Was heißt online studieren?
Das klassische Studium ist als Präsenzstudium in der Hochschule vor Ort ausgelegt. Für diese Studienform besuchen Sie Veranstaltungen, arbeiten in Gruppen und schreiben Klausuren. Kurz: Sie müssen viel Zeit investieren. Genau das müssen Sie nicht, wenn Sie online studieren. Stattdessen haben Sie auf digitalem Wege Zugang zu Wissen. Es handelt sich um die elektronische Form des Fernstudiums, bei der Sie an Online-Vorlesungen und Online-Tutorien teilnehmen. Das Ganze ist auch als E-Learning bekannt, heißt: Studierende haben via Internet Zugriff auf Lernmaterialien in Audio-, Video- oder Schriftform und studieren mithilfe von webbasiertem Lernen (sogenannte Web Based Trainings, WBT).
Großer Vorteil: Sie sparen Anfahrtszeiten und genießen große Flexibilität. Wann immer es Ihr Zeitplan zulässt, können Sie online studieren – ob nachts oder am Wochenende und via App sogar von unterwegs. Das Internet eröffnet nicht nur eine andere Form des Studierens, sondern auch andere Formen der Betreuung: Statt sich vor dem Büro die Füße plattzustehen, können Studierende per Chat, Videokonferenzen, E-Mails oder Telefone mit dem Dozenten ihr Studium besprechen.
Welche Fächer kann man online studieren?
In den letzten Jahren haben die Hochschulen ordentlich nachgelegt, es gibt für nahezu jeden Geschmack etwas. Mögliche Bereiche sind beispielsweise Management, Wirtschaft, Psychologie, Gesundheit, Kommunikation oder Recht.
Nicht zuletzt die Corona-Krise hat viele Hochschulen beflügelt. Dozenten mussten (und müssen) ihre Lehrinhalte entsprechend aufbereiten, so dass Studierende zumindest auch teilweise online studieren können. Nicht alle Studiengänge werden online angeboten. Beispielsweise ist das Medizinstudium meist als Präsenzstudium angelegt. Allerdings gibt es diverse Teilbereiche, die Sie online studieren können, so etwa Medizinmanagement oder medizinische Physik. Welche Angebote es gibt, entnehmen Sie den jeweiligen Hochschulen.
Voraussetzungen fürs Studium per Internet
Um es vorweg zu sagen: Das Studium per Internet erfordert einige Anstrengung und ist nicht für jeden geeignet. Wenn Sie folgende Voraussetzungen erfüllen, können Sie online studieren:
Technische Voraussetzungen
Sie benötigen ein Laptop mit Kamera und stabiler Internetverbindung. Wenn Sie Hausarbeiten schreiben, brauchen Sie gängige Schreibsoftware und gegebenenfalls weitere spezielle Programme zur Bearbeitung von Aufgaben.
Formale Voraussetzungen
Wollen Sie ein Bachelorstudium oder Masterstudium absolvieren, müssen Sie dieselben Voraussetzungen wie für ein Präsenzstudium erfüllen. Üblicherweise müssen Interessenten über die allgemeine Hochschulreife, also Abitur, verfügen. Das Fachabitur allein reicht beispielsweise für die Fernuniversität Hagen nicht. Das heißt aber nicht, dass Sie ohne Abitur nicht studieren können:
Bildung ist Ländersache und oft ist ein Studium ohne Abitur möglich, wenn der Interessent eine zweijährige Ausbildung nebst dreijähriger Berufspraxis oder einen Meistertitel mitbringt. Zusätzlich legen die Hochschulen selbst noch einmal genauer fest, welche Bedingungen ein Interessent erfüllen muss. Je nach Fach können Eignungsprüfungen hinzukommen: Zum Beispiel besondere künstlerische Begabung bei künstlerischen Fächern, Sprachnachweise oder Ähnliches. Andere Fächer wie Medizin, Psychologie und Biologie haben einen Numerus Clausus (NC), das heißt, es ist eine entsprechend gute Abiturnote notwendig. Für detaillierte Informationen zum jeweiligen Studienfach wenden Sie sich direkt an die jeweilige Hochschule.
Persönliche Voraussetzungen
Wer online studieren will, wird in der Regel von zuhause aus lernen. Abhängig davon, ob Sie das Onlinestudium als Vollzeitmaßnahme planen oder berufsbegleitend studieren, sollten Sie über diese Fähigkeiten verfügen:
- Durchhaltevermögen
- Selbstdisziplin
- Selbstmotivation
- Selbstmanagement
Die Studieninhalte stehen meist jederzeit zur Verfügung – wann Sie also lernen, ist Ihre Sache. Damit können Sie bequem Verpflichtungen wie Familie und Beruf damit vereinbaren. Es fordert allerdings genügend Disziplin, den inneren Schweinehund zu überwinden und abends nach dem Job weiterzulernen. Wer sich für ein berufsbegleitendes Studium entscheidet, wird sich auf Einschränkungen und Doppelbelastung einstellen müssen.
Ablauf des Studiums
Auch wenn Sie online studieren, werden Sie nicht völlig auf Präsenzphasen verzichten können. Die wenigsten Studiengänge sind rein digital ausgelegt. Prüfungen finden dennoch vor Ort statt und meist ist ein Online-Studium als Blended Learning organisiert. Es handelt sich dabei um eine Mischform, bei der Selbststudium, interaktive Formate und praxisorientierte Präsenzphasen sich abwechseln. Auf einer Lernplattform stellt die Hochschule beispielsweise Vorlesungen zur Verfügung, Studierende können mithilfe von Selbsttests ihren Wissensstand ermitteln oder es lassen sich Übungen und Probeklausuren online bearbeiten.
Für ein Vollzeitstudium müssen Interessierte wie in einem Vollzeitjob mit 40 Stunden pro Woche rechnen. Wer neben dem Job studiert, absolviert ein Teilzeitstudium im Umfang von 15 bis 20 Stunden pro Woche. Zusätzlich sollten Sie Präsenzzeiten für Prüfungstermine und inhaltliche Vertiefungen am Wochenende einplanen. Viele Studienfächer erfordern außerdem ein Praktikum. Je nachdem, wie Ihr Studiengang aufgebaut ist, müssen Sie Leistungsnachweise in Form von Hausarbeiten und Test erbringen. Den Studienabschluss erwerben Sie durch eine wissenschaftliche Arbeit – für den Bachelor oder Master.
Online studieren selten kostenlos
Einige legen sehr weit aus, was ein Onlinestudium ist. So kann sich letztlich jede Form der Wissensvermittlung so nennen, sofern sie eben in digitaler Form stattfindet. Lebenslanges Lernen ist zwar sinnvoll, aber wenn Sie anerkannte Abschlüsse erwerben wollen, werden Sie um ein akademisches Online-Studium nicht herumkommen. Das heißt, Sie müssen an einer staatlichen oder privaten Hochschule online studieren. Weiterbildende Studiengänge und solche, die zum Bachelor- oder Masterabschluss führen, sind online meist gebührenpflichtig.
Wie viel Sie anlegen müssen, lässt sich schwer vorhersagen, denn es gibt keine einheitlichen Kosten für alle Studiengänge. Grundsätzlich sollten Sie beachten, dass zu den reinen Studiengebühren oder Semesterbeitrag häufig noch eine Reihe weiterer Kosten anfallen, etwa solche für Lernmaterialien wie Scripte und Fachbücher. Einfluss auf die Kosten nehmen außerdem Studiendauer und Uniwahl – staatliche Hochschulen sind für gewöhnlich günstiger als private. Allerdings kann sich auch die Qualität der Lehre unterscheiden, weshalb Sie verschiedene Optionen prüfen sollten.
Kostenbeispiel für Bachelor of Laws
Wollen Sie beispielsweise einen Bachelor in Rechtswissenschaften ablegen, rechnet die Hamburger Fernhochschule (HFH) für ihren Online-Studiengang in Wirtschaftsrecht mit einem Minimum von 7.012 Euro. In dem acht Semester dauernden Studium sind die Studien- und Prüfungsgebühren enthalten.
Die Fernuni Hagen rechnet zwischen 1.870 Euro (Vollzeit) und 2.020 Euro (Teilzeit) fürs Studium; hinzu kommen Prüfungsgebühren in Höhe von 3.130 Euro (Teilzeit: 3.580 Euro). Je nach Aufbau des Studiums sollten Sie folgende Kosten für ein Onlinestudium berücksichtigen:
- Immatrikulations- und Prüfungsgebühren
- Kosten für zusätzliche Kurse und Tutorien
- Unterbringung und Verpflegung
- Kosten durch Überschreitung der Studienzeit
- Reisekosten zum Studienzentrum, für Exkursionen oder Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums
Finanzierung des Onlinestudiums
Die Hochschulen bieten auch Beratung bei der Studienfinanzierung. Wer online studieren möchte, hat in der Regel folgende Möglichkeiten:
- Sie bitten Ihren Arbeitgeber um Unterstützung
Dafür muss natürlich ein Mehrwert für ihn durch das Studium online erkennbar sein. - Sie werden Stipendiat
Manche Stipendien sind an Leistungen gebunden, andere an die Affinität zu bestimmten Parteien, dritte fördern bestimmte gesellschaftliche Gruppen. - Sie nehmen ein Darlehen auf
Wenn Familie und Freunde nicht weiterhelfen können, bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit zum Studienkredit.
Kostenlos online studieren
Wem das zu teuer ist, kann sogenannte MOOCS nutzen. Das Kürzel MOOCS steht für Massive open online courses. Dahinter verbirgt sich die Idee, jedem Interessierten – unabhängig von Vorwissen, Schulabschluss oder sonstigen Begrenzungen – kostenlose Online-Seminare anzubieten. Diese ersetzen zwar kein Online-Studium, sind aber ebenfalls ortsungebunden. Solche MOOCS sind eine kostenlose Studien-Alternative, da sie Studieninhalte vermitteln, die so auch an Hochschulen vorkommen können.
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