Definition: Was ist die Renaissance?
Mit Renaissance (Französisch für „Wiedergeburt“) bezeichnen wir die Epoche zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Sie ging von Italien aus und erfasste ganz Europa. Ihr Einfluss zeigt sich in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Ausgangspunkt war die Wiederentdeckung und Anerkennung der römischen und griechischen Antike.
Wichtige ideen- und geistesgeschichtliche Impulse nahmen dort ihren Anfang. Bedeutende Vertreter der Renaissance griffen antike Gedanken auf und spannen sie zu etwas Neuem. Eindrucksvolle Bauten und faszinierende Bildhauerei zeugen noch heute von der Schaffenskraft bekannter Künstler wie da Vinci oder Michelangelo.
Renaissance Epoche
Als Epochenbezeichnung ist Renaissance erst seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Das 15. (Quattrocento) und 16. Jahrhundert (Cinquecento) gelten als Blütezeit, insgesamt erstreckt sich diese Epoche allerdings über gut drei Jahrhunderte. Ihr geht die Gotik voraus, der Barock folgt als neue Epoche.
Es existieren verschiedene Ansätze zur zeitlichen Eingrenzung, je nach zeitlichem Orientierungspunkt. Meist wird zwischen diesen drei Phasen unterschieden:
- Frührenaissance
Um 1400 bis 1500 - Hochrenaissance
Ab 1500 bis 1530 - Spätrenaissance
Ab 1520 bis 1620
Die Spätrenaissance ist auch als Manierismus bekannt. Eine Epoche und ihre Zeiträume lassen sich nie exakt eingrenzen, da es Überschneidungen gibt. Zudem kommt es darauf an, welchen Bereich man betrachtet. Beispielsweise treten bestimmte Entwicklungen in Literatur, Kunst oder Wirtschaft nicht zeitgleich, sondern verzögert auf.
Renaissance Zeitstrahl
Renaissance Merkmale und Erfindungen der Epoche
Es gibt nicht DAS eine Merkmal, vielmehr zeichnet sich die Epoche durch diverse Entwicklungen aus. Nicht mehr einzig Adelige und Kirchenleute, sondern zunehmend das aufstrebende Bürgertum nehmen gesellschaftlichen Einfluss. Wohlhabende Handwerker und Kaufleute sind begeisterte Förderer von Malerei und Architektur, lassen Bildnisse und Statuen anfertigen, Villen und Paläste erbauen. Die Erkenntnisse und Leistungen antiker Vorbilder spiegeln sich in verschiedenen Bereichen:
Kunst
Besonders sichtbar ist die Renaissance im Bereich der bildenden Künste. Aus der Bildhauerei sind Marmorskulpturen wie David (1501 – 1504, Michelangelo) oder Raub der Sabinerinnen (1574 – 82, Giovanni da Bologna) Zeugnisse großen Könnens. In der Malerei entwickeln sich Bildkomposition und Maltechnik im aktiven Austausch mit anderen europäischen Künstlern. Neu ist die Zentralperspektive, welche eine Dreidimensionalität erzeugt. Eins der bekanntesten Beispiele dafür ist die Sixtinische Kapelle in Rom (1508 – 1512, Michelangelo).
Architektur
In der Architektur sind geometrische Grundformen, symmetrischer Aufbau und römische Säulen beliebte Elemente, die aus der Antike übernommen werden. Als Materialien greift man bevorzugt auf Putz, Marmor und Naturstein zurück. Berühmte Beispiele sind die Sakralbauten Santa Maria presso San Satiro (etwa 1480) sowie der Petersdom in Rom (ab 1506), die zu den Hauptwerken des Baumeisters Donato Bramante zählen.
Literatur
Schon im 14. Jahrhundert trugen verschiedene Krisen und Entwicklungen dazu bei, sich auf die Antike zurückzubesinnen. Als Vorläufer der Renaissance gelten Dante Alighieri und Gelehrte wie Francesco Petrarca. Er suchte gezielt nach antiken Schriften, um sie erneut zu übersetzen und das Wissen für eigene Werke zu nutzen. Gleichzeitig wurde es so anderen zugänglich und beeinflusste berühmte Dichter wie beispielsweise William Shakespeare.
Geistesgeschichte
Die Renaissance ist auch das Zeitalter des Humanismus. Der einzelne Mensch und seine Persönlichkeit stehen nun im Mittelpunkt. Ganz anders noch im Mittelalter mit seinen Ständegesellschaften: Hier gaben Kleriker mit ihren Vorstellungen von einem gottgefälligen Leben den Ton an. Im humanistischen Denken verliert die als gottgegeben erachtete Gesellschaftsordnung an Bedeutung. Stattdessen sollen sich Menschen ihres Verstandes bedienen und ihre Bildung und Fähigkeiten verbessern.
Religion
Die Entwicklungen der Renaissance tragen maßgeblich dazu bei, die Position der Kirche zu schwächen. Damit eng verknüpft ist wiederum die Reformation. Diese Bewegung nahm ihren Anfang im frühen 16. Jahrhundert, einer der bedeutendsten Vertreter war Martin Luther. Seine Bibelübersetzungen gestalten nicht nur die deutsche Sprache, sondern machen erstmals die heilige Schrift der breiten Masse zugänglich. Gleichzeitig wehrt sich Luther gegen bisherige Auslegungen der Bibel wie den Ablasshandel oder Gebote des Papstes. Für ihn sind einzig das Evangelium und der eigene Glaube maßgeblich.
Erfindungen
Es ist das Zeitalter der Erfindungen und Entdeckungen. Die Entdeckung des amerikanischen Kontinents (1492) durch Christoph Kolumbus fällt ebenso in diese Epoche wie Forschungen im Bereich Astronomie und Mathematik. Diese bereiten den Weg für weitere Neuerungen wie beispielsweise die Erfindung eines Thermometers zur Messung von Temperaturen durch Galileo Galilei. Oder die Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds: Den Vorarbeiten antiker Gelehrter verhilft Nikolaus Kopernikus zum Durchbruch. Nicht die Sonne kreist um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg hilft, neue Ideen bekannt zu machen.
Wirtschaft
In der Renaissance bildet sich der Kapitalismus heraus. Nun regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Ausgangspunkt ist das italienische Bankenwesen. Italienische Begriffe wie Giro, Bankrott, Kredit oder Konto stammen aus dieser Zeit. Zu einer der mächtigsten und bekanntesten Familien gehören die Medici. Durch Textilhandel reich geworden, steigen diese als Bankiers bis in die adelige Oberschicht auf und stellen sogar Päpste. Als Mäzen fördern sie Kunst und Architektur und tragen so zum Aufstieg der Stadt Florenz bei.
Bedeutende Vertreter der Renaissance
Viele Namen bedeutender Vertreter sind bis heute untrennbar mit der Epoche verbunden. Exemplarisch seien diese genannt:
Leonardo da Vinci (1452 – 1519)
Unbestritten zu den Universalgenies zählt Leonardo da Vinci. Er wirkte als bildender Künstler in Malerei („Mona Lisa“, „Das Abendmahl“) und Bildhauerei, gleichzeitig war er Architekt und Erfinder. Beispielsweise verschiedene Fluggeräte, auch wenn sie praktisch untauglich waren. Zudem betätigte er sich auf dem Feld der Anatomie: Er trug entscheidend zum Verständnis des menschlichen Körpers bei, indem er (damals verbotene) Sezierungen an Leichnamen vornahm.
Berühmt ist zudem eine Zeichnung, die später unter dem Namen „Der vitruvianische Mensch“ (etwa 1490) bekannt wurde. Die obige Grafik basiert darauf. Da Vinci fertigte sie nach den Abhandlungen des antiken römischen Architekten Vitruvius an. Dieser hatte sich mit dem menschlichen Körperbau und idealen Proportionen beschäftigt.
Donatello (1386 – 1466)
Der aus Florenz stammende Bildhauer (vollständiger Name: Donato di Niccolò di Betto Bardi) ist für Reliefs, Bronzen und Marmorstatuen berühmt. Typisch für die Statuen und Skulpturengruppen der Renaissance ist zum einen ihre Nacktheit: Hierin zeigt sich wieder der Rückgriff auf antike Ideale. Statt die menschlichen Körper in Gewänder zu kleiden, treten Muskeln und Knochen klar hervor.
Zum anderen greift er auf die Kontrapost-Stellung zurück. Diese hatte man zwar bereits in der Antike praktiziert, im Mittelalter jedoch war sie in Vergessenheit geraten. Die so bezeichnete Stellung von Stand- und Spielbein einer menschlichen Figur gleicht die Gewichtsverhältnisse aus. Somit ermöglicht Donatello seinen Statuen einen freien Stand.
Erasmus von Rotterdam (circa 1466 – 1536)
Einer der bekanntesten und einflussreichsten Vertreter der Renaissance ist der niederländische Universalgelehrte. Er gilt als Wegbereiter der Reformation und Aufklärung, obgleich er Luthers Ansatz als zu radikal empfand. Er prangert kirchliche Missstände an, hofft jedoch eine Spaltung verhindern zu können. Überliefert ist von ihm das Zitat: „Ich Erasmus, habe das Ei gelegt und Luther hat es geöffnet.“
Stattdessen macht Erasmus sich für religiöse Toleranz stark und will Kirche von innen reformieren. Der Namenspatron des Erasmus-Programms war ein Menschenfreund und Kosmopolit: Er weilte in England, Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz.
Weitere bekannte Vertreter nach Bereichen
Die Renaissance breitete sich von Italien ausgehend in anderen Ländern Europas aus. Nach Gebiet geordnet zählen die folgenden zu den bekanntesten Vertretern:
-
Kunst
Hieronymus Bosch
Sandro Botticelli
Michelangelo (Michelangelo Buonarroti)
Albrecht Dürer
Veit Stoss -
Philosophie
Francis Bacon
Galileo Galilei
Nikolaus Kopernikus
Niccolò Machiavelli -
Literatur
Dante Alighieri
Giovanni Boccaccio
François Rabelais
Hans Sachs
William Shakespeare -
Musik
Jean-Antoine de Baïf
Hans Leo Haßler
Orlando di Lassos
Girolamo Mei
Giovanni Pierluigi da Palestrina
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