Definition: Was bedeutet Lernfähigkeit?
Lernfähigkeit ist die Fähigkeit zu lernen, sich Neues anzueignen. Manche Menschen saugen Wissen wie ein Schwamm auf, andere weniger – dennoch lernt jeder Mensch auf seine Art und Weise dazu.
Stark ausgeprägt ist die Lernfähigkeit bei Kindern, denn von klein auf lernen sie jeden Tag etwas Neues. Gelernt wird in verschiedenen Bereichen:
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Körperlicher Bereich
Als Kind lernt der Mensch zu stehen, zu gehen und Körperfunktionen zu kontrollieren. Das Sprechen fällt sowohl in den körperlichen als auch intellektuellen Bereich. Es erfordert einerseits eine bestimmte Artikulation. Andererseits muss für die Verständigung mit anderen Menschen das Verständnis dessen, was das Gegenüber sagt, gegeben sein.
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Sozialer Bereich
Kinder lernen, Gesichtsausdrücke zu deuten, bringen Lachen mit Fröhlichkeit, Weinen mit Trauer oder Schmerz in Verbindung. Sie lernen die Regeln des sozialen Miteinanders, beispielsweise die Wahrheit zu sagen, bestimmte Umgangsformen und dergleichen mehr.
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Intellektueller Bereich
Spätestens mit Beginn der Schulpflicht gesellt sich Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen hinzu, das das Fundament für die weitere berufliche Entwicklung legt. Gelernt werden nicht nur Inhalte, sondern auch Lernmethoden.
Misserfolge nicht automatisch durch Faulheit
Teilweise wird Lernfähigkeit mit Lernbereitschaft verwechselt. Lernbereitschaft beschreibt jedoch lediglich die grundsätzliche persönliche Einstellung einer Person zur Wissensaneignung. Wer eine hohe Lernbereitschaft zeigt, ist offen für Neues, signalisiert prinzipiell Interesse.
Eine geringe Lernbereitschaft ist hingegen nichts anderes als Faulheit. Wie gut jemand lernen kann, ist allerdings von mehreren Faktoren abhängig. Nur weil sich jemand das zu lernende Wissen nicht aneignen konnte, sagt dies nichts über mangelnde Lernbereitschaft oder Lernfähigkeit aus.
Der Klassiker ist von Schülern bekannt: Eine Klausur wurde schlecht benotet, der erste Verdacht seitens der Eltern lautet: Du warst faul! Und mancher Lehrer denkt insgeheim: Dieser Schüler ist dumm!
Dabei muss nichts von beidem zutreffen. Lernbereitschaft war vorhanden, nur hat der Schüler lediglich noch nicht die richtigen Lernmethoden für sich entdeckt, denn es gibt unterschiedliche Lerntypen. Der eine spricht stärker auf visuelle Reize an, ein anderer muss das Gehörte noch einmal nachlesen und ein dritter muss Dinge selbst ausprobieren.
Ist er sich der für ihn geeigneten Methode nicht bewusst, hat er vielleicht die falsche gewählt. Ohne konkrete Strategie sich an Aufgaben zu setzen ist ein typisches Vorgehen. Die Materialien werden dazu beispielsweise einen Tag vor der Klausur erneut durchgelesen – oft ohne ausreichende Pausen. Die Folge: die Erholung bleibt auf der Strecke und das Wissen kann sich so kurzfristig kaum richtig setzen.
Lernfähigkeit durch Intelligenz beeinflusst
Im Gegensatz zur Lernbereitschaft sagt Lernfähigkeit etwas darüber aus, ob und in welchem Umfang eine Person sich Wissen aneignen, behalten und anwenden kann. In diesem Zusammenhang ist häufig von Intelligenz die Rede, weshalb kurz darauf eingegangen werden soll.
Es ist schwer abschließend zu klären, was Intelligenz ist – zu uneinig ist sich die Wissenschaft darin. Am ehesten wird auf Aussagen vertraut, die messbar sind. Demnach wird in der Psychologie zwischen zwei Formen der kognitiven Leistungsfähigkeit unterschieden:
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Kristalline Intelligenz
Dazu zählt das Faktenwissen, das eine Person im Laufe ihres Lebens erwirbt. Psychologen wie der Amerikaner John L. Horn gehen davon aus, dass diese Form der Intelligenz (Crystallized-Ability) im Laufe des Lebens weiter zunimmt. Beispiele für kristalline Intelligenz sind die binomischen Formeln, grammatische Regeln einer Fremdsprache oder das Wissen darum, wie etwas auseinandergeschraubt und wieder korrekt zusammengesetzt wird.
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Fluide Intelligenz
Logisches Denken und Problemlösungskompetenz sind Teil der fluiden Intelligenz, auch fluides Denken genannt. Es wird vermutet, dass diese Form der Intelligenz genetisch bedingt ist und etwa ab einem Alter von 25 Jahren abnimmt. Fluide Intelligenz zeigt sich in der Bewältigung neuer Situationen sowie der Schnelligkeit, in der das passiert. Typischerweise lernen kleine Kinder deutlich schneller als Erwachsene.
Lernfähigkeit steigern: So kommen Sie ans Lernen
In einer Arbeitswelt, die sich ständig verändert, ist nicht nur Flexibilität im Sinne der inneren Einstellung gefragt; ebenso spielt eine Rolle, wie schnell Sie sich auf neue Situationen anpassen und neue Inhalte aneignen können.
Sich schnell neues Wissen aneignen zu können, ist Zeichen einer hohen Lernfähigkeit und wird somit maßgeblich durch die fluide Intelligenz beeinflusst. Da die naturgemäß mit steigendem Alter nachlässt, müssen Arbeitnehmer ihrerseits aktiv die Lernfähigkeit steigern.
Wie können Sie dafür sorgen, Ihre Lernfähigkeit zu steigern? Es gibt verschiedene Wege und Methoden:
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Soft Skills
Die wohl wichtigste Voraussetzung, um die eigene Lernfähigkeit zu steigern, ist ein entsprechendes Mindset. Manche Menschen sind nicht bereit, ihre Komfortzone zu verlassen und bewegen sich in fest abgesteckten Bereichen. Sie verfügen vielleicht über die theoretische Lernfähigkeit, aber ihre Lernbereitschaft ist sehr gering ausgeprägt. Es braucht allerdings Soft Skills wie Ehrgeiz, Motivation und Selbstdisziplin, um tatsächlich Neues aufnehmen und verarbeiten zu können.
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Lebenslanges Lernen
Die alte Weisheit „Man lernt nie aus“ stimmt – selbst wenn Sie nicht aktiv etwas erlernen wollen, wird es immer Bereiche geben, in denen Sie etwas Neues erfahren. Sie bestimmen allerdings die Menge an Informationen. Durch das Umfeld (zum Beispiel wissbegierige Freunde) und eigene Bemühungen (beispielsweise Weiterbildungen) sind Sie automatisch darauf gepolt, Neuigkeiten zu registrieren und idealerweise abzuspeichern.
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Brainteaser
Viele Menschen lieben Rätsel wie Brainteaser, Sudoku oder Puzzlespiele. Gesellschaftsspiele wie Schach regen ebenfalls die grauen Hirnzellen an und tragen dazu bei, sich selbst fit für neue Lösungswege zu machen. Gute Karten haben außerdem Menschen, die ein Musikinstrument erlernen: Das Koordinieren von motorischen und kognitiven Fähigkeiten führt dazu, dass neue Synapsen im Gehirn gebildet werden. Die unterstützen wiederum die Lernfähigkeit.
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Fitness
Dieser Bereich umfasst mehr als nur eine allgemeine Gesundheit. Tatsächlich wirkt sich die körperliche Gesundheit auch auf die geistige aus. Erreicht wird dies durch Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung. Dazu gehört, schädliche Substanzen in Form von Zigaretten zu meiden, aber auch einen maßvollen Konsum von Alkohol, Fett und Zucker einzuhalten.
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Fokussierung
Nehmen Sie sich ein konkretes Ziel vor und planen Sie es ein. Das beinhaltet verschiedene Schritte:
- Einen realistischer Zeitplan, innerhalb dessen die Inhalte gelernt werden können.
- Ein lernfreundliches Umfeld ohne große Ablenkungen wie Handy, klingelndes Telefon.
- Eigene Deadlines, die zwar Puffer beinhalten, aber auch den nötigen Anreiz für gezieltes Lernen geben.
- Die Konzentration auf die wesentliche Sache, also Monotasking.
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Erholung
Wer völlig erschöpft ist – sei es, weil er bereits seit fünf Stunden ununterbrochen versucht, sich etwas ins Hirn zu hämmern oder weil er ständig Überstunden macht und bereits seit Monaten keinen freien Tag mehr hatte – bringt kaum etwas zustande. Irgendwann ist der Akku leer, es muss neue Energie getankt werden. Lernfähigkeit ist also auch ein Resultat der eigenen Verfassung, wie aufnahmebereit Sie sind. Regelmäßiger Schlaf, Einhalten der Pausen und hier und da ein Tapetenwechsel helfen der Regeneration und fördern die Lernfähigkeit.
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