Definition: Was bedeutet Selbststudium?
Der Begriff Selbststudium ist nicht klar definiert und lässt mehrere Interpretationen zu:
Eigenstudium
Einige Menschen beherrschen die selbstständige Wissensaneignung auf hohem Niveau. Sie lernen vollkommen ohne äußere Kontrolle und meist, ohne einen Abschluss oder Zertifikat zu erwerben. Das sind die sogenannten Autodidakten, die sich beispielsweise selbst ein Instrument oder eine Programmiersprache beibringen. Im Gegensatz zum Hochschulstudium ist dieser Wissenserwerb nicht formalisiert.
Fernstudium
Andererseits gibt es ganze Studiengänge, die auf dem Prinzip des Selbststudiums beruhen. Die Studierenden sind in der Einteilung der Lerninhalte tatsächlich komplett frei. Lediglich den Prüfungstermin am Ende des Semesters müssen sie einhalten. Während des Semesters werden sie von Mentoren betreut und können sich bei Fragen mit anderen Studierenden der Hochschule in Foren austauschen. Die letztgenannte Form des Selbststudiums ist auch als Fernstudium bekannt.
Teilzeitstudium
Das Teilzeitstudium ist die abgespeckte Variante des Vollzeitstudiums. In der Regel handelt es sich bei beiden Studienformen um ein Präsenzstudium, das stark formalisiert ist. Selbststudium findet hier vor allem in der vorlesungsfreien Zeit und bei der Prüfungsvorbereitung statt. Dabei erwerben Sie aber in der Regel kein völlig neues Wissen, sondern rekapitulieren vorhandenes aus den Präsenzphasen. Deshalb ist der Begriff Selbststudium in diesem Zusammenhang eher weit gefasst.
Berufsbegleitendes Studium
Ein berufsbegleitendes Studium kann als Präsenz- oder als Fernstudium angelegt sein. Natürlich gibt es unterschiedliche Abstufungen der Eigenverantwortlichkeit. Auch wenn Sie online studieren, betreiben Sie eine Art Selbststudium. Fernuniversitäten verschicken Lernbriefe an ihre Studenten, in denen der Lernstoff in aufbereiteter Form präsentiert wird. Sie stellen spezielle CDs, DVDs und PC-Programme bereit, mit denen sich die Studierenden den Stoff erarbeiten können. Meist ist auch das E-Learning an Fernuniversitäten viel verbreiteter – logisch, feste Kursräume und -zeiten gibt es nicht.
Merkmal des Selbststudiums
Eins haben aber alle Definitionen gemeinsam: Im Gegensatz zum Präsenzstudium, wie Studierende es vor allem an Fachhochschulen oder Universitäten erleben, liegt das Hauptaugenmerk auf dem eigenständigen Lernen. Im Selbststudium sind Sie selbst dafür verantwortlich, dass Sie gesteckte Ziele erreichen. Es steht Ihnen frei, wo sie ihr Studium verrichten. Sie können sich im Ausland oder Zuhause vom heimischen Sofa aus weiterbilden.
Das Selbststudium ist beispielsweise attraktiv für Berufstätige, sich in ihrer Freizeit weiterbilden möchten. Gut möglich, dass diese Arbeitnehmer kein komplettes Studium nach Feierabend absolvieren, sondern Fort- oder Weiterbildungen machen und Zertifikate erwerben, die sie beruflich voranbringen. Hier wird der Begriff Selbststudium ebenfalls deutlich weiter gefasst.
Welche Voraussetzungen Sie für ein Selbststudium brauchen
Die schulischen Voraussetzungen für Interessenten im Selbststudium sind unterschiedlich. An Akademien oder bei Anbietern von Online-Kursen gibt es meist keine speziellen Vorgaben bezüglich des Schulabschlusses. Wenn Sie an einer Fernuniversität studieren möchten, brauchen Sie in der Regel die allgemeine Hochschulreife. Für Bewerber mit einer Berufsausbildung und einschlägiger Berufserfahrung können Hochschulen dieses Vorgaben lockern. Am besten, Sie informieren sich direkt bei der Institution, bei der Sie Ihr Selbststudium planen. Dort kann man Ihnen individuelle Auskunft geben.
Möchten Sie einen Kurs in englischer Sprache belegen, müssen Sie – je nach Anbieter – Ihre Fremdsprachenkenntnisse nachweisen. Das geschieht meist durch einen standardisierten Test wie IELTS (International English Language Testing System-Test) oder TOEFL (Test of English as a Foreign Language). Es ist aber auch möglich, dass ein interner Sprachtest eine Voraussetzung für die Zulassung ist.
Tipps: Wie funktioniert Selbststudium?
Arbeitnehmer, die neben ihrem Beruf ein Selbststudium absolvieren möchten, sollten auf einige Dinge achten, um die Motivation zu halten.
1. Informieren Sie sich
Je nach Zweck Ihres Selbststudiums sollten Sie sich vorab gut informieren: Lernen Sie für Ihren persönlichen Eigenbedarf aus reinem Interesse oder benötigen Sie anerkannte staatliche Abschlüsse? Dieser Punkt ist wichtig, da längst nicht jeder Anbieter Studiengänge mit anerkannten Studienabschlüssen im Repertoire hat. Auch gibt es große Unterschiede in finanzieller Hinsicht. Holen Sie verschiedene Angebote ein und vergleichen Sie die Konditionen und Preise, bevor Sie sich für einen Kurs oder Studiengang entscheiden.
2. Klären Sie die Finanzierung
Wenn Sie für Ihr Selbststudium Stunden im Job reduzieren, fehlt Ihnen dieses Geld im Alltag. Aber auch Studenten, die statt eines Präsenzstudiums das Selbststudiums nutzen, sollten vorher ihre Finanzen regeln. Müssen Sie während des Semesters aus finanziellen Gründen einen Nebenjob annehmen, kann das Ihren Studienerfolg gefährden. In jedem Fall erfordert es noch bessere Selbstorganisation. Machen Sie sich daher vorher schlau, welche Studienförderung (Bafög, Studienkredit, Unterhalt von den Eltern, Stipendium…) Sie erhalten könnten und halten Sie frühzeitig Ausschau nach einem Studentenjob, der sich mit dem Selbststudium vereinbaren lässt – nur zur Sicherheit.
3. Planen Sie realistisch
Am besten erstellen Sie vorab einen einen realistischen Verlaufsplan des Selbststudiums, der Puffer für Rückschläge und Zeit für Urlaube enthält. Immer wieder nehmen sich Studierende hochmotiviert zu viel vor und brechen ihr Vorhaben nach kurzer Zeit ab. Daher sollten Sie vor Beginn Ihres Selbststudiums den zeitlichen Aufwand genau ermitteln. Zum Beispiel indem Sie in Foren fragen, wie viel Zeit andere pro Woche in ihr Selbststudium investieren. Auch Fachschaften oder das Studierendensekretariat helfen dabei, wie viel Zeit Sie einkalkulieren sollten. Zusätzlich finden Sie bei der Wahl des Kurses oder Moduls häufig eine Zeitangabe.
4. Sprechen Sie mit Familie und Freunden
Nehmen Sie Familie, Freunde und Bekannte mit ins Boot – und zwar schon bevor Sie ins Selbststudium starten. Wer berufsbegleitend studiert, hat weniger Freizeit. Werben Sie um Verständnis für Ihr Vorhaben, so erhalten Sie moralische Unterstützung in anstrengenden Lernphasen.
5. Organisieren Sie sich selbst
Bevor Sie beginnen, sollten Sie einen groben Überblick haben und wissen, welche Strategien Ihnen das Lernen erleichtern. Das richtige Zeitmanagement spielt fürs Selbststudium eine große Rolle. Tipps dazu und zur Selbstorganisation gibt es in Hülle und Fülle. Welche für Sie die richtigen sind, müssen Sie durch Probieren herausfinden.
6. Wenden Sie Lernstrategien an
Den eigenen Lerntyp zu kennen, erleichtert Ihnen das Selbststudium. Manche Menschen erarbeiten sich Wissen eher über audiovisuelle Inhalte, andere profitieren stärker über Lerngruppen (PDF). Unser Lerntypentest kann Ihnen bei der Beantwortung der Frage helfen. Sobald Sie wissen, wie Sie am besten lernen können, finden Sie die passenden Lernmethoden schneller.
7. Nutzen Sie die Hilfsangebote
Beim Selbststudium an einer Fernuni können Sie auf eine Vielzahl an Hilfen zurückgreifen. Online-Tutorials, E-Learning-Veranstaltungen und virtuelle Lerngruppen sind nur einige der Dinge, die Studierende im Selbststudium nutzen sollten. Daneben bieten viele Dozenten einer Fernuni Sprechstunden über Video-Chat an. Um das Meiste für sich herauszuholen, sollten Sie sich von Anfang an mit den verschiedenen Serviceangeboten, die Ihre Bildungseinrichtung bietet, vertraut machen. Dazu gehört übrigens auch, dass Sie die Einführungen in das E-Learning-System nicht schwänzen, sondern aufmerksam verfolgen.
8. Beherrschen Sie notwendige Skills
Auch ganz analoge Techniken sollten Studenten im Selbststudium kennen. Dazu gehört die Recherche in Bibliotheken, die gültige Zitierweise für den jeweiligen Studiengang, sowie die Kenntnis der Formatvorlagen und Vorschriften für Hausarbeiten. Wenn Ihr Anbieter oder Ihre Fernuni einen Kurs zu den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens anbietet, sollten Sie diesen unbedingt belegen.
9. Sorgen Sie für Ausgleich
Ganz gleich, ob Sie berufsbegleitend studieren oder als Hausfrau beziehungsweise Rentner sich nebenbei Wissen erarbeiten: Lern- und Entspannungsphasen sollten im Wechsel stattfinden. Sorgen Sie für einen Ausgleich, wenn Sie Ihr Lernpensum geschafft haben. Umgekehrt kann nicht bewältigter Lernstoff ein Indiz für zu wenige Pausen sein. Spätestens nach 90 Minuten sollten Sie sich eine kurze Erholung gönnen, da das Hirn dann nicht mehr sehr aufnahmefähig ist.
Vor- und Nachteile des Selbststudiums
Nachfolgend geben wir Ihnen noch einmal einen Überblick über die Vor- und Nachteile eines Selbststudiums:
Vorteile
- Zeitliche und räumliche Flexibilität
- Eigenes Lerntempo
- Persönliche Themenauswahl
- Kostenlose/kostengünstige Angebote im Internet
- Vereinbarkeit mit Job/Familie/Pflege
Nachteile
- Keine oder geringe Erfolgskontrolle
- Wenige Sozialkontakte
- Hohe Eigenmotivation erforderlich
- Mangelnde Strukturierung
- Gegebenenfalls keinen Studienabschluss oder Zertifikate
- Eigene Kosten und eventuell Studiengebühren
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