Redewendungen Beispiele + Liste
Im Folgenden listen wir die bekanntesten Redewendungen im Deutschen auf. Darunter lustige, merkwürdige und sinnige. Nicht wenige haben sogar religiösen Ursprung und stammen aus der Bibel. Vor allem Luthers Übersetzungen haben wir nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Sprache zu verdanken. Die Liste stellen wir Ihnen am Ende übrigens als kostenlosen Download zur Verfügung.
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Diese Redensart geht auf die Bibel, genauer: das Alte Testament zurück. Wenig versöhnlich meint es, dass jedes Leid mit gleichem Leid vergolten werden soll. Das weckt Assoziationen von Rache. In Alltag interpretierten die Menschen es jedoch eher so, dass der Verursacher eines Schadens eine angemessene Wiedergutmachung leisten musste.
Äpfel mit Birnen vergleichen
Hier geht es nicht um Obst, sondern darum, dass jemand zwei völlig verschiedene, unvergleichliche Dinge miteinander vergleicht.
Etwas ausbaden müssen
In früheren Zeiten war es keine Seltenheit, dass mehrere Menschen sich nacheinander ein und dieselbe Badewanne teilten. Wer zuletzt in die Wanne stieg, hatte in mehrerlei Hinsicht Pech: Das Wasser hatte sich abgekühlt und war dreckig. Außerdem hatte er die Aufgabe, „ausbaden“ zu müssen, heißt: Im Anschluss ans eigene Bad musste er die Wanne leeren, säubern und an den Ort zurückbringen.
Bahnhof verstehen
Wenn jemand nur „Bahnhof“ versteht, hat er ein Verständnisproblem. Die Redensart stammt aus dem Ersten Weltkrieg und bezieht sich auf die vom jahrelangen Krieg zermürbten Soldaten. Die wollten nur noch „Bahnhof“ hören und verstehen: Das bedeutete für sie nämlich Heimfahrt.
In die Binsen gehen
Bedeutet, dass jemanden etwas kaputt oder verloren geht. Die Herkunft liegt in der Jägersprache. Binsen bezeichnet stabile Grasgewächse (oft in Wassernähe), in die sich das Wild auf der Jagd flüchtete. Meist verliert sich hier für Jagdhunde die Spur.
Gang nach Canossa machen
Diese Redewendung bezieht sich auf den römisch-deutschen Kaiser Heinrich den IV., der sich im 11. Jahrhundert mit dem Papst überworfen hatte und daraufhin exkommuniziert worden war. Um Absolution zu erhalten, musste er unter anstrengenden und gefährlichen Bedingungen zur Burg Canossa reisen, wo sich der Papst aufhielt. Wer heutzutage einen Gang nach Canossa macht, betont die persönlich als demütigend empfundenen Bedingungen, unter denen er oder sie sich entschuldigt.
Aus dem Nähkästchen plaudern
Diese Redensart bedeutet, dass jemand Geheimnisse preisgibt, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen. Das Nähkästchen galt einigen Frauen in früheren Zeiten als sicherer Aufbewahrungsort – beispielsweise für Liebesbriefe von Verehrern. In Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ kommen nach vielen Ehejahren exakt solche Geheimnisse in ihrem Nähkästchen zum Vorschein und führen zur Katastrophe.
Auf den Keks gehen
Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht ganz klar. Bei Keks handelt es sich um einen Anglizismus, der sich vom englischen Begriff „cakes“ für ein Gebäckstück ableitet. Bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bezeichneten die Briten mit „cake“ oder „fruitcake“ allerdings auch eine verrückte Person. Von dort ist die heutige Bedeutung im Deutschen nicht mehr ganz weit: Wer anderen auf den Keks geht, geht ihnen auf die Nerven.
Unter aller Kanone
Diese Redensart ist ein klassisches Beispiel für eine sprachliche Verballhornung. Es geht nämlich mitnichten um ein Geschütz, vielmehr bedeutete lateinisch „Canon“ früher die Notenskala von 1 bis 6. Und mit „sub omni canone“ drückte man aus, dass etwas derart schlecht war, dass es jeder Beschreibung spottete beziehungsweise es keinen Ausdruck mehr dafür gab.
Die Katze im Sack kaufen
Bedeutet, dass man etwas etwas kauft, ohne den Inhalt des Produktes eindeutig zu kennen. Die Redensart verweist auf betrügerische Händler. Diese jubelten ihren Kunden früher auf Märkten wertlose Katzen unter – statt der ausgemachten Ferkel, Hasen oder Hühner.
Über den Jordan gehen
Diese Phrase bedeutet, dass ein Mensch stirbt oder etwas kaputtgeht. Die Redewendung stammt aus der Bibel: Bevor das Volk der Israeliten ins gelobte Land Kanaan gelangen konnten, mussten sie sich auf eine beschwerliche Reise begeben, die durch eine Wüste und anschließend über den Fluss Jordan führte. Dieser bedeutete gleichzeitig den Einzug ins Himmelreich, wofür die Person zunächst sterben musste.
Ein Buch mit sieben Siegeln
So drückt man aus, wenn etwas für jemanden ein komplettes Rätsel ist, das unverständlich und unlösbar erscheint. Auch diese Phrase geht auf die Bibel zurück. In der Offenbarung des Johannes geht es um ein solches Buch, das die endzeitlichen Ereignisse auf der Erde schildert. Niemand kann es öffnen, um Details in Erfahrung zu bringen. Erst Jesus (in Gestalt eines Lamms) schafft das Unmögliche.
Auf dem Schlauch stehen
Ist jemand begriffsstutzig, kann man sich das bildlich vorstellen: Steht jemand beispielsweise auf dem Gartenschlauch, passiert nicht viel, das Wasser kann nicht fließen. So auch im übertragenen Sinne – jemand kommt bei der Problemlösung einfach nicht weiter. Synonyme Redewendungen sind übrigens „ein Brett vor dem Kopf haben“ oder „eine lange Leitung haben“.
Auf/aus dem letzten Loch pfeifen
Diese Redewendung gibt es in zweierlei Varianten, sie ist bereits seit dem 17. Jahrhundert belegt. Wer aus oder auf dem letzten Loch pfeift, kann nicht mehr. Er ist am Ende seiner Kräfte. Vermutlich bezieht sich die Redensart auf die Löcher eines Blasinstruments, beispielsweise bei einer Blockflöte. Das letzte Loch markiert den höchsten Ton – danach geht nichts mehr. So auch im übertragenen Sinne: Müsste eine Person nun noch einen weiteren Kraftakt bewältigen, wäre das ihr Ende.
Alte Zöpfe abschneiden
Wer redensartlich „alte Zöpfe abschneiden“ will, der macht sich für Veränderungen stark. Es geht vor allem darum, nicht an überholten Traditionen festzuhalten. Vermutlich stammt diese Redewendung aus der Zeit der preußischen Armee: Diese trug seit dem 16. Jahrhundert Zöpfe als offizielle Haartracht. Unter Friedrich dem II. wurden die eher hinderlichen Zöpfe abgeschnitten
Zur Salzsäule erstarren
Diese Redensart ist ganz ähnlich wie eine andere: vom Donner gerührt. In beiden Fällen drückt die Phrase aus, dass man vor Schreck erstarrt ist. Der Hintergrund der Formulierung „zur Salzsäule erstarrt“ ist wiederum ein biblischer: Gott beschließt, die beiden bösen Städte Sodom und Gomorra zu zerstören. Einzig den frommen Lot und seine Familie will er verschonen. Bedingung: Während es Feuer und Schwefel regnet, sollen sie einfach nach vorne schauen. Lots Frau dreht sich jedoch um – und erstarrt zur Salzsäule.
Nicht das Gelbe vom Ei
Die Herkunft ist nicht ganz klar. Hinter dieser Redewendung steckt jedoch die Vorstellung, dass der Eidotter das Beste am ganzen Ei ist. Wenn etwas also nicht das Gelbe vom Ei ist, ist es nur das Zweitbeste, nicht das Nonplusultra oder Optimum.
Sich den Schuh nicht anziehen
Auf diese Redensart greift zurück, wer sich einen (vermeintlichen) Vorwurf nicht gefallen lässt. Die Phrase nimmt Bezug auf das Sprichwort: „Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.“ So kann man das Verhalten einer Person einstufen, die sich über geäußerte Kritik aufregt und sofort angesprochen fühlt.
Redewendungen auf Deutsch: Liste
Die obigen Redewendungen können Sie hier kostenlos als PDF-Dokument herunterladen:
Sprichwörter und Redewendungen: Wo liegt der Unterschied?
Redewendungen erinnern in mancherlei Hinsicht an Sprichwörter. Der Unterschied: Ein Sprichwort besteht in der Regel aus einem vollständigen Satz, der nur so Anwendung findet. Eine Redewendung ist eine mitunter lose Verbindung einiger Wörter, die sich in verschiedenen Situationen anpassen lässt. Dazu zwei Beispiele:
Das Sprichwort „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ ist ein vollständiger Satz. Es bedeutet, dass jemand, der anderen etwas Übles zufügen möchte, sich selbst am Ende schadet. Oder etwas schicksalhafter: Das geplante Übel wird sich gegen ihn selbst wenden. Wie viele Sprichwörter (und auch Redewendungen) stammt dieses aus der Bibel. Wichtigstes Merkmal: Es enthält eine Lebensweisheit. Eine Redewendung hingegen muss keine tiefere philosophische Bedeutung haben. Sie lässt sich mühelos auf unterschiedliche Situationen übertragen:
Beispiel dafür ist „sich etwas abschminken“: Es geht nicht darum, wirklich Make-up zu entfernen. Vielmehr steht die idiomatische Formulierung dafür, die Hoffnung in einer Angelegenheit aufgeben zu müssen.
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