Teilzeitwunsch: Sag ich’s oder sag ich es nicht?
Es ist die berühmte Quadratur des Kreises. Sie wünschen sich eine Teilzeitstelle, das Unternehmen mit der freien Position aber will eine Vollzeitkraft. Was also tun: Trotzdem bewerben oder die Flinte werfen?
Hier fängt es an, knifflig zu werden. Option 1: Sie schreiben in Ihre Bewerbung, dass Sie nur Teilzeit arbeiten können und wollen. Das ist redlich und ehrlich, vergrößert aber leider die Gefahr, dass Ihre Bewerbung unversehens in Ablage P wandert – und Sie sich all die liebe Mühe umsonst gemacht haben. Option 2: Sie bewerben sich ganz regulär auf die ausgeschriebene Vollzeitstelle. Ihre Chancen sind damit deutlich höher, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Dort können Sie im persönlichen Gespräch überzeugen – von Ihrer Person und auch von der Teilzeitlösung. Aber: Bei vielen Personalern kommt die Masche, erst im Vorstellungsgespräch mit dem Teilzeitwunsch herauszurücken, verständlicherweise gar nicht gut an.
Auch in den Unternehmen gibt es daher unterschiedliche Präferenzen. Die einen würden den Teilzeitwunsch immer ins Anschreiben bringen, die anderen es drauf ankommen lassen – den Königsweg gibt es nicht. Aber ein paar gute Ratschläge und Kniffe, die Ihnen helfen, den richtigen Weg einzuschlagen. Wir haben Sie zusammengetragen:
Teilzeitwunsch: Wie drück‘ ich mich aus?
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Anschreiben verfassen
Grundlegender Rat: Ja, Ihren Teilzweitwunsch sollten Sie im Bewerbungsschreiben artikulieren. Das ist die ehrliche, bessere Variante. Kaum etwas ärgert einen Personaler mehr als unehrliche Bewerber, die lügen und vortäuschen und vorgaukeln – zu Recht. Aber: Sie müssen ihn ja auch nicht mit der Nase auf Ihr vermeintliches Defizit stoßen und zum sofortigen Wegklicken animieren. Daher den Teilzeitwunsch nicht schon in die Betreffzeile schreiben.
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Stundenzahl angeben
Im Anschreiben möglichst konkret werden, also nicht einfach nur „Teilzeit“ anbieten, sondern „bis zu 24 Stunden wöchentlich“ oder „bis zu 30 Stunden wöchentlich“. Logisch: Je größer Ihr Limit nach oben, desto mehr Verhandlungsspielraum haben Sie. Ein Kniff für Abgebrühte: Nennen Sie in der Bewerbung ruhig ein Limit von „bis zu 30 Stunden pro Woche“ (obwohl Ihnen 20 Stunden lieber wären). Sofern sich das Unternehmen grundsätzlich für eine Teilzeitlösung erwärmen lässt, können Sie danach immer noch versuchen, die Stundenzahl ein Stück weit herunterzuhandeln.
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Argumente nennen
Auch können Sie in der Bewerbung durchaus schon ein, zwei konkrete Argumente nennen, die für eine Teilzeitlösung sprechen. Nach dem Motto „Ich schaff die ganze Arbeit in der Hälfte der Zeit“ und Du, liebes Unternehmen, sparst Dir das Gehalt für eine Vollzeitkraft. Mögliche Referenzen, die Sie in den Ring werfen könnten: Dass Sie als Teilzeitkraft weniger Krankheitszeiten gehabt als zuvor in Vollzeit, dass Sie mental stärker und ausgeruhter sind, über Druckresistenz und Organisationstalent verfügen und diesen oder jenen Erfolg nicht rein zufällig in Teilzeit errungen haben. Und, als Köder: Sie könnten außerdem erwähnen, dass Sie langfristig an einer zeitlichen Aufstockung interessiert sind. Generell wichtig: Nicht wie ein Bittsteller auftreten, sondern wie ein Problemlöser.
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Home Office anbieten
Noch eine Option für Taktiker: Bewerben Sie sich ganz regulär auf eine ausgeschriebene Vollzeitstelle. Im Bewerbungsgespräch unterbreiten Sie dann den Vorschlag (bzw. die Forderung), einen Großteil davon im Home Office zu arbeiten. Ein völlig legitimer Kompromiss, der beiden Seiten gerecht werden könnte. Ist das Unternehmen nicht Home Office-kompatibel, dann sagen Sie halt freundlich ab. Eine Option, die ebenfalls geeignet ist, um einen Fuß in die Tür zu kriegen und sich Handlungsspielraum zu verschaffen.
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E-Mail vorschicken
Noch ein Geheimgang für Schlaue: Fragen Sie per E-Mail im Unternehmen nach, ob Sie sich auf die ausgeschriebene Vollzeitstelle auch auf Teilzeit bewerben können. Dabei aber die Mail schon wie eine Bewerbung light formulieren. Also: In wenigen Sätzen Ihr Interesse signalisieren, eigene Stärken anreißen und dem Empfänger die Option Teilzeit ansatzweise schon einmal schmackhaft machen. Möglicherweise setzen Sie so beim Gegenüber einen Denkprozess in Gang und erhalten eine positive Rückmeldung. Wenn nicht, können Sie sich wenigstens die aufwändige Bewerbung sparen.
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Anruf tätigen
Auch der Griff zum Telefon hilft. Einfach durchklingeln und konkret nachfragen, ob eine Teilzeitbewerbung überhaupt in Frage kommt. Hier haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, dezent Eigenwerbung zu betreiben. Wenn Ihnen das unangenehm ist, belassen Sie es bei der Mail. Aber auch dann gilt: Nachtelefonieren, wenn Sie auf Ihre Mail keine Antwort erhalten.
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Initiativbewerbung bevorzugen
Unternehmen sind manchmal wie Konsumenten: Das Bedürfnis nach Produkt A oder Ware B muss manchmal erst geweckt werden. Genauso wissen die meisten Unternehmen gar nicht, dass sie eine Teilzeitkraft richtig gut gebrauchen könnten. Daher: Ruhig initiativ bewerben. Ohnehin wird heute nur noch ein Bruchteil der Stellen über die gute alte Stellenanzeige vergeben.
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Selbstdefinition berücksichtigen
Familienfreundlichkeit ist heute ein Prädikat – abr für viele Unternehmen nicht viel mehr als ein Feigenblatt. Bewerben Sie sich also ganz bewusst bei Unternehmen, die sich selbst als „familienfreundlich“ anpreisen, und nageln Sie es im Bewerbungsprozess auf flexible Zeitmodelle fest. Die darf man von einem „familienfreundlichen“ Unternehmen mit Siegeln und Zertifikaten und sonstigem Klimbim auch erwarten – mindestens.
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Branche beachten
In manchen werden Fachkräfte tatsächlich dringend gesucht, in anderen nicht. Wenn Sie Spezialwissen mitbringen, eine besonders fundierte Ausbildung und exzellente Referenzen haben, ist Ihre Verhandlungsposition naturgemäß besser – das sollten Sie bedenken. Je besser Ihr Blatt, desto forscher und fordernder können Sie sein. Wenn dem so ist: Ganz frech und wie selbstverständlich auf Teilzeit bewerben.
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Recherche betreiben
Ihr Wunsch-Arbeitgeber will ausdrücklich eine Vollzeitstelle besetzen, eine Bewerbung erscheint also zwecklos. Aus sicherer Quelle (z.B. über persönliche Kontakte oder Mitarbeiterbewertungen im Netz) aber wissen Sie, dass im besagten Unternehmen auch mehrere Teilzeitkräfte arbeiten – womöglich sogar in gleicher Tätigkeit wie der von Ihnen angestrebten. In diesem Fall ist es die Mühe also eher wert, eine Teilzeit-Bewerbung zu verschicken.
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Job Sharing anbieten
Eine ausgebuffte Variante – und nur möglich, wenn Sie den Tandempartner auch wirklich zur Hand haben. Ist dies der Fall, könnte das aber sogar Pluspunkte geben – für Ihren Einfallsreichtum und praktische Problemlösungsfähigkeiten. Wenn Sie tatsächlich als Duo zu haben sind: Unbedingt zu zweit bewerben. Zumal viele Unternehmen die Job Sharing-Variante noch gar nicht kennen, sich aber möglicherweise schnell überzeugen lassen.