Definition: Was ist Entgeltumwandlung?
Die Entgeltumwandlung (auch Gehaltsumwandlung oder Lohnumwandlung) beschreibt eine Maßnahme der privaten Altersversorge, bei der Arbeitnehmer einen Teil ihres monatlichen Bruttogehalts (Entgelt) nicht direkt ausgezahlt bekommen, sondern in eine betriebliche Altersversorge investieren.
Vom Arbeitgeber wird ein Gehaltsteil einbehalten, um über einen langen Zeitraum eingezahlt und später in eine zusätzliche Rente umgewandelt zu werden. So soll das Risiko von Altersarmut minimiert werden, da die gesetzliche Rente nicht immer ausreichend hoch ausfällt.
Private Vorsorge wird deshalb immer wichtiger und die Entgeltumwandlung kann über Jahre und Jahrzehnte einen großen Betrag ergeben, den Sie im Alter nutzen können. Sollten Sie arbeitslos werden, können Sie Ihren Vertrag und die Beitragszahlung ruhen lassen.
Arbeitnehmer haben Anspruch auf Entgeltumwandlung
Bereits seit 2002 haben Arbeitnehmer in Deutschland einen gesetzlichen Anspruch auf die betriebliche Altersvorsorge durch eine Entgeltumwandlung (§ 1a Betriebsrentengesetz, BetrAVG). Wenn Ihr Arbeitgeber Ihnen dies nicht selbst anbietet, können Sie Ihren Chef darauf ansprechen und Ihren Anspruch geltend machen.
Bei der genauen Durchführung liegt die Entscheidung beim Arbeitgeber. Er kann wählen, welche Anlageform genutzt wird. Macht der Arbeitgeber von sich aus kein Angebot, kann der Mitarbeiter fordern, dass die Entgeltumwandlung über eine Direktversicherung erfolgt. Zur Auswahl stehen aber verschiedene Durchführungswege und Anlageformen:
- Direktversicherung
- Pensionsfonds
- Pensionskasse
- Pensionszusage
- Unterstützungskasse
Prüfen und vergleichen Sie die Konditionen!
Die Direktversicherung ist meist eine Lebens- oder Rentenversicherung und ist unter den Durchführungswegen am häufigsten vertreten. Oft wird bei der Entgeltumwandlung durch eine Vermittlung auf bestimmte Anbieter zurückgegriffen, die sogar günstiger sind, als wenn Sie sich privat darum bemüht hätten. Zur Sicherheit empfiehlt es sich dennoch, das Angebot sorgfältig zu prüfen und mit anderen zu vergleichen.
Steuerliche Vorteile der Altersvorsorge
Die Beiträge für die Entgeltumwandlung werden aus Ihrem unversteuerten Bruttoeinkommen gezahlt. Sie müssen dafür nichts weiter machen, diese Vorsorge erledigt Ihr Arbeitgeber. Auch bei der Steuererklärung müssen Sie weiter nichts beachten. Der steuerliche Vorteil:
Die Entgeltumwandlung ist staatlich gefördert. Die Beiträge sind bis zu acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung steuerfrei. Sozialversicherungsfrei sind die Beiträge bis zu vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze. Aktuell können Sie somit monatlich 284 Euro (3.408 Euro im Jahr) sozialversicherung- und steuerfrei sowie weitere 284 Euro steuer- aber nicht sozialversicherungsfrei durch die Entgeltumwandlung einzahlen (Stand 2021).
Sie zahlen durch die Regelungen mehr in die betriebliche Altersvorsorge ein, als Ihnen vom Gehalt netto abgezogen wird.
Vor- und Nachteile der Entgeltumwandlung
Dass die gesetzliche Rente nicht mehr sicher ist, ist kein Geheimnis – der demographische Wandel und damit einhergehend Probleme bei der Umverteilung zeigt bereits seit Jahren, dass eigenständige Vorsorge für viele zwingend notwendig ist. Gleichzeitig müssen Sie bei der Entgeltumwandlung aktuell auf einen Teil des Gehalts verzichten. Also müssen Sie abwägen: Wir zeigen Ihnen deshalb die Vor- und Nachteile, wann eine Entgeltumwandlung sinnvoll ist:
Vorteile der Entgeltumwandlung
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Stärkung der Altersvorsorge
Der klare Vorteil: Durch die Entgeltumwandlung bauen Sie eine weitere Säule der Altersvorsorge auf. Damit unterstützen Sie die gesetzliche Rente und sind nicht mehr nur davon abhängig, um den Ruhestand zu finanzieren.
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Leichte Umsetzung
Viele fürchten, dass es kompliziert und aufwendig ist, für das Alter vorzusorgen. Die Entgeltumwandlung ist es jedoch nicht. Da Sie einen Anspruch darauf haben und der Arbeitgeber sich um die Durchführung und Umsetzung kümmert, ist Ihr Aufwand gering.
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Geringere Kosten
Häufig sind Verträge für betriebliche Altersvorsorge günstiger als für private Vorsorge. So können Sie einen Teil der Kosten einsparen.
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Zuschuss vom Arbeitgeber
Arbeitgeber sind verpflichtet, bei neuen bAV-Verträgen einen Zuschuss zur Entgeltumwandlung in Höhe von mindestens 15 Prozent zu zahlen. Dadurch wird Ihr Betrag noch weiter aufgestockt. Ab 2022 gilt der Arbeitgeberzuschuss auch für bestehende Verträge.
Aus Arbeitgebersicht kann eine Entgeltumwandlung vorteilhaft sein, da durch die Entgeltumwandlung das Bruttogehalt seines Mitarbeiters geringer ausfällt – somit sinken auch die Lohnnebenkosten. Eine großzügige Beteiligung kann zudem eine Maßnahme zur Mitarbeiterbindung sein.
Nachteile der Entgeltumwandlung
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Geringere gesetzliche Rente
Durch die Entgeltumwandlung zahlen Sie geringere Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung – damit fällt auch die spätere gesetzliche Rente geringer aus.
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Späte Versteuerung
Während Sie in der Einzahlungsphase sparen, müssen Sie die Betriebsrente im Ruhestand voll versteuern. Hinzu kommen dann auch Abgaben für Kranken- und Pflegeversicherung.
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Probleme bei Arbeitgeberwechsel
Im Falle eines Jobwechsels ist nicht klar, ob Ihr neuer Arbeitgeber diese Entgeltumwandlung weiterführen kann. Gegebenenfalls müssen neue Konditionen ausgehandelt werden.
Tipps: Das sollten Sie unbedingt klären
Eine Entgeltumwandlung lohnt sich in vielen Fällen, sollte aber trotzdem gut überlegt sein. Schließlich wollen Sie, dass der Schritt wirklich sinnvoll ist und Sie am Ende davon profitieren. Die folgenden Aspekte sollten Sie deshalb im Vorfeld klären und bedenken:
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Monatliche Kosten
Auf lange Sicht ist es schön, wenn Sie in der Rente mehr Geld zur Verfügung haben, doch müssen Sie weiterhin Ihre monatlichen Ausgaben decken können. Eine hohe Entgeltumwandlung bringt Sie nicht weiter, wenn Sie jetzt Probleme haben, laufende Kosten zu decken und Rechnungen zu bezahlen. Kalkulieren Sie deshalb genau, welchen Betrag Sie umwandeln können, wie viel Gehalt netto dann bei Ihnen ankommt und wie das Ihre finanzielle Situation beeinflusst.
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Auswirkungen auf gesetzliche Rente
Da die Entgeltumwandlung ihre gesetzliche Rente verringert, sollten Sie auch diesen Faktor berücksichtigen. Wie hoch der Unterschied am Ende ist, hängt von Ihrem Jahreseinkommen und dem damit verbundenen Steuersatz ab. Ob sich die betriebliche Altersvorsorge lohnt, können Sie ermitteln, indem Sie vergleichen, wie die Beträge sind, wenn Sie Entgeltumwandlung nutzen oder rein auf die gesetzliche Rente setzen.
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Beginn der Entgeltumwandlung
Ein grundlegender Faktor ist auch, wann Sie mit der Entgeltumwandlung beginnen und wie lange Sie entsprechend in die Direktversicherung oder andere Anlageform einzahlen. Wer bereits früh anfängt, kann über Jahrzehnte eine hohe Summe ansammeln und profitiert von Zins und Zinseszins. Können Sie hingegen nur für ein paar Jahre einzahlen, weil Sie bereits kurz vor der Rente stehen, ist es kaum sinnvoll, noch eine Anlage zu beginnen.
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Hohe Gehälter
Bei hohen Gehältern ist eine Entgeltumwandlung in erster Linie sinnvoll, wenn der Arbeitgeber entsprechend hohe Zuschüsse zahlt. Durch den Steuersatz können Vielverdiener bei den Sozialversicherungsbeiträgen nicht zahlen. Wer über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, zahlt Höchstbeträge bei der Rentenversicherung und es gibt keine (oder nur sehr geringe) steuerliche Einsparungen. Hier sollten auch alternative Modelle der Altersvorsorge verglichen werden.
Im Zweifelsfall kann es sinnvoll sein, sich von einem Finanzberater bei der Entscheidung und Kalkulation helfen zu lassen. Damit sind zwar möglicherweise einmalige Kosten verbunden, doch kann es eine lohnenswerte Investition sein, wenn Sie dadurch langfristig die richtige Anlageform und damit Absicherung fürs Alter wählen.
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