Welche Redearten gibt es?
Rede ist nicht gleich Rede. Der Anlass macht den Inhalt. Wer sich das im Vorfeld bewusst macht, hält den besseren Vortrag. Profis unterscheiden hier zwischen vier generellen Redearten:
- Anlassrede (Hochzeit, Geburtstag, Abschied)
- Gelegenheitsrede (Stegreifrede, Tischrede, Begrüßung)
- Informationsrede (Meeting, Kundenpräsentation, Betriebsversammlung)
- Überzeugungsrede (Eröffnung, Kongress-Keynote, Debatte, Podium)
Je nach Anlass variiert die Redezeit, die Zielgruppe und die größe der Bühne. Entsprechend sollten Sie Ihren Redestil und die Präsentationstechniken anpassen.
Die 4 Phasen einer Rede
Egal, ob Sie eine (spontane) freie Rede halten oder ein ausgeklügeltes Redemanuskript verwenden: Ein gelungener Vortrag folgt in der Regel einem klassischen Aufbau in vier Phasen (siehe SCQA-Methode):
- Einleitung
Am Anfang der Rede geht es darum, Aufmerksamkeit zu gewinnen und Interesse zu wecken. Beginnen Sie daher mit einem Knall, einer überraschenden Aussage oder These. Ebenso so können das Publikum zum Start direkt einbeziehen – etwa mit kleinen Umfragen. Entscheidend ist die Relevanz: Die unterhaltsamste Rede wird wertlos, wenn die Kernbotschaft den Zuhörern egal ist. Ziel des Einstiegs ist, Dramaturgie und Spannung zu erzeugen. - Hauptteil
Nach das Publikum gewonnen und neugierig geworden ist, kommen Sie zum Kern der Rede. Erhöhen Sie das Problem, dass die Zuhörer haben. Beschreiben Sie mögliche Zusammenhänge und Komplikationen. Oder stellen Sie Fragen, die sich alle dazu stellen. Das erzeugt weitere Fallhöhe und hilft dem Publikum, Ihre Lösungen und Empfehlungen besser einzuordnen. - Beispiele
Garnieren Sie den Vortrag mit eine oder zwei persönlichen Geschichten und Anekdoten, die das Thema untermalen. So wird aus der Theorie anschauliche Praxis. Das überzeugt und weckt Emotionen. Falls Sie keine passende Anekdote finden, machen Sie es wie die meisten Komiker: Verbinden Sie das Thema mit etwas aus dem täglichen Leben. - Schluss
Im letzten Teil folgt die Pointe, die Auflösung und das Finale Ihrer Heldenreise. Kurz: die Quintessenz. In der Regel sollten Sie sich auf maximal drei Kernbotschaften beschränken. Mehr merkt sich keiner. Wiederholen Sie wichtige Punkte und fassen Sie diese zusammen. Und formulieren Sie schließlich eine Handlungsaufforderung ans Publikum. Das ist besser, als sich für die Aufmerksamkeit zu bedanken.
Wenn Sie dieses Schema im Kopf behalten und als Gedächtnisstütze nutzen, lassen sich sogar Blackouts verhindern.
Rede halten: 9 Tipps für die perfekte Rede
„Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“ – Das amüsante Zitat von Mark Twain zeigt, dass selbst große Literaten mit dem freien Sprechen ihre Probleme haben. Dabei sind professionelle Präsentationen keine Raketenwissenschaft. Sie beginnen immer mit gründlicher Vorbereitung und nutzen zahlreiche bewährte Präsentationstipps.
Ob launige Hochzeitsrede, Ansprache zum 50. Geburtstag oder Abschied eines Kollegen: Was zählt, ist, dass Sie positiv bleiben und Inspiration zum Mitnehmen liefern. Die folgenden Tipps zeigen, wie Sie eine perfekte Rede halten.
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Einleitung
Die Einleitung der Rede ist Ihre Visitenkarte – und vielleicht der wichtigste Teil der Rede. Eine einnehmende Rede beginnt mit großen Emotionen, mit einem Bezug zum Publikum, Gemeinsamkeiten, gemeinsamen Erfahrungen oder einer spannenden Gedankenreise („Stellen Sie sich vor…“, „Angenommen…“). Sie können die Rede ebenso eröffnen, indem Sie Fragen stellen. Mini-Umfragen vom Typ „Wer von Ihnen ist heute mit der Bahn angereist?“ erhöhen sogar die Interaktion.
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Körpersprache
Dass Sie Ihre Arme nicht vor dem Körper verschränken sollten, wissen Sie. Eine aktive Körpersprache macht jeden Vortrag lebhafter. Sie können sogar eine Hand dabei in der Hosentasche lassen. Solange Sie mit dem anderen Arm treffend gestikulieren.
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Stimme
Neben Inhalt und Körpersprache ist die Stimme der wichtigste Spannungsfaktor im Vortrag: Je passgenauer Sie Aussagen durch Stimmlage und Lautstärke untermauern, desto besser werden sich die Zuhörer daran erinnern. Erstaunliche Fakten kommen beispielsweise noch erstaunlicher rüber, wenn Sie sich selbst überrascht anhören. Die Variation der Stimmlage verhindert zudem monotones und langweiliges Vortragen.
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Sprache
Hauptsachen gehören in Hauptsätze! Formulieren Sie möglichst keine Relativ- und schon gar keine Schachtelsätze. Überzeugend wirken allein Hauptsätze mit nicht mehr als zehn Wörtern. Wie dieser. Wiederholungen sind erlaubt. Sie erhöhen sogar den Merkeffekt. Und betonen Sie beim Reden die Verben. Die meisten Redner legen das Gewicht auf Substantive. Falsch! Verben, insbesondere aktive, regen das Gehirn stärker an.
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Fachbegriffe
Komplizierte Ausdrücke und unverständliches Fachchinesisch sollen oft kompetent wirken. Sie bewirken aber das Gegenteil. Die Zuhörer schalten ab. Verzichten Sie auf Fachbegriffe und ersetzen Sie diese durch verständliche Erklärungen. Eine lockere Umschreibung oder Redewendung wird Ihre Glaubwürdigkeit nicht pulverisieren, sondern den Vortrag auflockern. Natürlich alles in Maßen. Aus einem Fachthema soll auch keine Stammtischrede werden.
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Humor
Zwar ist nicht jeder zum Entertainer geboren. Allzu trocken darf eine Rede aber nicht bleiben. Eine Prise Humor hier, einen niveauvollen Witz dort: Mit dosierten Lachern gewinnen Sie nicht nur die Sympathie des Publikums – sie lockern auf, steigern den Merkeffekt und beugen der Langeweile vor. Am besten funktionieren Selbstironie und Situationskomik. Die wirken besonders authentisch.
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Folien
Die meisten Powerpoint-Präsentationen sind überladen. Zu viele Infos, zu viele Effekte. Weniger ist mehr. Fokussieren Sie sich pro Folie auf maximal drei, besser nur eine knackige Kernaussage. Profis nutzen sogar nur ein Wort. Der Rest passiert auf der Tonspur. Das erzeugt maximale Aufmerksamkeit.
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Verbindung
Mimen Sie nicht den Alleinunterhalter. Eine Studie der Seattle Pacific Universität konnte nachweisen: Die Aufmerksamkeit lässt nach zehn Minuten drastisch nach. Gönnen Sie den Zuhörern deshalb alle zehn Minuten eine kleine Pause – durch direkte Ansprache oder Austausch. Stellen Sie zum Beispiel Fragen und beantworten Sie diese im Vortrag. Ebenso können Sie durch rhetorische Mittel Zustimmung oder Verständnis erzeugen. Beispiel: „Sie wissen bestimmt, wie es ist, wenn…“ Die Interaktion hält das Interesse wach und sorgt nachweislich für ein besseres Verständnis.
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Blickkontakt
Niemals nur ablesen! Halten möglichst viel Blickkontakt zum Publikum. So fesseln Sie die Leute stärker und wirken zugleich souveräner. Ein Trick gegen Lampenfieber: Suchen Sie sich freundliche Gesichter im Publikum – und sehen Sie diese öfters an. In großen Sälen werden sich die umher sitzenden Zuschauer ebenfalls angeschaut fühlen. Und: Lächeln Sie möglichst oft. Studien zeigen, dass Sprecher, die häufiger lächeln, intelligenter wirken als dauerhaft ernste Mienen.
Rede Checkliste: Diese Redefallen vermeiden
Wie bei allem lauern auch bei der Rede ein paar Fallen im Detail. Oft sind es gar nicht die Präsentationsfehler, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen, die zu Redefallen mutieren. So manche Rede ist gescheitert, weil zum Beispiel die Technik versagte. Oder es gibt akustische Tücken: Ein Saal, gefüllt mit 70 Leuten, benötigt eine andere Akustik durch Lautsprecher als ein Konferenzraum mit zehn Mitarbeitern. Falls Sie Einfluss darauf haben, sollten Sie das unbedingt vorab besprechen – besser noch testen.
Diese Punkte sollten Redner beachten:
- Mikrofon
Sprechen Sie lieber frei und bewegen Sie sich gerne auf der Bühne? Dann sollten Sie den Veranstalter um ein Headset bitten. Zumindest aber um ein Funkmikrofon. Wer dagegen eher schüchtern ist und sich lieber irgendwo festhält, achtet auf ein Stehpult mit festem Mikrofon. - Hilfsmittel
Stellen Sie sicher, dass alles da ist, was Sie brauchen: Flipchart, Stifte, Beamer, Laptop, Laserpointer, eventuell Kabel, Adapter und Ersatzakkus. - Handouts
Je nachdem wie weitreichend und lehrreich (im Wortsinn) die Rede sein soll, ist es sinnvoll, den Zuhörern darüber hinaus etwas mitzugeben – sogenannte Handouts zum Beispiel. Die sollten immer selbsterklärend sein. Wer also seine Präsentationsfolien eher knapp hält und lediglich mit Symbolbildern spickt, muss hier noch mal Erklärtext nachlegen.
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