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Working Poor: Wege raus aus der Erwerbsarmut

Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: Das ist die Situation der Working Poor. Immer mehr Menschen in Deutschland sind davon betroffen und können – trotz Arbeit – von ihrem Einkommen nicht leben. Die sogenannte Erwerbsarmut beziehungsweise „Armutsgefährdungsschwelle“ lag in Deutschland zuletzt bei 1.126 Euro im Monat für Alleinstehende und 2.364 Euro bei Paaren mit zwei Kindern. Welche Berufsgruppen besonders häufig unter den Working Poor vertreten sind und welche Möglichkeiten Betroffene haben…



Working Poor: Wege raus aus der Erwerbsarmut

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Wer gilt als Working Poor?

Zur Gruppe der Working Poor gehören Menschen, die trotz Arbeit und Erwerbstätigkeit arm oder zumindest von Armut bedroht sind. Sie können von ihrem Einkommen nicht leben und sind zusätzlich auf staatliche Unterstützung angewiesen. Deshalb spricht man in dem Zusammenhang auch von Erwerbsarmut. Betroffen sind davon laut Statistik rund 9,6 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Das entspricht in etwa 4,1 Millionen Menschen.

Die sogenannte Armutsgrenze wird unterschritten, wenn Sie ein Einkommen beziehen, das weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens beträgt. In Deutschland liegt diese Grenze bei einem Einpersonenhaushalt bei 1.126 Euro, bei Paaren mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.364 Euro im Monat. Wer weniger als das verdient, ist offiziell „arm“. Mehr noch: Betroffene haben oft mit dem Stigma der Armut zu kämpfen, haben kaum Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und häufig eine schlechtere gesundheitliche Verfassung aufgrund schlechterer Ernährung.

Working Poor Armutsgrenzen Deutschland Statistik Erwerbsarmut Einkommen

Kann der Mindestlohn das Problem lösen?

Seit dem 1. Januar 2024 liegt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland bei 12,41 Euro pro Stunde. Er soll vor allem Lohndumping verhindern und eine angemessene Bezahlung sicherstellen. Das Working Poor Phänomen verhindert kann er aber nicht. Erstens, weil der Mindestlohn längst nicht für alle Arbeitnehmer gleichermaßen gilt; zweitens weil ein bezahlter Vollzeitjob trotzdem nicht ausreichen kann, die Lebenshaltungskosten zu decken. Wer zusätzlich von Krankheit, fehlender Ausbildung oder mangelhaften Betreuungsoptionen für Kinder betroffen ist, muss dann oft trotzdem noch mit staatlichen Hilfen aufstocken.

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Wie kommt es zu Working Poor?

Von Armut betroffen sind in der Regel Arbeitslose, Rentner (siehe: Altersarmut), Alleinerziehende und Studenten. Allerdings besteht seit einiger Zeit auch für klassische Erwerbstätige – insbesondere aus der sogenannten Mittelschicht – eine wachsende Gefahr, in die Gruppe der Working Poor abzurutschen. Ein Job beziehungsweise eine Berufstätigkeit schützt nicht mehr vor Armut.

Gründe dafür sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten – insbesondere für Miete, Energie (Strom, Heizung) und Lebensmittel (aufgrund der hohen Inflation). Hinzu kommen aber auch die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse in Form von vielen Praktika oder befristeten Arbeitsverträgen sowie Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung.

Wer ist besonders gefährdet?

Eine der Hauptursachen dafür, dass Menschen plötzlich zu den Working Poor gehören, sehen Wissenschaftler vor allem im Niedriglohn-Sektor. Besonders betroffen davon sind laut Studien Personen unter 25 Jahren, Migranten, Frauen, gering Qualifizierte, Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Ausbildung, Arbeitnehmer in Zeitarbeit sowie Arbeitnehmer in Minijobs.

Eine weitere Rolle spielen die individuellen Lebensumstände: So haben Singlehaushalte, Alleinerziehende und Paare mit Kindern ein größeres Risiko in die Armut abzurutschen als Paare ohne Kinder. Auch die steigende Anzahl von Kindern kann sich – trotz Wohngeld und Kindergeld – negativ auf das verfügbare Haushaltseinkommen auswirken.

Tatsächlich gibt es noch eine weitere, die zwar nicht unbedingt in die aufgeführten Kategorien fallen und dennoch zu den Working Poor zählen können: Selbständige. Genauer: Solo-Selbständige. Also Personen, die selbständig arbeiten, aber keine Angestellten haben. Unter diesen Gründern und Einzelunternehmern gibt es ebenfalls eine große Gruppe, deren Einkünfte nicht höher liegen als im Niedriglohnsektor.

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In welchen Berufen besteht ein hohes Armutsrisiko?

Nicht zuletzt hat auch die Berufswahl großen Einfluss auf das Risiko, einmal zu den Working Poor zu zählen. So gibt es einerseits die bestbezahlten Berufe, die regelmäßig Spitzengehälter erzielen. Auf der anderen Seite gibt es Berufe, in denen die Beschäftigten überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen sind. Dazu gehören…

Working Poor Berufe bei Männern

  • Hilfsarbeiter
  • Kraftfahrer
  • Kfz-Mechaniker
  • Köche
  • Lager-/Transportarbeiter
  • Maler
  • Maschinisten
  • Maurer
  • Security-Mitarbeiter
  • Tischler
  • Verkäufer

Working Poor Berufe bei Frauen

  • Beschäftigte in sozialen Berufen
  • Bürokräfte
  • Friseurinnen
  • Köchinnen
  • Kosmetikerinnen
  • Krankenschwestern
  • Putzfrauen
  • Sekretärinnen
  • Verkäuferinnen
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Welche Auswege gibt es aus der Erwerbsarmut?

Der beste Weg aus der Erwerbsarmut ist – so trivial es klingt – erst gar nicht in die Armut abzurutschen. Und das beginnt bereits bei der Berufswahl. In manchen Berufen liegt bereits das Einstiegsgehalt so niedrig, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dort zu verharren und bei steigenden Kosten in die Working Poor Gruppe abzurutschen. Wer einen Beruf sucht, der zu ihm oder ihr passt, sollte natürlich nicht nur aufs Geld schauen. Aber eben auch darauf – und auf die Entwicklungsmöglichkeiten.

Manche Jobs sind zudem von dem sogenannten Schweinezyklus betroffen. Bedeutet: Aktuell ist die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach diesen Fachkräften hoch. Bis Sie aber die passende Ausbildung fertig absolviert haben, ist die Nachfrage befriedigt. Folge: Trotz Ausbildung oder Studium finden Sie keinen Job und müssen in den Niedriglohnsektor ausweichen.

Weiterbildungen nutzen

Einer der besten Wege aus der Working Poor Klasse heraus ist permanente Weiterbildung. Zur Not auch auf eigene Kosten – oder mithilfe staatlicher Förderung wie etwa einer Umschulung oder AVGS vom Arbeitsamt. Bildung und Qualifizierung schützt noch immer am besten vor Armut, ist aber auch keine Garantie dagegen (das muss man dazu sagen).

Achten Sie daher bei der Wahl Ihrer Fortbildungen stets auf die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und gleichen Sie die Webinare oder Kurse mit Ihren beruflichen Zielen ab. So hat es wenig Sinn, wenn Sie eine neue Sprache lernen, wenn Sie davon beruflich weder profitieren, noch wenn es Ihnen bei der Bewerbung einen nennenswerten Vorteil bringt.

Der dritte Weg aus der Working Poor Falle sind schließlich proaktive Jobwechsel. Nachweislich lassen sich bei einem Jobwechsel immer noch die größten Gehaltssteigerungen realisieren. Schauen Sie sich also regelmäßig auf dem Arbeitsmarkt um und suchen Sie nach Stellenangeboten, bei denen Sie mit Ihrer Qualifikation und Erfahrung mehr verdienen können als bisher. Wir unterstützen Sie dabei gerne mit unseren zahlreichen Ratgebern und erfolgreichen Coachings in unserer Karrierebibel-Akademie.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]