Vorwurf Bedeutung: Beanstandung des Verhaltens
Unter einem Vorwurf wird meist eine Äußerung verstanden, mit der eine Person das Verhalten einer anderen rügt.
Teilweise verhält sich die rügende, kritisierende Person in einer Art und Weise, dass der Gerügte auch ohne verbale Äußerungen weiß, dass sein Verhalten als nicht akzeptabel eingestuft wird. Missbilligende Blicke, Schnauben oder abruptes Wegdrehen signalisieren Ablehnung.
Im Gegensatz zur Kritik, die sowohl positiv als auch negativ sein kann, ist ein Vorwurf immer negativ. Die Erwartungen eines anderen wurden enttäuscht und nun formuliert er diese Enttäuschung in Vorwürfen:
- Warum hast du das so gemacht?
- Immer musst du … machen!
- Du weißt ganz genau, dass…
- Wie konntest du nur dies…
Synonyme für Vorwürfe sind:
- Anklage
- Anschuldigung
- Beschuldigung
- Bezichtigung
- Einwand
- Entgegnung
- Gemecker
- Klage
- Kritik
- Maßregelung
- Missbilligung
- Rüge
- Schelte
- Tadel
- Unterschiebung
- Unterstellung
- Verweis
- Vorhaltung
- Zurechtweisung
Vorwürfe: Beispiele, wie Sie es nicht machen sollten
An dieser Stelle geben wir Ihnen zwei Negativbeispiele, wie sie im Alltag und Berufsleben häufiger auftauchen. Sie illustrieren, wie Sie Kritik nicht formulieren sollten:
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Vorwürfe in der Beziehung
Angenommen, Sie sind auf einer Dienstreise und kommen abends erst später nach Hause als ursprünglich angegeben. Ihr Partner hat sich mit dem Essen Mühe gegeben und es zum vereinbarten Zeitpunkt fertig gehabt. Nun – zwei Stunden später – ist alles kalt.
Der Partner macht nur Vorwürfe, fragt gar nicht nach, warum Sie so spät zurückkommen: „Wieso hast du nicht Bescheid gesagt, dass du später kommst? Ich finde das unmöglich! Du hast gesagt, du wärst früher Zuhause, jetzt war meine ganze Arbeit umsonst.“
Ebenso wäre möglich gewesen, Sie zuerst zu fragen, ob Sie eine gute Heimreise hatten und was der Grund für die Verspätung war – vielleicht gab es starken Feierabendverkehr auf den Straßen oder Verspätungen bei der Bahn im Fernverkehr. -
Vorwürfe auf der Arbeit
Eine klassische Situation, wie sie vermutlich häufiger in Meetings passiert: Der Projektleiter bittet um Ideen, wie ein Problem gelöst werden könnte. Einige Kollegen haben bereits Ihre Gedanken dazu geäußert, dann sind Sie an der Reihe und stellen Ihre Ideen dazu vor.
Einem Kollegen entfährt es: „Was hast du dir denn dabei gedacht, das kann doch gar nicht funktionieren! Wir haben doch schon vor zwei Jahren etwas ganz Ähnliches versucht, hast du da geschlafen?“
Der Vorwurf beinhaltet, dass Sie sich angeblich mit Ihrer Idee nicht genügend auseinandergesetzt haben, da Ihnen anderenfalls direkt hätte auffallen müssen, dass sie nicht umsetzbar ist. Gleichzeitig wird Ihnen unterstellt, dass Sie zu einem früheren Zeitpunkt nicht aus Fehlern gelernt haben.
Beide Situationen sind für denjenigen, der angegriffen wird, unangenehm. Er wird mit der Erwartungshaltung seines Gegenübers konfrontiert. Im zweiten Beispiel sind die Vorwürfe umso schlimmer, da solche Formulierungen bloßstellen und damit einer Blamage gleichkommen – erst recht, wenn sie vor Teamkollegen stattfindet.
Vorwürfe: Verbale und nonverbale Form der Kritik
Vorwürfe sind destruktiv geäußerte Kritik. Nicht selten führt das beim Gegenüber zu einer sofortigen Verteidigungshaltung: Die Vorwürfe werden sofort abgeschmettert, ganz gleich, ob sie berechtigt oder unberechtigt sind.
Die Crux bei Vorwürfen ist nämlich, dass sie meist als „unumstößliche Wahrheiten“ verkündet werden und das Gegenüber wenig Chancen sieht, seine Position darzustellen.
Es gibt völlig unterschiedliche Formen, wie sich solche Vorwürfe äußern. Abhängig ist das vom Ausmaß des Vergehens, das dem anderen vorgeworfen wird.
Verhält sich jemand vorwurfsvoll, dann kann er beispielsweise mit hochgezogener Augenbraue blicken. Er kann einen spöttischen, ironischen Tonfall einnehmen, die ganze Mimik und Körperhaltung kann Missfallen ausdrücken: Verschlossener Blick, über dem Oberkörper verschränkte Arme.
Nicht selten sind nonverbale und verbale Vorwürfe miteinander kombiniert. Typisch für Vorwürfe:
- Es wird auf Pauschalisierungen zurückgegriffen: „Nie füllst du das Kopierpapier nach!“ Hier ist eine Person in einer konkreten Situation verärgert und will mit der Pauschalisierung ihrem Argument mehr Gewicht verleihen.
- Es werden Du-Botschaften gesendet: „Du hast schon wieder den Müll nicht heruntergebracht!“ Der Schuldige steht somit fest, der Kritisierende steht moralisch über dem Kritisierten.
- Es werden negative Zuschreibungen verknüpft: „Weil du… gemacht hast, geht es mir schlecht/ …konnte ich die Deadline nicht einhalten!“
Selbstvorwürfe: Vorwürfe an die eigene Person
Man kann jemandem einen Vorwurf machen, genauso gut können Sie sich aber auch Selbstvorwürfe machen. In dem Fall sind Sie von sich selbst enttäuscht, weil Sie zuvor – vielleicht unrealistische? – Erwartungen an sich selbst hatten, aber Ihr Ziel nicht erreicht haben.
Oder die Selbstvorwürfe sind das Resultat von Vorwürfen anderer Personen an jemanden. Das kann dazu führen, dass der Beschuldigte sich permanent fragt: Hätte ich das kommen sehen müssen? Oder aber er kommt zu dem Ergebnis, dass er die Auswirkungen seines Handels hätte besser abschätzen müssen.
Ebenso wie Vorwürfe an andere sind Selbstvorwürfe jedoch destruktiv. Sie sollten nicht mehr als einen Denkprozess auslösen, wenn Reflexion sinnvoll wäre. Wenn es jedoch dazu führt, dass sich eine Person selbst zerfleischt und ständig von Selbstzweifeln geplagt wird, ist es nicht zielführend.
Wurden Fehler gemacht, ist es wichtig sie zu kennen und zu akzeptieren. Nach Möglichkeit werden diese dann korrigiert und Präventionsmaßnahmen eingeleitet, damit zukünftig sowas nicht erneut passiert – so funktioniert gutes Fehlermanagement.
So kann es im Prinzip auch im Alltag außerhalb des Arbeitslebens funktionieren. Klar ist auch: Passiert der gleiche Fehler mehrmals, sind Vorwürfe eine erwartbare Reaktion. Denn natürlich wird davon ausgegangen, dass Sie aus Ihren Fehlern lernen: „Ich habe Ihnen doch schon dreimal gesagt, dass wir erst den Kunden XY beliefern, weil…“
Vorwürfe kontern: So geht’s
Vorwürfe sind nie angenehm. Es kann sein, dass jemand dadurch sein eigenes Fehlverhalten erkennt, dennoch ist die Art und Weise unschön. Auch wenn Vorwürfe auf Fakten basieren und die Kritik prinzipiell berechtigt ist: Wird sie wie in den obigen Beispielen geäußert, werden Sie tendenziell auf taube Ohren stoßen.
Dementsprechend fallen auch die Reaktionen aus. Wir zeigen Ihnen hier die typischen Reaktionen und erklären, welche zielführend ist, falls Sie einmal mit Vorwürfen konfrontiert werden sollten.
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Angriff
Angriff ist die beste Verteidigung, heißt es. Und nicht selten schießt jemand sofort zurück, wenn er sich mit Vorwürfen konfrontiert sieht. Das ist insofern ungünstig, als dass sich so ein Verhalten schnell hochschaukeln kann. „Beliebt“ sind Gegenvorwürfe, die nicht wirklich etwas zur Sache tun, den Angegriffenen aber entlasten sollen. Eine typische Reaktion wäre: „Du hast doch auch damals das Projekt XY in den Sand gesetzt.“ Auf politischer Ebene wird hier von Whataboutism gesprochen. Stattdessen wünschenswert wäre natürlich eine Form der Selbstreflexion, dass der Beschuldigte erst einmal sich die Kritik anhört und überlegt, ob etwas an dem Vorwurf dran sein könnte.
Lesetipp dazu: -
Rückzug
Der Angegriffene fühlt sich zu Unrecht oder zumindest unverhältnismäßig stark kritisiert. Das führt dazu, dass derjenige sich aus der sozialen Interaktion zurückzieht. Nicht selten zerbrechen Freundschaften oder Beziehungen auf diese Art und Weise, weil der eine Part keine vernünftige Kritik äußern und der andere nicht mit Kritik umgehen kann. Am Arbeitsplatz können sich Kollegen nicht immer aus dem Weg gehen, teilweise arbeitet man sich zu. Wenn jemand allerdings nachhaltig gekränkt ist, wird sich das bemerkbar machen. Vorwürfe können das Arbeitsklima deutlich abkühlen, so dass Ihnen vielleicht ein Kollege nicht mehr ohne Weiteres hilft, wenn Sie Vorwürfe in seine Richtung äußern.
Lesetipp dazu: -
Entkräftung
Gerade wenn Sie jemand sind, der gewissenhaft arbeitet, werden Sie sich über unberechtigte Vorwürfe ärgern beziehungsweise diese entkräften wollen. Auf Vorwürfe lässt sich am besten mit Souveränität reagieren, was unter diesen Umständen nicht ganz einfach ist. Daher sollten Sie innerlich ruhig bis zehn zählen, bevor Sie etwas erwidern:
- Bitten Sie Ihr Gegenüber konkret zu werden, falls Pauschalisierungen wie immer, nie, ständig oder jeder, alle, keiner formuliert werden.
- Weisen Sie falsche Behauptungen zurück, indem Sie richtigstellen: „Das mag Ihre Sicht der Dinge sein. Fakt ist…“ Oder: „Da sind Sie im Irrtum. Dieses Projekt wurde bewusst so gelegt, dass…“ Oder: „Nun haben wir Ihre Meinung gehört. Tatsächlich liegen die Dinge folgendermaßen…“
- Ziehen Sie Vorwürfe ins Lächerliche, indem Sie übertrieben zustimmen, zum Beispiel: „Du hast den Kaffee nicht nachgekauft.“ – „Exakt, deshalb werden wir alle hier verdursten!“ Oder: „Findest du auf deinem Schreibtisch überhaupt noch Unterlagen?“ – „Wie, du kannst mich dahinter noch erkennen?“
Lesetipp dazu:
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