Ausbildung abbrechen: So geht es jetzt weiter
Zu stressig, zu langweilig oder schlicht vertan: Der Abbruch der Ausbildung fühlt sich für viele Azubis erst einmal wie eine Niederlage, ein Scheitern an: etwas angefangen und dann doch nicht zu Ende gebracht. Aber das ist Quatsch! Tatsächlich brechen jedes Jahr rund 20 Prozent der Azubis ihre Ausbildung vorzeitig ab. Die Abbruchquote ist zwar von Beruf zu Beruf verschieden, doch wer seine Ausbildung abbrechen will, hat dafür meist gute Gründe. Und das muss auch überhaupt nicht das Ende der beruflichen Karriere sein. Entscheidend ist, wie Sie danach weitermachen. Wir zeigen Ihnen die Optionen…

➠ Inhalt: Das erwartet Sie
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Ausbildung abbrechen: Die Gründe
Zähne zusammen beißen oder Ausbildung abbrechen? Die Initiative geht erstaunlich oft von den Azubis selbst aus: Ganze 57 Prozent der Abbrüche gehen auf eine Kündigung durch den Azubi zurück, in nur 32 Prozent der Fälle kündigt der Ausbildungsbetrieb, der Rest geschieht im gegenseitigem Einvernehmen.
Wenn Auszubildende ihr Ausbildung abbrechen, dann geschieht das, laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) meist folgenden Gründen dafür:
- Die Bedingungen im Betrieb (70 Prozent). Die Mehrheit der abbrechenden Azubis führt Konflikte mit dem Chef oder den Kollegen an; bemängelt die Ausbildung selbst sowie die Arbeitszeiten und wieder andere kritisieren, oft ausbildungsfremde Tätigkeiten gemacht haben zu müssen.
- Aber auch gesundheitliche Probleme geben bei knapp jedem zweiten Ausbildungsabbruch (46 Prozent) den Ausschlag.
- Jeder dritte Azubi (33 Prozent) wiederum bricht ab, weil er oder sie unglücklich ist über die Berufswahl. Die einen sagen, der Ausbildungsberuf sei vorne herein gar nicht ihr Wunschberuf gewesen; andere haben sich die Ausbildung und den Beruf ganz anderes vorgestellt.
Hinschmeißen ist auch keine Lösung
Auch wenn der Frust noch so groß ist und der Beruf ganz anders als erwartet: Auszubildende sollten nie ohne einen Plan B abbrechen und ihren Ausbildungsvertrag kündigen. In nicht gerade wenigen Fällen ist der Abbruch eine Kurzschlussreaktion, eine Kündigung aus dem Affekt. Fatal! Denn so riskieren die Jugendlichen, ohne Alternativen dazustehen und womöglich in die Arbeitslosigkeit abzurutschen.
Auch kann das zum Bumerang und Problem bei der nächsten Bewerbung für eine Ausbildung werden. Wer aus einer Laune heraus seine Ausbildung abbricht, stößt bei Personalern nur auf Unverständnis, meist auch eine Ablehnung – schließlich könnte der Arbeitgeber das nächste Opfer einer leichtfertigen Laune sein. Merke: „kein Bock mehr, alles Mist da“ ist kein gutes Argument für einen Abbruch; „bei der Berufswahl vertan“ dagegen schon eher.
Falls Sie also vorhaben oder mit dem Gedanken spielen, ihren Ausbildungsvertrag zu kündigen, versuchen Sie das noch eine Weile durchzuhalten und die Ausbildung durchzuziehen, bis Alternativen gefunden sind und sie einen neuen Arbeitgeber oder Ausbilder gefunden haben.
Ausbildung abbrechen: Und jetzt?
Zugegeben, mit dem Abbruch der Ausbildung wächst die Gefahr, irgendwann zu jenen 17 Prozent der Jugendlichen zu gehören, die jedes Jahr ohne Berufsabschuss dastehen.
Doch so weit muss es nicht kommen. Entscheidend sind jetzt Ihr Engagement und Ihre Kompromissbereitschaft. Damit der Ausbildungsabbruch nicht zum Makel bei der nächsten Bewerbung wird, sollten Sie wie folgt vorgehen und nach dem ersten Schock möglichst schnell wieder aktiv werden:
-
Analyse
Der erste Schritt besteht darin, die Gründe für den Abbruch nüchtern und ehrlich zu analysieren. Wichtig ist vor allem jene Ursachen zu identifizieren, die in Ihren Vorstellungen und Ihren Erwartungen begründet waren. Diese lassen sich am besten und schnellsten korrigieren.
Ein mieser Chef, mobbende Kollegen, falsche Versprechungen im Vorstellungsgespräch – all das sind zwar auch gute Gründe dafür, die Ausbildung abzubrechen. Doch kann Ihnen das im nächsten Betrieb wieder passieren. Allerdings können Sie beim nächsten Mal gezielter auf diese Punkte achten und danach fragen beziehungsweise im Internet recherchieren.
Defizite hingegen lassen sich ausgleichen oder aufarbeiten; Erwartungen realistischer formulieren. Das ist zwar nicht einfach, aber machbar. Und wenn Sie einem neuen Arbeitgeber zeigen, dass Sie aus dem ersten Abbruch gelernt haben, steigen Ihre Chancen auf den Job beträchtlich. -
Recherche
Im zweiten Schritt sollten Sie neue und realistische Perspektiven entwickeln: Welche Ausbildung ist jetzt möglich? Bei welchen Unternehmen habe ich gute Chancen? Was sind die Alternativen?
Gerade mittelständische und kleine Unternehmen haben den Vorteil, dass hier häufig die Persönlichkeit sowie praktische Fähigkeiten die größere Rolle spielen als formale Qualifikationen. -
Begründung
Ebenfalls sollten Sie gute Argumente für den Abbruch finden. Was immer geht: „Die Arbeit war ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Auch hat sich mein Berufswunsch in dieser Zeit anders entwickelt, sodass ich mich neu orientieren möchte…“ Dass sich junge Menschen bei der Berufswahl schwer tun und auch mal irren können, dafür haben die meisten Personaler Verständnis.
Je nachdem, wenn Sie Ihre Ausbildung auch schon innerhalb der ersten zwei Monate abbrechen, müssen Sie dies nicht einmal zwingend im Lebenslauf erwähnen. Die Zeitspanne ließe sich auch als „Berufsorientierung“ deklarieren. Es könnte aber die Frage aufkommen, warum das so lange gedauert hat und Sie damit nicht schon im letzten Schuljahr angefangen haben.
Entscheidend aber ist, dass Sie zeigen, dass und was Sie aus dem Abbruch gelernt haben (falls Sie diesen angeben). Hier punkten vor allem Glaubwürdigkeit und Leistungswille.
Im Zweifel können Sie dem neuen Ausbildungsbetrieb oder Arbeitgeber auch anbieten, ein kurzes Praktikum oder einen Probearbeitstag zu absolvieren. Für das neue Unternehmen ist das eine gute Gelegenheit, Sie zu testen und sich von Ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Entsprechend ernsthaft und motiviert sollten Sie das Angebot vortragen. Denn nach einem Ausbildungsabbruch sind Ihre größten Stärken Ihre Lernfähigkeit und Ihr Engagement.
Immerhin: Wer seine Ausbildung abgebrochen hat, macht danach in der Regel weiter:
- 50 Prozent schließen danach einen neuen Ausbildungsvertrag in einem anderen Betrieb ab.
- 9 Prozent wählen den direkten Berufseinstieg – ohne Ausbildung.
- 8 Prozent wechseln in eine Berufsfachschule oder beginnen ein Studium.
- 4 Prozent besuchen erst einmal wieder die Schule, um ihren Schulabschluss zu verbessern.
Lediglich 17 Prozent werden danach arbeitslos. Aber wie gesagt: Soweit muss es nicht kommen…
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Jochen Mai ist Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel. Der Autor mehrerer Bücher doziert an der TH Köln und ist gefragter Keynote-Speaker, Coach und Berater.

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