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BATNA, WATNA, ZOPA: Mehr Gehalt mit Strategie
In der Gehaltsverhandlung ist der Arbeitgeber typischerweise im Vorteil. Vorgesetzte haben mehr Erfahrung in Gehaltsgesprächen, werden speziell geschult und können gut argumentieren. Für eine Gehaltserhöhung müssen Sie umso besser vorbereitet sein.
BATNA, WATNA und ZOPA sind Grundsätze der Verhandlungsstrategie. Mitarbeiter sollten diese kennen und verstehen, um erfolgreich aus der Lohnverhandlung zu gehen. BATNA, WATNA und ZOPA haben dabei mehrere Vorteile:
- Vorbereitung
Für die Vorbereitung auf Ihre Verhandlung sind BATNA, WATNA und ZOPA besonders hilfreich. Sie helfen bei den Antworten auf wichtige Fragen: Welche Gehaltsforderungen sind realistisch? Wie hart kann ich verhandeln? Wie gut stehen meine Chancen auf mehr Gehalt? - Strategie
Durch BATNA, WATNA und ZOPA geben Sie Ihrer Verhandlung eine klare Strategie und einen roten Faden. Sie wissen, wie Sie auf mögliche Einwände des Chefs reagieren und weiter verhandeln können. - Ziel
Mit der Verhandlungsstrategie können Sie ein klares Ziel definieren, dass Sie im Gespräch mit dem Chef erreichen wollen. Dabei geht es nicht um „mehr Geld“, sondern eine feste Summe, die Sie anstreben. Was würden Sie sich wünschen? Mit welchem Betrag wären Sie zufrieden?
Wir stellen Ihnen BATNA, WATNA und ZOPA genauer vor, erklären deren Bedeutungen und geben jeweils Beispiele, wie Sie die Konzepte in der Praxis nutzen können.
BATNA: Die beste Alternative
Bedeutung: Was ist BATNA?
BATNA steht für Best Alternative to a Negotiated Agreement – also die beste Alternative zu einem möglichen Verhandlungsergebnis. Geprägt wurde der Begriff von Roger Fisher und William Ury in „Das Harvard Konzept“. Anders ausgedrückt ist BATNA das, was Sie auch ohne ein Ergebnis aus der Verhandlung erreichen können. Selbst wenn das Gespräch scheitert und vorzeitig beendet wird, können Sie die beste Alternative realisieren. Es ist Ihr Plan B.
Für die Verhandlungsstrategie bedeutet das: Ist das Angebot schlechter als Ihr BATNA, sollten Sie es ablehnen. Schließlich haben Sie schon eine bessere Alternative in der Hinterhand. Sie müssen dann aber auch bereit sein, diese Option umzusetzen.
Vorteile von BATNA
BATNA gibt Ihnen größere Sicherheit und Selbstbewusstsein in der Verhandlung. Sie wissen, was Sie in der Hinterhand haben und können darauf zurückgreifen, wenn die Verhandlung nicht wie geplant verläuft. Gleichzeitig ist Ihr BATNA ein starkes Argument, mit dem Sie punkten und Ihr Verhandlungsziel erreichen können.
BATNA Beispiel
Im Gehaltsgespräch argumentieren Sie Ihren Marktwert und fordern eine Gehaltsanpassung von 10 Prozent. Vom Chef gibt es nur ein „Keine Chance, momentan ist nicht mehr drin…“ Ihr BATNA – die bestmögliche Alternative – kann ein Konkurrenzangebot eines anderen Arbeitgebers sein. Dieser bietet Ihnen die geforderten 10 Prozent mehr. Ihr Plan B: Den aktuellen Job kündigen und das Angebot annehmen. Selbst wenn die Verhandlung scheitert, bekommen Sie so die gewünschten 10 Prozent.
Sie sollten jedoch nicht offen mit Kündigung drohen. Das ist unprofessionell. Betonen Sie stattdessen, dass Sie gerne bleiben wollen – allerdings ein Angebot zu besseren Konditionen haben. Will der Chef Sie und Ihre guten Leistungen halten, muss er von seiner Position abrücken und Ihnen mehr anbieten.
WATNA: Das schlechteste Ergebnis
Bedeutung: Was ist WATNA?
WATNA bedeutet Worst Alternative to a Negotiated Agreement und stellt das Worst Case Szenario für das Ergebnis einer Verhandlung dar. Was droht, wenn es kein Ergebnis gibt? Es ist der Fall, den Sie unbedingt vermeiden wollen. WATNA ist das Gegenteil zum BATNA und ist oft die Annahme, dass Sie am Ende einer Verhandlung gar nichts bekommen.
Für die Verhandlungsstrategie bedeutet das: Wenn Sie auf den Worst Case vorbereitet sind, können Sie versuchen, diesen gezielt zu vermeiden. Sie wissen, womit Sie schlimmstenfalls rechnen müssen und können Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie können auch nach anderen Optionen suchen, mit denen Sie das WATNA abwenden können.
Vorteile von WATNA
Sie müssen Ihr WATNA kennen, um zu verstehen, wann eine Verhandlung abgebrochen werden soll. „Eine Einigung macht für beide Verhandlungspartner nur dann Sinn, wenn sie besser ist als das WATNA jedes Beteiligten“, sagt Gehaltsexperte Conrad Pramböck. Es ist wichtig für die Vorbereitung jeder Verhandlung. Nur so wissen Sie, welchen Verlauf das Gespräch nehmen kann und können sich auf alle Möglichkeiten einstellen.
WATNA Beispiel
Wollen Sie ein höheres Jahresgehalt heraushandeln, ist Ihr WATNA eindeutig: Der Worst Case ist, dass Sie nichts bekommen. Der Chef blockt ab, liefert Killerphrasen in der Gehaltsverhandlung und sagt, dass frühestens in einem Jahr neue Gehaltsstrukturen geplant sind. Nun haben Sie zwei Optionen: Das Ergebnis akzeptieren und sich mit dem WATNA abfinden. Oder Sie sind vorbereitet, um Alternativen zu finden.
Statt der Bezahlung können Sie geldwerte Vorteile bekommen, mehr Urlaub, betriebliche Altersvorsorge oder andere Vergünstigungen. Sie können auch einen Kompromiss vorschlagen: Statt der 10 Prozent eine stufenweise Erhöhung: Die ersten fünf Prozent jetzt, noch einmal fünf Prozent in drei Monaten.
ZOPA: Der Bereich zur Einigung
Bedeutung: Was ist ZOPA?
Das Akronym ZOPA steht für Zone of Possible Agreement. Diese „Zone der möglichen Einigung“ beschreibt den Bereich, in dem beide Seiten sich ein Ergebnis der Verhandlungen vorstellen können. Nur wenn sich die ZOPA der Beteiligten überschneiden, gibt es die Chance auf eine Einigung, mit der beide Seiten zufrieden sind. Liegen die Vorstellungen der Verhandlungspartner zu weit auseinander, kommt es nicht zu einer Zustimmung.
Vorteile von ZOPA
Die Zone of Possible Agreement ist Grundvoraussetzung für einen Verhandlungserfolg. Sie legt den Spielraum fest, in dem sich die Verhandlung letztlich abspielt. Der große Vorteil: Alle wissen, in welchem Rahmen sie sich bewegen und können entsprechend agieren. Das ist jedoch an eine wichtige Voraussetzung geknüpft: Es müssen die Standpunkte der Beteiligten offen gelegt und klar kommuniziert werden. Nur so lässt sich die ZOPA identifizieren.
ZOPA Beispiel
Sie bewerben sich und äußern Gehaltsvorstellungen von 45.000 Euro im Jahr. Der Arbeitgeber hat für die Position ein Budget zwischen 43.000 Euro und 48.000 Euro kalkuliert. Die ZOPA liegt entsprechend zwischen 45.000 Euro und 48.000 Euro. Weniger würden Sie ablehnen – mehr würde das Unternehmen nicht zahlen.
Es ist keine Seltenheit, dass es keine ZOPA gibt. Liegen Ihre Erwartungen etwa bei 53.500 Euro, gibt es keine Überschneidung. Sie wollen mehr, als der Arbeitgeber zahlen will. Zunächst ist keine Einigung möglich. Eine der Seiten muss den Verhandlungsspielraum ausweiten – oder es müssen Alternativen gefunden werden. Das können beispielsweise Bonuszahlungen bei guter Leistung, ein Dienstwagen oder flexible Arbeitszeiten sein. Diese machen die Position attraktiver und vergrößern die ZOPA.
Grenzen und Nachteile von BATNA, WATNA, ZOPA
Durch BATNA, WATNA und ZOPA können Sie besser verhandeln und am Verhandlungstisch oftmals mehr rausholen. Die Verhandlungsstrategien haben jedoch Einschränkungen und Nachteile. Die Konzepte funktionieren in erster Linie bei vergleichsweise einfachen Verhandlungsgegenständen. Geht es um die Bezahlung, können BATNA, WATNA und ZOPA gut bestimmt werden. Ist der Sachverhalt viel komplexer, kann beispielsweise nicht so leicht geklärt werden, wo eine mögliche Einigungszone liegt – schon deshalb, weil zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Problematisch ist zudem, dass BATNA, WATNA und ZOPA nicht in Stein gemeißelt sind. Durch neue Informationen können sich die Rahmenbedingungen einer Verhandlung selbst kurzfristig ändern – selbst während der Verhandlung noch. In diesem Fall müssen Sie sehr schnell reagieren können oder die vorbereiteten Strategien helfen nicht weiter.