Arbeiten im Alter: Warum streben einige Arbeitnehmer danach?
Für die einen kaum nachzuvollziehen, für die anderen der eigene Wunsch. Die Zahl der Arbeitnehmer, die auch im Rentenalter noch erwerbstätig sind, ist in den letzten Jahren immer wieder gestiegen. Zwar handelt es sich dabei immer noch um die große Minderheit, doch wenn diese Entwicklung ihren Weg fortsetzt, wird auch die Thematik mit der Zeit mehr und mehr zum Gesprächsthema werden.
Die Zahlen lassen sich durchaus unterschiedlich interpretieren. Sicherlich gibt es einen gesellschaftskritischen Aspekt, wenn man die gestiegene Zahl der älteren Arbeitnehmer betrachtet und darauf zurückführt, dass aufgrund von zu geringen Renten ein Zusatzverdienst auch im Alter notwendig ist. Wenn die Rente nicht reicht, um den eigenen Lebensstandard zu halten oder alle anfallenden Kosten zu decken, bleibt oft keine andere Möglichkeit, als auch im Alter noch einen Job anzunehmen, und zumindest auf reduzierter Basis einige Stunden zu arbeiten, um die eigenen Finanzen aufzubessern.
Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass dies der einzige Auslöser sei. In vielen Fällen geht die Initiative vom Arbeitnehmer selbst aus.
Nicht jeder möchte seine Tätigkeit beim Erreichen des Rentenalters einfach so einstellen. Nicht wenige haben weiterhin ausreichend Motivation und fühlen sich auch gesundheitlich dazu in der Lage, aktiv zu bleiben. Das zeigt sich auch in den Zahlen und Statistiken zu Erwerbstätigen im Alter: Besonders hoch ist der Anteil der Akademiker und Selbstständigen, die auch nach dem Erreichen des Rentenalters noch weiterarbeiten – weil sie die Geschicke der eigenen Firma noch weiter leiten wollen oder immer noch an ihrem Beruf hängen.
Viele Arbeitnehmer gehen bereits vorzeitig in Rente
Auch wenn das Arbeiten im Alter zugenommen hat, bleibt es auf die Gesamtheit der Arbeitnehmer weiterhin die Ausnahme. Die Mehrheit der Arbeitnehmer geht sogar frühzeitig in Rente. Nur circa 38 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen treten erst mit dem Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand.
So unterscheidet sich das tatsächliche Rentenalter vom gesetzlichen. Für männliche Arbeitnehmer liegt es bei 63,5 Jahren, für Frauen bei 62,9 Jahren.
Dennoch ist der Trend zur Arbeit im Alter erkennbar. Mehr als 60 Prozent der Rentner können sich vorstellen, weiterhin beruflich oder ehrenamtlich aktiv zu sein. Prognosen gehen davon aus, dass sich diese Zahl in Zukunft noch steigern wird.
Regionale Unterschiede bei der Arbeit im Alter
Nicht nur der Bildungsgrad, sondern auch der Wohnort hat einen messbaren Einfluss auf die Arbeit im Alter. So gibt es deutlich messbare Unterschiede zwischen den Bundesländern. Allen voran klafft eine bei der Altersarbeit eine Schere zwischen Ost und West. Im Osten des Landes arbeiten im Alter weniger Menschen, als im Westen. Die geringste Quote mit einem Anteil von 11,7 Prozent Erwerbstätiger zwischen 65 und 70 Jahren hat dabei Sachsen-Anhalt. In Baden-Württemberg sind es hingegen 19,4 Prozent und damit fast jeder Fünfte, der in hohem Alter weiterhin berufstätig ist und den Renteneintritt nach hinten verschiebt.
Aber wie kommt es zu solchen Unterschieden? Verantwortlich sind in erster Linie die allgemeinen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt der jeweiligen Region. Will heißen: Je besser die wirtschaftliche Lage und je mehr Stellen somit in einer Region ausgeschrieben werden, desto mehr Möglichkeiten gibt es, sich auch im Alter noch eine Beschäftigung zu suchen. Der zweite entscheidende Faktor sind die Kosten, die weiterhin entstehen und bezahlt werden müssen. In teuren Regionen ist daher der Antrieb, länger im Job zu bleiben, meist größer.
Arbeiten im Alter: Welche Möglichkeiten gibt es?
Auch Unternehmen haben die Entwicklungen erkannt, dennoch fehlt es oftmals an einem wirklichen Modell, das das Arbeiten im Alter ermöglicht oder unterstützt. Wer mit dem Gedanken spielt, nicht gleich in den Ruhestand zu gehen, sondern eine weiterführende Beschäftigung anzustreben, muss sich dementsprechend mit den Möglichkeiten auseinandersetzen, die ihm dabei zur Verfügung stehen. Wir stellen Ihnen drei Alternativen vor:
- Arbeiten Sie ehrenamtlich. Eine ehrenamtliche Tätigkeit ist in den unterschiedlichsten Bereichen denkbar. Am besten informieren Sie sich in Ihrer Stadt, welche Organisationen auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern sind.
- Arbeiten Sie in Teilzeit weiter. Es ist auch möglich, auf Teilzeit-Basis in Ihrem Job weiterzuarbeiten. Hier taucht jedoch die Herausforderung auf, Ihren Vorgesetzten zu überzeugen.
- Suchen Sie sich eine geringfügige Beschäftigung Wenn Sie nicht mehr für ihren jetzigen Arbeitgeber oder in einer anderen Tätigkeit im Alter arbeiten wollen, können Sie sich auch auf die Suche nach einer geringfügigen Beschäftigung machen, um Geld zu verdienen und weiterhin arbeiten zu können.
Arbeiten im Alter: Wie überzeugt man den Arbeitgeber?
Haben Sie sich dafür entschieden, dass Sie gerne noch weiter bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber beschäftigt wären, stellt sich die Frage, wie Sie diesen von Ihren Plänen überzeugen können. Solange Sie nichts anderes ansprechen, wird dieser davon ausgehen, dass Sie pünktlich Ihre Rente antreten wollen. Werden Sie frühzeitig aktiv und suchen das Gespräch. Um den Chef auf Ihre Seite zu bringen, sollten Sie einige wichtige Fragen überzeugend beantworten können.
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Was zeichnet Sie aus?
Schildern Sie, welchen Nutzen das Unternehmen durch Ihre Arbeit hat und wie Ihre Leistungen zum Erfolg beitragen können. Je besser Sie Ihre Qualitäten darstellen, desto eher wird Ihr Vorgesetzter geneigt sein, sich nicht von Ihnen trennen zu wollen.
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Was macht mich besonders?
Es liegt in Ihrer Verantwortung, dem Chef zu verdeutlichen, warum Sie nicht einfach durch einen anderen Mitarbeiter zu ersetzen sind. Sie können zum Beispiel verdeutlichen, wie Sie von Ihrer langjährigen Erfahrung profitieren können, über die kein anderer Mitarbeiter verfügt.
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Warum will ich weitermachen?
Sicherlich wird sich Ihr Gesprächspartner für diese Frage interessieren, weshalb Sie darauf vorbereitet sein sollten. Warum wollen Sie nicht in Rente gehen, sondern im Unternehmen weitermachen? Erläutern Sie Ihre Motivation und nehmen Sie dem Chef so die Zweifel.
Altersarbeit auch europaweit ein Thema
Nicht nur in Deutschland lässt sich ein Trend zur Arbeit im Alter beobachten. Zwar hat sich der Anteil der berufstätigen im Rentenalter hierzulande in den letzten Jahren deutlich erhöht, doch gerade bei einigen anderen europäischen Ländern scheint es fast schon zur Regel zu werden, auch mit über 65 Jahren noch mit beiden Beinen im Berufsleben zu stehen. Der Spiegel zitierte kürzlich eine Auswertung, wonach beispielsweise in Estland beinahe jeder Dritte im Alter noch arbeitet. Auch in Schweden und Großbritannien sind es jeweils über 20 Prozent.
Deutschland befindet sich derzeit mit einer Quote von 14,5 Prozent knapp über dem europaweiten Durchschnitt, doch gehen die Entwicklungen der letzten Jahre weiter, ist damit zu rechnen, dass diese Zahl weiter steigen wird.