Studieren: Ja oder nein? 11 hilfreiche Tipps + Checkliste

Nach der Schule steht für Abiturienten die Frage: Studieren – ja oder nein? Mit der Hochschulzugangsberechtigung scheint der Weg klar, doch nicht für jeden ist es die richtige Entscheidung. Wir zeigen Fragen zur Orientierung und die Vor- sowie Nachteile…

Studieren Ja Oder Nein Pro Contra

Studieren Ja oder Nein: Einziger Weg zum Erfolg?

Studiengänge sind überfüllt und Hörsäle platzen aus allen Nähten – die Zahl der Studierenden in Deutschland ist seit Jahren auf einem Hoch. Gleichzeitig bleiben tausende Lehrstellen unbesetzt, weil Betriebe keine passenden Kandidaten finden. Aber können Sie nur mit einem Studium erfolgreich werden?

Ein akademischer Abschluss gilt als beste Voraussetzung und steigert Ihre Chancen, doch ist das Studium nicht für jeden der perfekte Weg. Auch Lehre oder Ausbildung sind ein wichtiger erster Schritt auf der Karriereleiter und bilden das Fundament einer erfolgreichen Laufbahn. Entscheidend ist, dass Sie Ihre Erwartungen kennen und individuell für sich entscheiden: Studieren ja oder nein.

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Ja oder Nein zum Studium? Die Checkliste

Mit dem Abitur in der Tasche ist der Schritt zum Studium selbstverständlich? So denken zwar viele, doch die Aussage stimmt nicht. Die Entscheidung für oder gegen ein Studium ist nicht leicht und nicht allein durch den Schulabschluss vorgegeben.

Sie müssen sich im Vorfeld genau informieren und wichtige Fragen beantworten. Die folgende Checkliste enthält Fragen zur Orientierung und Selbstreflexion, damit Sie wissen „Studieren ja oder nein“.

  1. Was will ich werden?

    Wichtigste Frage ist Ihr individueller Berufswunsch. Streben Sie einen akademischen Beruf an (Arzt, Anwalt, Ingenieur…) müssen Sie studieren. Bei anderen Berufen müssen Sie sich fragen, ob ein Studiengang Ihnen einen Mehrwert und zusätzliche gefragte Qualifikationen bringt.

  2. Wie interessiert bin ich?

    Im Studium beschäftigen Sie sich über Jahre intensiv und vor allem theoretisch mit einem Themengebiet. Stellen Sie sicher, dass Sie auch nach 3 oder 4 Semestern weiterhin interessiert und begeistert von Ihrem Studiengang sind. Es muss Ihre Leidenschaft sein – lassen Sie sich nicht von anderen beeinflussen. Dann ist ein Studium genau die richtige Vertiefung in Ihrem Wunschgebiet.

  3. Welche Voraussetzungen bringe ich mit?

    Das Abitur ist nicht die einzige Voraussetzung. Je nach Studiengang brauchen Sie den passenden Numerus clausus (NC) (zum Beispiel für Medizin oder Psychologie). Nur mit Bestnoten bekommen Sie eine Studienplatzzusage. Andere Anforderungen sind Sprachkenntnisse, Eignungstests oder mathematische und statistische Grundfähigkeiten.

  4. Wie kann ich das Studium finanzieren?

    Studentenbude, Semesterbeitrag, Lernmaterial und Lebenshaltungskosten – Sie müssen die Studienfinanzierung klären. Sie haben Kosten, aber durch das Studium keine Einnahmen. Wägen Sie Möglichkeiten zu Bafög, Nebenjob oder Studienkredit ab.

  5. Wie lange brauche ich für mein Studium?

    Studieren ja oder nein? Dabei spielt auch die Studiendauer eine Rolle. Mindestens 3 Jahre für den Bachelor, 2 Jahre für den Master, möglicherweise ein Auslandssemester oder Verzögerungen im Ablauf. So verschiebt sich Ihr Berufseinstieg um einige Jahre nach hinten.

  6. Was erwarten Unternehmen?

    Erwarten potenzielle Arbeitgeber ein abgeschlossenes Studium oder erwerben Sie die Kompetenzen eher über eine duale Ausbildung und praktische Erfahrung? Wird ein Studium vorausgesetzt, müssen Sie sich neben dem fachlichen Wissen weitere Fähigkeiten aneignen. Informieren Sie sich, was Sie mitbringen müssen, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein.

  7. Wie gut werde ich im Studium ausgebildet?

    Im Studium überwiegt die Theorie, auch wenn diese als „praxisorientiert“ beworben werden. Wenn Sie in die Praxis einsteigen und Ihr Wissen sofort anwenden wollen, passt eine Ausbildung besser zu Ihnen. Alternativ sollten Sie während des Studiums mindestens ein längeres Praktikum einplanen.

  8. Was mache ich bei Studienabbruch?

    Ein Studienabbruch ist nicht das Ziel, für fast 30 Prozent der Studierenden aber doch Realität. Machen Sie sich Gedanken über einen Plan B, wenn Sie das Studium abbrechen sollten. So treffen Sie die Entscheidung „Studieren ja oder nein“ bewusst und minimieren das Risiko für den Worst Case.

  9. Welches Gehalt bekomme ich nach dem Studium?

    Das höhere Gehalt nach dem Studium ist für viele eine entscheidende Motivation (siehe: Mincer-Koeffizient). Geld allein sollte aber nie der Grund für oder gegen ein Studium sein. Hinzu kommt: Auch ohne Studium können Sie viel Geld verdienen – entscheidend sind Branche und Beruf. Überlegen Sie, ob der Gehaltsunterschied den Weg eines Studiums rechtfertigt.

  10. Wie schaffe ich den Berufseinstieg?

    Nach dem Studium direkt in den Traumjob? Der Studienabschluss bietet beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt, trotzdem ist der Jobeinstieg kein Selbstläufer. Informieren Sie sich über den Arbeitsmarkt und die Nachfrage nach Personal in Ihrem Wunschbereich. Zudem brauchen Sie im Studium zusätzlich praktische Erfahrung durch ein Praktikum oder Arbeit als Werkstudent.

  11. Was erwarte ich vom Leben?

    Es ist ein früher Zeitpunkt, doch Sie sollten sich trotzdem diese wichtige Frage stellen und beantworten. Je genauer Sie wissen, was Sie in Ihrem Leben erreichen wollen, desto leichter fällt die Entscheidung, ob Sie studieren oder nicht. Passt ein Studium in den Weg, den Sie für sich sehen – oder führt Sie eine Ausbildung eher an das anvisierte Ziel?

Studieren Ja Oder Nein Checkliste Kurz

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Studieren ja oder nein? Vor- & Nachteile

Es gibt viele gute Argumente für ein Studium – auf der anderen Seite hat eine akademische Laufbahn aber auch einige negative Seiten. Als Entscheidungshilfe stellen wir die Vor- und Nachteile gegenüber:

Vorteile

  • Karrierechancen

    Ein abgeschlossenes Studium bringt Ihnen die besten Qualifikationen. Sie sind von Anfang an eine gut ausgebildete Fachkraft und haben große Karrierechancen.

  • Flexibilität

    Die meisten Studiengänge bieten Möglichkeiten zur Spezialisierung und bereiten auf unterschiedliche Berufe vor. Sie haben mehr Flexibilität und entscheiden erst im Laufe des Studiums.

  • Intensität

    Im Studium tauchen Sie tief in ein Fachgebiet ein und setzen sich intensiv damit auseinander. Sie durchdringen das Thema und arbeiten wissenschaftlich mit verschiedenen Ansätzen.

  • Arbeitslosigkeit

    Es gibt zwar keine Garantie, doch Akademiker sind seltener arbeitslos. Im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern haben Sie bessere Jobchancen.

  • Gehalt

    Das Durchschnittsgehalt mit einem Studium liegt höher als bei einer Berufsausbildung. Je nach Job bekommen Sie mit abgeschlossenem Studium 10.000 bis 15.000 Euro mehr im Jahr.

  • Verantwortung

    Viele Unternehmen besetzen Führungspositionen und Jobs mit großer Verantwortung mit Akademikern. Wollen Sie in der Hierarchie aufsteigen, braucht es oft ein Studium.

Nachteile

  • Theorie

    Das Studium hat einen sehr hohen Anteil von Theorie. Sie lernen viel, wenden aber nur wenig an. Der fehlende Praxisbezug macht vielen Studierenden Probleme.

  • Zeit

    Die durchschnittliche Studiendauer in Deutschland liegt bei 6 Jahren – mit einer Ausbildung steigen Sie bereits nach 2 bis 3 Jahren in den Job ein. Sie brauchen für ein Studium viel länger.

  • Berufsprofil

    Flexibilität ist ein Vorteil, kann aber auch eine Schwierigkeit sein. Viele Studiengänge führen nicht direkt zu einem festen Job. Es kann Orientierung fehlen, wenn Sie nicht wissen, was genau Sie machen wollen.

  • Belastung

    Ein Studium gilt ans anspruchsvoller und schwieriger als eine Berufsausbildung. Dass Sie in der Schule gut waren, bedeutet noch lange nicht, dass ein Studium reibungslos verläuft. Die Abbruchquote ist hoch.

  • Finanzen

    Sie verdienen kein Geld (Ausnahme: duales Studium). Die Finanzen sind ein klarer Nachteil. Studierende brauchen Unterstützung der Eltern, einen Studentenjob oder Bafög – und sind trotzdem über Jahre knapp bei Kasse.

Studieren ja oder nein? Egal, wofür Sie sich entscheiden: Treffen Sie die Entscheidung auf Grundlage einer klaren Analyse und Ihrer persönlichen Ziele sowie Erwartungen. Sie müssen den Weg wollen und auch durchziehen – lassen Sie es sich nicht von anderen vorschreiben.


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