Was ist die Studiendauer?
Die Studiendauer ist der gesamte Zeitraum von Anfang (Immatrikulation) bis zum Ende eines Studiums (Exmatrikulation). Sie bezieht sich auf die Dauer bis zum gewünschten Abschluss – abgebrochene Studiengänge werden nicht berücksichtigt.
Dabei wird zwischen der Regelstudienzeit und der tatsächlichen Studiendauer unterschieden:
- Regelstudienzeit
Vorgesehene Zeit für den Abschluss eines Studiengangs. Sie ist in der Studienordnung festgelegt. - Tatsächliche Studiendauer
Reale Zeitspanne, die Studierende bis zum Abschluss benötigen Sie kann unter oder über der Regelstudienzeit liegen.
Durchschnittliche Studiendauer in Deutschland
Die tatsächliche Studiendauer hängt vom Studiengang, dem angestrebten Abschluss, der Hochschule und der individuellen Lebenssituation der Studierenden ab.
Laut Daten des Statistischen Bundesamts und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) gilt diese durchschnittliche Studiendauer in Deutschland:
- Regelstudienzeit: 6 Semester (Universität), 7-8 Semester (Fachhochschule)
- Durchschnittliche Studiendauer: 7 Semester (Universität)
- Regelstudienzeit: 4 Semester
- Durchschnittliche Studiendauer: 5 Semester
- Regelstudienzeit: 10 Semester (5 Jahre)
- Durchschnittliche Studiendauer: 12 Semester (6 Jahre)
Bachelor
Master
Studiendauer (Gesamt)
Seit Jahren geht der Trend zu einem eher längeren Studium. Nur etwa ein Drittel der Studierenden bleibt in der Regelstudienzeit. Je nach Bundesland und Hochschule brauchen bis zu 69 Prozent eine längere Studiendauer.
Studiendauer in verschiedenen Studiengängen
In manchen Fächern studieren Sie länger als in anderen. Hier eine Übersicht zur Studiendauer in verschiedenen Studiengängen mit Gründen, warum diese oft länger als vorgesehen ist:
- Bachelor: 6-7 Semester, Durchschnitt: 8-9
- Master: 3-4 Semester, Durchschnitt: 4-5
- Gründe: Hohe Anforderungen, Schwierigkeiten in Mathematik und Physik
- Bachelor: 6 Semester, Durchschnitt: 7
- Master: 4 Semester, Durchschnitt: 5
- Gründe: Nebenjobs, Praktika, Unterschiede je nach Bundesland
- Bachelor: 6 Semester, Durchschnitt: 7-8
- Master: 4 Semester, Durchschnitt: 5-6
- Gründe: Anspruchsvolles Fach, viel Theorie, Unterschiede zum Schulfach
- Erstes Staatsexamen: 9 Semester, Durchschnitt: 10-11
- Referendariat: 4 Semester
- Gründe: Hoher Lernaufwand, anspruchsvolle Prüfungen, lange Vorbereitung auf Staatsexamen
Maschinenbau
Lehramt
Mathematik
Jura
Studiendauer: Gründe für ein längeres Studium
Die Mehrheit der Studierenden braucht länger, als die Prüfungsordnung es vorgibt. Aber welche Gründe gibt es dafür? Die genauen Umstände sind individuell, allerdings gibt es einige verbreitete Ursachen:
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Prüfungen
Nicht bestandene Prüfungen müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Das ist nicht immer im selben Semester möglich. So kann es zu einem zusätzlichen Semester kommen.
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Nebenjob
Viele Studierende brauchen einen Nebenjob, um die Finanzen aufzubessern. Es bleibt weniger Zeit für das Studium, zum Lernen und zur Vorbereitung – so wird insgesamt länger studiert.
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Gesundheit
Fallen Sie durch eine Erkrankung aus und verpassen wichtige Inhalte, werden Sie möglicherweise nicht zu Prüfungen zugelassen. Sie verlängern die Studiendauer, um die Module abzuschließen.
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Organisation
Pflichtmodule finden gleichzeitig statt oder Sie werden durch Verschiebungen nicht zu notwendigen Veranstaltungen zugelassen. Oft tragen organisatorische Gründe zur Studiendauer bei.
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Hochschulwechsel
Bei einem Hochschulwechsel müssen Sie oft andere Prüfungen und Module abschließen. Das kostet Zeit.
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Praktische Erfahrung
Sie machen ein längeres Praktikum, einen Auslandsaufenthalt oder sammeln durch Kurse weitere Qualifikationen. All das kann die Studiendauer verlängern.
Regelstudienzeit überschreiten: Schadet es der Karriere?
Die Befürchtung mancher: Das Studium dauert länger, die Chancen auf einen guten Job und einen schnellen Berufseinstieg schwinden. Das stimmt so allgemein nicht. Die Studiendauer allein ist kein ausschlaggebender Faktor für die Entscheidung von Personalern.
Viel wichtiger sind die möglichst genaue Eignung für die Stelle, Ihre Motivation für Job und Arbeitgeber sowie Ihre Abschlussnote. Wenn Sie mit diesen Punkten überzeugen, spielt ein zusätzliches Semester im Studium keine Rolle. Ausnahme: Bei zwei fast identischen Kandidaten und Bewerbungen achten Personaler auch auf die Dauer des Studiums.
Wann wird die Studiendauer zum Problem?
Eine längere Studiendauer ist kein grundsätzliches Problem, kann aber einige negative Konsequenzen haben. Diese Punkte sollten Sie unbedingt beachten:
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Bafög
Die staatliche Förderung durch Bafög ist an klare Auflagen gebunden, unter anderem die Regelstudienzeit. Wenn Ihre Studienzeit davon abweicht, müssen Sie gute Gründe vorlegen (Studienfachwechsel, Krankheit, …). Das Bafög-Amt lässt nicht alles gelten – meist darf die Studiendauer nur um 1-2 Semester überschritten werden.
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Höchstdauer
Nicht jede Studiendauer ist erlaubt. Universitäten machen Vorgaben zur maximalen Studienzeit – zum Beispiel höchstens 10 Semester für einen Bachelor. Halten Sie diese nicht ein, droht unter Umständen eine Zwangsexmatrikulation.
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Druck
Mit jedem Semester wächst der Druck und die psychische Belastung. Schaffe ich mein Studium noch? Was passiert, wenn ich noch einmal durchfalle? Was denken die anderen von mir, wenn ich so lange brauche?
Studiendauer überzogen? So gehen Sie damit um
Eine längere Studiendauer führt oft zu Unverständnis aus dem sozialen Umfeld. Eltern und Freunde fragen ständig, wann Sie das Studium endlich abschließen oder machen Vorwürfe, dass Sie immer noch nicht fertig sind.
Viele sehen eine überschrittene Studienzeit als Zeichen von Faulheit, Arbeitsunwilligkeit, Planlosigkeit oder Unentschlossenheit. Unangenehme Fragen und Anschuldigungen machen Langzeitstudenten das Leben schwer. In diesem Fall haben Sie zwei Möglichkeiten:
- Gespräch suchen
Erklären Sie die Gründe für Ihre längere Studiendauer. Das sorgt für mehr Verständnis und Unterstützung. - Erwartungen ignorieren
Ignorieren Sie die Erwartungshaltung Ihres Umfelds. Konzentrieren Sie sich auf sich und Ihre Studienplanung.
Lange Studiendauer richtig nutzen
Sie müssen Ihr Studium nicht im Vollsprint absolvieren. Tatsächlich gibt es sogar viele gute Gründe für eine längere Studiendauer. Wenn Sie zusätzliche Semester an der Universität verbringen, sollten Sie diese richtig nutzen:
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Praktikum
Sie vertiefen Ihr theoretisch erworbenes Wissen durch Praktika und Praxisprojekte. Durch die praktische Arbeit wenden Sie direkt an, was Sie in den Vorlesungen gelernt haben. Das verlängert die Studiendauer, hilft aber beim Berufseinstieg und der Wahl einer passenden Tätigkeit nach dem Abschluss.
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Studium generale
Sie vertiefen ihre Pflichtfächer durch Wahlkurse, Orchideenfächer oder Kooperationsprojekte mit Unternehmen. Das ist wie ein Studium generale, bei dem Sie Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern knüpfen und ihr Profil erweitern.
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Engagement
Das Studium bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Engagement: Hochschulgremien, Studentenvertretung, ehrenamtliche Aktivitäten oder ein Freiwilligendienst. Wer hier schon die passenden Aufgaben und Gremien wählt, punktet bei der Bewerbung und nutzt seine erworbenen Kompetenzen.
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Auslandserfahrung
Ein Auslandsstudium macht sich nicht nur gut im Lebenslauf. Sie verbringen eine Zeit in einem anderen Land, lernen Leute und Kultur kennen. Damit punkten Sie vor allem bei internationalen Unternehmen – auch wenn das Studium dafür etwas länger dauert.
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Studienfinanzierung
Auch die Studienfinanzierung ist ein guter Grund für eine längere Studiendauer. Idealerweise wählen Sie einen Studentenjob, in dem Sie relevante Berufserfahrung sammeln – zum Beispiel als Werkstudent.
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