • Können Sie sich irgendeine berufliche Perspektive auf der Grundlage Ihres aktuellen Studiengangs vorstellen?
  • Welche Ihrer Stärken können Sie momentan in Ihren Studiengang einbringen?
  • Welche Fähigkeiten und Stärken werden Ihrer Meinung nach vernachlässigt?
  • Wie ließe sich das ohne einen Studienabbruch ändern?
  • Langweilt Sie das Studium aktuell lediglich oder empfinden Sie es als spürbare Belastung?
  • Öden Sie der Hochschulbetrieb und die dort geltenden Regeln an oder ist es wirklich Ihr Studiengang?
  • Fehlt Ihnen möglicherweise der praktische Nutzen oder die Anwendung des vermittelten Wissens?
  • Können Sie diesen Mangel durch Praxisphasen, Kooperationsprojekte oder Praktika ausgleichen und so Ihr Interesse am Studiengang neu beleben?
  • Fühlt sich der Studienabbruch auch einige Tage und Wochen nach den ersten Gedanken dazu noch intuitiv richtig an?
  • Können Sie den Studienabbruch und Ihre Gründe dafür gegenüber potenziellen Ausbildungsträgern und Arbeitgebern vertreten?
  • Haben Sie klare Ziele, die Sie nach dem Studienabbruch erreichen wollen?

Kostenloser Download zur Selbstreflexion

Nachfolgend finden Sie den kompletten Fragenkatalog mit 66 Fragen zum Studienabbruch:

66 Orientierungsfragen zum Studienabbruch (PDF)


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Azubi, Quereinsteiger, Student: So geht es weiter

Viele Studienabbrecher hadern zunächst mit ihrer Entscheidung. Sie empfinden den Abbruch als persönliches Versagen, haben Angst, sich die Zukunft verbaut zu haben. Die gute Nachricht: Viele Studienabbrecher werden mit Handkuss genommen. Und von persönlichen Eitelkeiten einmal abgesehen: Es gehört schon ein gewisser Mut dazu, nach zwei, drei oder vier Semestern zu erkennen, dass man sich geirrt hat.

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Und ganz umsonst ist die Zeit an der Hochschule nie. Sie haben in einen Bereich hineingeschnuppert, haben in jedem Fall über den eigenen Tellerrand geblickt. Hätten Sie direkt nach der Schule eine Ausbildung angefangen, hätten Sie danach vermutlich kein Studium mehr angefangen und wüssten gar nicht, was Sie verpassen beziehungsweise eben nicht verpassen. Und letztlich bleibt die Option auf ein Studium immer noch bestehen, nur eben nicht mehr als erster Ausbildungsweg. Wie geht es also weiter?

Ausbildung

Die duale Ausbildung ist eine klassische Alternative. Es gibt zahlreiche örtliche Bildungsträger wie die Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie die Handwerkskammern (HWK), die Informationen für das „Leben danach“ bieten. Teilweise sind diese weiteren Möglichkeiten sogar maßgeschneidert für bestimmte Fachrichtungen. So bietet die IHK Mittlerer Niederrhein eine praxisorientierte Alternative für Studienabbrecher von MINT-Fächern zu einer verkürzten Ausbildung zum Fachinformatiker. Aber es gibt auch genügend Beratungen für den beruflichen Neustart von Studienaussteigern aller Fachrichtungen, beispielsweise bei der HWK Dortmund.

Quereinstieg

Ihnen gelingt der Berufseinstieg als Quereinsteiger in die Arbeitswelt. Von Bill Gates über diverse Politiker (Kevin Kühnert) und Moderatoren (Günther Jauch) belegen zahlreiche prominente Studienabbrecher, dass das funktioniert. Je nachdem, wie viele Semester Sie studiert und welche Kenntnisse Sie erlangt haben, kann das für einen Job reichen. Der derzeitige Fachkräftemangel lässt manchen Arbeitgeber darüber hinwegsehen, dass ein Abschlusszeugnis fehlt. Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass Kollegen mit vergleichbaren Tätigkeiten und Abschluss mehr als Sie verdienen.

Ausbildung und Jobs für Studienabbrecher

Viele Stellenangebote werben gezielt um Studienabbrecher und bieten ihnen die Perspektive, erfolgreich im Job zu werden. Schauen Sie auch in unserer Jobbörse vorbei!

Duales Studium

Eine andere attraktive Möglichkeit ist ein duales Studium. Gerade für Studienabbrecher, denen die Praxisnähe fehlte, dürfte dieses Studium reizvoll sein. Dazu kommt, dass Sie von Anfang an Geld verdienen, also gleichzeitig eventuelle Geldsorgen los sind. Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn bieten vor allem im technischen Bereich viele Alternativen, zum Beispiel:

  • Elektrotechnik
  • Bauingenieurwesen
  • Wirtschaftsinformatik
  • Informatik
  • Facility Management
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Programme für Studienabbrecher

Zahlreiche Programme helfen Studienabbrechern beim Übergang vom Studium zur Ausbildung. Und noch etwas: Oft können Ex-Studenten sich Leistungen anrechnen lassen und ihre Ausbildung verkürzen. Eine Karriere ist auch im Handwerk möglich: Hier locken die Kammern und Ausbildungsbetriebe mit einem Meisterbrief. Da Bildung Ländersache ist, variieren die Programme und Möglichkeiten je nach Bundesland. Auch handelt es sich dabei zum Teil um befristete Projekte. Einige stellen wir Ihnen hier vor:

Switch

Das Projekt richtet sich fachübergreifend an Ex-Studierende. Sie erhalten die Möglichkeit, eine Ausbildung in einem technischen (Mechatroniker) oder kaufmännischen Bereich (Industriekaufleute) zu machen. Auch hier ist die Ausbildungsdauer auf 18 oder 24 Monate verkürzt. Bewerbungen werden das ganze Jahr über angenommen.

Voraussetzungen dafür sind einige Semester Studium und idealerweise Vorkenntnisse im angestrebten Ausbildungsberuf. Trifft das zu, erhalten Sie eine Einladung zu einem Expertengespräch und lernen mögliche Ausbildungsbetriebe kennen.

Angebote für Studienaussteiger

Die Handwerkskammern (HWK) in Deutschland bieten vielerorts gezielte Hilfe bei der Berufsorientierung beziehungsweise Ausbildungswahl für Studienabbrecher. Genaue Informationen entnehmen Sie der für Sie zuständigen HWK. Neben einer Ausbildung haben Sie beispielsweise bei der Handwerkskammer Düsseldorf zahlreiche Möglichkeiten – sogar ein triales Studium fällt darunter: Dabei erwerben die Auszubildenden den Gesellen-, den Meister- und den Bachelorabschluss (BWL) in fünf Jahren.

Auf der Website werden keine genauen Voraussetzungen genannt, jedoch steht die Bewerbung allen Studienrichtungen offen. Weitere Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie auf der Website der Handwerkskammer Düsseldorf.

Karriereprogramm Handwerk

Auch die Handwerkskammer für Unterfranken bietet ein spezielles Programm für Studienabbrecher an und bietet ihnen eine Perspektive im Handwerk. Auf die Ausbildung folgt im Anschluss eine Weiterbildung zum Meister. Die Handwerkskammer kooperiert mit der Universität in Würzburg und der Hochschule Aschaffenburg. Auch hier steht Bewerbern eine breite Auswahl an Handwerksberufen zur Verfügung.

Exakte Voraussetzungen sind auf der Website nicht ersichtlich. Die Handwerkskammer bietet aber regelmäßige Studentenberatungen in Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit für Interessierte, die Berater auf Jobmessen zu treffen oder einen persönlichen Beratungstermin zu vereinbaren. Auch hilft Ihnen die Handwerkskammer dabei, den passenden Betrieb zu finden und den Meister zu finanzieren.

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