Definition: Was ist Zeitarbeit?
Zeitarbeit (synonym: Leiharbeit) bedeutet, dass Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber (Zeitarbeitsfirma, Verleiher) schließen, der diese anschließend an andere Unternehmen (Kunde, Entleiher) – befristet auf Zeit und gegen Geld – verleiht.
Im Fachjargon wird auch von „Arbeitnehmerüberlassung“ gesprochen. Die Arbeitnehmer sind in der Regel bei der Zeitarbeitsfirma unbefristet angestellt – mit allen Rechten und Pflichten in einem Normalarbeitsverhältnis (Urlaub, Entgeltfortzahlung bei Krankheit, usw.).
Warum heißt es Zeitarbeit?
Das Wort „Zeitarbeit“ hat seinen Ursprung in der Definition von „Arbeiten auf Zeit“ – bei der Arbeitnehmerüberlassung werden die Leiharbeiter „für eine bestimmte Zeit“ einer anderen Firma überlassen, um dort zu arbeiten. Angestellt sind sie aber weiterhin bei der Zeitarbeitsfirma. Der typische Leiharbeiter ist übrigens meist männlich (71 Prozent).
Wie funktioniert Zeitarbeit?
Als Zeitarbeiter schließen Sie zunächst einen regulären Arbeitsvertrag bzw. Zeitarbeitsvertrag bei dem Zeitarbeitsunternehmen. Dort sind Sie ganz normal angestellt, die Zeitarbeitsfirma zahlt Ihnen ein reguläres Gehalt, Urlaub sowie Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle.
Eingesetzt und arbeiten werden Zeitarbeiter jedoch bei anderen Unternehmen – den sogenannten Entleihern. Diese zahlen hierfür einen vereinbarten Preis an die Zeitarbeitsfirma. So entsteht eine Dreiecksbeziehung zwischen Arbeitnehmer, Zeitarbeitsfirma und Auftraggeber.
Warum überhaupt Zeitarbeit?
Das Besondere an diesem Arbeitsverhältnis: Die Zeitarbeiter sind zwar in die Arbeitsstrukturen des Entleihers eingebunden und unterliegen dessen Weisungen, wie die Arbeit auszuführen ist. Gleichzeitig besteht kein Rechtsverhältnis zwischen den beiden Parteien, sondern nur zwischen dem Zeitarbeitnehmer und der Zeitarbeitsfirma.
Sinn und Zweck der Zeitarbeit ist, vorübergehende Spitzen in der Produktion oder saisonale Schwankungen abzufedern. Damit wird vermieden, einen Arbeitnehmer dauerhaft einzustellen und ihn gegebenenfalls weiterbeschäftigen zu müssen, obwohl das Arbeitsaufkommen keine Festanstellung zulässt.
Welche Rechte haben Zeitarbeiter?
Lange Zeit waren Arbeitnehmer, die als Leiharbeiter in Unternehmen arbeiteten, schlechter gestellt als die festangestellten Mitarbeiter. Gerade im Niedriglohnsektor wurden Zeitarbeiter oft ausgenutzt. Dank einer Überarbeitung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) und der Tarifverträge haben Zeitarbeiter einige Rechte hinzugewonnen:
- Mindestlohn
Für Zeitarbeit erhalten Arbeitnehmer mindestens den gesetzlichen Mindestlohn. - Bezahlung
Nach 9 Monaten im Entleiher-Betrieb gilt der sogenannte Equal Pay. Bedeutet: Zeitarbeiter müssen nach dieser Zeit genauso viel Lohn bekommen, wie ein festangestellter Mitarbeiter. - Streik
Zeitarbeiter dürfen nicht als Streikbrecher eingesetzt werden, wenn andere Teile der Belegschaft streiken. Dadurch soll verhindert werden, dass Unternehmen Streiks durch Zeitarbeit aussitzen. - Konkretisierung
Für die Zeitarbeit gilt ein Vertrag zwischen Verleiher und Entleiher. In diesem müssen konkret die Aufgaben und Tätigkeit sowie der Zeitarbeiter namentlich bezeichnet werden. - Kettenüberlassung
Zeitarbeiter dürfen vom Entleiher nicht an andere Unternehmen weiterverliehen werden. Dies soll die Gefahr von Subunternehmern mindern. - Höchstüberlassungsdauer
Ein Mitarbeiter darf per Zeitarbeit nur maximal für 18 Monate an ein Unternehmen entliehen werden, sofern die Tätigkeit nicht für mehr als 3 Monate unterbrochen wurde. Will das Unternehmen den Arbeitnehmer länger beschäftigen, muss es ist fest anstellen.
Was sind die Vor- und Nachteile von Zeitarbeit?
Zeitarbeit hat zwar einen oft noch einen schlechten Ruf, kann aber genauso positiv wirken. So kann Leiharbeit ein Sprungbrett in eine dauerhafte Beschäftigung sein – insbesondere für zuvor Langzeitarbeitslose. Die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:
Zeitarbeit Vorteile
-
Berufseinstieg
Arbeitnehmer, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen oder keine erforderliche Berufserfahrung besitzen, können über Zeitarbeit einen Einstieg in die Arbeitswelt finden Die Bewerbung ist bei einer Zeitarbeitsfirma meist schneller und einfacher als im Arbeitsmarkt.
-
Übernahme
Wer erst einmal im Betrieb gearbeitet hat und die Abläufe kennt, hat einen Vorteil gegenüber externen Bewerbern. Oft kommt es bei der Zeitarbeit zum sogenannten Klebeeffekt: Der entleihende Betrieb stellt die Zeitarbeiter selber ein – sie bleiben im Job „kleben“.
-
Netzwerk
Bei der Zeitarbeit bekommen Arbeitnehmer Einblicke in zahlreiche Unternehmen. Dabei sammeln Sie nicht nur vielseitige praktische Erfahrungen, sondern bauen sich ein berufliches Netzwerk auf, von dem sie ein Berufsleben lang profitieren können.
-
Lohnfortzahlung
Als Zeitarbeiter haben Sie ein regelmäßiges Einkommen, einen gesetzlichen Urlaubsanspruch und bekommen Ihr Gehalt auch im Krankheitsfall weiter. Auch dann, wenn die Zeitarbeitsfirma gerade keine Aufträge hat.
Zeitarbeit Nachteile
-
Tätigkeiten
Da Zeitarbeiter oft nur für kurze Dauer im Entleiher-Betrieb arbeiten, fällt eine Einarbeitung häufig weg. Effekt: Viele Leiharbeiter arbeiten hauptsächlich als Hilfsarbeiter – teils unter ihrem Fachniveau.
-
Lohn
Die Bezahlung in Zeitarbeit ist zwar an tarifvertragliche Vereinbarungen gebunden. In den meisten Fällen liegt der Lohn aber unter dem Durchschnittsgehalt in der Branche, weil der „Equal Pay“ erst nach 9 Monaten greift.
-
Team
Wer über Zeitarbeit in ein Unternehmen kommt (und bald wieder weg ist), hat nie ein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl. Auch das vorhandene Team kann die Leiharbeiter schlecht behandeln. Nicht weniger berichten von Ausgrenzung oder gar Mobbing.
-
Einsatzort
Zeitarbeit wird zwar regional in der Nähe betrieben. Der Radius kann aber trotzdem groß sein. Manche Zeitarbeitsfirmen sammeln ihre Arbeitnehmer morgens an einem Sammelpunkt mit dem Kleinbus ein und fahren diese dann in die umliegenden Städte und Gemeinden. Die wenigsten Zeitarbeiter arbeiten direkt am Wohnort und in der Nähe.
Zeitarbeit Kritik: Chance oder Fluch?
Mitarbeiter in Zeitarbeit gelten oft als Arbeitnehmer zweiter Klasse. Zeitarbeit ist nicht dasselbe wie ein befristetes Arbeitsverhältnis oder ein Minijob, weil die Zeitarbeiter nicht zu dem Betrieb gehören, in dem sie arbeiten.
Die meisten Leiharbeiter werden in der Industrie oder in Handwerksbetrieben eingesetzt. Zeitarbeit ist aber ebenso in der Pflege verbreitet sowie in Bürotätigkeiten und personalintensiven Jobs – zum Beispiel bei einer Inventur oder hohen Kundennachfragen, etwa im Weihnachtsgeschäft und bei Logistikunternehmen und Kurierdiensten. Dabei arbeiten viele hart, werden aber oft nicht angemessen bezahlt. Auch haben sie keine Lobby durch den Betriebsrat – der ist für externe Mitarbeiter nicht zuständig.
Für wen lohnt sich Zeitarbeit?
Zeitarbeit ist ein Fluch, wenn Sie darin feststecken. Es kann aber ebenso eine Chance und ein Sprungbrett in eine reguläre Festanstellung sein. Zeitarbeit lohnt sich vor allem für diese Personengruppen:
- Arbeitslose, Langzeitarbeitslose
- Geringqualifizierte wie Schulabbrecher
- Berufseinsteiger ohne Berufserfahrung
- Berufsrückkehrer (nach Elternzeit oder Krankheit)
- Migranten ohne Ausbildung oder anerkannte Abschlüsse
Wer sich dann bei der Einsatzfirma (Entleiher) bewährt, kann in eine Festanstellung gelangen. Laut Studien betrifft der sogenannte Klebeeffekt rund 30 Prozent der Leiharbeiter.
Zeitarbeit Jobs
Nutzen Sie zur Jobsuche gerne unsere Jobbörse (auch für andere Jobs in der Nähe). Wir unterstützen Sie zudem mit zahlreichen Bewerbungstipps, Büchern und Online-Kursen…
Den Traumjob in über 100.000 aktuellen Stellenangeboten finden – ganz einfach:
Zeitarbeitsfirmen Liste
In Deutschland gibt es rund 50.000 Zeitarbeitsfirmen. Nachfolgend finden Sie eine Liste der 20 führenden Zeitarbeitsunternehmen und -anbieter in Deutschland:
Firma | Beschäftigte | Link |
1. Randstad | 46.300 | Link |
2. Adecco | 28.742 | Link |
3. Manpower Group | 11.439 | Link |
4. Persona Service | 16.688 | Link |
5. I.K. Hoffmann | 12.378 | Link |
6. Dekra Arbeit | 11.493 | Link |
7. Hays | 4.272 | Link |
8. Orizon | 6.557 | Link |
9. TP Group Service | 7.661 | Link |
10. Piening | 6.400 | Link |
11. USG People | 6.900 | Link |
12. Robert Half | 3.651 | Link |
13. Amadeus Fire | 2.499 | Link |
14. ZAG | 8.476 | Link |
15. Tempton | 5.639 | Link |
16. Runtime | 4.700 | Link |
17. Office People | 5.790 | Link |
18. PEAG Personal | 2.750 | Link |
19. Actief Personal | 5.000 | Link |
20. Partner Holding | 4.150 | Link |
Zeitarbeit Beispiel: Wie seriöse Anbieter finden?
Wer sich für den Einstieg in die Zeitarbeit in der Nähe interessiert, hat eine große Auswahl. Zu den namhaften Zeitarbeitsfirmen gehören Randstad, Adecco, Manpower oder Hays. Die Bewerbung läuft bei fast allen Anbietern über Online-Formulare auf der Homepage. Gefragt sind derzeit Fachkräfte in technischen und kaufmännischen Berufen sowie in der Pflege.
Achten Sie darauf, dass die Leiharbeitsfirma eine unbefristete Erlaubnis zur gewerblichen Arbeitnehmerüberlassung verfügt sowie über mehrjährige Erfahrung in der Zeitarbeit. Bescheinigungen wie ein ISO-Zertifikat geben Ihnen einen Hinweis, dass auf Qualitätsstandards geachtet wird. Darüber hinaus hilft Ihnen unsere Checkliste, häufige Fallstricke zu umgehen…
Checkliste: Das sollten Sie bei der Zeitarbeit beachten
Die nachfolgenden Punkte können Sie zur besseren Übersicht direkt im Browser abhaken, falls sie zutreffen:
- Reputation
Informieren Sie sich über die Erfahrungen mit der Zeitarbeitsfirma im Internet. Welchen Ruf genießt sie in der Branche? - Laufzeit
Achten Sie auf die Laufzeit des Arbeitsvertrages! Teils kann die Einstellung nur projektbezogen und für einen bestimmten Auftrag oder Kunden erfolgen. In dem Fall endet der Job schnell wieder. - Gehalt
Das Gehalt setzt sich bei Zeitarbeitsverträgen aus dem Grundgehalt, Zuschlägen und oft Pauschale für Fahrtkosten zusammen. Warten Sie auf einen nächsten Einsatz, fällt diese Pauschale meist weg. - Aufgaben
Bestehen Sie darauf, dass die Einsatzbereiche und Tätigkeiten im Arbeitsvertrag exakt festgeschrieben werden. So schützen Sie sich vor miesen Jobs. - Einsatzgebiet
Fixieren Sie im Arbeitsvertrag den maximalen Radius, in dem Ihre Einsatzorte liegen dürfen.
Bei einer möglichen Übernahme durch den Entleiher müssen Sie sich unbedingt im Vorfeld mit Ihrem Zeitarbeitsunternehmen in Verbindung setzen, bevor Sie Zusagen machen. Oft gibt es Klauseln im Vertrag, die das erschweren.
Was andere dazu gelesen haben