Karrieremythen: Die Suche nach Patentrezepten
Wir alle suchen gerne nach einem Patentrezept für den beruflichen Erfolg. Doch schon der Ansatz ist falsch: Karriere und Erfolg lassen sich allein an den persönlichen Zielen messen – und die sind immer individuell.
Klassische Erfolgsregeln und bewährte Erfolgsformeln können Anregungen und Inspiration bieten. Allgemeine Regeln, die für jeden und jede gelten, sind sie aber nie.
Und genau das ist der Kern zahlreicher Karrieremythen: Die Ratschläge darin sind zu allgemein, zu pauschal – und dadurch tendenziell falsch oder gar kompletter Blödsinn. Die folgenden Mythen sollten Sie daher nicht glauben…
11 gefährliche Karrieremythen: Darauf nicht hören!
Hinterfragen Sie die folgenden Karrieremythen und Halbwahrheiten kritisch. Sie klingen oft nur auf den ersten Blick plausibel…
1. Kontakte helfen bei der Karriere
Das hört und liest man immer wieder. Stimmt im Kern auch: Beziehungen bzw.Vitamin B schaden nicht – Kontakte sind aber auch kein Wundermittel. So allgemein formuliert zählt die Aussage zu den Karrieremythen. Entscheidend ist vielmehr die „Qualität“ der Kontakte, nicht die Quantität – und wie man sie pflegt und nutzt.
2. Ohne ausgefahrene Ellenbogen läuft nichts
Zu den Karrieremythen gehört auch die Vorstellung von Karrieristen, der wahlweise nach oben buckelt und nach unten tritt. Nur mit ausgefahrenen Ellenbogen hat man Erfolg? Quatsch! Zwar ist Durchsetzungsvermögen ein wichtiger Soft Skill im Berufsleben. Karriere gelingt aber nie im Alleingang. Wer andere ständig verprellt, ist irgendwann isoliert.
3. Karriere bedeutet Erfolg im Beruf
Viele Menschen definieren sich über ihren Beruf und den Erfolg auf der Arbeit. „Karriere“ bedeutet aber in erster Linie „Fortschritt“ und in welchem Bereich – ob persönlich oder beruflich – definieren Sie selbst. Sie können ebenso als Vater oder Mutter Karriere machen, in Ihrem Hobby oder Ihre eigene Entwicklung als Lebenskarriere definieren.
4. Disziplin sichert die Karriere
Disziplin hat zwei Seiten: Einerseits sorgt Sie dafür, dass wir dranbleiben und durchhalten – auch wenn es mal keinen Spaß macht. Im Extrem aber führt sie zu einem gefährlichen Tunnelblick, Verbissenheit und Perfektionismus. Disziplin ist wichtig – aber bitte in Maßen!
5. Erfolgreiche Karrieren verlaufen gradlinig
Das ist einer der größten Karrieremythen. Dahinter steckt der sogenannte Straight-Line-Instinct – die Annahme, so wie bisher müsse es immer weitergehen. Tut es aber nicht. Die Wahrheit ist: Die meisten Karrieren verlaufen im Zickzack – mit Höhen und Tiefen. Mehr noch: Gerade wer Niederlagen bewältigt, wächst über sich hinaus.
6. Erfolg bemisst sich am Geld
Noch so ein Karrieremythos: Wenn Sie Erfolg nach Ihrem Bankkonto bemessen, stimmt es vielleicht. Aber längst nicht jeder Erfolg spiegelt sich in Geld oder Gehalt. Eine erfolgreiche Fortbildung; Menschen, die Sie als Mentor erfolgreich fördern – auch das sind großartige Verdienste.
7. Ab 50 gehört man zum alten Eisen
Keine Frage: Es gibt sie – die Altersdiskriminierung im Beruf. Aber Alter beginnt im eigenen Kopf. Erst wenn Sie selbst daraus einen Makel machen, ist es einer. Fokussieren Sie lieber auf Ihre Stärken, Ihr langjähriges Know-how, die Erfahrungen und sogenannte kristalline Intelligenz! Mit 50 haben Sie locker noch 17 Jahre Berufsleben vor sich: In der Zeit sind sogar noch zwei Karrieren möglich!
8. Wer sich anpasst, kommt schneller voran
Jein. Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sind heute zentrale Schlüsselkompetenzen, weil sich Welt und Wirtschaft stetig verändern. Zu viel davon aber führt zu Angepasstheit – und die ist ein Karrierekiller, weil Sie dabei an Profil verlieren und zum Mitläufer werden.
9. Wer mehr als 40 Stunden arbeitet, wird erfolgreich
Führungskräfte arbeiten nicht selten 50-60 Stunden pro Woche. Doch der Umkehrschluss ist falsch: Bloß, weil man permanent arbeitet, kommt man nicht in eine Führungsposition. Nicht die Stunden und die Anwesenheit im Büro zählen, sondern die Produktivität – und die sinkt laut Studien sogar nach 50 Stunden. Wesentlich erfolgreicher macht kluges Selbstmanagement und moderne Methoden wie Batching oder Timeboxing.
10. Hilfsbereitschaft zahlt sich aus
Nicht ganz falsch, aber auch nicht immer richtig und daher ein Karrieremythos. Natürlich ist es sinnvoll, andere zu unterstützen. Hilfsbereitschaft ist eine Tugend und teils Pflicht. Aber auch hier macht die Dosis das Gift: Wer dabei eigene Bedürfnisse vernachlässigt und zu allem „Ja“ sagt, wird irgendwann nur noch ausgenutzt und kommt selbst nicht mehr voran. Und das zahlt sich bestimmt nicht aus.
11. Harte Arbeit führt zum Erfolg
Dass niemandem die Karriere in den Schoss fällt, ist wahr. Erfolg wird in erster Linie „gemacht“ – allerdings nicht durch harte, sondern smarte Arbeit. Orientieren Sie sich am Pareto-Prinzip: Danach erreichen Sie oft schon mit nur 20 Prozent Einsatz 80 Prozent des angepeilten Ergebnisses. Auf die wichtigen 20 Prozent sollten Sie sich zuerst konzentrieren.
Karriereirrtümer entzaubert – Interview
Als Bonus können Sie sich hier noch ein ausführliches Interview mit einem Headhunter über klassische Karriereirrtümer herunterladen und durchlesen:
Karrieremythen Interview (PDF)
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