Studieren mit 40, aber was?
Spätstudierende oder Spätberufene nennt man sie: Wer mit 40 noch mal ein Studium beginnt, hat Lebens- und Berufserfahrung. In der Regel haben diese Studierenden bereits eine abgeschlossene Ausbildung, manchmal bereits ein abgeschlossenes Studium. Sie stehen fest im Leben, haben zuvor eine Familie gegründet, vielleicht sogar ein Unternehmen aufgebaut. Auslöser für diesen Schritt, mit 40 noch einmal die Schulbank zu drücken, sind Unzufriedenheit im Job oder Karriereabsichten, die sich nur mit abgeschlossenem Studium verwirklichen lassen. Studieren mit 40 – aber was? Was Sie studieren, hängt im Wesentlichen von Ihren Interessen beziehungsweise strategischen Erwägungen ab. Diese drei Kriterien sollten Sie bedenken:
Berufsverwandt
Naheliegend ist, mit einem Studium auf bereits bestehendes Wissen aufzubauen und nicht bei null anzufangen. Nach einer Ausbildung zur Werbekauffrau/Kauffrau für Marketingkommunikation könnten Sie beispielsweise mit einem Studium der Kommunikations- oder Medienwissenschaften beginnen. Berufsverwandt wäre ein Studium ebenfalls, wenn eine Krankenschwester sich dazu entschließt, Gesundheits- und Sozialmanagement zu studieren. Der Vorteil: Oft bringen Sie bereits praktisches Wissen mit, können sich so theoretische Inhalte leichter erschließen.
Realistisch
Oft entscheiden sich Menschen für ein Studium nach Neigung, also ihren Interessen. Einer der beliebtesten Studiengänge ist Medizin. Auch mit über 40 Jahren steht Ihnen theoretisch alles offen. Dennoch sollten Sie auch einen realistischen Blick auf die Dinge haben: Wer mit 45 Jahren ein Medizinstudium beginnt, wird – je nach Fachrichtung – erst nach elf, zwölf Jahren damit fertig sein. Und das ist die Regelstudienzeit. Dann haben Sie gerade mal zehn Jahre, um noch in Ihrem neuen Job zu arbeiten.
Gefragt
Bei der Studienwahl sollten Sie die längerfristigen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt im Blick behalten. Immer wieder kommt es zum sogenannten Schweinezyklus – ein Mangel in einem Beruf führt zu massenhaften Einschreibungen für ein Studienfach, führt zu Überangebot an Absolventen und schließlich geringerer Nachfrage. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Geisteswissenschaften: Die sind sehr beliebt bei den Studierenden – aber nicht unbedingt auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Denn das Studium ist in der Regel nicht berufsqualifizierend (im Gegensatz zum Medizinstudium, wonach Sie Arzt sind).
Wie sehen die Berufschancen aus?
Wenn Sie mit 40 studieren wollen, dann haben Sie noch über zwanzig Jahre bis zur Rente. Das ist für viele Ansporn, noch mal das Ruder herumzureißen. Kommt studieren mit 40 für Sie infrage, sollten Sie für sich klären, wie es mit den Berufschancen anschließend aussieht. Denn manche Branchen tun sich mit älteren Absolventen schwer. Gute Aussichten haben Sie sicherlich in Bereichen, in denen ohnehin Fachkräftemangel herrscht – also im Gesundheitsbereich, aber ebenso in den Ingenieurwissenschaften. Der Vollständigkeit halber sei gesagt: Studieren mit 40 muss natürlich nicht ausschließlich dem beruflichen Fortkommen dienen – für manche bedeutet es einfach eine innere Weiterentwicklung.
Gibt es beim Studium mit 40 finanzielle Unterstützung?
Der wohl wichtigste Punkt für viele Studierende ist die Finanzierung. Der große Unterschied beim Studieren mit 40: Sie erhalten kein Bafög mehr. Diese Ausbildungsförderung steht in der Regel nur Studierenden bis 30 Jahren zur Verfügung. Außerdem fällt der vergünstigte Studententarif in der Krankenversicherung weg. Hinzu kommt außerdem, dass Sie Studiengebühren für ein Fernstudium oder Abendstudium aufbringen müssen. Zwischen 2.000 und 20.000 können die Gesamtkosten je nach Abschluss und Studiendauer betragen. So bleiben zur Finanzierung eines Vollzeitstudiums im Prinzip nur diese Möglichkeiten:
- Stipendium
- Nebenjob
- Darlehen
- Ersparnisse
Wer neben der Arbeit studiert, kann außerdem versuchen, seinen Chef von einer Beteiligung an den Studiengebühren zu überzeugen. Je näher das Studium an den (möglichen) Arbeitsinhalten ist, desto leichter wird das gelingen.
Finanzielle Unterstützung gibt es außerdem noch indirekt: Studierende mit 40 oder älter können bei der Steuererklärung sparen. Wer beispielsweise neben dem Hauptberuf studiert, kann die Kosten fürs Studium als Werbungskosten von der Steuer absetzen. Selbständige oder Gewerbetreibende können die Kosten fürs Studium als Betriebsausgaben angeben.
Persönliche Voraussetzungen fürs Studium mit 40
Es gibt gute Gründe für ein spätes Studium: Wer mit 40 studiert, erhält eine völlig neue Sichtweise und ein neues Verständnis für Sachverhalte. Das zahlt aufs Selbstbewusstsein ein, ebenso wie die Tatsache, eine herausfordernde Phase gemeistert zu haben. Denn darin sind sich alle, die sich dafür entschieden haben, einig: Ein Spaziergang wird das nicht. Die über 40-Jähren müssen mit erschwerten äußeren Rahmenbedingungen kämpfen, weil eben keinen Anspruch auf Unterstützung durch die Eltern oder Bafög haben.
Hinzu kommt: Lebenslanges Lernen ist zwar die vielbeschworene Devise, aber Lernen fällt „im Alter“ eben doch schwerer. Schnelles, analytisches Denken beherrschen jüngere Menschen besser, auch die Merkfähigkeit ist ausgeprägter. Aber das sollte Sie nicht abschrecken. Altersbedingte Veränderungen im Gehirn lassen sich zwar nicht leugnen. So nimmt die fluide Intelligenz mit Ende 20 ab. Wie stark diese Veränderungen jedoch ausgeprägt sind, hängt nicht zuletzt davon ab, wie stark das Gehirn genutzt wird. Die kristalline Intelligenz nimmt nämlich zu – und dahinter verbirgt sich das Erfahrungswissen. Damit Ihr Studium mit 40 oder später ein Erfolg wird, sollten Sie folgende Dinge für sich klären:
Motivation
Was ist die Motivation hinter dem Wunsch, mit 40 zu studieren? Verbinden Sie konkrete berufliche Veränderungen mit einem Studium oder möchten Sie sich selbst etwas beweisen? Wenn jemand beispielsweise nach der Schule studieren wollte, aber kein Abitur hatte und in die Ausbildung mehr oder minder hineingeschlittert ist. Beide Wünsche sind legitim und verständlich. Entscheidend ist, dass Sie sich vor Augen halten, warum Sie die zusätzliche Belastung auf sich nehmen – denn das hilft dabei, sich auch in schwierigen Phasen zu motivieren.
Durchhaltevermögen
Die nötige Motivation und Zuversicht zahlt direkt auf das Durchhaltevermögen ein, das Sie dringend brauchen werden. Freizeit und Wochenenden wie bisher sind vorläufig Geschichte. Herausfordernd können auch die Rückmeldungen aus dem Familien- und Freundeskreis sein, die sich eher zweifelnd äußern.
Selbstorganisation
Selbstorganisation benötigen Sie als dritte, elementare Fähigkeit. Vereinbarkeit von Studium und Familie kommt auf viele ältere Studierende zu. In einigen Fällen ist es außerdem noch ein Teilzeitjob zur Finanzierung des Studiums. Müssen Sie alle diese Dinge unter einen Hut bringen, kann sich die Studiendauer zusätzlich verlängern. Hier heißt es sich durchzubeißen, denn Sie wissen, wofür Sie das tun.
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