Ausbildung in Teilzeit: So geht die Teilzeitausbildung

Eine Ausbildung in Teilzeit bietet Flexibilität, wo sie nötig ist: Sie ermöglicht Menschen auch dann eine qualifizierte Berufsausbildung, wenn die persönlichen Umstände eine Vollzeitausbildung nicht zulassen. Das hat Vorteile und kann eine wichtige Alternative für Azubis sein. Jedoch kann es auch Nachteile geben, die man berücksichtigen sollte. Hier erfahren Sie, welche Voraussetzungen für die Ausbildung in Teilzeit gelten, wie diese funktioniert sowie welche Vor- und Nachteile damit einhergehen können…

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Was versteht man unter Teilzeitausbildung?

Eine Teilzeitausbildung ist eine vollwertige Berufsausbildung. Einziger Unterschied: Sie findet in Teilzeit statt, das heißt, der tägliche oder wöchentliche Umfang ist reduziert. Das bezieht sich auf duale Ausbildungen, welche die Azubis zum Teil in Berufsschulen, zum Teil im Ausbildungsbetrieb absolvieren.

Hintergrund der Ausbildung in Teilzeit ist der Fachkräftemangel. Immer mehr Schulabgänger zieht es an die Hochschulen, weshalb Ausbildungsplätze häufig unbesetzt bleiben. Um Ausbildungen wieder attraktiver zu machen und mehr jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen, wurde die Teilzeitausbildung ins Leben gerufen. Dank einer Neuerung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) können nun noch mehr Menschen eine Ausbildung in Teilzeit machen.

Ausbildung in Teilzeit für Mütter

Den rechtlichen Rahmen gibt das Berufsbildungsgesetz vor. Dort ist geregelt, dass eine Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit möglich ist. Bisher musste ein konkreter Grund vorliegen – das Gesetz sprach von einem berechtigten Interesse – warum jemand eine Teilzeitausbildung machen möchte. Das galt vor allem in diesen Fällen:

  • Betreuung eigener Kinder
  • Pflege eines Angehörigen, zum Beispiel der Eltern
  • Gesundheitliche Einschränkung oder Behinderung
  • Teilnahme am Leistungssport

Vor der Gesetzesänderung richtete sich eine Ausbildung in Teilzeit deshalb hauptsächlich an junge Eltern, für die es schwierig war, die Betreuung des Kindes mit einer Vollzeit-Ausbildung zu kombinieren. Mittlerweile ist die Ausbildung in Teilzeit aber für alle Azubis möglich.

Sie müssen keinen speziellen Grund mehr angeben, benötigen aber das Einverständnis des Ausbildungsbetriebes. Dabei darf die Kürzung der wöchentlichen Ausbildungszeit 50 Prozent einer Vollzeitausbildung nicht überschreiten. Besonders wichtig ist: Die Zeit in der Berufsschule bleibt von der Teilzeitregelung unberührt! Es verkürzt sich somit nur die Zeit, während der Sie im Betrieb lernen und arbeiten.

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Häufige Fragen und Antworten zur Teilzeitausbildung

Wie viele Stunden umfasst eine Ausbildung in Teilzeit?

Eine Ausbildung in Teilzeit können Sie um bis zu 50 Prozent kürzen – demnach liegt das Minimum bei 20 statt 40 Wochenstunden. Gleichzeitig weist die IHK Potsdam darauf hin, dass die wöchentliche Mindestausbildungszeit nicht unter 25 Stunden liegen sollte. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Auszubildende sich nicht hinreichend in die betriebliche Praxis einbinden lässt. Oberste Prämisse ist immer das Erreichen des Ausbildungsziels.

Wo finde ich eine Ausbildung in Teilzeit?

Selten suchen Unternehmen ausdrücklich nach Azubis für eine Teilzeitausbildung. Das bedeutet, zunächst müssen Sie ganz normal einen Ausbildungsplatz finden. Das gelingt meist über einschlägige Jobbörsen. In Absprache mit dem Unternehmen klärt sich im Laufe des Bewerbungsprozesses oder während der Ausbildung, ob eine Teilzeitausbildung möglich ist.

Wie viel verdient man in einer Teilzeitausbildung?

Idealerweise verdient ein Azubi in der Teilzeitausbildung genauso viel wie in Vollzeitausbildung. Abhängig ist das von Ihrem Ausbildungsbetrieb. Dieser kann, muss aber nicht die Ausbildungsvergütung kürzen. Vorgabe hierfür ist immer noch eine angemessene Vergütung: Demnach darf der Ausbildugnsbetrieb die Ausbildungsvergütung maximal prozentual um den Anteil kürzen, um den die Arbeitszeit reduziert ist. Klären Sie diesen Aspekt sicherheitshalber zuvor mit dem Ausbildungsbetrieb.

Wie bekomme ich eine Teilzeitausbildung?

Explizite Stellenausschreibungen für eine Ausbildung in Teilzeit sind eher rar. Grundsätzlich können duale Ausbildungen aber als Teilzeitausbildung organisiert sein. Das heißt, Sie bewerben sich ganz normal um einen Ausbildungsplatz. Wahlweise sprechen Sie während des Bewerbungsprozesses Ihren Wunsch an oder bitten nach Ausbildungsbeginn um eine Vertragsänderung. Sind sich beide Parteien einig, kann der Ausbildungsbetrieb laut Berufsbildungsgesetz die Arbeitszeit im Betrieb kürzen. Allerdings nur um maximal 50 Prozent.

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Wie lange dauert eine Teilzeitausbildung?

Zunächst einmal verlängert sich die die gesamte Ausbildungsdauer um maximal das Anderthalbfache, wenn Sie die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit reduzieren. Wie lange die Ausbildung in Teilzeit dauert, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab, nämlich der regulären Dauer für diesen Ausbildungsberuf, Ihrem Schulabschluss und Ihren Leistungen. Dauert Ihre Berufsausbildung eigentlich drei Jahre (36 Monate), verlängert sich Ihre Ausbildung bei einer Reduzierung um 75 Prozent auf vier Jahre (48 Monate). Bei einer Reduzierung um 50 Prozent verlängert sich die Ausbildung in Teilzeit auf 54 Monate, also viereinhalb Jahre.

Verkürzung der Ausbildungszeit

Allerdings können Sie wie bei einer Vollzeitausbildung die Ausbildung verkürzen. Das kommt vor allem dann infrage, wenn der Auszubildende über einen höheren Schulabschluss oder berufliche Vorbildung verfügt. Auch besonders gute Leistungen während der Ausbildung und die Perspektive, das Ausbildungsziel auch in kürzerer Zeit bewältigen zu können, sind Gründe für eine verkürzte Ausbildungszeit. Diese kann sich je nachdem um ein halbes bis zu einem Jahr verkürzen, so dass die Ausbildung in Teilzeit unter Umständen nur unwesentlich länger dauert.

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Wer bietet eine Ausbildung in Teilzeit an?

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit auf Teilzeitausbildung nach Angaben des Bundesbildungsministeriums in allen Berufen des dualen Ausbildungssystems, die also im Betrieb und in der Berufsschule gelehrt werden. Die Herausforderung besteht für angehende Azubis darin, einen Betrieb zu finden, der eine Ausbildung in Teilzeit anbietet. Hier kommt es auf die jeweiligen Absprachen an, aber auch Branche und Beruf können einen Einfluss haben. Vor allem in diesen Bereichen und Berufen gibt es Teilzeit-Lehrstellen:

Antrag auf Teilzeitausbildung

Haben Sie eine Ausbildungsstelle gefunden, sprechen Sie den Ausbildungsbetrieb auf Ihren Teilzeitwunsch an. Ist dieser einverstanden, halten beide Parteien die Vereinbarung zur Teilzeitausbildung im Ausbildungsvertrag fest. Diesen lässt der Ausbildungsbetrieb in das Verzeichnis der Ausbildungsverhältnisse bei der zuständigen Kammer eintragen.

Das sind für kaufmännische und gewerbliche Berufe die Industrie- und Handelskammern (IHK). Für handwerkliche Berufe sind die Handwerkskammern (HWK), für landwirtschaftliche Berufe die Landwirtschaftskammern (LK) zuständig. Der dort zuständige Ausbildungsberater entscheidet dann, ob sich die Ausbildungsziele in der angestrebten Teilzeit vermitteln lassen oder ob eine Verlängerung der Ausbildungszeit nötig ist.

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Vor- und Nachteile einer Ausbildung in Teilzeit

Zunächst einmal stehen bei einer Ausbildung in Teilzeit die positiven Aspekte im Vordergrund. Ziel der Regelung ist es schließlich, mehr jungen Menschen eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen. Für Interessenten, die eine Ausbildung in Teilzeit in Erwägung ziehen, gibt es vor allem drei Vorteile:

  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Mehr (zeitliche) Flexibilität im Alltag
  • Vollwertiger Abschluss

Aus der Teilzeit-Ausbildung verabschiedet man sich also hinterher keineswegs mit einem B-Abschluss: Die Berufsausbildung ist absolut vollwertig und steht einer Vollzeitausbildung in nichts nach. Zudem ist auch mittendrin ein Umstieg von Teil- auf Vollzeit möglich. Auch dies geschieht nach Absprache mit dem Arbeitgeber, wenn zum Beispiel eine junge Mutter einen Kita-Platz für das Kind gefunden hat.

Unternehmen, die Teilzeit-Lehrstellen anbieten, erschließen im Gegenzug völlig neue Bewerberkreise: Junge Mütter, die häufig über einen guten Schulabschluss verfügen und denen oftmals ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, eine hohe Team- und Leistungsorientierung bescheinigt werden.

Nachteile der Teilzeitausbildung

Auf der anderen Seite gibt es einige Nachteile. Der vielleicht größte kann sich in der Bezahlung niederschlagen. Zwar weisen offizielle Stellen immer wieder darauf hin, dass das Azubi-Gehalt bei Teilzeit nicht zwingend gekürzt werden muss und auch nicht von allen Unternehmen gekürzt wird. In der Realität aber müssen sich Teilzeit-Azubis oft mit einem entsprechend niedrigeren, anteilig gekürzten Gehalt zufriedengeben.

Ein weiterer möglicher Nachteil: Sie müssen dieselben Fähigkeiten und Qualifikationen wie alle anderen in kürzerer Zeit erlernen. In der Berufsschule gilt das zwar nicht, da die Zeit hier unberührt bleibt. Im praktischen Teil steht Ihnen jedoch weniger Zeit zur Verfügung – an den Ausbildungsinhalten und -zielen ändert sich dabei nichts. So haben Sie ein größeres Pensum, das nicht zu unterschätzen ist.

Tipps zur Finanzierung

Sollte Ihr Ausbildungs-Gehalt reduziert sein: Unbedingt bei der Arbeitsagentur nach einer Ausbildungsbeihilfe anfragen. Die Chancen auf Ausbildungsbeihilfe sind besonders gut für junge Eltern und Langstrecken-Pendler. Angerechnet werden allerdings die Einkommen vom Ehepartner und auch der Eltern. Rechnen Sie Ihr persönliches Szenario einfach mal durch, die Bundesagentur bietet im Netz unter babrechner.arbeitsagentur.de/ einen Rechner an.

Sollte es finanziell eng werden, gibt es weitere staatliche Hilfen. Beispielsweise können Sie für die Ausbildungszeit Kindergeld weiterbeziehen. Zudem können Sie finanzielle Unterstützung in Form von Wohngeld, Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beantragen. Nebendem ist eine Befreiung vom Rundfunkbeitrag und Kontoführungsgebühren möglich.


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Urlaubsanspruch in der Teilzeitausbildung

Die Ausbildung in Teilzeit kann sich auf die Zahl Ihrer Urlaubstage auswirken, muss es aber nicht: Abhängig ist das davon, ob Sie die tägliche oder die wöchentliche Arbeitszeit reduziert haben. So gilt für erwachsene Auszubildende ein gesetzlicher Urlaubsanspruch von 20 Tagen bei einer 5-Tage-Woche. Wer seine Stundenzahl beispielsweise auf 30 statt 40 Stunden reduziert hat und jeden Tag sechs statt acht Stunden arbeitet, erhält den vollen Urlaub.

Anders, wenn Sie einen Tag weniger in der Woche arbeiten: Da Ihnen in jedem Fall vier Wochen Erholungsurlaub zustehen, reduziert sich dann die Anzahl der Urlaubstage auf 16. Rechenweg bei einer 4-Tage-Woche: 4 Arbeitstage X 4 Urlaubswochen = 16 Urlaubstage. Abweichungen sind aufgrund höheren Urlaubsanspruchs möglich.

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Bewerbung um eine Ausbildung in Teilzeit

Noch ist die Ausbildung in Teilzeit eher die Ausnahme. Als Bewerber um eine Ausbildung sollten Sie Ihr Licht aber nicht unter den Scheffel stellen: Es gibt gute Argumente, die für Sie sprechen. Oft bewirbt sich jemand um eine Teilzeitausbildung, der eine doppelte Belastung schultern muss. Solche Leute verfügen über wertvolle Soft Skills. Diese sollten Sie je nach persönlicher Situation in Ihrer Bewerbung hervorheben:

  • Durchhaltevermögen
    Indem Sie beispielsweise noch an der Abendschule einen wichtigen Schulabschluss nachgeholt haben.
  • Belastbarkeit
    Sie opfern einen Teil Ihrer Freizeit einer anstrengenden Tätigkeit wie etwa der Pflege eines Angehörigen oder der Erziehung eigener Kinder.
  • Organisationsfähigkeit
    Den Tag können Sie so strukturieren, dass Sie eine Ausbildung neben Ihren sonstigen Verpflichtungen wie etwa Betreuung oder Pflege stemmen.
  • Motivation
    Wer solche Umstände in Kauf nimmt und sich durch eine längere Ausbildungsdauer nicht abschrecken lässt, demonstriert entsprechende Motivation.

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