Bedeutung: Was ist ein Tunnelblick?
Der Begriff „Tunnelblick“ kommt in verschiedenen Bereichen vor und hat unterschiedliche Bedeutungen:
- Psychologie
In der Psychologie wird der Tunnelblick als eingeschränkte Wahrnehmung definiert. Statt das Gesamtbild zu betrachten, nehmen Betroffene nur Teilaspekte wahr, der Rest wird ausgeblendet. Es ist, als hätte man Scheuklappen auf. - Medizin
Auch krankheitsbedingt ist ein Tunnelblick möglich. Die Augenheilkunde bezeichnet so die Seheinschränkung beispielsweise bei Schädigung des Sehnervs oder durch Schlaganfall oder Schädelhirntrauma. - Software
„Tunnelblick“ ist zudem ein Name für eine kostenlose Download-Software und App passend für Mac oder Windows, mit der sich VPN-Verbindungen aufbauen lassen. Es gibt dazu inzwischen auch einen sogenannten „Tunnelblick Booster“.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Tunnelblick als Metapher genutzt. Er definiert eine verengte Wahrnehmung, die häufig unter Stress entsteht. In dem Fall sind zahlreiche Sinne eingeschränkt. Die Betroffenen verlieren das große Ganze aus den Augen und bekommen kaum noch mit, was um Sie herum geschieht.
Tunnelblick Psychologie: Ursachen für die enge Sicht
Der Tunnelblick kann uns in verschiedenen Zusammenhängen und Themen begegnen. Grund sind unterschiedliche Ursachen, beispielsweise:
Beispiel: Tunnelblick im Job
Im Job tritt ein Tunnelblick meist bei umfangreichen und komplexen Projekten oder Aufträgen auf. Gerade hier wäre es wichtig, alle Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen und so den Überblick zu behalten. Stattdessen fokussieren sich die Kollegen nur auf ein einzelnes Problem oder einen eher unwichtigen Aspekt. Das kann folgende Ursachen haben:
- Stress: Oft ist Stress die Ursache für einen Tunnelblick. Die Abschottung ist dann zunächst eine einfache Schutzreaktion. Nimmt der Stress zu, droht Überforderung. Um das zu verhindern, konzentrieren sich Betroffene nur noch auf einen kleinen Teil den Sie kontrollieren können.
- Schlafmangel: Müdigkeit ist eine weitere Ursache für den Tunnelblick. Ob nun körperlich oder mental: Wenn die nötige Energie fehlt, fangen viele an, Dinge auszublenden, zu übersehen oder nicht mehr wahrzunehmen.
- Abschottung: In dem Fall ist der Tunnelblick sogar gewollt – aus Angst oder als purer Selbstschutz. Zum Beispiel bei Mobbing am Arbeitsplatz. Betroffene schotten sich ab, um nicht weiter schikaniert zu werden oder um die Attacken nicht weiter wahrzunehmen.
- Selbstorganisation: Nicht zuletzt können die Ursachen für einen Tunnelblick in mangelhafter Organisation liegen. Wer den Überblick verliert, keinen Plan oder keine Prioritäten gesetzt hat, droht sich nicht nur zu verzetteln, sondern auch in Details zu verlieren.
Beispiel: Tunnelblick in Beziehungen
Auch auf Beziehungsebene tendieren manche Menschen zum Tunnelblick. Etwa, indem Sie bei der Partnerwahl nur auf einen ganz bestimmten Typ oder eine Haarfarbe abfahren (Stichwort: „Beuteschema“) oder sich auf einen – engen – Freundeskreis aus früher Kindheit beschränken. Man kennt sich, vertraut sich – neue Kontakte oder Freundschaften haben es aber extrem schwer.
Der Effekt lässt sich zum Beispiel bei Studierenden beobachten. Jene, die am Heimatort geblieben sind und nur zur Universität pendeln, haben signifikant weniger Freunde unter den Kommilitonen als jene, die aus einer ganz anderen Stadt zugezogen sind. Letztere müssen offen sein und netzwerken, wenn sie sich einsam fühlen wollen. Die sozialen Kontakte aber erweitern ihren Horizont und ermöglichen ihnen mehr und vor allem neue Perspektiven und Impulse. Umgekehrt: Angst vor Kontakt fördert den Tunnelblick.
Beispiel: Tunnelblick im Denken
Überdies kann ein Tunnelblick auch ideologisch oder argumentativ vorliegen. Zum Beispiel, wenn Betroffene nur Ihre eigene Sichtweise gelten lassen und andere Meinungen oder Standpunkte gänzlich ignorieren. Ein differenzierter Blick oder Dialog ist mit diesen Menschen unmöglich. Sie bestehen stur darauf, das Monopol auf die Wahrheit zu haben. Ihre Ansicht ist unantastbar. Wer gegensätzlich argumentiert oder Fakten vorbringt, wird entweder ausgeblendet oder zum naiven oder unverständigen Idioten degradiert. Ein Mechanismus, den sich vor allem Verschwörungstheoretiker gerne zunutze machen.
Ein solcher Tunnelblick kann allerdings auch bei besonders hoher Fachkenntnis auftreten. Stichwort: Fachidioten. In dem Fall sorgt die Überzeugung der eigenen Expertise dafür, dass neue oder sich veränderte Umstände nicht mehr wahrgenommen werden.
Schließlich kann die Ursache dieses Tunnelblicks auch in einer gestörten Selbstwahrnehmung begründet sein. Manche Menschen neigen beispielsweise dazu, nur das Negative um sie herum zu sehen, sich ausschließlich auf Kritik zu fokussieren und Positives gänzlich auszublenden.
Tunnelblick bei Stress: Darum ist er schädlich
Gefährlich ist der Tunnelblick nicht nur, weil er die Wahrnehmung verengt und so zu Fehlurteilen und falschen Entscheidungen führen kann. Diese Art „Filterblase“ kann ebenso einen sich selbst verstärkenden Effekt haben. Bedeutet: Betroffene steigern sich regelrecht in ihre Sichtweise hinein, sehen sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und übersehen offensichtliche Lösungen zu ihrem Problem.
Hält der negative Stress (Fachbegriff: „Distress“) an, kann das dazu führen, dass manche aggressiv oder gar depressiv reagieren oder in Hilflosigkeit erstarren.
Tunnelblick loswerden: Was tun?
Wie eingangs erwähnt, ist es schwer den Tunnelblick bei sich selbst zu erkennen. Falls Sie aber das Gefühl haben, Ihre Wahrnehmung sei eingeschränkt, gibt es ein paar einfache Tipps und Übungen, wie Sie ganz leicht und binnen fünf Minuten wieder den Überblick zurück gewinnnen:
Reduzieren Sie den Stress
Reduzieren Sie zuerst die Ursachen für den Tunnelblick. Meistens ist das Stress. Machen Sie kurz Pause, atmen Sie durch, verlassen Sie den Schreibtisch, gehen Sie spazieren. Hauptsache raus aus der Schleife und den Kopf frei bekommen. Mit wachsender Entspannung schwindet auch der Tunnelblick.
Wählen Sie eine neue Perspektive
Um binnen weniger Minuten den Tunnelblick loszuwerden, sollten Sie die Perspektive wechseln. Verändern Sie Ihren Blickwinkel: Statt krampfhaft die Lösung zu suchen, fragen Sie sich: Wie geht es nicht? Gerade festgefahrene Denkmuster lassen sich so zu mehr Weitblick aufbrechen.
Wechseln Sie die Umgebung
Schon mit einem einfachen Tapetenwechsel können Sie den Tunnelblick loswerden. Dabei ist es völlig egal, ob Sie kurz in einen anderen Raum, auf die Toilette, in ein Café oder raus in die Natur gehen. Der simple Ortswechsel bringt Sie sofort auf neue Gedanken. Grund: Die Ablenkung durchbricht das Gedankenkarussell.
Treiben Sie Sport
Ähnlich wie ein Spaziergang in der Natur, helfen Sport und Bewegung akuten Stress abzubauen und den Kopf durchzupusten. Die gebundene Energie wird von Problemen weg, hin zu körperlicher Aktivität gelenkt. Effekt: Sie sehen sofort klar und die Problemlösung.
Nutzen Sie die Reizwort-Methode
Die Methode funktioniert denkbar einfach und sofort: Bei akuter Denkblockade denken Sie an ein Wort, das nichts mit dem Problem zu tun hat. Anschließend übertragen Sie die Eigenschaften des Reizwortes auf Ihr Problem oder Produkt. Binnen fünf Minuten kommen Sie so auf völlig neue Ideen und aus dem Gedankentunnel heraus.
Pflegen Sie mehr Psychohygiene
Klingt komplizierter als es ist. Psychohygiene meint, dass Sie bewusst negative Gedanken stoppen und den inneren Kritiker zum Schweigen bringen. Statt sich auf die Sorgen und Probleme zu fixieren, versuchen Sie positiv zu denken. Praktizieren Sie ganz bewusst Dankbarkeit für Ihr Leben.
Optimieren Sie Ihr Selbstmanagement
Wer in Arbeit ertrinkt, sollte delegieren und Neinsagen lernen. Beides führt unmittelbar aus dem Tunnelblick. Anschließend gilt es das Selbstmanagement zu verbessern. Bedeutet zum Beispiel: Zeitfresser identifizieren und abstellen.
Achten Sie auf gesunden Schlaf
Ein übermüdetes Gehirn ist schneller im Stressmodus als ein ausgeruhtes. Studien zeigen: Schlafmangel hat denselben benebelnden Effekt wie mehrere Gläser Rotwein. Wer ausreichend schläft – und sei es nur ein kurzer Powernap – beugt dem Tunnelblick effektiv vor.
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