Arbeitslos mit 55: Was Sie jetzt tun können
Arbeitslos mit 55 – für die allermeisten Arbeitnehmer ist das ein Schock. Während sie sich eigentlich langsam auf die Rente vorbereiten wollten, müssen sie nun wieder Stellenanzeigen durchforsten, die Bewerbung vorbereiten und darauf hoffen, dass sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Arbeitslos mit 55 – das bedeutet häufig, dass es schwierig wird, einen neuen Job zu finden. Das ist aber noch lange kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Es gibt ein paar Tricks, die ältere Arbeitssuchende nutzen können, um in den ersten Arbeitsmarkt zurückzufinden…

➠ Inhalt: Das erwartet Sie
Wie lange steht mir Arbeitslosengeld zu?
Werden Arbeitnehmer mit 55 Plus arbeitslos, heißt es erst einmal: Ruhe bewahren. Damit sich Arbeitslose mit über 55 sortieren können, gibt es für sie Arbeitslosengeld I (ALG I).
Ganz allgemein gilt: Wenn Sie innerhalb der vergangenen 24 Monate mindestens zwölf Monate lang einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen sind, bekommen Sie mindestens sechs Monate lang ALG I.
Der Bezugszeitraum steigt mit der Zahl der Beitragsjahre. Ältere Arbeitslose haben daher in den meisten Fällen einen viel längeren Arbeitslosengeld-Anspruch.
Bei 20 Beitragsmonaten in der Arbeitslosenversicherung können Sie zehn Monate lang ALG I beziehen. Haben Sie volle zwei Jahre in einem herkömmlichen Arbeitsverhältnis gearbeitet, sogar zwölf Monate.
Sind Arbeitslose älter als 50 Jahre, gibt es noch eine weitere Änderung:
- 50-Jährige können bis zu 15 Monaten (bei 30 Beitragsmonaten) ALG I beziehen.
- 55-Jährige können bis zu 18 Monaten (bei 36 Beitragsmonaten) ALG I beziehen.
- 58-jährige können 24 Monate (bei 48 Beitragsmonaten) ALG I beziehen.
Für Künstler und Publizisten gibt es noch eine weitere Erleichterung: Die sogenannte verkürzte Anwartschaft. Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Personengruppe auch bei weniger als zwölf Monaten Beitragszahlung ALG I beantragen.
Dazu müssen sie…
- mindestens sechs Monate innerhalb der letzten 24 Monate einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen sein.
- hauptsächlich Arbeitsverhältnisse angenommen haben, die auf sechs Wochen befristet waren.
- ein Gehalt von weniger als 34.020 Euro brutto im vergangenen Jahr vor dem Antrag auf ALG I erhalten haben.
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Rente statt Arbeitslosigkeit: Ist das eine Option?
Statt jahrelang Arbeitslosengeld zu beziehen, stellen einige Arbeitslose mit 63 den Antrag auf Frührente. Für die Jahrgänge ab 1967 liegt das reguläre Rentenalter bei 67 Jahren – und jeder Monat, den Erwerbstätige und Arbeitslose früher in Rente gehen, kostet bares Geld: 0,3 Prozent der eigentlichen Rente werden gekürzt. Pro Jahr sind das schon stattliche 3,6 Prozent.
Um überhaupt aus der Arbeitslosigkeit direkt in die Rente wechseln zu können, müssen Arbeitnehmer 35 Beitragsjahre vorweisen können. Das ist kein Pappenstiel und geht in der Regel frühestens ab 63 Jahren. Entschließen Sie sich dazu, kostet Sie das mehr als 14 Prozent Ihrer Rente – und das nicht nur bis zum Eintritt der Regelaltersgrenze, sondern das restliche Leben lang.
Dabei ist es durchaus denkbar, dass Arbeitslose auch mit 63 Jahren noch einen Job finden und bis zum eigentlichen Renteneintritt in die Versicherung einzahlen.
Rente statt Arbeitslosigkeit kostet Sie also doppelt. Arbeitslose ab 55 sollten sich diesen Schritt gut überlegen. Ob Sie dauerhaft bis ans Lebensende mit einer gekürzten Rente auskommen, sollten Sie vorab genau ausrechnen.
Das tut der Staat für ältere Arbeitslose
Dass es ältere Arbeitslose schwerer haben, einen neuen Job zu finden, haben Politiker inzwischen verstanden. So sind in der Vergangenheit einige Programme entstanden, die diesem Umstand entgegenwirken sollen:
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Perspektive50 plus
Hiermit will die Regierung ältere Arbeitssuchende längerfristig in Arbeit vermitteln. Denn wenn ältere Arbeitslose wieder einen Job finden, ist er häufig nur von kurzer Dauer. In knapp der Hälfte der Fälle endet die Beschäftigung vor dem Ablauf der Probezeit.
Teilnehmer des Programms bekommen gezielte Förderung und werden intensiver von ihrem Fallmanager des Jobcenters oder der Bundesagentur für Arbeit (BA) betreut. Dazu wurden 77 Beschäftigungspakte ins Leben gerufen, um die regionalen Möglichkeiten voll auszuschöpfen und die Langzeitarbeitslosen vor Ort wieder in Arbeit zu bringen. Der Bund unterstützt die Bemühungen der Firmen mit Auszeichungen und Wettbewerben. Menschen zwischen 50 und 67, die arbeitslos geworden sind, können sich direkt bei der Bundesagentur für Arbeit über dieses Programm informieren.
Seit 2005 gibt es das Programm – und fast genauso lange wird es kritisiert. Der Grund: Im Jahre 2013 haben nur magere 16 Prozent der Langzeitarbeitslosen, die an dem Programm teilnahmen, einen Arbeitsplatz gefunden.
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Eingliederungszuschuss
Wenn der Arbeitslose Anspruch auf ALG I oder II hat, steht ihm oft auch ein Eingliederungszuschuss zu. Die Bundesagentur für Arbeit kann dabei 36 Monate lang den neuen Arbeitgeber finanziell unterstützen und ihm damit einen Anreiz geben, auch Arbeitslose mit 55 oder älter einzustellen. Die Bundesagentur kann dabei bis zu 50 Prozent des Bruttolohns übernehmen.
Unternehmen, die an diesem Programm teilnehmen, werden direkt über die Bundesagentur für Arbeit oder das Jobcenter gefördert. In der Regel gilt bei Arbeitsstellen, die über den Eingliederungszuschuss gefördert wurden, die sogenannte Nachbeschäftigungspflicht. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer mindestens so lange regulär bei dem Arbeitgeber beschäftigt werden, wie dieser zuvor den Eingliederungszuschuss erhalten hat.
Die Vermittlung in die entsprechenden Unternehmen läuft in der Regel direkt über die BA oder das Jobcenter. Personen, die arbeitslos mit 55 werden, sollten in jedem Fall bei ihrem Fallmanager nachfragen, ob sie im Rahmen des Eingliederungszuschusses gefördert werden können.
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Existenzgründerzuschuss
Arbeitslose, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen möchten, können Existenzgründerzuschuss bei der BA beantragen. Damit unterstützt die Bundesagentur Arbeitslose, die sich selbstständig machen möchten. Dabei gibt es den Existenzgründerzuschuss, monatlich immerhin 300 Euro für sechs Monate, zusätzlich zum Arbeitslosengeld I.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Bezug auf weitere neun Monate erhöht werden. Bevor Arbeitslose den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, sollten sie sich genau bei der Bundesagentur informieren. Einen Rechtsanspruch auf Existenzgründerzuschuss gibt es nämlich nicht. Die Förderung ist immer eine Einzelfallentscheidung.
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Grundsicherung
Diesen Anspruch haben frühere Arbeitslose, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, deren Rente aber so gering ist, dass sie kaum zum Leben reicht. Die Grundsicherung ist damit das Äquivalent zur Sozialhilfe für Arbeitslose, die mit 55 noch nicht in Rente gehen können. Allerdings sind auch bei der Grundsicherung die Vermögensfreibeträge sehr gering. Ersparnisse, die den Betrag von 5000 Euro überschreiten, müssen zunächst aufgebraucht werden, bevor der Antrag gestellt werden kann.
Um die Grundsicherung beantragen zu können, müssen die Arbeitssuchenden das Rentenalter erreicht haben. Jüngere Arbeitslose, die aus dem Bezug des ALG I herausfallen, haben dir Möglichkeit ALG II zu beantragen. Mittlerweile wirken sich die Zeiten im Bezug von ALG II nur noch indirekt auf die Rente aus. Bis Ende 2010 zahlte die BA noch Beitrage an die Rentenversicherung, seit 2011 nicht mehr.
Arbeitslos mit 55: Was kann ich sonst noch tun?
Ältere Arbeitssuchende können auch selbst aktiv werden, wenn sie schnell wieder in die Erwerbstätigkeit zurückfinden möchten. Immerhin gibt es einige ganz vielversprechende Möglichkeiten:
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Jobmessen
Mittlerweile gibt es bereits spezielle Jobmessen für erfahrene Arbeitnehmer und damit auch für Arbeitssuchende 50 Plus. Die job40plus ist eine derartige Veranstaltung. Fach- und Führungskräfte, die nicht mehr frisch von der Uni kommen, haben hier die Chance, mit neuen Arbeitgebern in Kontakt zu kommen.
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Digitalisierung
Der Arbeitsmarkt der Zukunft ist digital. Gerade das ist häufig ein Problem für ältere Arbeitslose. Zu Beginn ihres Berufslebens war davon noch nicht viel zu spüren – und das kann im Alter ein Stolperstein auf der Suche nach einem neuen Job sein. Muss es aber nicht.
Warum sollten nicht auch ältere Arbeitslose eine Weiterbildung zum Social Media Manager machen? Schließlich ist das Internet nicht nur der jungen Generation vorbehalten. Mit einem entsprechenden Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit können Sie sich die Umschulung sogar zahlen lassen.
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Networking
Gerade im fünften Lebensjahrzehnt haben Arbeitnehmer schon jede Menge Kontakte gesammelt und Beziehungen zu den verschiedensten Personen und Institutionen aufgebaut. Das sollten Sie sich jetzt zunutze machen. Aktivieren Sie ihre beruflichen Karrierenetzwerke auf Xing, Linkedin und anderen Sozialen Netzwerken und machen Sie darauf aufmerksam, dass Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind. Das können Sie auch relativ subtil über einen entsprechenden Vermerk in Ihrem Xing- oder Linkedin-Profil tun.
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Marketing
Wo wir gerade bei den Sozialen Netzwerken sind: Nutzen Sie die Chancen, die Ihnen diese Plattformen bieten. Zunächst sollten Sie ihren Lebenslauf auffrischen. Vergessen Sie dabei nicht, Ihre neuesten Fortbildungen und Auszeichnungen zu erwähnen. Damit schaffen Sie gute Voraussetzungen für die sogenannte passive Jobsuche.
Wenn Sie sich mit einem Thema besonders gut auskennen, können Sie auch einen Schritt weiter gehen und andere Arbeitnehmer oder Arbeitssuchende von Ihren Fachkenntnissen profitieren lassen – schließlich haben Sie einige Jahre Berufserfahrung gesammelt. Suchen Sie sich entsprechende Foren, und fangen Sie an zu kommentieren was das Zeug hält. Sie wissen schließlich nicht, wer in diesen Foren mitliest…
Andere Möglichkeit: Sie starten ein eigenes Blog zu Ihrem Thema. Das Blog kann zum Einen eine nützliche Referenz im Bewerbungsprozess sein. Wenn Sie es richtig anstellen und Ausdauer haben, können Sie sich damit auch etwas dazu verdienen. Dazu müssen Sie aber in jedem Fall einen Online-Kurs oder eine Weiterbildung machen, um wenigstens die Grundlagen zu erwerben.
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Alleinstellungsmerkmal
Dieser Punkt betrifft alle bisher genannten. Sie werden umso erfolgreicher bei der Jobsuche, aber auch bei allen anderen Vorhaben sein, je besser Sie sich selbst einschätzen können.
Ihre Leitfrage dabei muss immer sein, was Ihr potenzieller Arbeitgeber davon hat, wenn er Sie zum Jobinterview einlädt und Ihnen im besten Fall die Stelle anbietet: Was können Sie in das Unternehmen einbringen? Wo liegen Ihre Besonderheiten und schließlich was zeichnet Sie vor anderen Bewerbern aus?
Wenn Sie eine Antwort auf diese Fragen haben, haben Sie nicht nur ein klareres Bild von Ihrer Person, sondern können auch die beliebte Frage im Vorstellungsgespräch nach den eigenen Stärken und Schwächen ohne zögern beantworten.
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Jochen Mai ist Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel. Der Autor mehrerer Bücher doziert an der TH Köln und ist gefragter Keynote-Speaker, Coach und Berater.

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