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Schweinezyklus: Wie er sich auf Ihre Chancen auswirkt

Die richtige Berufswahl ist für Schulabgänger häufig eine Herausforderung. Es gilt nicht nur, die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu überprüfen und einzuschätzen. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt beeinflusst die Wahl ebenso: Was wird gebraucht, wo entstehen demnächst Engpässe? Das abzuschätzen ist allerdings eine Kunst. Der sogenannte Schweinezyklus wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Demographische und technische Entwicklungen tragen dazu bei, dass Jobs, die heute noch nicht gefragt sind, sich morgen vor lauter Bewerbern kaum retten können. Das erschwert es dem Arbeitnehmer natürlich, die berufliche Zukunft zu planen. Was Sie tun können, um den Schweinezyklus zu umgehen…



Schweinezyklus: Wie er sich auf Ihre Chancen auswirkt

Definition: Was ist der Schweinezyklus?

Der Begriff Schweinezyklus bezeichnet die drei- bis vierjährigen, regelmäßig auftretenden Schwankungen bei den Schweinebeständen.

Geprägt wurde der Begriff ursprünglich als Schweinepreiszyklus von Arthur Hanau, einem deutschen Agrarwissenschaftler, in seiner 1927 veröffentlichten Dissertation. Und diese Schwankungen kommen folgendermaßen zustande:

Sobald die Marktpreise für Schweinefleisch hoch sind, investieren die Schweinezüchter verstärkt in die Schweinezucht. Durch die Aufzuchtszeit kann das Angebot allerdings erst zeitverzögert auf den Markt gelangen.

Bis zu 18 Monate rechnet man für die Verzögerung: Drei Monate, bis die Züchter reagieren, weitere 15 Monate, bis die dann gezüchteten Ferkel schlachtreif sind. Diese Verzögerung wird als Time Lag bezeichnet.

Die verstärkte Investition und der Time Lag bewirken ein Überangebot – infolgedessen sinken die Preise für Schweine. Daraufhin fahren die Schweinezüchter ihre Produktion zurück, die sich ebenfalls zeitverzögert am Markt bemerkbar macht.

Es entsteht eine Angebotslücke aufgrund einer Nachfrage, die vom Angebot nicht gedeckt wird. Daraufhin steigen die Preise und ein neuer Schweinezyklus beginnt.

In den Wirtschaftswissenschaften wird Schweinezyklus als Synonym für das Auftreten zyklischer Schwankungen von Angebot und Nachfrage verwendet.

Cobweb oder Spinnwebtheorem

Der Schweinezyklus (englisch = pork cycle) wurde bereits zwei Jahre vor Hanau vom amerikanischen Agrarwissenschaftler Mordecai Ezekiel beschrieben. Aufbauend auf Ezekiels Beobachtungen zum Schweinemarkt entwickelte der ungarische Ökonom Nicholas Kaldor sein Spinnennetzmodell (englisch = cobweb model) – auch Spinnwebtheorem (englisch = cobweb theorem) genannt.

Das Spinnwebtheorem ist ein Modell, anhand dessen sich die Preisbildung für Güter auf einem bestimmten Markt darstellen lässt. Gemäß des Modells ist das Angebot der Produzenten abhängig davon, welche Preise in der Vorperiode gezahlt wurden. Die Nachfrage jedoch orientiert sich am Preis der jetzigen Periode.

Das Spinnwebtheorem geht davon aus, dass die Erzeuger eines Produkts ihre Investitionen danach ausrichten, welcher Preis zukünftig erwartet wird. Sie erwarten den gegenwärtige Gleichgewichtspreis auch für die Zukunft.

Während der laufenden Periode ist es den Produzenten nicht möglich, die Angebotsmenge zu ändern, das heißt, sie ist fix beziehungsweise unelastisch. Die Herstellung der Güter benötigt eine Periode.

Der Schweinezyklus ist das klassische Beispiel für das Spinnwebtheorem. Tritt beispielsweise bei den Schweinezüchtern ein veränderter Faktor – etwa günstigere Preise für Futtermittel – hinzu, wird verstärkt in die Mast investiert, um mehr an den bisherigen hohen Preisen zu verdienen.

Zwischen diesen Entscheidungen und dem Resultat kommt es allerdings zum Time Lag und die Schweine können nur zu einem geringeren Preis verkauft werden. 15 bis 18 Monate später ergibt sich das komplette Gegenteil: Das Angebot ist niedrig, die Preise hoch.

Angebot und Nachfrage kommen nie zeitgleich zusammen. Ermutigung, Frustration und zeitliche Verzögerung führen zur Preisfluktuation. Den Namen verdankt dieses Modell seiner graphischen Darstellung: Es ergibt sich daraus nämlich eine Struktur, die wie ein Spinnennetz aussieht, siehe auch hier.

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Schweinezyklus: Der Arbeitsmarkt ist regelmäßig betroffen

Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Gesamtbeschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts bis heute kontinuierlich zurückgegangen.

Durch die starke Mechanisierung vieler Arbeitsabläufe hat auch die Bedeutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber abgenommen. Gerade mal knapp 1,5 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft. Somit fragt sich der eine oder andere Leser vielleicht, inwiefern er vom Schweinezyklus betroffen sein soll.

Der Schweinezyklus ist allerdings nicht auf Schweine oder allgemein den landwirtschaftlichen Bereich beschränkt. Dieselben Schwankungen lassen sich in anderen Branchen beobachten: Berufe mit hohen Löhnen sind attraktiv für viele Arbeitnehmer. Es steigt somit die Zahl der Auszubildenden beziehungsweise Studierenden in der jeweiligen Branche.

Allerdings dauern sowohl Ausbildung als auch Studium einige Jahre, so dass der Time Lag wieder eine verzögerte Reaktion auf eine Nachfrage bewirkt. Das führt dazu, dass bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Absolventen ihre Ausbildung respektive ihr Studium beendet haben und einen Job suchen, sich der Arbeitsmarkt völlig anders darstellt:

Nun ist das Angebot an Fachkräften deutlich höher als die tatsächlich freien Stellen in der jeweiligen Branche. Was zu Beginn der Ausbildung oder des Studiums noch aussichtsreich war, erweist sich nun als schwierig. Aufgrund des Überangebots an Fachkräften kommt es nun zu fallenden Gehältern.

In der darauffolgenden Periode schreckt dies wiederum junge Schulabsolventen ab, den Job mit Überangebot zu erlernen. Es wird somit nach einiger Zeit erneut ein Fachkräftemangel eintreten. Ein neuer Schweinezyklus beginnt.

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Lehrer im Wechsel gefragt oder arbeitssuchend

Der Schweinezyklus wirkt sich besonders stark im Beruf des Lehrers aus. Für Abiturienten ist dies schwer einzuschätzen, da die Schwankungen hier durch viele Faktoren hervorgerufen werden.

Zum einen erscheint der Beruf vielen Schulabgängern ohnehin attraktiv, da er häufig mit einer Verbeamtung einhergeht. Die garantiert eine Absicherung vor Arbeitslosigkeit und ein vergleichsweise hohes Gehalt. Allerdings studiert eine Vielzahl geisteswissenschaftliche Fächer wie Geschichte und Deutsch, so dass hier häufig ein Überangebot herrscht.

Mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer werden seltener gewählt, so dass angehende Lehrer sich (sofern sie die nötigen Bedingungen erfüllen) die gewünschte Schulform fast schon aussuchen können. Ein Kriterium ist häufig das Gehalt: Das ist an Gymnasien höher als an Gesamt-, Real-, Haupt- oder Grundschulen.

Der Bedarf an Lehrern richtet sich an der Menge an Schülern – in geburtenstarken Jahrgängen werden mehr Lehrer gesucht. Ebenso allerdings daran, wieviele Lehrer pensioniert werden. Treten dann noch unvorhersehbare Ereignisse wie beispielsweise eine Flüchtlingswelle ein, dann werden mehr Lehrer benötigt.

In diesem Fall besonders viele Lehrkräfte, die Deutsch unterrichten können. Zur Abwechslung ist hier die Nachfrage also stärker als das Angebot. Solche Entwicklungen am Arbeitsmarkt erfordern entsprechende Maßnahmen.

Da ein Lehramtsstudium je nach Ausrichtung und persönlichen Bedingungen schnell mal vier, fünf Jahre dauern kann, wird an den Einstiegsvoraussetzungen geschraubt, um Quereinsteiger als Lehrer beschäftigen zu können.

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Schweinezyklus Immobilien: Der Wohnungsmarkt reagiert langsam

Den Satz: Angebot und Nachfrage regeln den Preis, lernt jedes Kind in der Schule. Der angestrebte Zustand wäre eigentlich ein Marktgleichgewicht, bei dem die Angebotmenge und die Nachfragemenge gleich auf sind, also die Gleichgewichtsmenge gegeben ist.

Im Falle der Viehwirtschaft kann mittlerweile insofern auf den Schweinezyklus reagiert werden, dass bei einem Überangebot Fleisch gekühlt beziehungsweise gefroren wird. So kann es im Falle einer zwischenzeitlich wieder gestiegenen Nachfrage besser verkauft werden als wenn die Züchter bei geringer Nachfrage verkauft hätten.

Der ausgeglichene Markt bleibt dennoch zumeist ein unerreichtes Ideal. Dafür müsste die Produktion der Güter beziehungsweise das Angebot genau dann gestoppt werden, wenn die Nachfrage eine Sättigung erreicht.

Der Schweinezyklus lässt sich auch hervorragend auf dem Immobilienmarkt beobachten. Gerade in wachsenden Großstädten wird seit Jahren zu wenig in neuen – vor allem: bezahlbaren – Wohnraum investiert. Die Folge davon ist eine unvermindert hohe Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Mietpreisen.

Für Arbeitnehmer, die extra für den Job in eine teure Stadt wie etwa Köln oder München ziehen müssen, spielen die Mietpreise natürlich auch eine Rolle bei den Gehaltsverhandlungen.

Darüber hinaus wirkt sich der Time Lag natürlich auch hier aus; neuen Wohnraum zu schaffen geht nicht über Nacht. Das heißt, die Auswirkungen eines möglicherweise zu großen Baubooms lassen sich noch nicht absehen. Existiert irgendwann ein Überangebot, wird es schwierig, Lösungen für leerstehende Immobilien zu finden.

Wer als privater Anleger in Wohnraum investiert, sollte daher den Immobilienmarkt genau beobachten, bevor er investiert. Idealerweise geschieht dies in der Phase, in der ein Überangebot an Wohnraum existiert, denn dann lässt sich günstiger kaufen beziehungsweise bauen und der Wert steigt in der nächsten Periode.

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Tipps für den Ausweg aus dem Dilemma

Das Phänomen des Schweinezyklus ist bereits alt und in völlig unterschiedlichen Bereichen zu beobachten. Es liegt daher nahe, dass es keine einfache Lösung dafür gibt. Was bedeutet das für Schulabgänger, angehende Berufseinsteiger und Arbeitnehmer insgesamt?

Im Wesentlichen dreierlei:

  • Berufswahl

    Augen auf bei der Berufswahl. Wer zu Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums nur auf das Geld schielt, für den könnte es am Ende ein böses Erwachen geben. Seit Jahren ist zu hören, dass händeringend Ingenieure gesucht werden. Es ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit der Bedarf gedeckt sein wird.

    Um abschätzen zu können, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist, sollten Gehaltstabellen gesichtet werden. Je höher – im Vergleich zu Vorjahren – die Gehälter, desto höher schätzungsweise die Nachfrage nach solchen Jobs. Eine Garantie ist dies dennoch nicht, vor allem nicht, wenn Sie am Anfang Ihrer Ausbildung oder Ihres Studiums stehen.

    Daher ist Geld nur ein bedingt geeignetes Kriterium bei der Berufswahl. Viel stärker sollten Ihre persönlichen Neigungen und Interessen im Fokus stehen: Die ändern sich im Gegensatz zum Schweinezyklus nicht alle drei bis vier Jahre. Darüber hinaus helfen Ihnen persönliche Stärken und Interessen, die Motivation aufrecht zu erhalten. Wer keinerlei Leidenschaft mit seinen Lerninhalten verbindet, wird es schwer haben, durchzuhalten.

  • Flexibilität

    Erhalten Sie sich Ihre Flexibilität. Dafür ist es wichtig, auch um die Ecke denken zu können. Wer beispielsweise immer als Ingenieur im Maschinenbau arbeiten wollte, plötzlich aber keinen Job findet, sollte die Ursachen analysieren.

    Teilweise liegt es daran, dass festgefahrene Vorstellungen darüber existieren, wo der Arbeitsort sein muss. Die meisten Absolventen wollen entweder in dem Ort arbeiten, aus dem sie stammen – wegen der familiären Bindungen – oder in dem Ort, an dem sie studiert haben – wegen der sozialen Kontakte. Was viele allerdings nicht in Betracht ziehen, ist das Arbeiten in der Provinz.

    Ebenso kommt für einige ein Branchenwechsel mit dem Erlernten nicht infrage. Dabei lässt sich mit Berufserfahrung und / oder angeeignetem Wissen aus Hobbys auch als Quereinsteiger in völlig neuen Bereichen Arbeit finden.

  • Lernbereitschaft

    Und drittens sollte lebenslanges Lernen für Sie kein Fremdwort sein. Das erleichtert den Quereinstieg nämlich ungemein. Sie bauen so Interessen aus und können sie durch Fortbildungen oder Weiterbildungen auf ein solides Fundament stellen. Selbst wer eine völlig andere Ausbildung gemacht hat, kann sich im Laufe seines Berufslebens noch umentscheiden und so der Arbeitslosigkeit entgehen.

[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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