Konjunktiv I und II: Beispiele, Bildung + Verwendung

Mit dem Konjunktiv drücken wir im Deutschen Wünsche oder höfliche Bitten aus. Ebenso werden mit dem Konjunktiv Zitate in indirekter Rede wiedergegeben. Viele tun sich mit der Bildung + Verwendung des Konjunktiv I und II aber schwer. Beispiele, wie es richtig geht – einfach erklärt…

Konjunktiv Bilden Deutsch Regeln Tabellen

Anzeige

Konjunktiv I und II: Unterschiede einfach erklärt

Der Konjunktiv ist eine Verbform (= Modus) – auch Möglichkeitsform genannt. Damit werden im Deutschen Wünsche oder Bitten ausgedrückt. Dazu nutzen Sie sogenannte Konditionalsätze (Bedingungssätze). Ebenso lassen sich mit dem Konjunktiv Zitate in indirekter Rede wiedergeben.

Der Konjunktiv lässt sich in den Zeitformen Präsens (Gegenwart), Perfekt (Vergangenheit) und Futur (Zukunft) bilden. Beispiele:

  • „Ich hätte gerne diese zwei Brötchen.“
  • „Seine Antwort war, er wisse von alledem nichts.“
  • „Sie sagt, sie könne sich heute wegen des Staus verspäten.“

Was ist der Unterschied zwischen Konjunktiv I und II?

Im Deutschen werden zwei Formen unterschieden – der Konjunktiv I und II:

  1. Konjunktiv I

    Beim Konjunktiv I handelt es sich um feste Redewendungen – meist im Präsens, Perfekt oder Futur I und II. Beispiel: „Sie sagt, sie wolle im Sommer unbedingt verreisen.“

  2. Konjunktiv II

    Den Konjunktiv II nutzen Sie vor allem für höfliche Bitten oder Träume und Wünsche – im Präsens oder Präteritum. Beispiel: „Ich würde am liebsten nach Australien auswandern!“

Mit beiden Formen – Konjunktiv I und II – können Sie gleichzeitig indirekt zitieren. Beispiel: „Albert Einstein sagt, Fantasie sei wichtiger als Wissen, denn Wissen sei begrenzt.“

Anzeige

Konjunktiv I

Der Konjunktiv I wird in der Regel genutzt, um Aussagen einer anderen Person indirekt wiederzugeben. Also nicht als wörtliches Zitat, sondern sogenannte indirekte Rede. Einfach erklärt: So wird der Konjunktiv gebildet…

Konjunktiv I Bildung

Den Konjunktiv I können sie für zahlreiche Verben nutzen. Die häufigste Form ist in der 3. Person Singular („Er, sie sagte, dass…“). Dabei wird in der Regel das -n von der Verb-Grundform (Infinitiv) entfernt. Beispiel: „Sie sagt, sie mache(n) gleich ihre Hausaufgaben.“

Tabelle: Konjunktiv I Beispiele (Präsens)

Person gehen können sollen
Ich gehe könne solle
Du gehest könnest sollest
Er/sie/es gehe könne solle
Wir gehen können sollen
Ihr gehet könnet sollet
Sie gehen können sollen

Konjunktiv I Verwendung

Wenn Sie jemanden (sinngemäß) zitieren wollen, ohne die Aussage Wort für Wort zu wiederholen, nutzen Sie die indirekte Rede. Sie ist zugleich die häufigste Verwendung für den Konjunktiv I. Beispiel:

  • Klaus: „Ich komme heute nicht zur Arbeit, ich bin krank.“
  • Konjunktiv I: „Klaus sagt, er komme heute nicht zur Arbeit, weil er krank sei.“

An dem Satz und Beispiel merken Sie, dass der Indikativ Präsens und Konjunktiv I kaum bzw. gar nicht zu unterscheiden sind: In beiden Fällen steht da „komme“. Deshalb wird in dem Fall häufig auf den Konjunktiv II als Ersatzform zurückgegriffen. Beispiel: „Klaus sagt, er käme heute nicht zur Arbeit, weil er krank sei.“

Anzeige

Konjunktiv II

Der Konjunktiv II lässt sich im Präsens (Gegenwart) und Präteritum (Vergangenheit) bilden. Auch er eignet sich wieder für die indirekte Rede, aber ebenso für höfliche Bitten sowie große Lebensträume, Hoffnungen und Wünsche.

Konjunktiv II Bildung (Präsens)

Um den Konjunktiv II im Präsens zu bilden, nehmen Sie zunächst den Verbstamm und fügen eine entsprechende Endung hinzu. Bei unregelmäßige Verben mit den Vokalen a, o oder u, werden daraus die Umlaute ä, ö oder ü. Der Vokal e wird zu ie. Beispiele:

Tabelle: Konjunktiv II (Präsens)

Person gehen sein haben
Ich ginge wäre hätte
Du gingest wärest hättest
Er/sie/es ginge wäre hätte
Wir gingen wären hätten
Ihr ginget wäret hättet
Sie gingen wären hätten

Konjunktiv II Bildung (Vergangenheit)

Um die Vergangenheitsform zu bilden, nehmen Sie den Konjunktiv I der Hilfsverben „haben“ und „sein“ und setzen das Vollverb ins Partizip II – meist, indem Sie die Vorsilbe ge- vor das Verb stellen.

Falls Sie den Konjunktiv in die Zukunftsform setzen wollen, bilden Sie wieder die Konjunktivform von „werden“ und fügen den Infitiv eines Verbs hinzu. Beispiele:

Tabelle: Konjunktiv II (Präteritum)

Person machen gehen sein
Ich hätte gemacht wäre gegangen wäre gewesen
Du hättest gemacht wär(e)st gegangen wär(e)st gewesen
Er/sie/es hätte gemacht wäre gegangen wäre gewesen
Wir hätten gemacht wären gegangen wären gewesen
Ihr hättet gemacht wär(e)t gegangen wär(e)t gewesen
Sie hätten gemacht wären gegangen wären gewesen

Beispiele

  • „Er berichtete, er sei um sein Leben gelaufen.“
  • „Sie erklärte dem Lehrer, sie habe das Buch gelesen.“
  • „Die Freunde sagten, sie würden nun nach Hause gehen.“

Das letzte Beispiel zeigt, dass eine Verwechslung mit dem Indikativ der Zukunft (Futur I) möglich ist. Daher verwendet man statt des Konjunktiv I den Konjunktiv II mit würde.

Verwendung von Konjunktiv II

Den Konjunktiv II verwenden Sie in der Regel für Wünsche oder Träume, die zum Teil unwahrscheinlich oder sogar unmöglich erscheinen. Er heißt daher auch „Irrealis“, weil er unwirkliche (= irreale) Dinge ausdrückt.

Werden diese Wünsche oder Träume unter bestimmten Bedingungen wahrscheinlicher, drücken Sie das mit einem sogenannten Konditionalsatz (Bedingungssatz) aus. Beispiele:

  • „Wenn ich du wäre, würde ich mich schämen!“
  • „Ich wünschte, du wärst jetzt bei mir.“
  • „Wie gerne wäre ich jetzt am Strand in der Sonne.“
  • „Ich würde am liebsten fliegen können.“

Auch wird der Konjunktiv II für die indirekte Rede eingesetzt, wenn der Konjunktiv I nicht möglich ist. Zum Beispiel: „Sie erzählten, dass sie ihn im Kino gesehen hätten.“ (Statt: „…gesehen haben“, weil sonst keine Unterscheidung vom Indikativ Präsens möglich.)

Konjunktiv II mit „würde“

Im Alltag nutzen viele Menschen statt des Konjunktiv II die Variante mit „würde“ + Infinitiv. Er wird salopp auch „Konjunktiv 3“ genannt. Das ist in der deutschen Grammatik zulässig, wenn sich die Konjunktivform sonst nicht vom Indikativ Präteritum unterscheiden ließe. Beispiele:

  • „Ich würde ja helfen, aber ich habe keine Zeit.“
  • „Sie sagte, sie würde an dem Tag arbeiten.“ (Statt: „Sie arbeitete an dem Tag“)


Anzeige

Konjunktiv Übungen

Fühlen Sie sich schon sicher im Umgang mit dem deutschen Konjunktiv? Dann prüfen Sie Ihr Wissen gleich mit den folgenden Konjunktiv Übungen. Zur Auflösung klicken Sie einfach auf den verpixelten Teil:

Übung 1: Setzen Sie diese Sätze in den Konjunktiv!

Lehrerin: „Für morgen gibt es keine Hausaufgaben.“
Lösung: Die Lehrerin sagt, für morgen gebe es keine Hausaufgaben.

Frau Müller: „Ich freue mich jedes Jahr auf die Tulpenzeit.“
Lösung: Frau Müller sagt, sie freue sich jedes Jahr auf die Tulpenzeit.

Das Kind beschwerte sich: „Immer muss ich den Tisch decken!“
Lösung: Das Kind beschwerte sich, dass es immer den Tisch decken müsse.

Tipp: Indirekte Rede können Sie stets mit einem dass-Satz einleiten.

Übung 2: Füllen den Lückentext aus!

Er sagte, er __ nicht, ob der Feiertag auf einen Sonntag __. (wissen, fallen)
Lösung: Er sagte, er wisse nicht, ob der Feiertag auf einen Sonntag fiele.

„Ich __, du __ mit ins Kino kommen.“ (wünschen, können)
Lösung: „Ich wünschte, du könntest mit ins Kino kommen.“

Mein Onkel sagt, er __ sich so fit wie zuletzt mit 30. (fühlen)
Lösung: Mein Onkel sagt, er fühle sich so fit wie zuletzt mit 30.


Was andere dazu gelesen haben