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Vorurteile am Arbeitsplatz: Die Schubladen im Kopf

Vorurteile am Arbeitsplatz gibt es häufig und in vielen Variationen: Der Kollege aus Italien ist faul, die Blondine aus der Buchhaltung muss dumm sein, der 60-jährige Mitarbeiter ist nicht mehr belastbar und denkt sowieso nur noch an seine Rente… Diese Schubladen im Kopf blockieren eine produktive Arbeitsatmosphäre und führen zu Streitigkeiten. Das Problem: Solche Klischees sind oft tief verankert. Doch welche Lösungen gibt es, um aus dieser Spirale herauszufinden – gerade, wenn Sie selbst mit Vorurteilen am Arbeitsplatz konfrontiert werden? Wir zeigen, was Sie gegen Vorurteile im Job tun können…



Vorurteile am Arbeitsplatz: Die Schubladen im Kopf

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Vorurteile am Arbeitsplatz: Ein verbreitetes Problem

Kaum jemand gibt sie so, doch sind sie in jedem Kopf vorhanden: Vorurteile kennt jeder und hat sie schon einmal erlebt. Männer trinken nach Feierabend ein Bier, Frauen können nicht einparken, Beamte machen den ganzen Tag Pause oder trinken Kaffee und Lehrer haben das ganze Jahr nur Ferien… Oft werden solche Stereotype nicht als Problem wahrgenommen – ist doch alles nur Spaß, oder? Nein, ist es nicht.

Vorurteile am Arbeitsplatz haben viele Nachteile. Sie führen zu Ausgrenzung, Mobbing, Missverständnissen, Streit und rauben Unmengen an Energie und Produktivität.

Typische Vorurteile im Job

Wer glaubt, das Vorurteile nur gegen einzelne Gruppen bestehen, irrt gewaltig. Tatsächlich fällt jeder Arbeitnehmer in eine Kategorie, zu denen es passende Klischees gibt. Typische Beispiele für Vorurteile am Arbeitsplatz:

  • Vorurteile gegen ein gewisses Alter
    Die alten Kollegen sind zwar erfahren, aber auch schnell überfordert und halten keinerlei Belastung stand. Außerdem sind sie in Ihren Arbeitsweisen festgefahren und können nicht mit Innovationen umgehen. Junge Mitarbeiter sind hingegen dynamisch, aber auch übereifrig und machen viele Anfängerfehler.
  • Vorurteile gegen ein bestimmtes Aussehen
    Das vielleicht bekannteste Vorurteil: Blondinen sind dumm. Doch auch viele andere Stereotype beeinflussen die Beurteilung von Personen im Job. Kollegen mit Brille gelten grundsätzlich als intelligenter, übergewichtige wirken schnell faul und phlegmatisch.
  • Vorurteile gegen bestimmte Berufsgruppen
    Handwerker trinken in der Pause erst einmal ein Bier, Beamte arbeiten sowieso nie und wer im Marketing arbeitet, ist ein Hipster mit Brille, Bart und modernem Kleidungsstil. Oft machen wir uns allein durch den Job bereits ein Bild von der zugehörigen Person.
  • Vorurteile gegen das andere Geschlecht
    Geschlechterklischees gibt es auf beiden Seiten. Frauen können nicht Autofahren, reden ohne Pause und interessieren sich nur für Kleidung und Makeup. Männer hingegen gucken Fußball, sind emotionskalt, grillen gerne und trinken dabei Bier mit den Freunden.
  • Vorurteile gegen gewisse Kleidung
    Der Kollege im Anzug wirkt sofort seriöser und professioneller. Wer im Jeans und T-Shirt kommt, wird weniger kompetent wahrgenommen. Bei Frauen gibt es Vorurteile gegen freizügige Kleidung.
  • Vorurteile gegen bestimmte Länder
    Deutsche sind super pünktlich und zuverlässig, haben aber keinerlei Humor, können nicht tanzen, trinken Bier und tragen Socken in Sandalen. Andere Kulturen sind hingegen faul, unzuverlässig, arrogant oder aufbrausend. Für jedes Land gibt es eine vorgefertigte Denkschublade.

Bevor Sie sagen: „Schlimm, was andere so denken….“ Sie können sich von Vorurteilen nicht einfach freisprechen. Diese Klischees sind tief in Denken verankert – auch in Ihrem. Vielleicht merken Sie es oft gar nicht, doch unbewusst stecken Sie andere Menschen in Schubladen und verallgemeinern.

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Wie entstehen Vorurteile?

Seit jeher müssen Menschen Situationen schnell einschätzen: Freund oder Feind? Gefahr oder Entspannung? Flucht oder Kampf? Für unsere Vorfahren waren diese Entscheidungen überlebenswichtig. Es gab keine Zeit, um lange zu differenzieren. Bis heute sind Vorurteile deshalb tief in unserer Psyche verankert. Sie helfen weiterhin dabei, Situationen und Menschen in kürzester Zeit zu beurteilen und dementsprechend zu reagieren.

Wir verallgemeinern die Wahrnehmung, um diese zu erleichtern. Es ist kaum möglich, jeden Eindruck zu bewerten und jeden Menschen ausgiebig individuell zu bewerten. Also nutzen wir Denkschubladen anhand typischer Merkmale. Viele davon werden bereits in der Kindheit erlernt. Wir übernehmen, was wir von Eltern, Bezugspersonen oder auch der Gesellschaft erfahren und bauen diese Vorurteile in die eigenen Denkweisen ein.

Schwieriges Entkommen aus der Denkschublade

Nur kann in einer immer komplexer werdenden Welt die Verallgemeinerung zur Falle werden: Wir stecken unser Gegenüber in eine Schublade und lassen ihn nie wieder heraus – egal, was dieser anstellt. Negative Klischees belasten das zwischenmenschliche Verhältnis. Andere bekommen erst gar keine faire Chance, weil die Meinung längst feststeht.

Das Denken ist bereits in einer negativen Erwartungshaltung. Offene und unvoreingenommene Herangehensweise ist kaum möglich. Gibt es ein negatives Vorurteil, warten wir regelrecht darauf, dass andere diesem entsprechen, fühlen uns bestätigt und denken „Na, wusste ich es doch!“

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4 Arten von Vorurteilen im Job

Vorurteile am Arbeitsplatz basieren nicht nur auf typischen und bekannten Klischees zu einzelnen Personengruppe. Die Voreingenommenheit entsteht auch durch Wahrnehmungsfehler und psychologische Effekte. Bei der Beurteilung anderer Personen laufen diese unbewusst ab und beeinflussen, was wir von anderen denken. Besonders häufig sind im Job diese fünf Arten:

1. Halo-Effekt

Der Halo-Effekt besagt, dass eine einzelne positive Eigenschaft von anderen alle anderen Eindrücke überstrahlen kann und damit die Wahrnehmung überstrahlt (Halo = Heiligenschein). Wenn wir von einem Attribut beeindruckt sind, übersehen wir viele andere weniger positive Charakteristiken. Es entsteht ein voreingenommenes, einseitiges Bild der anderen Person. Das gleiche funktioniert auch bei einer einzelnen negativen Eigenschaft, die positive Merkmale überschattet. Dies wird als Horn-Effekt bezeichnet.

Mehr lesen: Halo-Effekt

2. Confirmation Bias

Wir suchen gezielt nach Informationen, die unsere vorhandene Meinung weiter bekräftigen. Schuld ist der Confirmation Bias (Bestätigungsfehler). Durch selektive Wahrnehmung betrachten wir nur das, was ins eigene Bild einer anderen Person passt. Andere Eindrücke werden schlicht ausgeblendet oder als unwichtig und nebensächlich erachtet.

Mehr lesen: Confirmation Bias

3. Beauty Bias

Es ist unfair, doch Schönheit kommt weiter. Studien zeigen immer wieder, dass attraktive Menschen im Job besonders gute Chancen haben. Sie werden als erfolgreicher, kompetenter, selbstbewusster und überzeugender wahrgenommen. Daniel Hamermesh von der Universität Texas fand sogar heraus, dass attraktive Mitarbeiter bei gleicher Qualifikation ein höheres Gehalt bekommen.

Mehr lesen: Beauty Bias

4. Identifikations-Effekt

Haben wir mit anderen Menschen etwas gemeinsam, beurteilen wir diese sofort besser – auch dann, wenn wir sonst gar keine andere Informationen haben und den- oder diejenige überhaupt nicht kennen. Ein Kollege kommt aus Ihrer Heimatstadt oder war an der gleichen Uni? Die Kollegin im Nachbarbüro geht genau wie Sie selbst gerne wandern? Jeder umgibt sich gerne mit Menschen, mit denen er sich identifizieren kann und die ihm ähnlich sind. Also sind uns solche Personen gleich sympathisch.

Mehr lesen: Sympathisch wirken

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Negative Folgen: So schaden Vorurteile am Arbeitsplatz

Bei Vorurteilen am Arbeitsplatz blicken wir nicht hinter die Fassade und beurteilen nicht die individuelle Persönlichkeit oder auch Leistungsfähigkeit. Stattdessen fällen wir ein Urteil anhand von äußerlichen Merkmalen oder dem ersten Eindruck.

Doch warum sind die Vorurteile am Arbeitsplatz ein Problem, wenn sie doch jeder von uns hat? Ein entscheidender Faktor: Die vorgefertigte Meinung wird zu einer endgültigen Bewertung. Niemand bekommt die Chance, dem Vorurteil zu entkommen. Das kann nur ungerecht sein. So entstehen Spannungen, die sich zwangsläufig im Arbeitsalltag auswirken:

  • Eine Atmosphäre von Neid und Missgunst, in der kein Teamgefühl entstehen kann.
  • Frust und Streit, weil betroffene Mitarbeiter das Gefühl haben, ständig gegen Vorurteile und falsche Klischees ankämpfen zu müssen.
  • Nachlassen der Produktivität, weil gegeneinander, statt miteinander gearbeitet wird.
  • Kultur der Beschuldigungen anstatt der Wahrnehmung von Chancen.
  • Kurzfristiges oder gar rückwärts gewandtes Denken anstatt langfristiger Zielsetzungen.
  • Keine Diversifikation, weil Personal nach festgefahrenen Denkmustern ausgewählt wird.

Frauen werden oft mit Vorurteilen konfrontiert

Besonders häufig sind davon Frauen betroffen, denen in der heutigen, nach wie vor von Männern dominierten Arbeitswelt immer noch weniger zugetraut wird, da sie zu sensibel und zu weich seien. Das zeigt sich etwa bei der Besetzung von Führungspositionen, bei denen Frauen weniger Durchsetzungsvermögen und Autorität nachgesagt wird.

Dieses Vorurteil führt zu einem Teufelskreis: Viele Männer haben weniger Respekt vor weiblichen Vorgesetzten und akzeptieren diese nicht in der höheren Position. Das führt dazu , dass Frauen in Führungspositionen entweder doppelt so hart kämpfen müssen oder aufgeben, was wiederum das Vorurteil zu bestätigen scheint. Die Falle der Stereotypen hat voll zugeschlagen und das Unternehmen wurde langfristig um wichtige Kompetenzen gebracht.


So begegnen Sie Vorurteilen

Wer sich mit Vorurteilen konfrontiert sieht, fühlt sich ihnen meist hilflos ausgeliefert. Die Folge ist häufig ein Rückzug. Dabei nährt gerade ein solches Verhalten die Entstehung von Vorurteilen noch mehr. Besser ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen. Daher sollten Sie offen auf Ihr Gegenüber zugehen, wenn Sie den Eindruck haben, dass ein Vorurteil Ihr zwischenmenschliches Verhältnis belastet:

  • Fragen Sie ihn nach seiner Einschätzung Ihrer Arbeit und woran er dies konkret festmacht.
  • Legen Sie Ihre Motivation dar, warum Sie etwas so tun, wie Sie es tun.
  • Regen Sie dazu an, langfristig und zukunftsorientiert zu denken.
  • Fragen Sie nach seinen Zielen.
  • Machen Sie die negativen Folgen von Klischees und Stereotypen anhand konkreter Szenarien deutlich.

Leider dürfen Sie trotzdem keine Wunder erwarten. Es braucht Geduld, bis Vorurteile am Arbeitsplatz abgebaut werden können. Nutzen Sie die Chance aber auch, um Ihre eigenen vorgefertigten Meinungen zu hinterfragen. Suchen Sie das offene Gespräch mit Kollegen, denen Sie mit Argwohn begegnen, um diese besser kennenzulernen. Nur wenn Sie immer und immer wieder selbst die Erfahrung machen, dass Vorurteile einfach nicht stimmen, können Sie diese langfristig überwinden.

Noch Vorurteil oder schon Diskriminierung?

Was als Vorurteil am Arbeitsplatz beginnt, kann im schlimmsten Fall zu Diskriminierung und Mobbing führen. Die negative Meinung führt zur Ausgrenzung des Betroffenen Mitarbeiters, der zunehmend schikaniert und schlecht behandelt wird. Ein schwerer Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Demnach sind Benachteiligungen aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität sogar strafbar.

Vorurteile am Arbeitsplatz Mobbing Diskriminierung Infografik

Ein Nachweis ist aber oft schwierig und es muss erst einiges vorfallen, um einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz einklagen zu können. Warten Sie nicht ab, sondern handeln Sie frühzeitig gegen Vorurteile am Arbeitsplatz. Suchen Sie das Gespräch, ist das nicht möglich, sollten Sie sich an den Chef wenden und die Situation schildern. Es ist Aufgabe der Führungskraft, solch ein Verhalten zu unterbinden. Diese Tipps können Ihnen dabei helfen:

  • Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Vorgesetzten und regen Sie an, das Thema der Vorurteile aktiv und nachhaltig anzugehen.
  • Wenden Sie sich an den Personal- oder Betriebsrat.
  • Suchen Sie Rat bei einer Mobbing-Beratungsstelle der Kommunen, Kirchen oder Gewerkschaften.

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[Bildnachweis: Irina Adamovich by Shutterstock.com]

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