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Micro-Degrees in der Bewerbung: Was bringt das?

Weiterbildungen nehmen eine zentrale Rolle im Berufsleben von Arbeitnehmern ein. Sogenannte Micro-Degrees sind ein Baustein in der digitalen Lehre. Coursera, edX und FutureLearn sind Beispiele für Anbieter, bei denen Lernende sich weiterbilden und ihre Kompetenzen nachweisen können. Wie das funktioniert und ob das Bewerbern etwas bringt…



Micro-Degrees in der Bewerbung: Was bringt das?

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Definition: Was sind Micro-Degrees?

Der Begriff Micro-Degrees stammt aus dem Englischen und lässt sich mit Mikroabschlüsse oder Mikronachweise übersetzen. Synonym ist auch von Micro-Credentials die Rede. Es handelt sich dabei um kleinste Studieninhalte, die Studierende separat erlernen können. Hierbei sind Studierende im übergeordneten Sinne gemeint: Wer sich dieses Wissen aneignet, muss nicht zwangsläufig für ein ordentliches Studium eingeschrieben sein, wenngleich Micro-Degrees auch für die Hochschullehre an Bedeutung gewinnen.

Ebenso sind Micro-Degrees allgemeiner Teil vieler Weiterbildungsangebote oder Webinare, die Lernwillige teilweise kostenlos erwerben können. Hier sind vor allem die MOOCs zu nennen. Das Kürzel MOOCs steht für Massive Open Online Courses, zu Deutsch etwa „riesige offene Onlinekurse“. Diese haben die Hochschul- und Erwachsenenbildung revolutioniert, indem sie ohne Zugangsbeschränkungen Wissen für alle bereitstellten. Hier tauchten erstmals Micro-Degrees auf, mit denen sich Kursteilnehmer ihre neu erworbenen Kompetenzen bescheinigen lassen konnten.

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Micro-Degrees in der Hochschullehre

Mittlerweile arbeiten die Hochschulen daran, dass sich die Studieninhalte nicht nur für Micro-Degrees entsprechend aufsplitten, sondern ebenso mühelos wieder zusammensetzen lassen. Damit sollen sie als ein Baustein zu einem akademischen Studienabschluss führen. Gleichzeitig sollen nicht nur Studierende angesprochen werden.

Sondern Berufstätigen soll ein Zugang zu Weiterbildungsangeboten der Hochschullandschaft geboten werden. Mit Micro-Degrees führen die Hochschulen nicht nur an wissenschaftliche Inhalte und Methoden heran, sondern erleichtern gegebenenfalls den Zugang und Einstieg in einen Studiengang. So betrachtet sind Micro-Degrees auf einer allgemeinen Ebene Bestandteil des lebenslangen Lernens.

Unterschiede zwischen Badges und Micro-Degrees

Neben Micro-Degrees gibt es sogenannte Nano-Degrees. Diese sind noch eine Spur kleiner. Außerdem taucht der Begriff „Badges“ häufiger auf. Der Begriff stammt ebenfalls aus dem Englischen und bedeutet eigentlich so etwas wie Erkennungsmarke oder Dienstabzeichen. In der digitalen Bildung steht es zudem für den Nachweis von Kompetenzen. Einerseits kann es Nachweis für erworbenes Wissen aus einem Micro-Degree sein, andererseits kann es Kompetenzen aus eigenständigen Lerneinheiten sowie MOOCs nachweisen.

Die Begriffe werden mitunter synonym verwendet. Im Unterschied zu Badges finden sich Micro-Degrees jedoch vor allem bei formal ausgerichteten Weiterbildungsangeboten von Bildungseinrichtungen. Badges sind eher Nachweise von nicht formal erworbenen Kompetenzen. Diese dienen eher der Gestaltung des individuellen Portfolios.

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Vorteile von Micro-Degrees und Nano-Degrees

Ob nun Micro-Credentials oder Nano-Zertifikate: Sie stillen den Bedarf nach nachweislichem Kompetenzerwerb, gleichzeitig sind sie nicht so zeitintensiv wie ein ordentliches Studium. Allein für einen gewöhnlichen Bachelor-Abschluss benötigt man durchschnittlich drei Jahre. Zeit, die neben dem Beruf nicht immer so vorhanden ist. Ein berufsbegleitendes Studium ist nicht jedem möglich.

Und manchmal braucht es womöglich gar kein komplettes Studium: Grundlegende Kenntnisse und Kompetenzen sind vorhanden. Zumal viele Studiengänge darauf ausgelegt sind, nicht nur die praktische Anwendbarkeit, sondern den theoretischen Unterbau zu vermitteln. Wird aber der gar nicht benötigt beziehungsweise ist eher Anwenderwissen gefragt, können Micro-Degrees oder sogar noch kleinere Lerneinheiten in Form von Nano-Degrees ausreichen. Was bringen die Micro-Degrees noch?

  • Signalwirkung

    Von den Micro-Degrees geht eine Signalwirkung aus. Wer sich neben der Arbeit weiterbildet, zeigt Eigeninitiative und Lernbereitschaft, die über das Soll hinausgeht. Gleichzeitig lassen sich inhaltlich begrenzte Onlinekurse besser in den Arbeitsalltag integrieren.

  • Passgenauigkeit

    Bewerber können damit ihren Lebenslauf aufpolieren. Das ist in mehrerlei Hinsicht praktisch: Hochschulabsolventen bringen einerseits zwar frische Kenntnisse von den Hochschulen mit, können mit Nano-Zertifikaten ihre Bewerbung aber genau auf das jeweilige Unternehmen zuschneiden. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit des Matchings.

  • Niedrigschwelligkeit

    Wer klassische Weiterbildungen absolviert oder gar ein (weiteres) Hochschulstudium in Erwägung zieht, bindet sich auf längere Zeit. Micro-Degrees zeichnen sich durch einen deutlich geringeren Umfang aus, die Inhalte sind schnell erlernt. Das setzt nicht nur Kapazitäten für andere Dinge frei, sondern senkt auch die Hemmschwelle, sich neues Wissen anzueignen.

  • Wachstumspotenzial

    Es gibt eine unermessliche Fülle an Micro-Degrees. Je nach Auswahl ermöglichen sie Lernwilligen einerseits persönliches Wachstum, andererseits den gezielten Einsatz für Job und Karriere. Wer also beruflich vorankommen und sein Einkommen verbessern will, liegt damit absolut richtig.

  • Anwendernutzen

    Hochschulen stehen teilweise in der Kritik, zu abstrakt und wenig am Arbeitsmarkt orientiert zu sein. Wer einen unternehmenseigenen Micro-Degree erwirbt, kann davon ausgehen, dass dieser sich an gefragten Inhalten orientiert.

Wann sollten Sie Micro-Degrees erwähnen?

In einer Umfrage wollte die Zeitschrift Handelsblatt von Personalern wissen, wie wichtig sie die Bedeutung von Micro-Degrees einschätzen. Ergebnis: Grundsätzlich bewerten die Unternehmen es positiv, wenn Arbeitnehmer sich weiterbilden und dies nachweisen. Zumal besonders die digitalen Zertifikate eine gewisse Digitalkompetenz signalisieren (die bei jüngeren Bewerbern ohnehin vorausgesetzt wird).

So gesehen ist es nie verkehrt, auf das eigene Engagement hinzuweisen. Allerdings sollten die Inhalte dann einen Arbeisbezug haben. Und: Wer in seinem Bewerbungsschreiben bereits darauf eingeht, sollte damit rechnen, im Vorstellungsgespräch dazu Rede und Antwort stehen zu müssen. Gleiches gilt für Arbeitnehmer, die sich nebenberuflich weiterbilden, dann beispielsweise im 4-Augen-Gespräch.


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Welche Micro-Degrees gibt es?

Zahlreiche Online-Angebote ermöglichen Kompetenzerwerb mittels Micro-Degrees. Sowohl staatliche als auch private Hochschulen, aber auch Volkshochschulen und diverse Online-Akademien bieten Gelegenheit dazu. Bekannte Anbieter für E-Learning-Plattformen sind beispielsweise Udemy, Udacity, Coursera, edX oder FutureLearn. Aber auch Unternehmen wie SAP oder Google bieten mit OpenHPI (Platform des Hasso-Plattner-Instituts) oder Google Zukunftswerkstatt ihre eigenen Kurse. Inhaltlich reicht die Spannbreite von Lernmethoden über berufsrelevante Zusatzinhalte bis hin zu Soft Skills:

Studium

Wissenschaftliche Micro-Degrees orientieren sich inhaltlich an der größten Nachfrage. Sie versuchen Kompetenzen zu vermitteln, die Studierende unmittelbar verwerten können. Dazu zählt einerseits wissenschaftliches Arbeiten, aber ebenso Schlüsselqualifikationen und wissenschaftlicher Praxisbezug.

Berufsleben

So bietet OpenHPI beispielsweise Zertifizierungsprogamme für Design Thinking Coaches, Kurse zur künstlichen Intelligenz. Es finden sich aber auch MOOCs zu Krisenmanagement, Mathematik oder Programmiersprachen. Letzteres ist vor allem angesichts schneller Neuerungen hilfreich, um sich auf den letzten Stand zu bringen.

Persönlichkeitsentwicklung

Neben Hard Skills können Sie ebenso gut Ihre Soft Skills trainieren. So will Citizenship Education beispielsweise die Demokratie- und Menschenrechtsbildung vermitteln und richtet sich an Lehramtsstudierende. Daneben gibt es Kurse in Arbeitspsychologie, Projekt- oder Zeitmanagement für Berufstätige, aber auch Kurse zum Aussprachetraining für Migranten oder zu deutsch-dänischen Kulturlandschaften.

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Kritik an Micro-Credentials

Die Corona-Pandemie hat die digitale Lehre vielerorts beflügelt. Während das Fernstudium zuvor lediglich eine Option war, waren viele Studierende plötzlich gezwungen, online zu studieren. So sehr viele Beteiligte das begrüßen: die Verantwortlichen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) warnen davor, Micro-Degrees einfach als die Summe aller für einen Kurs erforderlichen Studieninhalte zu sehen, die für einen Studienabschluss erforderlich seien.

Aus ihrer Sicht gehört zu einem akademischen Hochschulstudium mehr als einfach nur lauter digitale Mini-Einzelzertifikate. Ganz konkret seien es der „soziale Kitt einer Hochschule und der kritische inhaltliche Diskurs mit Lehrenden und Mit-Studierenden, der eine akademische Persönlichkeit forme“, so Ulrike Tippe, Präsidentin der Technischen Hochschule Wildau.

Reputation mitunter unklar

Dazu kommt, dass deren Qualität inhaltlich für Außenstehende schwer überprüfbar ist. Aufgrund der nahezu unüberschaubaren Fülle an Micro-Degrees kann die Aussagekraft eingeschränkt sein. Zudem tummeln sich neben den Hochschulen zahlreiche kommerzielle Anbieter von Micro-Degrees auf dem Markt. Das erschwert nicht nur Bildungswilligen den Überblick. Und nicht jedes Zertifikat besitzt die gleiche Reputation beim potenziellen Arbeitgeber. Anbieter mögen das Blaue vom Himmel versprechen, beim Arbeitgeber jedoch sind jeweilige Micro-Credentials nicht bekannt.

Im Worst Case haben Sie also einen Nachweis erworben, der zwar zu den Unternehmen zu passen scheint, dort aber von geringem Ansehen ist – etwa weil die Bildungseinrichtung nicht anerkannt ist. Ganz umsonst ist der Einsatz aber nie: Denn erstens lernt man nie aus und zweitens kann der erlernte Inhalt hilfreich sein, wenn Sie einen inhaltlich ähnlichen Kurs bei einem anderen Anbieter absolvieren.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]