Definition: Was sind Vorurteile?
Vorurteile (englisch: prejudice, bias, preconception) sind vorgefasste Meinungen gegenüber Personen oder Gruppen, die nicht auf Wissen und Erfahrungen, sondern auf Verallgemeinerungen oder falschen Informationen basieren. Durch negative Denkschubladen werden Menschen Eigenschaften und Verhaltensweisen unterstellt, ohne diese zu kennen.
Für ein Vorurteil reicht oft schon ein negatives Merkmal aus (siehe: Horn-Effekt). Typisch ist das bei Geschlecht, Alter oder Nationalität. Anschließend wird die negative Wertung auf andere Merkmale des Menschen übertragen – ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Vorurteile haben – wesentliche Merkmale
- Keine Belege
Es gibt keine belegbaren Fakten und nur selten eigene Erfahrungen. - Keine Reflexion
Die eigene Denkweise wird nicht hinterfragt oder überdacht. - Starke Emotionen
Das Urteil ist verbunden mit starken Emotionen, oft Ablehnung oder Angst. - Beeinflusst Verhalten
Vorurteile verändern das Denken und Handeln anderen gegenüber. - Schwer zu ändern
Etablierte Klischees sind hartnäckig und kaum zu ändern.
Vorurteil oder Stereotyp: Was ist der Unterschied?
Vorurteile und Stereotype sind eng verwandt, aber nicht identisch. Die Begriffe werden oft synonym verwendet, obwohl es Unterschiede gibt:
Stereotype |
Vorurteile |
Beispiel: „Männer mögen Fußball.“ | Beispiel: „Frauen können nicht einparken.“ |
Beschreiben ein typisches Merkmal | Greifen herrschende Stereotype auf |
Basieren auf Beobachtung | Basieren auf Mutmaßung |
Gelten für eine ganze Gruppe | Verallgemeinern Eigenschaften |
Unbewusste Kategorisierung | Vorgefertigte Meinung |
Keine Wertung | Negative Wertung |
Beispiele für Vorurteile im Alltag
Vorurteile gibt es in jedem Bereich. Sie begegnen uns ständig im Alltag – wenn auch oftmals unbewusst. Unsere Übersicht zeigt typische Beispiele für häufige Vorurteile:
- Frauen fahren schlecht Auto.
- Männer sind nicht emotional.
- Männer gucken Fußball und trinken Bier.
- Deutsche haben keinen Humor.
- Polen klauen Autos.
- Ausländer sind besonders kriminell.
- Die junge Generation ist faul und realitätsfremd.
- Alte Menschen können keine Technik bedienen.
- Kinder sind dumm und verstehen noch nichts.
- Nur ungebildete Menschen haben Tattoos.
- Blondinen sind dumm.
- Dicke haben keine Disziplin.
- Beamte sind faul und arbeiten nie.
- Handwerker haben keine gute Bildung.
- Ärzte sind arrogant und abgehoben.
- Brillenträger sind intelligent.
- Deutsche sind besonders sorgfältig.
- Frauen besitzen große Empathie.
- Rheinländer sind locker und fröhlich.
Vorurteile zu Geschlechtern
Vorurteile zu Nationalitäten
Vorurteile zum Alter
Vorurteile zum Aussehen
Vorurteile zu Berufen
Positive Vorurteile
Vorurteile am Arbeitsplatz – Folgen
Auch am Arbeitsplatz gibt es zahlreiche Vorurteile: „Die jungen Kollegen sind faul“, „die Alten nicht mehr belastbar“ Die verallgemeinerte Wahrnehmung belastet das Arbeitsklima und bremst eine produktive Zusammenarbeit.
Besonders häufig sind davon Frauen betroffen. Leider. Noch immer. Ihnen wird teils weniger zugetraut, teils werden sie subtil diskriminiert – nicht nur beim Gehalt oder der Besetzung von Führungspositionen. Aber auch Menschen mit Migrationshintergrund müssen oft gegen Vorurteile im Job kämpfen.
Durch Vorurteile am Arbeitsplatz entsteht nicht selten ein vergiftetes Klima, das langfristig zu einer höheren Fluktuation und sinkender Arbeitgeber-Attraktivität führt. Effekt: Talente meiden das Unternehmen, die Innovationskraft sinkt.
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Psychologie: Wie entstehen Vorurteile?
Solche Schubladen sind fest in menschlichen Denkmustern verankert. Aber wie entstehen Vorurteile? In der Psychologie werden mehrere Ursachen zur Entstehung unterschieden:
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Soziale Prägung
Schon in Kindheit und Jugend entstehen Vorurteile durch die soziale Prägung. Wertvorstellungen, Meinungen und Denkweisen werden von Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen übernommen.
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Gruppenzugehörigkeit
Die eigene Gruppe wird bevorzugt, alles was „fremd“ ist eher abgelehnt. Können wir uns mit anderen weniger identifizieren, bauen wir Denkschubladen auf.
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Kognitive Vereinfachung
Es ist unmöglich, die unzähligen Eindrücke und Wahrnehmungen einzeln zu bewerten. Zur Vereinfachung werden diese zu Kategorien zusammengefasst. Das reduziert die Komplexität auf eine Stufe, die kognitiv verarbeitet werden kann.
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Emotionale Verarbeitung
Vorurteile erleichtern die Verarbeitung von negativen Emotionen. Beispiel: Bei einem Jobverlust ist es leichter, die Verantwortung bei Ausländern zu suchen, die Arbeitsplätze wegnehmen, statt sich der Realität zu stellen.
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Persönliche Erfahrung
In seltenen Fällen gibt es persönliche Erfahrungen, die verallgemeinert und auf eine ganze Gruppe übertragen werden.
Was ist Subtyping?
Subtyping ist eine Relativierung, wenn eigene Klischeevorstellungen auf einzelne Personen nicht zutreffen. Dies wird als Ausnahme betrachtet – die grundsätzlich negative Denkweise wird dennoch nicht hinterfragt oder geändert. Beispiel: Eine Frau ist eine besonders gute Autofahrerin und parkt in jeder Situation perfekt ein. Männer rechtfertigen dies dann mit: „Ausnahmen bestätigen die Regel.“
So schädlich ist vorgefertigtes Denken
Ein paar Klischees sind nicht so schlimm? Falsch! Sie sind gefährlich und haben mehrere negative Konsequenzen:
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Streit
Niemand wird gerne in eine Schublade gesteckt. Betroffene müssen sich für etwas rechtfertigen, das ihnen grundlos unterstellt wird. Ungerechtigkeit und Frust sorgen für Streit und Konflikte.
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Manipulation
Vorurteile machen in hohem Maße manipulierbar. Menschen bilden sich keine eigene Meinung, sondern wiederholen nur, was sie von anderen hören.
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Diskriminierung
Gesellschaftlich führt das Schubladendenken zu Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus. Es kommt zu wachsender Ablehnung gegen bestimmte Gruppen – in extremen Fällen mit Gewalt und Straftaten.
Sprüche und Zitate zu Vorurteilen
Viele kluge Köpfe haben sich schon mit Vorurteilen beschäftigt. Hier die schönsten Sprüche und Zitate zum Thema:
- „Das Vorurteil ist das Kind der Unwissenheit.“ (William Hazlitt)
- „Vorurteile sind die Vernunft der Narren.“ (Voltaire)
- „Ein Vorurteil, das von vielen geteilt wird, sieht einer ganzen Wahrheit zum Verwechseln ähnlich.“ (Ernst Ferstl)
- „Denken ist, was viele Leute zu tun glauben, wenn sie ihre Vorurteile ordnen.“ (William James)
- „Kinder kennen keine Vorurteile, wir bringen sie ihnen erst bei.“ (Anke Maggauer-Kirsche)
- „Ein Vorurteil ist ein Irrtum, der Wurzeln geschlagen hat.“ (Martin Held)
Wie kann ich Vorurteile überwinden?
Vorurteile lassen sich nicht einfach ablegen. Es braucht Zeit, um solche Denkgewohnheiten loszuwerden. Wichtige Voraussetzung: Sie müssen ernsthaft an Ihren Einstellungen arbeiten wollen!
Der effektivste Weg ist der Mere-Exposure-Effekt: Suchen Sie regelmäßig und intensiv Kontakt mit der Personengruppe, gegen die Sie ein Vorurteil haben. Jede Erfahrung, die dem bisherigen Klischee widerspricht, baut das Vorurteil ab.
3 Schritte gegen Klischees
Zusätzlich zum Mere-Exposure-Effekt helfen diese 3 Schritte:
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Erkennen Sie Ihre Vorurteile
Sie müssen sich Ihre Vorurteile eingestehen und erkennen, wo diese vorhanden sind. Fragen Sie sich selbstkritisch: Welche Klischees habe ich? Bei welchen Personen habe ich vorgefertigte Meinungen? Zu welchen Urteilen habe ich mir kein eigenes Bild gemacht? So beschäftigen Sie sich mit Ihren Denkweisen und bauen vorgefertigtes Denken ab.
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Hinterfragen Sie Ihre Vorurteile
Wenn Sie Ihre Vorurteile kennen, müssen Sie diese hinterfragen. Haben Sie persönliche Erfahrungen oder Beweise, die das Bild bestätigen? Suchen Sie dabei nicht nur nach Informationen, die Ihrer Ansicht entsprechen. Bei Klischees neigen Menschen zu selektiver Wahrnehmung, um ihre Meinung zu bestätigen.
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Machen Sie sich Vorurteile anderer bewusst
Unabhängig von Ihrem Alter und Geschlecht, Ihrer Hautfarbe und Nationalität: Andere Menschen haben Vorurteile gegen Sie. Diese unangenehme Erkenntnis hilft gegen das eigene Klischeedenken. Zu verstehen, wie frustrierend und unfair es ist, mit ungerechtfertigten Urteilen konfrontiert zu werden, macht es leichter, die eigenen abzubauen.
Häufige Fragen zu vorgefertigten Meinungen
Es gibt unzählige Klischees und Vorurteile. Einige der bekanntesten sind: „Männer zeigen keine Gefühle“, „Frauen können nicht Autofahren“, „Blondinen sind dumm“, „Männer mögen Bier“ und „Deutsche haben keinen Sinn für Humor.“
Vorurteile sind immer Verallgemeinerungen. Sie beziehen sich nicht nur auf einzelne Personen, sondern ebenso ganze Personengruppen. Häufig geht es dabei um Geschlechter – Männer oder Frauen – sowie um Nationalitäten, Haarfarben oder Altersgruppen und Generationen.
Häufige Ursache für Vorurteile ist die Prägung in der Kindheit. Schon früh wird die eigene soziale Gruppe besser bewertet als andere. Zudem vereinfacht Schubladendenken das Weltbild. Auch negative Erfahrungen können Vorurteile auslösen. Traumatische Erlebnisse werden dann auf ähnliche Personengruppen übertragen.
Das Gegenteil von Vorurteilen ist die Wahrheit. Diese lässt sich – im Gegensatz zu Vorurteilen – durch Zahlen, Daten, Fakten nachprüfen und belegen. Die Gefahr von Vorurteilen besteht darin, dass Menschen so keine Chance bekommen. Im schlimmsten Fall führt das zu Ausgrenzung oder offenem Hass.
Der erste Schritt gegen Vorurteile ist, diese überhaupt als solche zu erkennen. Anschließend müssen diese mit objektiven Informationen abgeglichen und reflektiert bzw. korrigiert werden. Das setzt aber voraus, sich einzugestehen, einen Denkfehler gemacht zu haben.
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