Darum fällt der Renteneintritt schwer
Im Normalfall kommt der Renteneintritt mit ungefähr Mitte 60. Für manche eher, wenn beispielsweise die Gesundheit eine Frührente notwendig macht, für andere durch das angestiegene Renteneintrittsalter auf 67 Jahre aber auch erst etwas später – auf das genaue Renteneintrittsalter gehen wir im nächsten Abschnitt noch einmal ein. Überraschend kommt der Renteneintritt jedoch nicht.
Das ändert nichts daran, dass der Renteneintritt viele Arbeitnehmer unvorbereitet und wie ein Schlag trifft. Im Vorfeld wird oft darüber geredet, wie sehr man sich auf den Ruhestand und die freie Zeit freut, wenn es dann aber tatsächlich soweit ist, kommen viele ehemalige Neu-Rentner mit der Situation nicht zurecht.
Mit dem Arbeitsplatz und den festen Arbeitszeiten hatte das Leben eine klare Struktur. Hinzu kommen Verantwortung, Anerkennung und Respekt durch den Job. Für viele ist die Arbeit ein grundlegender Teil der eigenen Identität, der mit dem Renteneintritt wegbricht. So stürzt mancher mit dem Renteneintritt in eine regelrechte Lebenskrise. Statt dem glücklichen Ruhestand, von dem immer geträumt wurde, muss dann erst einmal ein neues Selbstbild gefunden werden.
Mögliche Folgen des Renteneintritts
Vermutlich hat jeder eine Vorstellung davon, wie die Zeit nach dem Renteneintritt aussieht. Endlich das machen, was während der Berufstätigkeit über Jahre zu kurz kam, mehr Lebensqualität durch weniger Stress. Mehr Freiheiten und sich all die Wünsche erfüllen, auf die Jahre lang gewartet wurde. Leider klappt es nicht immer mit diesen Wünschen.
Kaum jemand denkt daran, dass der Renteneintritt durchaus negative Konsequenzen haben kann. Leider ist das Realität und die möglichen Folgen des Renteneintritts können schwer wiegen:
Finanzielle Folgen
Ein wichtiger Punkt ist die Veränderung der finanziellen Situation. Trotz Altersvorsorge ist nach dem Renteneintritt meist monatlich weniger Geld zur Verfügung. Im schlimmsten Fall müssen Einschränkungen gemacht oder der Lebensstandard angepasst werden. Teilweise droht sogar Altersarmut, obwohl vor dem Renteneintritt jahrzehntelang gearbeitet wurde.
Private Folgen
Häufig leiden unter dem Renteneintritt Beziehungen. Selbst Ehepaare und Partner, die über Jahre und Jahrzehnte glücklich waren, sind nicht davor geschützt. Die bisherige Struktur wird aufgebrochen, plötzlich ist man rund um die Uhr zusammen und muss sich noch einmal neu einleben. Ein Prozess, der anstrengend ist und mit viel Streit und Frust einhergehen kann.
Psychologische Folgen
Zu guter Letzt kämpfen viele nach dem Renteneintritt mit der Erkenntnis des eigenen Alters. Schon die Bezeichnung Rentner fällt schwer, vor allem weil viele sich noch gar nicht so alt fühlen und dennoch unausweichlich damit konfrontiert werden.
Renteneintrittsalter Tabelle
Lange Zeit lag das Renteneintrittsalter bei 65 Jahren, bis die Bundesregierung den Beschluss fasste, das Alter anzuheben und den Renteneintritt mit 67 Jahren einzuführen. Ein Grund dafür ist der Fakt, dass die Menschen heutzutage immer älter werden.
Das Renteneintrittsalter wurde aber nicht auf einen Schlag für alle Arbeitnehmer angehoben. Stattdessen wird das Renteneintrittsalter schrittweise angehoben, wobei der Zeitpunkt, zu dem Sie dann tatsächlich in Rente gehen können, vom Geburtsjahr abhängt. Zur besseren Übersicht haben wir für Sie eine Renteneintrittsalter-Tabelle erstellt, der Sie entnehmen können, mit wie vielen Jahren Sie den Renteneintritt ohne Abschläge erreichen:
Geburtsjahr | Renteneintritt (Jahre + Monate) |
1946 | 65 + 0 |
1947 | 65 + |
1948 | 65 + 2 |
1949 | 65 + 3 |
1950 | 65 + 4 |
1951 | 65 + 5 |
1952 | 65 + 6 |
1953 | 65 + 7 |
1954 | 65 + 8 |
1955 | 65 + 9 |
1956 | 65 + 10 |
1957 | 65 + 11 |
1958 | 65 + 12 |
1959 | 66 + 2 |
1960 | 66 + 4 |
1961 | 66 + 6 |
1962 | 66 + 8 |
1963 | 66 + 10 |
1964 | 67 + 0 |
Wer im Jahr 1964 oder später geboren wurde, erwartet seinen Renteneintritt ohne Abschläge erst mit 67 Jahren. Allerdings kann es von dieser Regelung auch einige Ausnahmen geben, etwa im Falle einer Schwerbehinderung, die einen früheren Renteneintritt ermöglicht.
Welcher Jahrgang geht 2020 in Rente?
Im aktuellen Jahr 2020 steht der Renteneintritt somit für Arbeitnehmer aus den Jahrgängen 1954 beziehungsweise Anfang des Jahres 1955 an. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter, der am 1. September 1954 geboren wurde, konnte mit mit 65 Jahren und 8 Monaten zum 1. Februar 2020 in Rente gehen. Bei einem Geburtstag am 1. März 1955 erfolgt der Renteneintritt durch Erreichen der Regelaltersgrenze am 1. Dezember 2020.
Wann ist ein früherer Renteneintritt möglich?
Natürlich können Sie auch früher in Rente gehen – dann müssen Sie jedoch in der Regel mit Rentenkürzungen rechnen. Konkret heißt das: Für jeden Monat, den Ihr Renteneintritt vor dem offiziellen Alter liegt, gehen Ihnen 0,3 Prozent der Rente verloren. Klingt zunächst nicht viel, wer aber beispielsweise 4 Jahre früher aufhört zu arbeiten, verliert satte 14,4 Prozent seiner Rente.
Die gute Nachricht: Unter bestimmten Umständen ist ein Renteneintritt ohne Abschläge auch vor dem 67. Lebensjahr möglich. Wenn Sie seit mindestens 45 Jahren in die Rentenversicherung eingezahlt haben, ist ein früherer, abschlagsfreier Renteneintritt möglich. So können Sie möglicherweise bereits mit 65 Jahren in Rente gehen. Dies wird als Altersrente für besonders langjährig Versicherte bezeichnet.
Liegt eine Schwerbehinderung vor, kann ein Renteneintritt ohne finanzielle Einbußen bereits nach 35 Beitragsjahren möglich sein.
Gute Planung für den Renteneintritt
Über Altervorsorge und Finanzen nach dem Renteneintritt macht sich fast jeder Gedanken. Schließlich wollen Sie keine bösen Überraschungen erleben, sondern wissen, was auf Sie zu kommt, welche Kosten Sie haben und wie viel Geld bleibt, um den weiteren Lebensunterhalt zu bestreiten. Allerdings hört an dieser Stelle die Planung für die kommenden Jahre meistens auf. Ein Fehler. Neben der finanziellen Lage sollten Sie sich auch allgemein auf den Renteneintritt vorbereiten.
So wird der Übergang in die neue Situation einfacher und Sie können sich bereits frühzeitig damit auseinandersetzen. Das vereinfacht die Anpassung und Veränderung – und reduziert das Risiko, unter den oben genannten Problemen zu leiden.
Zur Planung gehört dabei auch das Leben außerhalb des Arbeitsplatzes. Nach dem Renteneintritt gewinnt dieses deutlich an Bedeutung. Wer vorher nur für den Job gelebt hat, tut sich schwer. Dazu zählen Freunde und Familie, aber auch Hobbys und Leidenschaften, die Ihnen nach dem Renteneintritt erhalten bleiben. Auch sollten Sie sich überlegen, wie Sie die viele freie Zeit nutzen wollen. Das süße Nichtstun mag für einige Tage ganz angenehm sein, doch irgendwann fällt Ihnen zuhause die Decke auf den Kopf.
Tipps nach dem Renteneintritt
Was Sie nach Ihrem Renteneintritt tun und erleben wollen, können Sie nur für sich selbst entscheiden. Ziele, Wünsche und Erwartungen an die Zeit nach dem Berufsleben sind unterschiedlich und am Ende kommt es vor allem darauf an, dass Sie die Zeit so nutzen, um selbst glücklich zu werden.
Als kleine Inspiration stellen wir Ihnen einige Möglichkeiten vor, die Ihnen zeigen können, was Sie im Ruhestand machen können.
Familie und Freunde
Nachdem Sie über Jahrzehnte nur nach Feierabend oder am Wochenende Zeit für soziale Kontakte und Ihre Familie hatten, können Sie diesen nun endlich die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdienen. Holen Sie das nach, was bisher aus beruflichen Gründen immer zu kurz gekommen ist.
Reisen
Welches Land wollen Sie bereisen? Welche Stadt sehen oder an welchem Strand einen gemütlichen Urlaub verbringen? Mit dem Renteneintritt müssen Sie sich nicht mehr an Urlaubspläne halten, sondern können verreisen, wenn das Fernweh sich meldet. Dabei muss es gar nicht das andere Ende der Welt sein – auch Reisen und Ausflüge in der näheren Umgebung und innerhalb Deutschlands bieten unzählige Möglichkeiten.
Hobbys
Malen, lesen, selbst etwas schreiben, in der Natur wandern, den eigenen Garten pflegen oder basteln… Egal, was Ihr Hobby ist – jetzt haben Sie Zeit, sich wirklich darauf zu konzentrieren und Ihre Fähigkeiten vielleicht noch einmal zu verbessern. Wenn das Interesse groß genug ist, können Sie auch Kurse besuchen, um noch mehr zu erfahren und sich etwas beibringen zu lassen.
Sport
Der Renteneintritt ist kein Grund, sich nicht mehr körperlich zu betätigen. Ganz im Gegenteil! Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken, wenn Sie weiterhin sportlich aktiv sind und etwas für Ihren Körper tun. Zudem hält Sport Sie auf Trab, sorgt für gute Laune und Sie können sich beispielsweise in einem Verein anmelden und dort engagieren, um neue Kontakte zu knüpfen.
Ehrenamt
Sie wollen Ihre Energie positiv und sinnvoll nutzen? Dann kann eine ehrenamtliche Tätigkeit genau richtig für Sie sein. In jeder Stadt gibt es verschiedene Organisationen, die sich darüber freuen, wenn jemand ein Ehrenamt übernehmen möchte. Am besten informieren Sie sich darüber in lokalen Zeitungen oder indem Sie einfach selbst anrufen vorbeigehen, wenn Sie bereits eine Institution im Blick haben, der Sie gerne helfen würden.
Arbeit
Ja, auch das ist eine Möglichkeit. Nicht jeder will mit dem Renteneintritt auch wirklich komplett aufhören zu arbeiten. Das kann beispielsweise klappen, wenn Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Arbeitgeber haben und Ihr Wissen und Ihre Erfahrung dort weiterhin – etwa als Berater – einbringen können. Denkbar ist aber natürlich auch, sich eine andere Tätigkeit zu suchen und dort weiterhin Geld zur Rente hinzuzuverdienen.
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