Reguläre Gehaltserhöhung: Warum ist sie wichtig?
Generell gilt eine Gehaltsanpassung im Abstand von 1-2 Jahren als normal. Gehören Sie nicht zu den Arbeitnehmern, bei denen diese automatisch durch einen Tarifvertrag oder sonstige Vereinbarung geregelt ist, müssen Sie aktiv werden und eine Gehaltserhöhung einfordern.
Bleibt eine Gehaltserhöhung aus oder wird die Erhöhung abgelehnt, sollten Sie handeln. Eine regelmäßige Gehaltserhöhung ist aus verschiedenen Gründen wichtig:
- Ohne Gehaltserhöhung sinkt, schon inflationsbedingt, der Lebensstandard.
- Durch zunehmende Berufserfahrung steigt die Qualifikation und rechtfertigt eine Gehaltsanpassung.
- Die Gehaltserhöhung ist eine Anerkennung der Leistungen, die die Motivation und Jobzufriedenheit fördert.
- Werden Gehaltsanpassungen über Jahre hinweg verpasst, fällt die nächste Erhöhung geringer aus, da sie in der Regel prozentual auf das aktuelle Gehalt berechnet wird.
Besondere Gehaltserhöhungen
Neben den regulären Gehaltserhöhungen, die man alle 1-2 Jahre neu verhandeln sollte, gibt es auch besondere Umstände oder berufliche Veränderungen, die unabhängig von diesem Rhythmus eine Gehaltserhöhung rechtfertigen. Diese können sein:
- ein interner Arbeitsplatzwechsel mit anspruchsvolleren Tätigkeiten
- eine Ausweitung des bisherigen Tätigkeitsbereiches
- die Übernahme einer Führungsposition
- Weiterentwicklung der Fachkompetenzen
- besondere Erfolge im Unternehmen
Gibt es einen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung?
In der Regel nicht. Arbeitgeber sind nicht verpflichtet, jährliche Gehaltserhöhungen zu gewähren, wenn dies nicht vertraglich vereinbart wurde. In den meisten Unternehmen sind Gehaltserhöhungen in regelmäßigen Abständen jedoch üblich.
Bestehen keine betriebliche Übung oder vertragliche Vereinbarungen zu regelmäßigen Gehaltsanpassungen, müssen Arbeitnehmer die Erhöhung aktiv einfordern und verhandeln.
Wie viel Gehalt kann ich verhandeln?
Der Umfang einer Gehaltserhöhung hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem von Ihrer Leistung, Ihrer Position im Unternehmen, der Branche und der allgemeinen Wirtschaftslage. Es gibt keine festgelegte Regel, wie viel Sie fordern können, aber es gibt ein paar allgemeine Richtlinien, die Sie beachten können:
- Leistung und Erfolge
Die Höhe der Gehaltserhöhung hängt stark von Ihren Leistungen und Erfolgen ab. Je präziser Sie diese Erfolge beziffern können (Umsatz, Kosteneinsparungen, Kundenzufriedenheit), desto größer kann die Erhöhung ausfallen. - Fachliche Qualifikationen
Relevante Zusatzqualifikationen steigern Ihren Marktwert und die Einsatzfähigkeit – auch das kann das Gehalt deutlich steigern. - Zeit im Unternehmen
Manche Unternehmen belohnen Loyalität durch eine moderate Gehaltserhöhung. - Branchenüblicher Lohn
Das „Wie viel“ wird ebenfalls durch den branchenüblichen Lohn bestimmt. Ermitteln Sie daher unbedingt das Durchschnittsgehalt in Ihrer Branche. - Unternehmenssituation
Die wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers spielt ebenfalls eine Rolle. Ist das Unternehmen erfolgreich und die Wirtschaftslage stabil, können Sie nach einer Gehaltserhöhung fragen.
Eine allgemeine Regel gibt es aber trotzdem nicht. Üblich sind Erhöhungen von 3 bis 10 Prozent. Größere Gehaltssprünge von bis zu 20 Prozent machen Sie in der Regel nur bei einem externen Jobwechsel oder wenn Sie abgeworben werden.
Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung?
Einige Zeitpunkte sind besonders geeignet, um das Thema Gehalt zu besprechen und eine Gehaltserhöhung zu verhandeln:
Das Mitarbeitergespräch
In vielen Unternehmen werden mindestens einmal jährlich Feedbackgespräche mit den Mitarbeitern geführt. Dabei werden die Leistungen bewertet und neue Ziele vereinbart. Das ist zugleich ein guter Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung. Insbesondere, wenn Sie ein positives Feedback erhalten und der Meinung sind, mehr Geld zu verdienen.
Das Ende der Probezeit
Haben Sie die Probezeit bestanden, ist der Zeitpunkt günstig, nochmals die Höhe des Gehalts anzusprechen. Dies gilt erst recht, wenn das ursprüngliche Gehalt unter den eigenen Erwartungen lag. Durch eine erfolgreich abgeschlossene Probezeit haben Sie gezeigt, dass Sie die Erwartungen des Unternehmens erfüllen.
Das Ende der Befristung
Läuft ein befristeter Arbeitsvertrag aus, und der Arbeitgeber möchte weiterhin mit Ihnen zusammenarbeiten, ist dies ein guter Zeitpunkt, um auch das Gehalt neu zu verhandeln.
Eine Beförderung
Durch eine Beförderung wachsen die Aufgabenbereiche, Herausforderungen sowie die Verantwortung. Und natürlich sagt die Beförderung indirekt, dass Ihre Leistungen so gut sind, dass Sie zu Höherem berufen werden. Das indirekte Kompliment rechtfertigt in jedem Fall eine Gehaltserhöhung.
Ein erfolgreicher Projektabschluss
Wenn Sie ein bedeutendes Projekt erfolgreich abgeschlossen und dadurch einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet haben, ist dies ein perfekter Zeitpunkt für eine Gehaltssteigerung. Ihre Erfolge dienen als starke Argumente für mehr Geld.
Warum lehnen Unternehmen eine Gehaltserhöhung ab?
Alles passt – trotzdem erhalten Sie keine Gehaltserhöhung. Woran kann das liegen? Hierbei spielen eigene Fehler meist eine ausschlaggebende Rolle. Es kann aber auch Gründe in der Bewertung Ihrer Leistungen geben. Sehen wir uns das genauer an:
Falsche Vorgehensweise
Bei einer Gehaltsverhandlung kommt es auf das richtige Timing, einen realistischen Preis und die richtigen Argumente an. Wählen Sie also einen guten Zeitpunkt und informieren Sie sich im Vorfeld eingehend über Gehaltstabellen und Ihren Marktwert in der Branche und Position. So können Sie schnell herausfinden, ob Sie verdienen, was Sie verdienen und welches Potenzial es für eine Gehaltsverhandlung gibt.
Wichtig ist die richtige Argumentation. Bei einer Gehaltsverhandlung zählen ausschließlich die Leistungen als Arbeitnehmer. Private Faktoren, wie Familiengründung oder die Pflege von Angehörigen, sind keine stichhaltigen Argumente. Umso mehr müssen Ihre Argumente belegen, wie Ihre Leistungen zum Unternehmenserfolg beigetragen haben. Zur Vorbereitung ist es sinnvoll, diese Leistungen schriftlich festzuhalten – zum Beispiel in einer sogenannten Leistungsmappe.
Andere Bewertung
Ist der Chef der Meinung, dass Ihre Leistungen keine Gehaltserhöhung rechtfertigen, müssen Sie nachhaken und selbstkritisch reflektieren: Wie erfolgreich war ich wirklich? Habe ich im Verhältnis zu Kollegen Überdurchschnittliches geleistet? Hat meine Arbeit tatsächlich zum Unternehmenserfolg beigetragen?
Trifft alles zu, sollten Sie nicht klein beigeben. Bedenken Sie: Verhandlungen beginnen IMMER mit einem Nein – sonst müsste man nicht verhandeln. In dem Fall können Sie um Bedenkzeit bitten und neu nachrechnen bzw. Ihre Argumente erneut präzisieren und schärfen. Nicht immer nehmen Vorgesetzte die besonderen Leistungen ihrer Mitarbeiter wahr. Solange der Chef nicht weiß, was Sie wirklich leisten, wird er sich nicht überzeugen lassen. Deshalb ist es sinnvoll, für die Zukunft regelmäßige Updates zu vereinbaren, in denen Sie Ihren Vorgesetzten über Ihre aktuelle Arbeit, Projekte und Erfolge informieren.
Unternehmensbezogene Gründe
Wird eine Gehaltserhöhung abgelehnt, muss das nicht mal an Ihnen persönlich liegen. Befindet sich das Unternehmen zum Beispiel in wirtschaftlicher Schieflage oder in einem größeren Umstrukturierungsprozess, verhängt die Unternehmensleitung oft einen Gehaltsstopp. Dann helfen auch beste Leistungen und Erfolge nicht.
Zeigen Sie in dem Fall Verständnis und die Bereitschaft, das Unternehmen in schwierigen Zeiten durch Solidarität zu unterstützen. Fragen Sie aber unbedingt nach, wann und unter welchen Bedingungen Sie die Verhandlung wieder aufnehmen können. Vereinbaren Sie unbedingt einen fixen Termin!
Keine Gehaltserhöhung: Gibt es Alternativen?
Wird die Gehaltserhöhung aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt, können Sie zumindest nach alternativen Leistungen fragen. Unternehmen in schwieriger Lage haben trotzdem noch einige Möglichkeiten, ihren Mitarbeitern mit besonderen Benefits oder besseren Sozialleistungen entgegenzukommen. Verhandeln können Sie zum Beispiel
- Zusätzliche Urlaubstage
- Homeoffice und flexiblere Arbeitszeiten
- Weiterbildungsangebote
- Fahrtkostenzuschüsse
- Essenszuschüsse
- Zuschüsse zur Kinderbetreuung
- Gesundheitsfördernde Maßnahmen
- Jobtickets
Je nach persönlicher Lebenssituation können diese Zusatzleistungen mehr oder weniger attraktiv sein. Sprechen Sie die Themen aber unbedingt an und gehen Sie möglichst nie mit leeren Taschen aus dem Termin.
Wann ist es Zeit für einen Jobwechsel?
Gibt es partout keine Gehaltserhöhung, kann ein Jobwechsel eine letzte Alternative sein. Den sollten Sie aber nie allein von einer ausgefallenen Gehaltserhöhung abhängig machen. Es geht zunächst darum, die eigene Zufriedenheit im aktuellen Job zu bewerten und die Zukunftsperspektiven im Unternehmen richtig einzuschätzen. Dabei sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
- Wie zufrieden sind Sie generell mit Ihren Aufgaben, Ihrer Karriere und dem Unternehmen?
- Wie gut sind die Chancen, zumindest mittelfristig dort ein faires Gehalt zu bekommen?
- Wie schätzen sie Ihre Entwicklungs- und Karrierechancen ein?
Ist die Jobzufriedenheit auf dem Nullpunkt und keine Änderung innerhalb des nächsten Jahres in Sicht, könnte es Zeit für einen Jobwechsel sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie im Job mehr Verantwortung übernommen haben und trotzdem keine Gehaltserhöhung bekommen haben. Hier können Sie bei einem Jobwechsel oft größere Gehaltssprünge machen und Ihrer Karriere einen kräftigen Schub geben…
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