Werbung
Werbung

Kaminkarriere: Gibt es die vertikale Karriere noch?

Von der Uni bis in den Chefsessel – so stellen sich viele eine Kaminkarriere und eine steile berufliche Laufbahn vor. Arbeitsmarktforscher halten das nicht mehr für zeitgemäß und erklären Karrieristen zum Auslaufmodell. Moderne Karrieren gleichen heute eher einem Mosaik aus Fachlaufbahn, Selbstständigkeit und Quereinstiegen. Das verlangt von Arbeitnehmern zugleich mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Was Sie bei Ihrer Karriereplanung beachten sollten…



Kaminkarriere: Gibt es die vertikale Karriere noch?

Anzeige

Definition: Was ist eine Kaminkarriere?

Die Kaminkarriere (auch: vertikale Karriere) beschreibt einen geradlinigen Aufstieg auf der Karriereleiter und in der Unternehmenshierarchie – vom Berufseinsteiger bis zum Topmanager. Dabei wird die Kaminkarriere häufig von unterschiedlichen Positionen, regelmäßigen Beförderungen und Gehaltserhöhungen sowie von einem sozialen Aufstieg begleitet.

Beispielhaft für eine solche Kaminkarriere gilt die Laufbahn des Bankmanagers und ehemaligen Vorstandssprechers der Deutschen Bank, Hilmar Kopper. Er begann 1954, im Alter von 19 Jahren, seine Ausbildung bei der Deutschen Bank (damals: Rheinisch-Westfälische Bank) und blieb dort während seiner gesamten Berufstätigkeit bis er schließlich CEO der Bank wurde.

Was bedeutet Karriere?

Der Begriff Karriere leitet sich vom Lateinischen „carrus“ = Wagen ab und steht ursprünglich für die „Laufbahn“, in der Wagenrennen stattfanden. Heute beschreibt er die berufliche Laufbahn oder Profession von Menschen. Daran fällt allerdings schon auf: Eine Karriere beschreibt lediglich, dass es vorangeht – sie gibt aber nicht die Richtung vor: rein, rauf, runter, raus – all das können ebenfalls erfolgreiche Laufbahnen sein.


Anzeige

Ist die Kaminkarriere überhaupt noch zeitgemäß?

Mit Menschen, die eine Kaminkarriere machen, wurden früher vor allem Eigenschaften wie Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Ausdauer verbunden – allesamt wichtige Erfolgseigenschaften, die auch heute noch zahlreiche Karrieren beflügeln.

Geändert haben sich allerdings die Entwicklungsrichtungen und -Möglichkeiten von Arbeitnehmern. Die Menschen arbeiten sich heute nicht mehr nur in einem Unternehmen nach oben, ebenso wenig strebt die Mehrheit eine Führungslaufbahn an. Gerade die Generation Z legt heute mehr Wert auf eine sinnvolle Tätigkeit und eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

Fachkarriere statt Führungskarriere

So hat sich neben der vertikalen Karriere längst die horizontale Karriere oder Fachkarriere etabliert. Bedeutet: Arbeitnehmer wollen sich vor allem fachlich weiterbilden und in ihrem Bereich tiefe Expertise und eine hohe Spezialisierung erreichen (siehe: T-Shaped-Profil).

Kompetenzentwicklung T Shaped Skills Profil Modell

Gleichzeitig wird der Arbeitsmarkt seit Jahren durchlässiger für Menschen mit abwechslungsreichen Fachlaufbahn, mit Brüchen im Lebenslauf oder Quereinsteiger mit häufigen Jobwechseln. Viele Arbeitsmarktforscher und Soziologen halten die Kaminkarriere daher für ein Auslaufmodell und nicht mehr zeitgemäß.

Anzeige

Auslaufmodell Kaminkarriere: Was sind die Ursachen?

Ursächlich für die Entwicklung weg von einer Kaminkarriere sind vor allem zwei Entwicklungen:

1. Mehr Spezialisten

Mit zunehmender Arbeitsteilung und Digitalisierung werden von Unternehmen zunehmend Spezialisten gesucht und eingestellt. Hohe Fachkompetenz ist zugleich das, was am besten bezahlt wird. Alleskönner und Generalisten stehen eher im Verdacht, zwar viel aber Vieles nicht gut genug zu beherrschen (siehe auch: Fachkräftemangel).

2. Flache Hierarchien

Lange Entscheidungswege und Kompetenzgerangel verzögern Entscheidungen. Ein massiver Wettbewerbsnachteil – erst recht in schnelllebigen und globalen Märkten. Viele Unternehmen setzen daher auf flache Hierarchien und bauen zahlreiche Führungspositionen ab. Entsprechend gibt weniger Jobs, die für eine Kaminkarriere überhaupt infrage kommen.

Hinzu kommt, dass die Grenzen zwischen manchen Berufen und Jobprofilen verschwimmen. Oft werden heute andere Kernkompetenzen nachgefragt als vor Jahren. Vor allem Soft Skills – soziale und interkulturelle Kompetenzen stehen bei zahlreichen Arbeitgebern hoch im Kurs.

Anzeige

Was muss ich für meine Karriere beachten?

Einerseits entstehen für Arbeitnehmer gerade enorme Chancen: Der temporäre Abschied vom Aufstieg (siehe: Downshifting) ist heute ebenso möglich, wie das Umsatteln auf ganz andere Positionen oder der Wechsel zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis.

Zugleich verlangen die dynamische Lebensläufe, Patchwork-Laufbahnen und bunten Jobportfolios den Betroffenen einiges an Flexibilität ab. Die Verantwortung für die eigene Karriere liegt jetzt weniger in der Hand der Personalentwicklung von Unternehmen, sondern in der eigenen.

Talent allein reicht nicht. Wer sich später nicht im Hamsterrad wiederfinden will, muss sich permanent um die eigene Entwicklung kümmern – was im Übrigen auch den Coaching-Markt enorm befeuert hat. Was also müssen Sie heute bei der Karriere persönlichen Laufbahn-Planung beachten?

1. Ziel definieren

Ziele geben uns Orientierung und machen Erfolg überhaupt erst messbar. Ohne ein klares Ziel vor Augen (Wo will ich in 5, 10, 20 Jahren stehen?) können Sie keinen Kurs für Ihre bestimmen. Der erste Schritt beginnt daher stets mit Selbstreflexion und wichtigen Orientierungsfragen:

Jobwechsel Fragen Jobswitch Berufliche Neuorientierung

2. Schritte planen

Sobald Sie klare, berufliche Ziele für sich gefunden und formuliert haben, planen Sie die nächsten Schritte: Wie komme ich dorthin? Machen Sie sich gleichzeitig bewusst: Den EINEN Weg zum Erfolg gibt es nicht. Oft ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht die Gerade, sondern die „Krumme“. Entscheidend ist, dass Sie einen Plan haben – aber auch flexibel genug bleiben, auf vermeintlichen Umwegen und Abkürzungen trotzdem den roten Faden zu behalten.

3. Kontakte knüpfen

Sie kennen das Sprichwort: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.“ Und es stimmt: Die Welt funktioniert nur vernetzt. Bauen Sie daher frühzeitig Kontakte zu Menschen und ein Netzwerk auf, das Sie Ihrem Ziel näherbringt. Dabei gilt der Grundsatz: Qualität vor Quantität. Und ganz wichtig: Knüpfen und pflegen Sie die Kontakte lange bevor Sie diese brauchen. Nur so profitieren Sie davon, WENN Sie diese brauchen!!

4. Offen bleiben

Egal, wie sich Ihre Karriere entwickelt, wie der Karriereverlauf gerade aussieht: Behalten Sie sich die Offenheit auch mal abseits der üblichen Karrierepfade mögliche Alternativen zu erkunden. Arbeitsmärkte verändern sich heute so schnell, dass diese Anpassungsfähigkeit zur entscheidenden Erfolgseigenschaft wird. Und kaum etwas ärgert mehr, als wenn Sie an der Spitze der Karriereleiter feststellen, dass Sie diese an der falschen Wand angelegt haben…

Natürlich sind Kaminkarrieren auch weiterhin möglich – und auch erstrebenswert, wenn das Ihr Ding ist. Entscheidend ist allein, dass Sie diese Schritte bewusst planen und dabei ein persönliches Ziel verfolgen.


Was andere dazu gelesen haben