Redemanuskript Gründe: Formulierungen finden
Eine Rede mit Manuskript empfiehlt sich vor allem dann, wenn es auf Ihre Worte ankommt und Sie Ihre Sätze sorgfältig wählen müssen. Kurz gesagt, bei wichtigen Anlässen. Da können Sie nicht erwarten, dass Ihnen die passenden Formulierungen spontan einfallen. Zumal Sie bei solchen Gelegenheiten unter besonderer Anspannung stehen. Auch das ist übrigens ein Vorzug vom Redemanuskript: Es mindert die Redeangst erheblich.
Geschliffene Formulierungen entstehen selten aus dem Augenblick heraus, man muss an ihnen feilen. Und wenn Sie etwas komplexere Sachverhalte vermitteln möchten, empfiehlt sich ebenfalls ein Redemanuskript. Sie können Ihre Rede sorgfältiger strukturieren und Ihre Argumente schlüssiger aufbauen.
Das Manuskript macht die Rede gehaltvoller
Die Arbeit an einem Manuskript erfordert aber eine gewisse Distanz. Sie sind gezwungen, sich über die Gliederung Gedanken zu machen und zu überprüfen, ob Sie die richtigen Worte gefunden haben. Sie können Ihren Text immer wieder ändern, ihn straffen und Teile umstellen. Diese Auseinandersetzung mit dem Text sorgt dafür, dass Sie ihn gründlicher durchdenken. Und das sollte Ihre Rede gehaltvoller machen, als wenn Sie einfach drauflosreden.
Wenn Sie mit Redemanuskript sprechen, dann ist das auch ein Signal: Sie stellen die Sache in den Vordergrund und nicht die eigene Person:
- Sie inszenieren sich nicht, sondern halten einen klaren und gut strukturierte Vortrag.
- Sie drängen sich nicht auf, sondern bleiben auf Abstand und lassen Ihren Zuhörern die Freiheit, sich selbst ein Urteil zu bilden.
Vorzüge der freien Rede nutzen
Eine Rede mit Manuskript hat ihre Grenzen. Sie können Ihr Publikum niemals so unmittelbar erreichen, wie wenn Sie frei sprechen. Ihre Worte wirken ohne vorformulierten Text lebendiger, natürlicher und emotionaler. Wenn Sie Ihre Zuhörer packen wollen, dann gelingt das weit besser, wenn Sie auf ein Manuskript verzichten.
Das muss Sie aber nicht davon abhalten, eins zu verwenden. Sie können Ihre Präsentation erheblich verbessern, wenn Sie sich der freien Rede in mancher Hinsicht annähern:
- Formulieren Sie Ihr Manuskript so, dass es der gesprochenen Sprache nahekommt. Sie schreiben „Spreche“.
- Tragen Sie Ihren Text so vor, dass er nicht abgelesen klingt. Bemühen Sie sich immer wieder um Blickkontakt mit Ihren Zuhörern.
- Formulieren Sie einzelne Passagen nicht aus. Oft genügen Stichpunkte. Dabei handelt es sich um Abschnitte, die nicht inhaltsschwer sind.
So schreiben Sie „Spreche“
Viele Redemanuskripte kranken genau daran: Sie sind nicht für Zuhörer geschrieben, sondern für Leser. Die Wortwahl, der Satzbau, die Satzlänge – das alles orientiert sich an der geschriebenen Sprache. Schlimmer noch: Viele Redner möchten sich gewählt ausdrücken. Das macht ihre Texte hölzern und unverständlich. Vortragen lässt sich so etwas nur schwer.
Die Sache ändert sich dramatisch, wenn Sie beginnen „Spreche“ zu schreiben. Also wenn Sie sich an der mündlichen Sprache orientieren. Dadurch wird Ihr Text kraftvoller, verständlicher – und er lässt sich viel leichter und lebendiger vortragen. Was aber unterscheidet „Spreche“ von der Schriftsprache?
- Wählen Sie eine kraftvolle, aktive Sprache.
Kurze Wörter sind besser als lange; Verben besser als Substantive und Beispiele besser als Erklärungen. - Achten Sie auf einen übersichtlichen Satzbau.
Möglichst Hauptsätze, dann und wann einen Nebensatz, keine Einschübe und Schachtelsätze. - Verwenden Sie wörtliche Rede und erzählen Sie im Präsens.
Es gibt keine indirekte Rede. Wer immer etwas gesagt hat, den zitieren Sie direkt. Wenn Sie etwas berichten, gibt es keine Vergangenheit. Sie holen es in die Gegenwart. - Haben Sie den Mut zur Wiederholung.
Wenn etwas wichtig ist, sagen Sie es mehrmals. Durchaus wortwörtlich. Dann prägt es sich besser ein. Einen treffenden Ausdruck ersetzen Sie niemals durch ein Synonym. Sie dürfen ihn so oft verwenden, wie Sie wollen. - Beziehen Sie Ihr Publikum ein.
Suchen Sie die Verbindung zu Ihren Zuhörern. Stellen Sie Fragen. Versetzen Sie sich stellvertretend in die Rolle Ihrer Zuhörer. Kommentieren Sie Ihre Ausführungen aus Sicht der Zuhörer. Welche Gedanken vermuten Sie bei ihnen?
Redemanuskript Tipp: 3-Sekunden-Regel
Die gesprochene Sprache ist kein gleichmäßiger Fluss. Mal sprechen wir schneller, mal langsamer. Vor allem aber machen wir immer wieder winzige Pausen. Die brauchen unsere Zuhörer, um das Gesagte zu verarbeiten. Bei einem geschriebenen Text gibt es diese natürlichen Zäsuren nicht. Dafür kann der Leser selbst entscheiden, wann er eine Verschnaufpause macht. Wird geschriebener Text aber runtergelesen, macht es diesen sofort unverständlicher.
Achten Sie daher bei Ihrem Redemanuskript darauf, kleine Zäsuren einzubauen. Portionieren Sie Ihren Text in verdauliche Häppchen von zwei bis drei Sekunden. Je nach Sprechtempo und Silbenzahl sind das vier bis acht Wörter. Dann folgt ein Einschnitt. Das heißt natürlich nicht, dass hier der Satz enden sollte. Die Rede würde schrecklich abgehackt klingen. Aber eine Sinneinheit sollte nicht länger als drei Sekunden dauern, also höchstens acht Wörter umfassen.
Nebensätze im Manuskript auflösen
In der geschriebenen Sprache greifen wir gerne zu Nebensätzen. Es zeichnet sogar einen guten Stil aus, wenn wir Nebensätze bauen, um die Zusammenhänge zu verdeutlichen. In der gesprochenen Sprache sieht die Sache anders aus. Hier haben die Hauptsätze Vorfahrt. Nebensätze dürfen zwar sein. Sie sorgen für Abwechslung und erlauben es, die Inhalte gegeneinander abzustufen. Was Sie hervorheben wollen, gehört aber immer in einen Hauptsatz. Sie machen den Text verständlicher.
Wenn Sie aber Ihr Redemanuskript verfassen, sollten Sie vor allem auf Nebensätze achten und diese – wo immer möglich – auflösen. Am einfachsten lassen sich Kausalsätze auflösen:
„Weil Ihnen das Thema besonders am Herzen liegt, werde ich näher darauf eingehen.“
Daraus wird:
„Das Thema liegt Ihnen am Herzen. Daher werde ich näher darauf eingehen.“
Häufig können Sie das „Daher“ sogar weglassen. Das gibt Ihren Sätzen noch mehr Wucht. Ebenso einfach können Sie einen Konzessivsatz auflösen:
„Obwohl Ihnen das Thema besonders am Herzen liegt, kann ich nicht näher darauf eingehen.“
Daraus wird:
„Das Thema liegt Ihnen am Herzen. Dennoch kann ich nicht näher darauf eingehen.“
Hier sollten Sie das „Dennoch“ nicht weglassen. Aus einem Konditionalsatz können Sie aber auch einen Fragesatz mit nachfolgendem Hauptsatz machen.
„Wenn Ihnen das Thema besonders am Herzen liegt, werde ich näher darauf eingehen.“
Daraus wird:
„Ihnen liegt das Thema besonders am Herzen? Dann werde ich näher darauf eingehen.“
Tipps: So erstellen Sie ein Redemanuskript
Wie flüssig Ihnen die Rede von den Lippen kommt, das hängt auch davon ab, wie Sie Ihr Redemanuskript gestalten. Kleine Änderungen können viel bewirken. Ist die Schrift zu klein oder die Zeile zu lang, sind Sie gezwungen, den Text „vorzulesen“? Bei ausreichend großer Schrift und optimaler Zeilenlänge erfassen Sie auf einen Blick ganze Wortgruppen und können den Text sehr viel souveräner vortragen. Vertrauen Sie im Zweifel Ihren persönlichen Vorlieben. Folgende Orientierungsgrößen haben sich bewährt:
- Format
Als Format wählen Sie DIN-A4, Hochformat. Das ist ohnehin der Standard. Das Manuskript lässt sich leicht ausdrucken. Bei ausreichend großer Schrift ist die Zeilenlänge sehr lesefreundlich. - Schriftgröße
Als Schriftgröße wählen Sie mindestens 16 Punkt. Das ist für die meisten mühelos zu lesen. Und die Zeilenlänge ist ebenfalls angenehm. Vielleicht liegt Ihnen aber auch 18 oder gar 20 Punkt. Probieren Sie es aus. - Zeilenlänge + Abstand
Als optimale Zeilenlänge gelten 40 bis 60 Zeichen. Wichtig ist auch der richtige Zeilenabstand: Eineinhalb Zeilen sollten es schon sein. Zusätzlich sollten Sie Absätze mit einer halben Zeile voneinander trennen. - Schriftart
Als Schriftart gelten die sogenannten „Serifenschriften“ als besonders lesefreundlich. Das sind die mit den kleinen Häkchen (Beispiel: Times New Roman). Serifenlose Schriften wie Arial hingegen ermüden das Auge schneller. - Betonungen
Tragen Sie sich Pausen und Betonungen ein. Auch wenn Sie etwas besonders hervorheben möchten, sollte das im Redemanuskript stehen. Darüber hinaus können Sie Ihre ganz persönlichen Vortragszeichen verwenden – ganz nach Geschmack. Außer Ihnen bekommt schließlich niemand das Manuskript zu Gesicht.
Lebendig vortragen – MIT Redemanuskript
Es gibt unzählige Arten von Reden: Eröffnungsreden und Begrüßungsreden, Tischreden und Abschiedsreden. Wie gut Ihre Rede ankommt, hängt davon ab, wie sie vorgetragen wird. Regel Nummer 1 lautet: Sie darf nie abgelesen klingen.
Orientieren Sie sich beim Vortrag an Ihrer natürlichen Stimme. Der Tonfall ist variabel und bringt den Inhalt zum Ausdruck. Das Sprechtempo variiert, und die Betonungen setzen wir automatisch richtig. Vor allem klingt unsere natürliche Stimme lebendig und sympathisch. Ebenso sollte Sie versuchen, langsam zu sprechen und mehr Pausen zu machen als Sie meinen:
- Vor einer wichtigen Aussage. Damit setzen Sie die Aussage ab und signalisieren, Achtung, jetzt kommt etwas Wichtiges. Das Publikum hört aufmerksamer zu.
- Nach einer wichtigen Aussage. Sie lassen Ihre Botschaft wirken. Je länger die Pause ist, umso mehr Gewicht geben Sie der Aussage.
Wenn Sie ausreichend Pausen machen, bleibt Ihnen auch mehr Zeit, um Blickkontakt mit Ihren Zuhörern aufzunehmen. Der ist äußerst wichtig, um eine Verbindung zum Publikum herzustellen.
Regelmäßig vom Manuskript hochblicken!
Mit einem Redemanuskript sind Sie gegenüber Referenten, die frei sprechen, zwar im Nachteil. Umso wichtiger ist, dass Sie an den entscheidenden Stellen Ihrer Rede den Blick von Ihrem Manuskript erheben und Ihr Publikum ansehen. Faustregel: Den ersten Satz tragen Sie frei vor – den letzten ebenfalls. Dazwischen richten Sie bei Ihren wichtigsten Aussagen den Blick auf Ihre Zuhörer. Und zwar jeweils am Ende eines Satzes. Da befindet sich in der Regel der inhaltliche Schwerpunkt.
Über den Autor
Matthias Nöllke ist Keynote-Speaker und hat schon einige Bücher verfasst: Etwa über Machtspiele im Büro oder wie man mit Zurückhaltung und Kompetenz im Beruf vorankommt. Hier veröffentlicht er Auszüge aus seinem jüngsten Buch: Lebendig reden mit Manuskript.
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