Altersarmut in Deutschland: Statistik – wer ist betroffen?

Die Armut im Alter steigt. Schon heute sind in Deutschland rund 3,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner von Altersarmut bedroht – Frauen mehr als Männer. Die Gründe und Ursachen dafür sind vielfältig; die Lösungen und Strategien noch zu lückenhaft. Was Sie tun können, um einer Altersarmut vorzubeugen…

Was ist Altersarmut?

Altersarmut ist ein finanzieller Notstand von Personen ab 65 Jahren, die ihren Lebensunterhalt gar nicht oder nur durch Unterstützung finanzieren können. Betroffene haben nicht genug Geld im Alter, um die Lebenshaltungskosten zu decken und ein menschenwürdiges Leben zu führen – und das nach oft 40 Jahren Arbeit und Erwerbsleben.

Ab wann bin ich von Altersarmut betroffen?

In Deutschland gilt eine Person als von Altersarmut bedroht, wenn ihr monatliches Einkommen nach Sozialleistungen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Für eine alleinlebende Person liegt dieser Schwellenwert bei rund 1.300 Euro netto im Monat, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern bei 2.900 Euro.

Betroffene müssen oft – trotz Renteneintritt und Ruhestand – weiter Geld verdienen und bis 70 arbeiten. Oder solange, wie es geht…

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Altersarmut in Deutschland – Statistik

In Deutschland sind laut Statistik rund 3,54 Millionen Menschen über 65 Jahren von Armut bedroht (Stand: 2025). Das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 19,6 Prozent – ein Rekordwert und Anstieg um 1,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Betroffen ist somit fast jeder fünfte Rentner! Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung liegt die Armutsgefährdungsquote bei nur 15,5 Prozent.

Besonders gefährdet sind Frauen: Bei den Frauen über 65 Jahren liegt die Altersarmut-Quote bei 21,4 Prozent, bei Männern bei „nur“ 15,9 Prozent. In der Altersgruppe über 75 Jahre steigt der Anteil der Frauen auf 21,8 Prozent, bei den Männern sinkt er auf 14,2 Prozent.

Prognosen zufolge wird die Altersarmut unter den Senioren ab 67 Jahren bis zum Jahr 2050 auf etwa 20,4 Prozent ansteigen, wenn keine grundlegenden Reformen im Rentensystem erfolgen.

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Was sind die Ursachen für Altersarmut?

Armut im Alter entsteht, wenn die Altersvorsorge nicht ausreicht. Ein zentrales Thema dabei ist die gesetzliche Rente. Viele Menschen verlassen sich auf diese, dabei reicht diese in vielen Fällen nicht mehr aus, um den Lebensstandard zu halten.

Zu den häufigsten Ursachen für Altersarmut gehören:

  • Unterbrochene Erwerbsbiografie

    Viele Betroffene haben im Laufe des Arbeitslebens Phasen mit Arbeitslosigkeit, Teilzeit, Minijobs oder Niedriglohnarbeit gehabt. Das mindest die Rentenpunkte und die Altersrente deutlich.

  • Geringes Einkommen

    Wer im Berufsleben dauerhaft wenig verdient oder im Niedriglohnsektor gearbeitet hat, baut nur geringe Rentenansprüche auf. Dazu zählen etwa geringfügige Beschäftigungen, befristete Arbeitsverträge oder Leiharbeit. Auch eine langjährige Beschäftigung schützt dann nicht vor Altersarmut, wenn das Einkommen dauerhaft niedrig war.

  • Lücken in der Altersvorsorge

    Fehlende oder unzureichende private und betriebliche Altersvorsorge verschärfen das Risiko, im Alter arm zu werden. Lesen Sie hierzu auch: Die 3 Säulen der privaten Rentenvorsorge.

  • Frührente und Erwerbsminderung

    Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen früher in Rente gehen müssen, erhalten eine oft deutlich geringere Erwerbsminderungsrente. Gleichzeitig haben Sie – eben aus gesundheitlichen Gründen – kaum Chancen, die niedrige Renten zu verbessern.

  • Hohe Wohn- und Pflegekosten

    Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland wohnt zur Miete. Steigende Mieten und hohe Pflegekosten belasten ältere Menschen jedoch stark. Ein großer Teil des Einkommens und der späteren Rente wird so für Wohnkosten aufgewendet, was das Armutsrisiko erhöht.

  • Haushaltszusammensetzung

    Alleinlebende Seniorinnen und Senioren sind stärker von Altersarmut betroffen als Paare, da sie keine haushaltsinternen Umverteilungen nutzen können. Die hohe Zahl der Ehescheidungen (im Alter) ist auch wieder ein Problem, dass das Armutsrisiko vor allem für Frauen erhöht.

  • Soziale Faktoren

    Menschen mit Migrationshintergrund, Geringqualifizierte und ältere Menschen ohne Familie sind besonders von Armut im Alter gefährdet. Auch dahinter stecken häufig ein geringes Einkommen in der Erwerbsphase sowie fehlende private Vorsorge.

Warum ist die Altersarmut bei Frauen so groß?

Rund 2,1 Millionen Rentnerinnen leben unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Die Gründe dafür sind die oben schon genannten Ursachen. Hinzu kommt, dass sich Frauen mehrheitlich um die Kindererziehung kümmern und für die Familie beruflich kürzer treten. Nach der Elternzeit kehren viele nur noch in Teilzeit ins Berufsleben zurück – mit entsprechend geringeren Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Auch verdienen Frauen im Schnitt oft weniger als das Durchschnittsgehalt.

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Altersarmut in Deutschland – Lösungen

Viele von Altersarmut Betroffene stocken ihre magere Rente auf, indem sie noch im hohen Alter arbeiten, sich bei den Tafeln, Suppenküchen oder Kleiderkammern versorgen.

Daneben gibt es noch weitere Optionen, die helfen, die Armut im Alter abzumildern. Dazu gehören zum Beispiel das Aufstocken der Grundsicherung oder Wohngeld zu beantragen.

Gleichzeitig erfordert die Bekämpfung der Altersarmut eine Gesamtstrategie: Die gesetzliche Rente muss gestärkt, die Zusatzvorsorge ausgebaut, die Grundsicherung verbessert und private Pflege- und Sorgearbeit besser anerkannt werden. Solidarische Lösungen bei Pflegekosten und gezielte Förderung für Menschen mit niedrigen Einkommen sind hierfür zentrale Bausteine.

Wie kann ich mich absichern – auch mit geringem Einkommen?

Auch mit 40 oder 50 Jahren bleibt noch genug Zeit, um etwas für die private Altersvorsorge zu tun. Je früher Sie damit beginnen, desto mehr profitieren Sie von den Zinseszinseffekten und die monatliche Belastung fällt geringer aus.

Laut Vorsorgeexperten gehören zu den wichtigsten Instrumenten der Altersvorsorge:

  • Private Rentenversicherung

    Eine private Rentenversicherung eignet sich auch noch ab 40. Sie bietet flexible Gestaltungsmöglichkeiten, verschiedene Anlageformen (klassisch oder fondsgebunden) und garantiert eine lebenslange Rente. Je nach Risikoneigung können Sie renditeorientierte oder sicherheitsorientierte Varianten wählen.

  • Riester-Rente

    Für Arbeitnehmer und Beamte bietet die Riester-Rente staatliche Zulagen und Steuervorteile. Besonders attraktiv ist sie für Familien mit Kindern oder nach längeren Berufsunterbrechungen.

  • Rürup-Rente (Basisrente)

    Für Selbstständige und Freiberufler ist die Rürup-Rente interessant, da sie steuerlich gefördert wird und eine lebenslange Rente garantiert.

  • Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

    Arbeitnehmer sollten stets prüfen, ob der Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge anbietet. Diese wird steuerlich und sozialabgabenfrei gefördert und ist auch ab 40 noch effektiv.

  • ETF-Sparpläne und Altersvorsorgedepot

    Mit ETF-Sparplänen können Sie flexibel und kostengünstig Vermögen aufbauen. Ab 40 lohnt sich jedoch ein höherer monatlicher Sparbetrag oder eine größere Einmalanlage, um das Renditepotenzial der Aktienmärkte zu nutzen.

Der Vorteil einer privaten Rentenversicherung ist: Die Beiträge wurden aus dem Nettogehalt bezahlt – sind also bereits versteuert. Deshalb müssen Sie im Ruhestand nicht auf die gesamten Auszahlungen Steuern zahlen, sondern nur auf einen Teil der Erträge.

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Häufige Fragen zur Altersarmut

Was ist Altersarmut?

Altersarmut bedeutet, dass Menschen im Ruhestand finanziell nicht abgesichert sind. Sie haben nicht genug Geld, um ihren Lebensunterhalt selbstständig zu bestreiten und sind oft auf staatliche Unterstützung angewiesen.

Ab wann gilt man als arm im Alter?

Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung. Für Alleinstehende liegt dieser Schwellenwert bei rund 1.378 Euro netto im Monat. Wer darunter fällt, gilt als armutsgefährdet.

Wer ist besonders betroffen?

Nicht alle trifft die Altersarmut gleich. Besonders gefährdet sind:

  • Menschen mit geringem Einkommen während des Berufslebens
  • Personen mit langen Phasen der Arbeitslosigkeit
  • Menschen, die überwiegend in Teilzeit gearbeitet haben
  • Frauen, vor allem aufgrund familienbedingter Erwerbsunterbrechungen
  • Alleinerziehende
  • Geringqualifizierte
  • Selbstständige ohne ausreichende Vorsorge
  • Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen
Warum sind Frauen häufiger betroffen?

Frauen sind überdurchschnittlich von Altersarmut betroffen – aus mehreren Gründen:

  • Frauen verdienen generell weniger als Männer (Gender Pay Gap)
  • Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit
  • Sie haben oft Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung oder Pflege
  • Alleinerziehende erwerben wg. finanzieller Lasten niedrigere Rentenansprüche
Wie kann ich der Altersarmut vorbeugen?
  • Frühzeitig vorsorgen: Private Rentenversicherung oder andere Anlageformen ergänzen die gesetzliche Rente.
  • Lückenfreie Erwerbsbiografie: Weiterbildung und kontinuierliche Beschäftigung helfen, Rentenlücke zu verhindern.
  • Faire Entlohnung fordern: Ein hohes Einkommen sorgt für mehr Rentenpunkte und sichert langfristig eine ausreichende Rente.
  • Partnerschaftlich planen: Aufgaben wie Elternzeit oder Kinderbetreuung gerecht verteilen, um starke Karriereschnitte zu vermeiden.
  • Beratung nutzen: Renteninformation einholen, Ansprüche prüfen und Sozialleistungen kennen.
Was hilft im Ernstfall?

Auch wenn das Geld im Alter schon knapp ist, gibt es Möglichkeiten, die Situation zu verbessern:

  • Grundsicherung beantragen – insbesondere bei Einkommen unter 1.015 Euro monatlich.
  • Zusätzliches Einkommen: Minijob oder selbstständige Tätigkeit sind oft flexibel möglich.
  • Wohnsituation prüfen: Ein Umzug in eine kleinere Wohnung kann Kosten senken.
  • Schulden abbauen – möglichst vor dem Renteneintritt.
  • Beratung nutzen: Deutsche Rentenversicherung und Verbraucherzentralen helfen weiter.

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